Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Die Verbindung mit den Freunden ist die Verbindung mit dem Ziel

Frage: Was fehlt mir, um das kabbalistische Wissen im alltäglichen Leben zu realisieren? Ich empfinde eine tiefe Kluft zwischen dem, was ich verstehe, und dem, was ich durchlebe.

Meine Antwort: Es gibt nur eine Lösung – die Entwicklung zu beschleunigen. Dafür sind ein intensiveres Studium und eine größere Verbindung mit den Freunden notwendig. Es bedarf keines Geldes, keiner Verehrung, keiner Macht, keiner sonstigen Anstrengungen – nichts, außer dem Gedanken, damit das nicht vergessen wird.

Das Wichtigste ist die Verbindung zwischen uns. Trotz seiner Abneigung möchte der Mensch sich anstrengen und Verbindung zu den Freunden halten, um die Wichtigkeit des Ziels zu erkennen. Und wenn er diese Wichtigkeit erreicht hat, „gibt er sie weiter“ – er verbreitet sie für die Anderen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 04.02.2011

Das Licht sucht nach einem vereinten Herzen

Auszug aus der 3. Kongresslektion in Berlin
Die Kabbala, die Methode der Erkenntnis der Höheren Welt, besteht aus zwei Teilen:

• Der erste Teil erzählt uns davon, wie wir uns untereinander verbinden sollten, wie wir versuchen sollten, uns zu verbinden, zu vereinigen.
• Der zweite Teil erklärt, wie wir den Einfluss, die Einwirkung des Höheren Lichts auf uns hervorrufen könnten.

Bevor wir mit dem Studium beginnen, müssen wir uns vom Bestreben, unsere Verlangen zu vereinen, durchdringen lassen. Dann wird jeder ein viel größeres Verlangen als sein eigenes haben. Er beginnt, sich in die Gedanken, Eigenschaften, Verlangen anderer Menschen einzufühlen, die ebenfalls nach dem gleichen Ergebnis, nach dem gleichen Ziel wie er streben. Darin besteht unsere wichtigste Absicht vor dem Studium.
Derjenige, der nicht auf diese Weise auf das Studium vorbereitet ist, verpasst praktisch alles, weil das Höhere Licht nicht auf das persönliche Verlangen jedes Einzelnen einwirkt, sondern auf das Bestreben eines jeden von uns den Anderen entgegen, sprich auf unser gemeinsames Bestreben, uns miteinander, mit allen Anderen zu einem gemeinsamen Verlangen zu verbinden.

Wenn ich mir ein solches gemeinsames Verlangen vorstelle, in welches ich mich einfügen will, „wie ein Mensch“ vor dem Zerbrechen von Adam in einzelne Seelen, wenn ich das anstrebe, dann kommt auf mein Bestreben hin die Einwirkung des Höheren Lichts. Und dann, infolge dieser Anstrengungen, erlange ich wirklich die spirituelle Erkenntnis.

Wenn ich aber komme und zuhöre, ohne mich anzustrengen, ohne zu versuchen, mich in das gemeinsame Verlangen einzufügen, dann hat das Höhere Licht nichts, worauf es in mir einwirken kann. Ich habe ihm nicht jene Unterlage, jene Grundlage gegeben, auf die es einwirken kann, deshalb werden meine gesamten Handlungen rein formelles Wissen zur Folge haben, das heißt, ich werde das, was im Buch steht, hören und mir merken, aber auch nicht mehr.

Deshalb müssen wir uns genau einprägen, dass das Höhere Licht nur durch unsere gemeinsamen Anstrengungen hervorgerufen wird. Gemeinsame! Aus diesem Grund ist die Bedingung für die Anziehung des Lichts von uns die gleiche wie beim Empfangen der Tora: „Wie ein Mensch mit einem Herzen zu sein“. Nur in diesem Fall kommt das Licht – lasst uns also versuchen, daran zu denken.

Auszug aus der 3. Kongresslektion in Berlin, 28.01.2011

Wer hilft mir?

Baal HaSulam, Shamati, „Es gibt nichts außer Ihm“: Nicht nur, dass der Mensch in seiner spirituellen Arbeit nicht fortschreitet, keinen Lichtblick vor sich sieht – es scheint sogar, als würde er sich zurück entwickeln , das heißt, er hat keine Kraft, den Willen des Schöpfers, der ihn vorwärts treibt, noch nicht einmal „für sich selbst“ (lo liShma) auszuführen.

Es entsteht kein echtes egoistisches Verlangen, welches in der Lage wäre, etwas zu überwinden. Es kommt eine Art Kraftlosigkeit, Gleichgültigkeit, Automatismus auf. Mag es gehen, wie es wolle – es wird mit dem Strom geschwommen. Ein bisschen besser – ein bisschen schlechter.

Und nur durch wahres Überwinden aller Hindernisse, durch den Glauben über dem Verstand, kann er sich vorwärts bewegen.

Was bedeutet „durch wahres Überwinden, durch den Glauben über dem Verstand“? Wenn der Mensch trotz seines Verlangens und seiner Gedanken, ohne auch nur im Geringsten dazu bereit zu sein, damit beginnt, sich mit dem Lehrer, mit der Gruppe , dem Studium und den Büchern zu verbinden. All das zusammen nennt man „Umfeld“ – „Umgebung“.

Doch auch in dem Fall, dass er beginnt, sich damit zu verbinden, wird er hin und her gerissen – in Bezug auf den Lehrer, auf die Gruppe, auf die Quellen und die Bücher. Mal will er – mal will er nicht, mal glaubt er – mal glaubt er nicht, mal hat er keine Lust mehr – mal zieht es ihn nach vorn usw.

Die Schwierigkeiten nehmen zu, und schon glaubt der Mensch, dass dieser Weg zu wenig Anziehendes, zu wenig Bemerkenswertes, zu wenig von dem hat, was vorwärts lockt. Hier gibt es keinen Funken, nichts, wofür es sich lohnen würde, sein Leben, seine Karriere oder seinen Erfolg zu opfern.

Im Endeffekt fällt der Mensch. Sein Abstieg ist ernsthaft, echt, tief und ziemlich lang anhaltend. Dadurch kommt er zum endgültigen Entschluss, dass weder die Gruppe, noch der Lehrer, noch die Bücher, noch die investierten Kräfte, also nichts auf der Welt ihm helfen kann, außer der einzigen lenkenden Kraft – der Schöpfer.

Wie oft ist der Mensch ab- und wieder aufgestiegen, welche Zustände sind durch ihn hindurchgegangen – und all das nur, damit er die vollkommene, absolute Abhängigkeit vom Schöpfer allein verspürt.

Könnt ihr Euch vorstellen, wie oft der Mensch von beiden Seiten geschlagen, geschüttelt, weggestoßen und angezogen werden muss, wie oft ihm die riesige Anzahl von Kräften und alle möglichen Ursachen für seine Zustände gezeigt werden müssen, um ihn letztendlich zu überzeugen, dass es nichts außer einer einzigen Kraft gibt. Wenn sie mir nicht hilft, hilft mir keiner. Nur sie kommt mir zur Hilfe, wenn ich danach verlange.

Und da bekommt der Mensch ein Bedürfnis danach, vom Schöpfer unbedingt Hilfe zu erhalten. Diese Forderung entsteht ebenfalls nicht einfach so, nicht augenblicklich, sie wächst im Menschen allmählich an, gewinnt an Klarheit, an Heftigkeit und Beharrlichkeit. Es ist mit einem Kind zu vergleichen, das um jeden Preis auf seinem Willen besteht: es verlangt nur nach dem Gewünschten und lässt sich von nichts Anderem überzeugen. Einen solchen Zustand müssen wir erreichen. Und in einem solchen Zustand hilft uns der Schöpfer wirklich.

Und nur einem, der sich tatsächlich dem Schöpfer nähern will, um sich nicht mit dem Wenigen zufrieden zu geben, das heißt, damit er nicht auf der Stufe eines kleinen, unvernünftigen Jungen bleibt, gibt man Hilfe von Oben, damit er nicht sagen kann, dass er nun „Gott sei Dank“ alles hat.

Auszug aus der 4. Kongresslektion in Berlin, 29.01.2011

Sich verbinden und zu einem spirituellen Herzen werden

Frage: In Gedanken meint jeder von uns, dass er bereit und gewillt ist, sich mit allen anderen zu verbinden, doch wenn es soweit ist, dieses Verlangen zu realisieren, scheitern wir.

Meine Antwort: Ihr scheitert nur daran, dass jeder von Euch für sich allein dazu bereit ist, jedoch nicht alle zusammen.

Das ägyptische Exil unterscheidet sich von allen voran gegangenen. Warum war der Einzug nach Ägypten mit Hilfe von Josef möglich? Weil Josef (von „Osef“) Ansammlung von allen Kräften und Grundlagen ist.

Es ist unmöglich, das Böse zu enthüllen, selbst wenn alle damit einverstanden sind. Dazu ist die Erfüllung einer Bedingung notwendig: Bereitschaft zur Vereinigung. Noch bevor sie nach Ägypten kamen, haben Josefs Brüder ihn verkauft, sie wollten keine Vereinigung. Sie schienen gerecht zu sein, jeder von ihnen wollte dem Schöpfer dienen, doch sie wollten sich nicht verbinden. Sie wollten sich Josef, der als Grundlage gilt, nicht anschließen.

Und als sie in ihrer Ausweglosigkeit mit Hilfe von Josef nach Ägypten kamen, begannen sie zu enthüllen, wie sehr sie die Idee der Einheit hassen und ablehnen. Und das Exil selbst ist die Enthüllung des Hasses gegenüber der Vereinigung.

Und erst wenn dieser Hass sein volles Maß erreicht hat und seine Herrschaft über den Menschen zu spüren ist, sprich wenn er sich einerseits in der Gewalt des Pharao befindet und andererseits sehr darunter leidet und nicht in der Lage ist, etwas zu erreichen, erst dann geschieht der Durchbruch.

Doch all das geschieht durch die Anstrengung, sich zu verbinden, indem man sich über die eigene Weigerung, dies zu tun, erhebt. Dadurch wird das Exil überwunden. Wir jedoch scheinen an der Grenze zu Ägypten zu stehen und auf der Stelle zu treten.

Die Anstrengung, sich zu verbinden, äußert sich in der gemeinsamen inneren Fürsorge, wenn alle an unsere innere Verbindung denken und sich deswegen Sorgen machen. Dann werden wir spüren, dass es zwischen uns etwas gibt, was uns verbindet, und wir werden alle zu einem Herzen.

Und das ist bereits ein spirituelles Herz, ein spirituelles Verlangen, in dem wir mit dem Schöpfer verbunden sind und das Licht brauchen, welches uns so verbindet, dass wir aus dem gemeinsamen Verlangen heraus Handlungen des Gebens an den Schöpfer vollziehen werden.

Auszug aus dem Gespräch über die spirituelle Arbeit, 17.12.2010