Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Vom Chaos zur Harmonie

Auszug aus der ersten Kongresslektion in Berlin
Frage: Das Motto des Berliner Kongresses lautet „Harmonie“. Was bedeutet Harmonie für einen Kabbalisten?

Meine Antwort: Wenn ein Kabbalist über die Harmonie spricht, meint er die komplette Ähnlichkeit mit der Höheren Stufe, nämlich, mit der höheren Energie, Information, dem sogenannten Licht, das um uns herum existiert, mit dem wir zum vollständigen Kontakt kommen und in dem wir aufgehen müssen. Unser Ich verschwindet dabei nicht. Im Gegenteil, unser Ich und das Licht verschmelzen zu einem Ganzen. Eben diese Harmonie ist unser Ziel.

Die gesamte Menschheit ist von der Stufe herabgestiegen, in der alles zu einem Ganzen verbunden war, und die als „Welt der Unendlichkeit“ oder „Harmonie“ bezeichnet wird. Indem wir allmählich die Stufen der fünf Welten – Adam Kadmon, Azilut, Brija, Yezira, Assija – herabgestiegen sind, sind wir an unserem gegensätzlichsten Zustand angelangt – in „unserer Welt“. Natürlich gibt es hier keine Harmonie. Das ist die Welt des Chaos und der Finsternis.

Wir sind hier, in diesem Zustand, angekommen und haben uns im Laufe der Jahrtausende, im Laufe unserer gesamten Geschichte, auf der tierischen Ebene entwickelt. Nun beginnen wir mit dem Aufstieg zur ersten Stufe unserer spirituellen Entwicklung.

Und dieses ganze globale Durcheinander, das in der Welt existiert, dieses ganze Chaos, das wir nun beginnen wahrzunehmen, der gegenseitige Hass und die völlige gegenseitige Abhängigkeit zugleich – all das kommt von dieser ersten Stufe in uns zum Vorschein, auf der wir alle bereits zu 1/125 der vollständigen Verbindung vereint werden müssen.

Diese Stufe leuchtet uns bereits von dort; aus diesem Grund erscheint uns unsere Welt so schrecklich, zerrüttet, gegensätzlich, versunken in vollkommenem Hass, in vollkommener Unfähigkeit, zusammen zukommen und sich zu einigen. Wieder versammeln sich die Staats- und Regierungschefs in Davos, danach an irgendeinem anderen Ort – und sie können nichts erreichen. Und sie werden nichts erreichen können! Durch nichts! Keine Abkommen werden helfen! Die Menschheit wird zu einem Zustand gelangen, in dem sie sich entweder vernichtet oder vereint. Aber wie?

Eben diese Frage „Aber wie?“ wird aufkommen. Genau dann werden sie begreifen, dass es keine andere Möglichkeit gibt außer der, sich dieser Methode der Vereinigung zuzuwenden, die genau aus diesem Grund bereits im alten Babylon entstand. Dann werden sie an der Kabbala festhalten.

Doch in ihnen muss diese schreckliche Frage aufkommen. Sie entsteht entweder in den Menschen, die innerlich dazu bereit sind, von selbst zu uns zu kommen, oder in der ganzen Welt, wenn der Zustand der Welt bereits bis zum Äußersten gelangt ist.

Dieses Gefühl von Chaos, Finsternis, fehlender Harmonie wird also als Gegensatz zu jener nächsten Stufe empfunden, die wir erreichen müssen, von der uns im Gegenteil Harmonie, Einheit, Integrität leuchtet.

Diese beiden Zustände empfinden wir im Moment. Und aus diesem Grund befindet sich unsere Welt in diesem Übergangszustand auf dem Weg zur ersten spirituellen Stufe. Das ist die schwierigste Phase – der Durchbruch.

Und wenn wir, unsere weltweite kabbalistische Gruppe, Hunderttausende von Menschen, allmählich, von einem Kongress zum nächsten, eine solche Anspannung, eine solche Verbindung zwischen uns aufbauen, wenn wir die ganzen Zustände der Verzweiflung in uns durchlaufen und dennoch nach einer inneren Vereinigung verlangen, wenn wenigstens wir, ein kleiner Teil der Menschheit, es schaffen, dies umzusetzen, wird das zu einem Rettungsseil für die gesamte Menschheit. Und jene Harmonie, die in uns zu spüren sein wird, wird die ganze Menschheit wie ein Magnet zu uns hinziehen. Das müssen wir erreichen.

Deshalb ist die Harmonie, von der die Kabbala spricht, ein Zustand, in dem alle Menschen zu einem Ganzen, zu einem kollektiven Gebilde, genannt „Adam“, verbunden sind – zu einem gemeinsamen Verlangen, einer gemeinsamen Seele, in deren Innerem die nächste Stufe, unser ewiger, vollkommener Zustand, sich herausbildet. Und das ist durchaus erreichbar. Alles hängt von uns ab.

Auszug aus der ersten Kongresslektion in Berlin, 28.01.2011

Auf der Suche nach dem Wichtigsten

Solange die Einheit nicht dringend notwendig geworden ist, wird sie keine Gestalt annehmen. Entweder erhöhen wir in unserer Mitte die Wichtigkeit der Vereinigung oder alle unsere übrigen Handlungen, außer der Vereinigung, bringen dennoch das Licht, das zur Quelle zurückführt, es wird jedoch eine negative Wirkung auf uns haben – es wird uns zeigen, wie sehr wir von einander getrennt sind. Dann werden wir uns aus der Notwendigkeit heraus, infolge von Schmerz und Leiden, dennoch verbinden.

Zum Beispiel, will ich mich nicht um meine Gesundheit kümmern und zerstöre dadurch allmählich meinen Organismus, bis ich spüre, dass es schlecht um mich steht. Und dieses Gefühl zwingt mich, mit der Heilung meines Körpers zu beginnen.

Genauso kümmern wir uns in der Gruppe nicht um die spirituelle Gesundheit – wir sorgen nicht für die Vereinigung. Und dennoch studieren wir, verbreiten die Kabbala und führen verschiedene andersartige Handlungen aus. Diese Handlungen ziehen das Licht an, das zur Quelle zurückführt, und letztendlich wird es uns zeigen, wo das Problem ist. Würden wir das nicht machen, würden wir nicht spüren, dass etwas nicht stimmt. Also gibt es doch einen gewissen Nutzen: dadurch erkennen wir, dass uns das Wichtigste fehlt.

Wenn du den Schöpfer enthüllen willst, dann musst du an den „Ort“, an das Verlangen denken, in dem Er sich enthüllt. Es gibt kein Licht ohne Kli.

Auszug aus dem Unterricht über einen Brief von Rabash, 24.12.2010

Lasst uns experimentieren!

Auszug aus der 3. Kongresslektion in Berlin

Frage: Kabbala ist eine experimentelle Wissenschaft. Können wir diesen Kongress als ein Experiment betrachten?

Meine Antwort: Jeder von uns ist ein Wissenschaftler auf dem Gebiet der Kabbala, in dem Sinne, dass er ein Experiment an sich selbst durchführt und die Umsetzung der Kabbala, ihre Schlussfolgerungen und ihre Richtigkeit in sich selbst spürt.

Nehmen wir an, ich habe vor 30 Jahren das allen bekannte Buch Shamati gelesen und vielleicht ein Hundertstel von einem Prozent davon verstanden. Später, während ich es Jahr für Jahr immer wieder gelesen und dessen Ergebnis an mir gespürt habe, habe ich das, was mit mir geschieht, mit dem, was im Buch steht, verglichen und mich jedes Mal gewundert, wie genau alles, was mit mir passiert, in diesem Buch wirklich beschrieben ist. Und so lese ich seit über 30 Jahren dieses Buch Shamati (ich habe es 1979 bekommen) und stelle natürlich jedes Mal fest, dass dieses Buch von mir handelt.

Es wird sich mir auch in zehn Jahren als eine Quelle offenbaren, in der alles über mich geschrieben steht. Alles! Weil der Mensch, der es geschrieben hat, natürlich unten wie alle anderen Menschen angefangen hat, aufgestiegen ist und es von einer solchen spirituellen Stufe geschrieben hat, die ich noch nicht erreicht habe.

Wenn ich noch höher aufsteigen würde, würde ich plötzlich feststellen, dass das Buch nicht mehr über jene Zustände spricht, die ich durchlaufe. Dabei würde es für mich klar sein, ich würde deutlich sehen, dass der Verfasser nur eine bestimmte und keine höhere Stufe erreicht hat.

Das können wir bei einigen Verfassern von kabbalistischen Büchern beobachten. Obwohl das auf keinen Fall ihre Verdienste schmälert! Sie haben bis zu jener Stufe geschrieben, die sie erreicht haben, und so macht das jeder von uns.

Andererseits welches Recht haben wir, nach den Kabbalisten, die bereits gelebt haben, etwas zu deuten, zu schreiben oder nachzuschreiben? Es ist so, dass wir das schreiben, was auf unseren Stufen richtig ist. Und gerade weil wir klein sind, können wir das alles ausschreiben. Auf diese Weise ist es für diejenigen, die Kabbala entdecken, leichter, den Kontakt mit unserem Material als mit diesen großen Werken herzustellen, weil jene Kabbalisten sie von einer sehr hohen Stufe geschrieben haben.

Doch letztendlich führen wir wirklich ein Experiment an uns selbst durch, und dieses Experiment werden wir unser Leben lang durchführen, bis wir das Ende der Korrektur erreicht haben. Deshalb sage ich, dass Kabbala im Gegensatz zu allen anderen Wissenschaften nicht außerhalb des Menschen funktioniert. Du erforschst nichts außerhalb von dir, sondern immer an dir und in dir. Also lasst uns experimentieren!

Auszug aus der 3. Kongresslektion in Berlin, 28.01.2011

Wo beginnt der Mensch?

Auszug aus der 4. Kongresslektion in Berlin

In jedem Menschen entstehen Verlangen, und er versucht, sie zu erfüllen. Andererseits gibt es Menschen, die diesen widersprechen bzw. widerstehen. Auch das wird vom Schöpfer gesteuert. Wir werden von Ihm wie Schachfiguren bewegt.

Wir verfügen über keinen freien Willen, deshalb hat es keinen Sinn, den Menschen als gut oder als schlecht zu beurteilen. Und er sollte auch keine Folgen oder keine Reaktionen auf seine Handlungen erwarten: weder Himmel noch Hölle, noch Sonstiges. Wie es in dem Buch Sohar geschrieben steht: „Wir alle sind den Tieren ähnlich“.

In der Tat, worin besteht dein freier Wille? Selbst wenn es in dir eine Illusion dessen entsteht, geschieht es nur, weil dir nicht klar ist, was genau du willst. Der Schöpfer gibt dir absichtlich solche Anweisungen, solche lenkenden Signale, die einen Anschein von freien Handlungen entstehen lassen, aber auch nicht mehr.

Deswegen bedeutet die Erkenntnis dessen, dass „es niemanden außer Ihm gibt“, in erster Linie die Erkenntnis dessen, dass wir alle Rädchen in einem gewaltigen Getriebe sind.

Wo beginnt nun der Mensch? Der Mensch beginnt mit dem freien Willen. Und um diesen zu erlangen, muss er sich bis dahin entwickeln. Deshalb entwickelt er sich zuerst im Laufe der Jahrtausende in seinem Egoismus, der von oben von dem Schöpfer gesteuert wird, später erwacht in ihm der „Punkt im Herzen“. Mit anderen Worten: es entsteht ein weiteres Verlangen, ein zusätzliches, eins, das allen anderen entgegengesetzt ist. Es zerbricht den Menschen in Einzelteile, es quält und lähmt ihn.

Natürlich kommt dieses Verlangen ebenfalls vom Schöpfer. Es kann von nirgendwo sonst herkommen, es entsteht nicht einfach aus der Luft. Denn der Mensch ist eine Schöpfung. Deshalb macht uns der Punkt im Herzen noch lange nicht frei – frei vom Schöpfer.

Wovon kann er sonst „frei“ sein? Wenn es nur eine einzige Kraft gibt, die alle von oben steuert, kann mein freier Wille nur darin bestehen, diese Kraft neutralisieren zu können.

Wie kann ich das erreichen? Mehr noch: angenommen, ich habe diese Kraft neutralisiert, was wird dann aus mir? Über welche Kräfte, über welchen Verstand werde ich dann verfügen? Wie werde ich dann wählen können? Wodurch werde ich vorangetrieben? Es ist vollkommen unklar. Wenn es zwei Kräfte gäbe, würde ich zwischen ihnen wählen können. Wenn es aber nur eine Kraft gibt, dann gibt es keinen freien Willen? Wozu ist dann alles erschaffen worden? Um diesen Ameisenhaufen zu steuern?

Nein, es gibt jedoch einen Sinn. Er besteht darin, die Schöpfung, also den Menschen zwei entgegengesetzte Kräfte beherrschen zu lassen, damit er, indem er zwischen ihnen wechselt, ein Beispiel am Schöpfer nimmt, sich Seine Eigenschaften aneignet, eine Kopie von Ihm für sich zieht. Schritt für Schritt, Eigenschaft für Eigenschaft überträgt er allmählich immer mehr Informationen vom Schöpfer auf sich selbst und kann letztendlich vollkommen dem Schöpfer ähnlich werden.

Dann beginnt der Mensch in dem Ausmaß seiner Ähnlichkeit mit dem Schöpfer sich selbst so zu steuern, wie der Schöpfer ihn steuern würde. Und sogar viel besser.

Denn es offenbart sich in ihm ein absichtlich erschaffenes Verlangen: er will dem Schöpfer entgegengesetzt sein. Doch stattdessen beginnt er, indem er das Programm, die Methode der Lenkung vom Schöpfer übernimmt, entgegen seinem Egoismus sich selbst richtig zu lenken.

Also hat der Schöpfer den Menschen böse erschaffen. So steht es auch geschrieben: „Ich habe das Böse erschaffen. Gleichzeitig habe Ich dir die Methode gegeben, dieses Böse zum Guten zu korrigieren. Dann wirst du Mir ähnlich und frei, indem du selbständig alle Handlungen an dir selbst vornimmst.

Du hast zwei Zügel in der Hand: deine verdorbene egoistische Natur und deine gute altruistische Natur. Nimm das an, ziehe eine Kopie von Mir und kleide dich in diese ein. Dann wirst du Adam heißen, was von „dome“ – dem Schöpfer ähnlich – kommt.

Wir haben also eine Möglichkeit, uns der Höheren Lenkung zu entziehen, keine Marionetten zu sein und nicht mehr zu sagen, dass „es niemanden außer Ihm gibt“. Es gibt noch eine Kraft außer Ihm – das ist die Kraft jenes Menschen, der eine Kopie vom Schöpfer zieht und alles an Seiner Stelle macht. Und darin besteht in Wirklichkeit die Freiheit des Willens, weil wir in diesem Fall mit zwei entgegengesetzten Eigenschaften der Schöpfung arbeiten: mit dem Egoismus und der Eigenschaft des Gebens.

Auszug aus der 4. Kongresslektion in Berlin, 29.01.2011

Sich für die Entwicklung entscheiden

Frage: Wie soll ich auf die Empfindungen reagieren, die infolge der Handlungen des Schöpfers entstehen?

Meine Antwort: Man könnte sagen, dass sie das Ergebnis des Treffens mit dem höheren Licht, dem Schöpfer, sind. Und dennoch sollte man nicht vergessen, dass der Schöpfer unveränderlich ist, nur ich selbst verändere mich, die Reshimot wechseln sich in mir ab.

Aus diesem Grund kann ich nur eins tun: ich kann mich bei der Abfolge der Reshimot anstrengen. Dadurch beschleunige ich ihre Entwicklung und sehe sie als erwünscht an. Ich bin nicht gegen meine Entwicklung, sondern dafür, obwohl ich verstehe, dass es nicht einfach ist, dass ich dafür Anstrengungen in Kauf nehmen muss, wie bei jeglicher Entwicklung. Ich bin dazu bereit.

Wie entwickle ich mich denn? Durch den Einschluss in die Gruppe. Mit Hilfe der Freunde beginne ich die Wichtigkeit meiner Entwicklung zu erkennen, sie geben mir Kraft, um damit fertig zu werden. Genau das bedeutet die Erkenntnis der Wichtigkeit des Ziels. Denn wenn das Ziel in meinen Augen wichtig ist, bin ich bereit, es zu verfolgen, selbst wenn es für meinen Körper unangenehm ist. Die Wichtigkeit verleiht mir Kraft.

Wenn ich mich wirklich in das Verlangen der Freunde einfüge, werde ich keine Probleme damit haben, die Entwicklung voranzutreiben, anstatt durch Leiden voranzukommen, wenn es infolge der Nichtübereinstimmung mit dem in mir erwachten Reshimo Schmerzen in mir auslöst.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 04.02.2011