Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Lerne, mit dem Herzen zu verstehen

Frage: Es ist uns bekannt, dass man mit der Vernunft versteht. Was bedeutet die Aussage „mit dem Herzen zu verstehen“?

Antwort: Solange du noch jung bist, steht es dir noch bevor zu offenbaren, dass man in Wirklichkeit nur mit dem Herzen versteht, und wenn das Herz etwas nicht annehmen will, kann die Vernunft dagegen nichts tun. Wenn wir dem Herzen beim Handeln gehorchen, d.h. entsprechend unserem Verlangen handeln, ist das Verlangen unsere Basis, unsere Natur und die Materie der Schöpfung, die vom Schöpfer erschaffen wurde. Deshalb bearbeitet die Vernunft nur die Information und kann dich zu nichts verpflichten.

Es scheint nur so, dass du alle deine Berechnungen mit dem Verstand durchführst und siehst dann das Ergebnis in Form von Formeln, Tabellen und Grafiken. Tatsächlich ist es nicht so, im Endeffekt wird alles vom Herzen (Verlangen) bestimmt.

Die Bedeutung der Vernunft wird dabei nicht herabgemindert. Sie hat jedoch keine andere Aufgabe als zur Datenverarbeitung zu dienen. Aber welche Daten soll sie verarbeiten? – Die Daten, die sie vom Herzen bekommt.

Die Menschen sind fühlende Geschöpfe. Ich kann urteilen, was für mich gut oder schlecht ist und was ist Wahrheit und was ist Lüge, was bitter und süß. Aber was möchte ich im Endeffekt erreichen? In jedem Fall möchte ich zum Süßen kommen, ich überprüfe mit dem Verstand nur, ob es in Wirklichkeit süß ist. Aber in beiden Fällen befinden sich die Erfüllung und das Ergebnis im Verlangen.

Man kann schlussfolgern und sagen, dass mit der Aussage „mit dem Herzen zu verstehen“ eine Fähigkeit gemeint wird, den Verstand und die Gefühle zu vereinigen. Das Herz ist das Verlangen, das mit dem Licht Chassadim korrigiert wurde und kann jetzt in sich das Licht Chochma enthüllen. Das bedeutet das Verständnis.

Dieses im Herzen enthüllte Verständnis ist das Licht Chochma, das sich ins Licht Chassadim bekleidet. Das heißt, du hast nun das Verlangen und die Vernunft, die zusammenarbeiten können. Es ist die Wahrheit und zugleich auch süß.

Aus dem Vortrag im Auditorium „Kabbala für alle“ vom 21.12.2010

Vorwärts zur Wahrheit!

Frage: Was bedeutet, um die Hilfe des Lichts zu bitten?
Meine Antwort: Wenn der Mensch beginnt, Kabbala zu studieren, glaubt er, dass er ein Verlangen hat. Voller Eifer strebt er danach, etwas zu verstehen, zu erkennen, zu machen. Dieser Drang scheint ihm unaufhörlich und geeignet zum weiteren Vorankommen zu sein.

Erst viel später beginnt der Mensch zu verstehen, dass der Drang nach vorne nicht in ihm selbst erwacht. Dieses zerbrochene Verlangen erlangt er in Zusammenwirkung mit der Umgebung, mit den Freunden. Der Mensch will sich ganz und gar nicht zu einem gemeinsamen Herzen mit ihnen verbinden, er will keine Bürgschaft mit ihnen eingehen. Er sieht deutlich das zerbrochene Verlangen: Übel, Hass statt Liebe, Abstoßung, Unfähigkeit sich zu verbinden.

Dieses Verlangen stoppt den Menschen, damit muss er sich nun an das Licht, das zur Quelle zurückführt, wenden.

Doch wohin muss ich zurückkehren? Zu welcher Quelle? Was ist das für ein Verlangen?
Hier sind zwei sehr unterschiedliche Schritte notwendig, und die Grenze zwischen ihnen ist recht problematisch. Für den Verstand ist es einfacher, doch durch die Empfindung des Menschen scheint ein klarer, deutlicher Schnitt hindurchzugehen: „Mit meinem eigenen Bestreben komme ich also nur bis zum richtigen Ort und nicht weiter. Danach muss ich ein neues Verlangen, welches momentan zwischen mir und meinen Nächsten zerbrochen ist, erlangen“.

Ich muss Hass gegenüber dem Nächsten enthüllen und mit Hilfe des Lichts das Böse darin erkennen. Ich muss enthüllen, dass gerade die Korrektur dieses Hasses die Rückkehr zum Guten bedeutet.
Genau in diesem Moment werde ich das Licht brauchen – keine einfache Erfüllung, sondern die Kraft, die mein Übel korrigiert und mich zur Quelle, zum Guten zurückführt. Und das Gute bedeutet für mich die Vereinigung mit meinem Nächsten.

Diese Dinge muss ich klar erkennen. Ich muss mir darüber klarwerden, dass es so und nicht anders ist. Das Problem besteht darin, dass der Mensch unfähig ist, ohne die Unterstützung der Umgebung an sich selbst zu arbeiten. Er braucht einen äußeren, physischen Beistand, und später, wenn er dem Ziel entgegen strebt, findet er innerhalb der Gruppe Sachen, die sogar von den Freunden selbst unbemerkt bleiben.
Die Arbeit verläuft sowohl äußerlich als auch innerlich, doch sie ist ganz darauf gerichtet, den Ort des Zerbrechens zwischen uns, das Böse, welches in diesem Zerbrechen verborgen ist, und das Gute, welches dessen Korrektur mit sich bringt, zu enthüllen.

In meiner Empfindung muss mir absolut klar sein: das ist die Krankheit, die mich tötet, und nur das Licht, das zur Quelle zurückführt, kann mich retten. Ich selbst bin dazu nicht in der Lage. Die Rettung besteht in der Vereinigung, allein sie ist mein Heilmittel. Alles Andere wird von mir nicht berücksichtigt, ich schreibe das als gegen Null gehenden Einfluss oder als einen negativen, schlechten Einfluss ab.

Durch gemeinsame Anstrengungen müssen wir danach streben, dies auch tatsächlich wahrzunehmen. Und dann können wir nach dem Licht, das zur Quelle zurückführt, verlangen. Ich sehne mich nicht einfach nach etwas Unbestimmtem, ich will nicht einfach irgendetwas erfahren, ich strebe nicht einfach nach der Spiritualität – denn all das ist vom Egoismus durchdrungen. Nein, ich strebe nur nach Vereinigung, ich will ein Bedürfnis nach Verbindung mit den anderen erlangen. Das wird als „Gebet vor dem Gebet“ bezeichnet.

Nur mit solchen Schritten, wenn auch gekünstelt, theatralisch und schweren Herzens, werden wir vorwärts kommen. Vorwärts zur Wahrheit: nicht zur nackten Wahrheit unseres „Leibes“, sondern zur spirituellen, zur richtigen Wahrheit. Darüber steht geschrieben: „Ich wohne unter meinem Volk“.

Wollt ihr den Schöpfer enthüllen? Der „Schöpfer“ ist die Eigenschaft des Gebens. Sie wird nur in unserer richtigen wechselseitigen Beziehung enthüllt. Je mehr wir über sie sprechen, schreiben, diskutieren werden, je konkreter, unmittelbarer, klarer und deutlicher wir es tun werden, ohne zuzulassen, dass es zur Gewohnheit wird, desto näher werden wir an die Umsetzung dieser Eigenschaft herankommen.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 08.02.2011