Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Auf der Umlaufbahn der Unendlichkeit

Frage: Wenn ich während des Lesens des Buches Sohar die Absicht habe, das Licht, das zur Quelle zurückführt, anzuziehen, spüre ich verschiedene innere Reaktionen. Ist das etwas Reales oder ist das noch meine Einbildung aus dieser Welt?

Meine Antwort: Noch nehmen wir psychologische und keine spirituellen Zustände wahr, die durch die Veränderung von Verlangen ausgelöst werden. Wir verfügen noch nicht über die Kraft des Schirms, um an unseren Verlangen arbeiten zu können, indem sie zu gebenden umgewandelt werden, also um Handlungen des Gebens vollziehen zu können.

Wir beschäftigen uns mit der Kabbala in der äußersten uns in den Empfindungen gegebenen Schicht der Realität. Doch im Inneren existieren sehr viele Zustände, Welten, Stufen, auf denen wir uns befinden – bis hin zu unserer Wurzel in der Welt der Unendlichkeit. Noch nehmen wir jedoch lediglich das oberflächliche Verlangen zusammen mit den darin stattfindenden Erscheinungen wahr.

Das ist ein Teil der wahren Realität, jedoch noch nicht in ihrer eigentlichen Form, sondern in der äußeren Form unserer Welt – der äußeren Hülle.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht. Das Vorwort, 24.02.2011

Zum bevorstehenden Kongress in Nordamerika

Frage: Worin besteht die Wichtigkeit des bevorstehenden Kongresses in Nordamerika und warum sollte man daran teilnehmen?

Meine Antwort: Unsere Welt befindet sich in einer sehr gefährlichen Lage, andererseits ist diese Lage sehr interessant und sensibel. Diese Situation herrscht im Moment in der ganzen Welt.

Und auf diese riesige und weite Welt können nur wir einen Einfluss ausüben, diejenigen, die sich mit der Kabbala beschäftigen, die als „Isra-El“ (Yashar-Kel, direkt zum Schöpfer) bezeichnet werden und über eine Verbindung mit der höheren Kraft verfügen – mit der einzigen Kraft, die in der Welt regiert.

Wenn wir uns verbinden und diese höhere Kraft beeinflussen wollen, um deren gute Einwirkung hervorzurufen, dann ist das im Grunde genommen die einzige Möglichkeit für die Welt, sich dem Guten zuzuwenden und den Weg des Guten zu gehen. Ansonsten wird sie den Weg der Leiden gehen, entsprechend dem Überhang, der beim Zusammenstoß von Gut und Böse in der Natur entsteht.

Es liegt nur in unseren Händen, durch unsere Verbindung eine gute Entwicklung in die Welt hineinzubringen und gute Zeiten für sie einzuläuten. Am 1. April kommen wir auf dem Kongress in Amerika, in New Jersey, zusammen, wodurch uns eine besondere Gelegenheit geboten wird, uns von dieser wichtigsten Weltmacht, von der meistens der stärkste Einfluss ausgeht, an die ganze Welt mit der positiven, richtigen Kraft zu wenden, die den Erfolg mit sich bringen wird.

Aus diesem Grund empfehle ich allen, die dazu in der Lage sind, zu kommen. Wir werden dort an unserer Verbindung arbeiten, werden versuchen, die höhere Kraft an uns heranzuziehen und sie in das Gesamtsystem der Verbindungen zwischen den Menschen hineinströmen zu lassen, damit diese Energie durch das ganze Netz fließt. Und ich hoffe, dass wir positive Auswirkungen in der ganzen Welt wahrnehmen werden. Alles hängt von uns ab.

Das sind jene Veränderungen, die wir vollziehen können, indem wir den Weg des Lichts oder den Weg der Leiden wählen. Und wir alle sehen, wie schnell die Welt auf dem Weg der Leiden vorankommt. In dem Buch Sohar steht geschrieben, dass alles vom inneren Teil der Welt, sprich von unserer Gruppe abhängt, die den inneren Teil der Menschheit darstellt. Man sollte sich nicht genieren, sondern es mit aller Ernsthaftigkeit und Verantwortlichkeit angehen.

Deshalb setze ich große Hoffnungen auf diesen Kongress und kann ihn kaum erwarten, weil die Welt sich in einer bedrohlichen Lage befindet, jeden Tag passiert etwas. Ich hoffe sehr, dass wir mit Hilfe von allen, die dort zusammenkommen, sowohl den alten als auch den neuen Studenten, große Veränderungen in der Welt bewirken können.

Und wenn wir dort zum Wohl der Welt handeln, dann steht auch uns zu, höher aufzusteigen – auch wir werden eines Aufstieges würdig sein. Jeder Mensch erhält das spirituelle Vorankommen unter der Bedingung, dass er es zum Wohl der Menschheit benutzt.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“, 24.02.2011

Über die globale Erziehung

Frage: Was ist globale Erziehung? Wer wird sie überwachen? Eine einzige Behörde für die gesamte Welt?

Meine Antwort: Das ist die Mission der UNESCO, eine spezialisierte Agentur der Vereinten Nationen, die der Erziehung in der gesamten Welt gewidmet ist.

Globale Erziehung bedeutet Erklärung der Naturgesetze. Wir müssen erklären, dass wir alle miteinander verbunden sind, gelenkt von einer einzigen höheren Kraft und dass wir dementsprechend handeln müssen.

Ein einziges Ganzes zu sein bedeutet, die Interessen jedes anderen zu berücksichtigen. Andernfalls werden wir die Schläge der Natur auf uns ziehen, bis wir erkennen, dass wir keine andere Möglichkeit haben, als uns zu vereinen. Die Schläge werden den Menschen zwingen, seinem Egoismus abzuschwören; er wird willens sein, alles zu tun, um Leiden zu vermeiden. Doch all das kann auf eine bessere Weise erreicht werden – durch die Kraft des Lichtes, das umwandelt.

Natürlich habe ich das während meines Treffens mit dem Leiter der UNESCO nicht erklärt, doch irgendwann einmal werde ich es müssen. Das ist es, was Marx tun wollte. Er dachte, wenn Menschen anfangen sich zu vereinen, den Sozialismus zu errichten, werden sie in der Praxis erkennen, dass sie es nicht können. Dass sie anfangen werden, zu suchen und erkennen würden, dass es nur ein Mittel zur Korrektur gibt: die höhere Kraft. Deshalb war Marx ein Atheist und glaubte nicht an irgendwelche Götter, sondern nur an die höhere Kraft des Gebens.

Eine einfache Beobachtung der Natur lehrt uns, dass auch wir verbunden sein müssen. Und später, indem wir versuchen, uns zu verbinden, werden wir enthüllen, dass wir es nicht können. Dann wird die Lösung offenbart. Und dazu müssen wir die Kabbala aktiv in Umlauf bringen. Die Welt wird sie immer mehr brauchen.

Aus dem 4. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, „Die Freiheit“

Schlechte Nachrichten für den Egoismus

Kabbalisten bringen uns den Weg zu der Wurzel bei, damit jeder die Wurzel seiner Seele erreichen kann. Und das Wichtigste, sagen sie, ist die Absicht.

Oben gibt es eine Kraft, die dazu bestimmt ist, uns zu korrigieren und durch alle Etappen zu dem finalen hohen Zustand zu bringen. Wir müssen jedoch den Aufstieg durch eigene Handlungen einleiten, dem durch die Bitte, durch das Verlangen vorgreifen.

Denn letztendlich müssen wir das wahrnehmen, was wir im Moment nicht in der Lage sind wahrzunehmen. Wir haben nichts, woran wir uns festhalten könnten, wir haben keine Möglichkeit dazu. Dieses Etwas stellt sich uns als nichtig und sinnlos dar. Warum? Weil die Erscheinung, die wir wahrnehmen sollten, das Geben und die Nächstenliebe ist. Genau das ist die Kraft des Schöpfers, die Eigenschaft namens „Schöpfer“, die die gesamte Realität umfasst und ausfüllt.

Doch wir begreifen und spüren es nicht, wir sind nicht in der Lage, uns dem anzunähern. Wir sind dem absichtlich entgegengesetzt erschaffen worden, um das Licht aus der Dunkelheit heraus erkennen und es dann verstehen, spüren und an den Tag legen zu können.

Es ist aber so, dass das Licht an sich uns lediglich blenden würde. Doch wir befinden und entwickeln uns in der Eigenschaft des Empfangens, während wir immer mehr Details der Wahrnehmung erlangen. Und anschließend kommt der Moment, in dem wir am Empfangen verzweifeln und einen Anstoß zur Eigenschaft des Gebens bekommen. Dieser in uns erwachte Funke nennt sich „der Punkt im Herzen“.

Und dann werden wir an die Realisierung herangeführt – wir werden zu dem Lehrer, den Büchern und der Umgebung geführt. Nun können wir aus diesem Funken die echte Eigenschaft des Gebens und der Nächstenlieben entwickeln.

Unsere Arbeit besteht aus allen möglichen Handlungen, dank welchen wir immer mehr den Lehrer, die Urquellen und die Umgebung schätzen lernen, indem wir sie über unseren Egoismus, über die Eigenschaft des Empfangens erheben, damit die Eigenschaft des Gebens in unseren Augen wichtiger als die Eigenschaft des Empfangens ist, damit das Licht in uns ein größeres Ansehen als die Finsternis genießt, damit der Schöpfer mehr als die Schöpfung geschätzt wird.

Ich lese darüber in den Urquellen, also muss ich mich bemühen. Wenn ich jedoch direkt damit zu tun habe, wenn ich einen Plan erstelle, um damit anzufangen, das Geben über das Empfangen in meinen Augen zu erheben und zu achten, offenbart sich in mir die Hilflosigkeit und das Fehlen jeglichen Interesses. Im Gegenteil, ich fühle, dass der Lehrer, die Gruppe und die Bücher mich gar nichts angehen. Alles wirkt fad.

Warum? Weil mein Egoismus, mein Verlangen zu genießen, hier keinen Nutzen erkennt. Im Gegenteil, von diesem Moment an spürt er, dass ihn Verluste erwarten.

Wie kann ich mir selbst etwas Schlechtes zufügen, wenn ich gänzlich aus dem Verlangen zu genießen bestehe? Ich bin dazu einfach nicht in der Lage, eine solche Möglichkeit – sich selbst etwas Schlechtes zu tun – ist in mir nicht vorgesehen.

Wie dann? Meine Annäherung an den Schöpfer ist also eine permanente Entfernung von dem, was mir im Moment als „gut“ vorkommt. Mehr noch, es ist eine Annäherung an das „Böse“. Ist denn so etwas möglich?

Eine Antwort auf diese Frage bekommt man nur von der Wissenschaft der Kabbala.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 23.02.2011


Den Schöpfer hören

Frage (Idan, 11 Jahre alt): Wenn der Schöpfer mit den Menschen in der Bibel und im Pentateuch sprach, warum spricht Er heute nicht mit uns? Und wenn Er doch mit uns, mit der heutigen Generation, spricht, wie kann man dann davon erfahren?

Meine Antwort: Der Schöpfer spricht ständig mit dir, doch du hörst es nicht. Er wohnt in deinem Herzen und spricht zu dir, doch du willst dein Herz nicht öffnen!

Er klopft an dein Herz, wie an eine Tür, doch du machst nicht auf, weil du Seine Klopfzeichen nicht hörst, dir fehlt das Gehör, Bina, die Eigenschaft des Gebens. Wenn jemand an die Tür klopft, du aber Probleme mit dem Gehör hast, dann hörst du es nicht. „Das Ohr“, das Gehör bedeutet in der Spiritualität die Stufe der Bina, die Kraft des Gebens. Wenn du empfänglich für das Geben, für die Nächstenliebe gewesen wärest, würdest du hören, dass Er zu dir spricht.

Frage: Was sagt Er?

Meine Antwort: Er sagt: „Lass uns umarmen! Lass uns zusammen sein!“ Doch sich mit dem Schöpfer zu umarmen bedeutet, genauso wie Er zu sein, in der Eigenschaft des Gebens und der Nächstenliebe zu leben, und das will ich nicht. „Gib mir etwas für mich persönlich, dann kannst du kommen! Doch damit, was du mir anbietest, komme nicht! Ich will dir die Tür nicht öffnen“, – das sagen wir zu Ihm.

Auszug aus dem Programm „Frage den Kabbalisten“, 18.04.2010

Wenn das Unerwünschte zum Erwünschten wird

Das Ziel der Erschaffung des Menschen besteht darin, dass er sich vom Gegensatz zur Ähnlichkeit mit dem Schöpfer verändert, d.h. anstatt der Eigenschaft, nur für sich selbst zu handeln, die Eigenschaft, nur für die Anderen zu handeln, erlangt.

Diese Veränderung der Natur wird durch das Studium des Buches Sohar erreicht, weil in dem Ausmaß der Forderung bei dessen Lesen die Kraft, welche die Natur des Menschen verändert, enthüllt wird.

Obwohl der Mensch sich absolut nicht verändern will und nur an das eigene Wohl denkt, erklärt er sich unter der Einwirkung der Umgebung allmählich dazu bereit, die Eigenschaft des Gebens zu erlangen – das ist der wichtigste Erwerb in seinem Leben. Und er studiert zusammen mit der Gruppe, um sein Bestreben, sich zu korrigieren, zu verstärken.

Wenn die Freunde sich als ein Ganzes vorstellen, ruft ihr Studium eine solche Einwirkung der verborgenen Kraft hervor – und sie kommt als das gegenseitige Geben und die Liebe zum Vorschein.

Und obwohl am Anfang keiner ernsthaft über die eigene Veränderung nachgedacht hat, vollziehen sich in jedem allmählich unter der Einwirkung der Umgebung und der Kraft, die im gemeinsamen Studium des Buches Sohar verborgen ist, echte Veränderungen – jeder erlangt die Natur des Schöpfers und nimmt die höhere Welt wahr.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht. Das Vorwort, 24.02.2011

Von Worten zu realen Gefühlen

Im Studium der Wissenschaft der Kabbala ist eine besondere Eigenschaft verborgen. Das Licht, d.h. die korrigierende Kraft, die in den kabbalistischen Büchern enthalten ist, führt den Menschen zur Quelle zurück.

Das Licht ist das innere Wesen der Methode, und dementsprechend wird die Wissenschaft der Kabbala als der innere Teil der Tora bezeichnet.

Während wir uns mit ihr beschäftigen, erwecken wir das höhere Licht, das sich im Studium, in der Gruppe, in unserer wechselseitigen Beziehung verbirgt, – und diese Kraft baut wirklich eine Verbindung zwischen uns auf und bringt jedem die gewünschten Veränderungen, damit die Absicht zu geben die egoistische Absicht über allen unseren Verlangen letztendlich ablöst.

Der Mensch denkt ständig an den Zustand, in dem er sich während der Vorbereitung auf das Studium zusammen mit der Gruppe und während des eigentlichen Studiums befindet, wenn er nach Veränderungen mittels des Lichts, das zur Quelle zurückführt, verlangt. Das ist alles, was er braucht. Denn nur eine solche Vorbereitung betrifft seinen freien Willen, die einzige freie Handlung in seinem Leben in dieser Welt und entlang der ganzen spirituellen Leiter.

Aus diesem Grund sollte man sich so stark wie möglich darauf konzentrieren, so oft es geht mit sich selbst darüber reden, alle Details klären, damit sie deutlicher, gefühlstiefer werden, damit sie es uns endlich ermöglichen, von den Worten abzuschalten und zu den Gefühlen, zum inneren Verständnis überzugehen. Dann wird es in mir immer als die wichtigste Grundlage des Daseins leben, für die allein ich sorgen muss. Alles andere wird von selbst dazu kommen.

Dann werde ich sehen, dass mein ganzes Leben und das ganze Leben der Welt nur um diese Achse kreist, um alle an diesen entscheidenden Moment heranzuführen – jeden entsprechend der Wurzel seiner Seele, mit einer größeren oder kleineren Stärke. Das Ziel des Schöpfers ist es, die Menschheit an diesen Punkt heranzuführen.

Womit auch immer ich geboren werden und was auch immer ich bis jetzt erreicht haben mag, es ist mir von oben gegeben worden. Nun aber, da ich mich in der Gruppe befinde, muss ich die Wichtigkeit des Ziels – des Gebens und der Verschmelzung mit dem Schöpfer – erhöhen. Und realisiert wird es durch das Studium in einer richtigen Umgebung, wenn ich nach dem Licht, nach dem „Wundermittel“ verlange. Wenn der Mensch den Gedanken daran nicht loslässt, realisiert er sein Leben mit maximaler Effektivität.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 24.03.2011

Warum es so viel Zeit in Anspruch nimmt

Das Wichtigste für uns ist die Arbeit mit den empfangenden Kelim. Denn was sonst soll korrigiert werden – die gebenden Verlangen gehören zum Schöpfer und bedürfen keiner Korrektur. Sie befinden sich in uns nur, um die empfangenden zu korrigieren.

Doch bei dieser Arbeit gibt es riesige Einschränkungen. Wir wissen, dass, als Adam haRishon darum gebeten hat, ihn völlig zum Geben zu korrigieren, um das ganze Licht empfangen zu können, es mit einem Zerbrechen geendet hat. Deshalb wird in der Welt von Azilut eine sehr große Anzahl an Klärungen durchgeführt, nach denen die empfangenden Verlangen sehr viele Einschränkungen auf sich nehmen, um unter solchen Bedingungen bloß ihre Korrektur zu erlangen und mit dem Licht erfüllt zu werden.

Der Schöpfung wird erlaubt, es sehr vorsichtig zu machen. Deshalb befinden wir uns nicht mehr in jenem Zustand wie einst vor dem Zerbrechen, um sagen zu können: „Warum nicht die ganze Korrektur auf einmal zu beenden – ich bin bereits damit einverstanden, soll sie doch hier und jetzt stattfinden. Zack und fertig!“

Wir haben jedoch bereits gesehen, was nach so einem „Zack“ geschieht… Aus diesem Grund finden alle unsere Klärungen und Korrekturen mit Hilfe von vielen, schrittweisen, stufenweisen Handlungen statt. Und der Großteil davon (99,99%) verläuft in unserem Inneren so, dass wir sie nicht verstehen und nicht spüren!

In uns wird eine riesige Anzahl an Handlungen vollzogen, und wir wissen nicht, was geschieht, und nehmen fast an allem unbewusst teil. Das ist der Grund, warum es so viel Zeit in Anspruch nimmt – denn anders sind wir dazu nicht in der Lage.

Auszug aus dem Unterricht nach „Die Lehre von den Zehn Sefirot“, 24.02.2011

Flügel müssen festgenagelt werden

Frage: Wie kann man sich keine Sorgen um das materielle Leben, die Arbeit, die Familie machen? Was soll man tun, wenn die dringende Notwendigkeit den Freund dazu zwingt, diesen Sachen mehr Anstrengungen als der Gruppe zu widmen? Wie kann man die gesamte Aufmerksamkeit nur auf den Punkt der freien Wahl richten?

Meine Antwort: Wir leben in dieser Welt. Hier muss der Mensch heiraten, arbeiten und ein vollwertiger Bürger sein. Äußere Bedingungen werden von uns als gesetzmäßig wahrgenommen: diese Welt ist nicht umsonst genau so erschaffen worden und vom Prozess, den wir durchlaufen müssen, getrennt. Alles ist aus der spirituellen Welt herabgestiegen und umgibt uns notwendigerweise.

Alle Gratwanderungen, die die Menschheit im Ganzen und jeder im Einzelnen durchläuft, in welcher Form und in welchem Ausmaß auch immer sie zum Vorschein kommen mögen, müssen genau so verlaufen. Es gibt keine Zufälle. Und darum muss der Mensch ein normales Leben führen und sich um alles Nötige kümmern, wie es üblich ist.

Was bedeutet „wie es üblich ist“? Der Mensch muss für die dringend notwendigen Sachen sorgen, für eine normale Existenz: Familie, Wohnung, Kinder, Rente, Urlaub usw. Und für das Kabbala-Studium wurden uns vormorgendlichen Stunden zur Verfügung gestellt, die wir von der Erholung, vom Schlaf „rauben“. Außerdem muss man dem Studium eine bis anderthalb Stunden vor dem Schlafengehen widmen, wenn dazu die Möglichkeit besteht.

So ist unsere Welt erschaffen: mit dem Haushalt beschäftigt sich ein Mann von Natur aus weniger als eine Frau und muss es deshalb durch das Studium der Kabbala ausgleichen. So haben es auch die Kabbalisten der vergangenen Tage gemacht. Rabash hat als einfacher Arbeiter im Straßenbau und auf dem Bau gearbeitet, stand jedoch zwei oder drei Stunden früher als alle Anderen auf und studierte. Abends nach der Arbeit, wenn sich alle erholt haben, saß er ebenfalls und studierte.

Wir müssen also nicht unsere materiellen Angelegenheiten vernachlässigen. Jeder Sache muss lediglich eine entsprechende Bedeutung beigemessen werden. Manche verachten dieses Leben und wollen sich wie Engel darüber erheben: „Ich kümmere mich jetzt nur um die Seele“. Das ist falsch, denn als „Seele“ wird dein Verlangen zu genießen bezeichnet, welches durch die Absicht um des Gebens an den Nächsten willen korrigiert wurde. Bis dahin hast du keine Seele. Das muss man verstehen.

Zuerst musst du dein unkorrigiertes egoistisches Verlangen zum Vorschein bringen und versuchen, wenigstens einen Teil davon zu korrigieren. Dann kriegst du eine Seele. Und das kann nur mit Hilfe der Umgebung sowie durch eine normale allgemein übliche Beteiligung an allen Sorgen des gewöhnlichen Lebens erreicht werden.

Die Wissenschaft der Kabbala erzählt von der Korrektur der Welt, von der Korrektur aller Menschen, weil sie sich sehr realistisch gegenüber jedem, gegenüber seinem Leben, gegenüber der menschlichen Gesellschaft im Ganzen – gegenüber allem – verhält. Kabbala nimmt diese Welt als Folge der spirituellen Welt wahr. Gerade in den hier herrschenden Bedingungen müssen wir die Korrektur durchlaufen.

Wir schalten uns auf keinen Fall vom Leben ab, wie das in manschen anderen Methoden praktiziert wird. Das Sich-Zurückziehen von der Welt, der Kloster, die Mönchszelle, der Lotossitz in den menschenleeren Bergen – all das sind nicht unsere Methoden. Der Mensch muss am menschlichen Leben teilnehmen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 24.02.2011

Das Licht ist Gift für den Egoismus

Frage: Sie sagen, dass das Buch Sohar das einzige Mittel ist, mit dessen Hilfe wir die Korrektur erreichen und uns verbinden können. Es ist jedoch unklar, wie die Welt es nutzen könnte, denn man kann darin absolut nichts verstehen!

Meine Antwort: Doch wir korrigieren uns auch in unserer Welt mit Hilfe von den gleichen für uns unverständlichen Mitteln! Ich komme zum Arzt und verstehe nichts vom Heilverfahren und von den Heilmitteln. Und dieser Mensch sticht in meinen Körper hinein und nimmt mir mit einem Röhrchen Blut ab, und ich zahle ihm sogar Geld dafür und bedanke mich bei ihm!

Er verschreibt mir irgendwelche chemische Präparate, die aus purem Gift bestehen (ihr wisst doch, dass jedes Heilmittel zugleich auch Gift ist, selbst das Symbol für die Medizin ist eine Schlange, die um einen Giftbecher geschlungen ist). Und wir bezahlen viel Geld für dieses Heilmittel und verstehen nicht, wie es funktioniert, und man kann sogar sicher sein, dass dem Gift zugrunde liegt. Doch ich schlucke es – und es hilft mir! Ich werde gesund!

Mein Körper war krank, ich habe ihm Gift hinzugefügt – und plötzlich wurde er gesund… Könnt ihr das erklären?! Doch auf diese Weise funktioniert es! Unterliegt es irgendeiner Logik?

Genauso müssen wir „Gift“ in uns injizieren – das höhere Licht ist für uns das reinste Gift. Und wir müssen es einnehmen, und dann werden wir gesund! Wir brauchen etwas, was unserer Natur völlig entgegengesetzt ist, und das scheint vollkommen unlogisch zu sein.

Doch selbst in unserer Welt ist Medikamenteneinnahme eine unlogische Handlung, und erst recht, wenn es sich um die spirituelle Korrektur handelt.

Sagt mal, brauche ich denn so sehr dieses höhere Licht, welches mir das Geben und die Nächstenliebe beibringt? Mir wird allein vom Zuhören schlecht, ich will niemanden sehen und hasse alle, ich verfluche dieses ganze Leben und den Schöpfer. Und mir wird gesagt: du musst noch ein bisschen Gift dazu geben… – bring das Licht, den Schöpfer an dich näher.

Denn was bringe ich eigentlich näher? – Die Kraft des Gebens, das Licht, welches mir scheinbar noch mehr von dem, was ich hasse, bringen soll! Und das ist genau das, was ich nicht will! Das funktioniert durch die Verneinung der Verneinung, den Gegensatz vom Gegensatz – darin verbirgt sich der ganze Sinn, die höhere Logik! Und für uns ist es schwer, diese zu verstehen.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“, 23.02.2011