Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Den Schöpfer hören

Frage (Idan, 11 Jahre alt): Wenn der Schöpfer mit den Menschen in der Bibel und im Pentateuch sprach, warum spricht Er heute nicht mit uns? Und wenn Er doch mit uns, mit der heutigen Generation, spricht, wie kann man dann davon erfahren?

Meine Antwort: Der Schöpfer spricht ständig mit dir, doch du hörst es nicht. Er wohnt in deinem Herzen und spricht zu dir, doch du willst dein Herz nicht öffnen!

Er klopft an dein Herz, wie an eine Tür, doch du machst nicht auf, weil du Seine Klopfzeichen nicht hörst, dir fehlt das Gehör, Bina, die Eigenschaft des Gebens. Wenn jemand an die Tür klopft, du aber Probleme mit dem Gehör hast, dann hörst du es nicht. „Das Ohr“, das Gehör bedeutet in der Spiritualität die Stufe der Bina, die Kraft des Gebens. Wenn du empfänglich für das Geben, für die Nächstenliebe gewesen wärest, würdest du hören, dass Er zu dir spricht.

Frage: Was sagt Er?

Meine Antwort: Er sagt: „Lass uns umarmen! Lass uns zusammen sein!“ Doch sich mit dem Schöpfer zu umarmen bedeutet, genauso wie Er zu sein, in der Eigenschaft des Gebens und der Nächstenliebe zu leben, und das will ich nicht. „Gib mir etwas für mich persönlich, dann kannst du kommen! Doch damit, was du mir anbietest, komme nicht! Ich will dir die Tür nicht öffnen“, – das sagen wir zu Ihm.

Auszug aus dem Programm „Frage den Kabbalisten“, 18.04.2010

Wenn das Unerwünschte zum Erwünschten wird

Das Ziel der Erschaffung des Menschen besteht darin, dass er sich vom Gegensatz zur Ähnlichkeit mit dem Schöpfer verändert, d.h. anstatt der Eigenschaft, nur für sich selbst zu handeln, die Eigenschaft, nur für die Anderen zu handeln, erlangt.

Diese Veränderung der Natur wird durch das Studium des Buches Sohar erreicht, weil in dem Ausmaß der Forderung bei dessen Lesen die Kraft, welche die Natur des Menschen verändert, enthüllt wird.

Obwohl der Mensch sich absolut nicht verändern will und nur an das eigene Wohl denkt, erklärt er sich unter der Einwirkung der Umgebung allmählich dazu bereit, die Eigenschaft des Gebens zu erlangen – das ist der wichtigste Erwerb in seinem Leben. Und er studiert zusammen mit der Gruppe, um sein Bestreben, sich zu korrigieren, zu verstärken.

Wenn die Freunde sich als ein Ganzes vorstellen, ruft ihr Studium eine solche Einwirkung der verborgenen Kraft hervor – und sie kommt als das gegenseitige Geben und die Liebe zum Vorschein.

Und obwohl am Anfang keiner ernsthaft über die eigene Veränderung nachgedacht hat, vollziehen sich in jedem allmählich unter der Einwirkung der Umgebung und der Kraft, die im gemeinsamen Studium des Buches Sohar verborgen ist, echte Veränderungen – jeder erlangt die Natur des Schöpfers und nimmt die höhere Welt wahr.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht. Das Vorwort, 24.02.2011

Von Worten zu realen Gefühlen

Im Studium der Wissenschaft der Kabbala ist eine besondere Eigenschaft verborgen. Das Licht, d.h. die korrigierende Kraft, die in den kabbalistischen Büchern enthalten ist, führt den Menschen zur Quelle zurück.

Das Licht ist das innere Wesen der Methode, und dementsprechend wird die Wissenschaft der Kabbala als der innere Teil der Tora bezeichnet.

Während wir uns mit ihr beschäftigen, erwecken wir das höhere Licht, das sich im Studium, in der Gruppe, in unserer wechselseitigen Beziehung verbirgt, – und diese Kraft baut wirklich eine Verbindung zwischen uns auf und bringt jedem die gewünschten Veränderungen, damit die Absicht zu geben die egoistische Absicht über allen unseren Verlangen letztendlich ablöst.

Der Mensch denkt ständig an den Zustand, in dem er sich während der Vorbereitung auf das Studium zusammen mit der Gruppe und während des eigentlichen Studiums befindet, wenn er nach Veränderungen mittels des Lichts, das zur Quelle zurückführt, verlangt. Das ist alles, was er braucht. Denn nur eine solche Vorbereitung betrifft seinen freien Willen, die einzige freie Handlung in seinem Leben in dieser Welt und entlang der ganzen spirituellen Leiter.

Aus diesem Grund sollte man sich so stark wie möglich darauf konzentrieren, so oft es geht mit sich selbst darüber reden, alle Details klären, damit sie deutlicher, gefühlstiefer werden, damit sie es uns endlich ermöglichen, von den Worten abzuschalten und zu den Gefühlen, zum inneren Verständnis überzugehen. Dann wird es in mir immer als die wichtigste Grundlage des Daseins leben, für die allein ich sorgen muss. Alles andere wird von selbst dazu kommen.

Dann werde ich sehen, dass mein ganzes Leben und das ganze Leben der Welt nur um diese Achse kreist, um alle an diesen entscheidenden Moment heranzuführen – jeden entsprechend der Wurzel seiner Seele, mit einer größeren oder kleineren Stärke. Das Ziel des Schöpfers ist es, die Menschheit an diesen Punkt heranzuführen.

Womit auch immer ich geboren werden und was auch immer ich bis jetzt erreicht haben mag, es ist mir von oben gegeben worden. Nun aber, da ich mich in der Gruppe befinde, muss ich die Wichtigkeit des Ziels – des Gebens und der Verschmelzung mit dem Schöpfer – erhöhen. Und realisiert wird es durch das Studium in einer richtigen Umgebung, wenn ich nach dem Licht, nach dem „Wundermittel“ verlange. Wenn der Mensch den Gedanken daran nicht loslässt, realisiert er sein Leben mit maximaler Effektivität.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 24.03.2011

Warum es so viel Zeit in Anspruch nimmt

Das Wichtigste für uns ist die Arbeit mit den empfangenden Kelim. Denn was sonst soll korrigiert werden – die gebenden Verlangen gehören zum Schöpfer und bedürfen keiner Korrektur. Sie befinden sich in uns nur, um die empfangenden zu korrigieren.

Doch bei dieser Arbeit gibt es riesige Einschränkungen. Wir wissen, dass, als Adam haRishon darum gebeten hat, ihn völlig zum Geben zu korrigieren, um das ganze Licht empfangen zu können, es mit einem Zerbrechen geendet hat. Deshalb wird in der Welt von Azilut eine sehr große Anzahl an Klärungen durchgeführt, nach denen die empfangenden Verlangen sehr viele Einschränkungen auf sich nehmen, um unter solchen Bedingungen bloß ihre Korrektur zu erlangen und mit dem Licht erfüllt zu werden.

Der Schöpfung wird erlaubt, es sehr vorsichtig zu machen. Deshalb befinden wir uns nicht mehr in jenem Zustand wie einst vor dem Zerbrechen, um sagen zu können: „Warum nicht die ganze Korrektur auf einmal zu beenden – ich bin bereits damit einverstanden, soll sie doch hier und jetzt stattfinden. Zack und fertig!“

Wir haben jedoch bereits gesehen, was nach so einem „Zack“ geschieht… Aus diesem Grund finden alle unsere Klärungen und Korrekturen mit Hilfe von vielen, schrittweisen, stufenweisen Handlungen statt. Und der Großteil davon (99,99%) verläuft in unserem Inneren so, dass wir sie nicht verstehen und nicht spüren!

In uns wird eine riesige Anzahl an Handlungen vollzogen, und wir wissen nicht, was geschieht, und nehmen fast an allem unbewusst teil. Das ist der Grund, warum es so viel Zeit in Anspruch nimmt – denn anders sind wir dazu nicht in der Lage.

Auszug aus dem Unterricht nach „Die Lehre von den Zehn Sefirot“, 24.02.2011

Flügel müssen festgenagelt werden

Frage: Wie kann man sich keine Sorgen um das materielle Leben, die Arbeit, die Familie machen? Was soll man tun, wenn die dringende Notwendigkeit den Freund dazu zwingt, diesen Sachen mehr Anstrengungen als der Gruppe zu widmen? Wie kann man die gesamte Aufmerksamkeit nur auf den Punkt der freien Wahl richten?

Meine Antwort: Wir leben in dieser Welt. Hier muss der Mensch heiraten, arbeiten und ein vollwertiger Bürger sein. Äußere Bedingungen werden von uns als gesetzmäßig wahrgenommen: diese Welt ist nicht umsonst genau so erschaffen worden und vom Prozess, den wir durchlaufen müssen, getrennt. Alles ist aus der spirituellen Welt herabgestiegen und umgibt uns notwendigerweise.

Alle Gratwanderungen, die die Menschheit im Ganzen und jeder im Einzelnen durchläuft, in welcher Form und in welchem Ausmaß auch immer sie zum Vorschein kommen mögen, müssen genau so verlaufen. Es gibt keine Zufälle. Und darum muss der Mensch ein normales Leben führen und sich um alles Nötige kümmern, wie es üblich ist.

Was bedeutet „wie es üblich ist“? Der Mensch muss für die dringend notwendigen Sachen sorgen, für eine normale Existenz: Familie, Wohnung, Kinder, Rente, Urlaub usw. Und für das Kabbala-Studium wurden uns vormorgendlichen Stunden zur Verfügung gestellt, die wir von der Erholung, vom Schlaf „rauben“. Außerdem muss man dem Studium eine bis anderthalb Stunden vor dem Schlafengehen widmen, wenn dazu die Möglichkeit besteht.

So ist unsere Welt erschaffen: mit dem Haushalt beschäftigt sich ein Mann von Natur aus weniger als eine Frau und muss es deshalb durch das Studium der Kabbala ausgleichen. So haben es auch die Kabbalisten der vergangenen Tage gemacht. Rabash hat als einfacher Arbeiter im Straßenbau und auf dem Bau gearbeitet, stand jedoch zwei oder drei Stunden früher als alle Anderen auf und studierte. Abends nach der Arbeit, wenn sich alle erholt haben, saß er ebenfalls und studierte.

Wir müssen also nicht unsere materiellen Angelegenheiten vernachlässigen. Jeder Sache muss lediglich eine entsprechende Bedeutung beigemessen werden. Manche verachten dieses Leben und wollen sich wie Engel darüber erheben: „Ich kümmere mich jetzt nur um die Seele“. Das ist falsch, denn als „Seele“ wird dein Verlangen zu genießen bezeichnet, welches durch die Absicht um des Gebens an den Nächsten willen korrigiert wurde. Bis dahin hast du keine Seele. Das muss man verstehen.

Zuerst musst du dein unkorrigiertes egoistisches Verlangen zum Vorschein bringen und versuchen, wenigstens einen Teil davon zu korrigieren. Dann kriegst du eine Seele. Und das kann nur mit Hilfe der Umgebung sowie durch eine normale allgemein übliche Beteiligung an allen Sorgen des gewöhnlichen Lebens erreicht werden.

Die Wissenschaft der Kabbala erzählt von der Korrektur der Welt, von der Korrektur aller Menschen, weil sie sich sehr realistisch gegenüber jedem, gegenüber seinem Leben, gegenüber der menschlichen Gesellschaft im Ganzen – gegenüber allem – verhält. Kabbala nimmt diese Welt als Folge der spirituellen Welt wahr. Gerade in den hier herrschenden Bedingungen müssen wir die Korrektur durchlaufen.

Wir schalten uns auf keinen Fall vom Leben ab, wie das in manschen anderen Methoden praktiziert wird. Das Sich-Zurückziehen von der Welt, der Kloster, die Mönchszelle, der Lotossitz in den menschenleeren Bergen – all das sind nicht unsere Methoden. Der Mensch muss am menschlichen Leben teilnehmen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 24.02.2011

Das Licht ist Gift für den Egoismus

Frage: Sie sagen, dass das Buch Sohar das einzige Mittel ist, mit dessen Hilfe wir die Korrektur erreichen und uns verbinden können. Es ist jedoch unklar, wie die Welt es nutzen könnte, denn man kann darin absolut nichts verstehen!

Meine Antwort: Doch wir korrigieren uns auch in unserer Welt mit Hilfe von den gleichen für uns unverständlichen Mitteln! Ich komme zum Arzt und verstehe nichts vom Heilverfahren und von den Heilmitteln. Und dieser Mensch sticht in meinen Körper hinein und nimmt mir mit einem Röhrchen Blut ab, und ich zahle ihm sogar Geld dafür und bedanke mich bei ihm!

Er verschreibt mir irgendwelche chemische Präparate, die aus purem Gift bestehen (ihr wisst doch, dass jedes Heilmittel zugleich auch Gift ist, selbst das Symbol für die Medizin ist eine Schlange, die um einen Giftbecher geschlungen ist). Und wir bezahlen viel Geld für dieses Heilmittel und verstehen nicht, wie es funktioniert, und man kann sogar sicher sein, dass dem Gift zugrunde liegt. Doch ich schlucke es – und es hilft mir! Ich werde gesund!

Mein Körper war krank, ich habe ihm Gift hinzugefügt – und plötzlich wurde er gesund… Könnt ihr das erklären?! Doch auf diese Weise funktioniert es! Unterliegt es irgendeiner Logik?

Genauso müssen wir „Gift“ in uns injizieren – das höhere Licht ist für uns das reinste Gift. Und wir müssen es einnehmen, und dann werden wir gesund! Wir brauchen etwas, was unserer Natur völlig entgegengesetzt ist, und das scheint vollkommen unlogisch zu sein.

Doch selbst in unserer Welt ist Medikamenteneinnahme eine unlogische Handlung, und erst recht, wenn es sich um die spirituelle Korrektur handelt.

Sagt mal, brauche ich denn so sehr dieses höhere Licht, welches mir das Geben und die Nächstenliebe beibringt? Mir wird allein vom Zuhören schlecht, ich will niemanden sehen und hasse alle, ich verfluche dieses ganze Leben und den Schöpfer. Und mir wird gesagt: du musst noch ein bisschen Gift dazu geben… – bring das Licht, den Schöpfer an dich näher.

Denn was bringe ich eigentlich näher? – Die Kraft des Gebens, das Licht, welches mir scheinbar noch mehr von dem, was ich hasse, bringen soll! Und das ist genau das, was ich nicht will! Das funktioniert durch die Verneinung der Verneinung, den Gegensatz vom Gegensatz – darin verbirgt sich der ganze Sinn, die höhere Logik! Und für uns ist es schwer, diese zu verstehen.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Vorwort zu Panim Meirot“, 23.02.2011


Es hat sich jetzt einfach enthüllt…

Frage: Was bedeutet „Erneuerung“?

Meine Antwort: Das ist kein einfaches Wort. Erstens „gibt es nichts Neues unter der Sonne“, doch „über der Sonne“ erneuert sich alles – die Rede ist von der Welt von Azilut.

Erneuerung bedeutet, dass irgendeine Eigenschaft früher nicht zum Vorschein gekommen ist, sich nicht hervorgetan hat, damit wurde nicht gearbeitet, doch nun hat sie sich enthüllt, und es wird damit gearbeitet. Das bedeutet, dass eine Erneuerung stattgefunden hat. Doch natürlich gibt es nichts Neues – es hat sich jetzt einfach enthüllt.

So ist es mit allen Formen des Gebens, die wir enthüllen: es ist alles nicht neu, es kommt nur auf diese Weise in Bezug auf die Geschöpfe zum Vorschein. Als der Schöpfer den Endzustand erschaffen hat, hat Er alle anderen mit eingeschlossen. Wo sollen sie sonst herkommen?

Sie sind in den Wurzeln enthalten und erneuern sich einfach: sie gehen von dort hervor und breiten sich quasi aus, enthüllen sich. Es gibt jedoch nichts Neues – es gibt nur die Enthüllung. Und Enthüllung ist nichts Neues – so sieht es nur in Bezug auf dich aus.

Auszug aus dem Unterricht nach „Die Lehre von den Zehn Sefirot“, 31.12.2010

Ein Prozess namens Licht

Es gibt kein Licht an sich. Im Inneren der Schöpfung findet ein gewisses Ereignis statt, das sie als Licht bezeichnet.

In dem Maße, in dem die Schöpfung erwacht, um dieses Ereignis wahrnehmen zu können, bedeutet es, dass das Licht sich in deren Innerem ausbreitet. Doch in Wirklichkeit breitet sich nichts aus und es geht auch von nirgendwo aus!

Es erwacht in mir einfach ein Verlangen, und seinen Charakter, seine Art, seine Form, seine Farbe bezeichne ich als Licht, das sich in mir ausbreitet, in mich hineingeht und aus mir herauskommt – sich also in einem gewissen Prozess befindet.

Doch außer dass es in meinem Verlangen stattfindet, finden nirgendwo irgendwelche Prozesse statt! Einen Teil von diesen Prozessen bezeichne ich als Verlangen, und einen anderen Teil davon als Licht.

Mit anderen Worten, verändert sich mein Verlangen, und jene Ereignisse, die dabei dort stattfinden, bezeichne ich als Licht.

Auszug aus dem Unterricht nach „Die Lehre von den Zehn Sefirot“, 31.12.2011

Das Innere dem Äußeren vorziehen

Der bevorstehende Kongress am Toten Meer ist dazu bestimmt, die Korrekturmethode, sprich die Notwendigkeit, das Innere dem Äußeren vorzuziehen, an die Welt weiterzugeben.

Baal HaSulam schreibt, dass das der Hebel und unser Prinzip bei der Verbreitung der Wissenschaft der Kabbala ist.

Und wenn wir die Wichtigkeit des Inneren vor dem Äußeren in erster Linie zwischen uns verbreiten, wird sich das von uns auf die ganze Welt ergießen, und die ganze Welt wird zuhören und das Innerem dem Äußeren vorziehen. Auf diese Weise werden wir jene Dinge, die uns dem Schöpfer näherbringen, noch mehr erheben, sie vereinen und zur Korrektur der Welt gelangen können.

Ich glaube, dass wir dem nah sind und gut vorankommen. Lasst uns also den höchsten Punkt, den Bnei Baruch darstellt, mit dem tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer, verbinden!

Auszug aus dem öffentlichen Vortrag „Kabbala für alle“, 22.02.2011

Du kannst einen Diamanten nicht durch eine Formel ersetzen

„Einführung in den Sohar,“ Artikel „Das siebte Gebot,“ Abschnitt 225: Im Merkawa (Streitwagen/ Gebilde) des Throns befindet sich rechts das Antlitz eines Löwen und links das Antlitz eines Rindes. Das Rind heisst „ein ganzes (Tam) Rind“, weil sich im Merkava des Throns eine Inschrift des Bundes befindet.

Frage: Ist es möglich ein Lexikon der spirituellen Ausdrücke zu schaffen, das unserer Stufe angemessen ist und die verschiedenen Wörter des Sohars wie „Rind“, „Gebilde“ (Merkawa), „Löwe“, „Schlange“ und so weiter erklären könnte? Das könnte dazu beitragen die Wörter, die uns an physische Bilder erinnern mit spirituellen Kräften gemäss ihrer Definition zu ersetzen, während wir lesen. Ist dies ein richtiger Ansatz, den Sohar zu studieren?

Meine Antwort: Alles hängt, unter uns gesprochen, davon ab, wie wir uns vereinen. Wenn wir eine gemeinsame Wahrnehmung haben, sprechen wir gemäss dieser Empfindung. Wenn wir die Ereignisse nicht in der gleichen Weise empfinden, sie jedoch verstehen (eine niedrigere Ebene als Empfinden), dann sagen wir, wir sprechen in wissenschaftlichen Ausdrücken und Formeln.

Dieser Abschnitt des Sohars benutzt Wörter wie „Rind“, „Esel“, „Thron“ und so weiter. Wenn wir sie mit Kräften ersetzen würden, müssten wir die Art der dargestellten Kräfte genau benennen, aus welcher Sefira oder Eigenschaft sie hervorgeht. Während hier ein Wort benutzt wird, um die gleiche Kraft zu bezeichnen, zum Beispiel „Rind“ oder „ganzes Rind“. Diese Sprache ist präziser, denn sie beruht auf deinem Verständnis, auf welches sie verweist.

Diese verweist nur zum Licht und den Kelim (Verlangen), denn wir besitzen nichts anderes über das wir zu sprechen vermögen. Wie kann ich die Verbindung der Lichter und Kelim für dich in einer bestimmten Form mitteilen? Sollte ich es grafisch darstellen? Eine Melodie spielen? Dir eine Formel geben? Das Bild dieser Welt beschreibt das, was aus ihrer Verbindung hervorgeht? Wie kann ich dir die genaue spirituelle Lage erklären, die Kombination von Licht und dem Kli, über das ich spreche?

Deshalb haben Kabbalisten vier Sprachen begründet, um das höhere System der Steuerung unserer Welt zu beschreiben: Die Sprache des Tanach, Hagaddot (Legenden), Kabbala und Halachot (Talmud), und sie verwenden diese um uns ihre Kenntnisse mitzuteilen. Diese Sprachen sind im Sohar vermischt.

Der Sohar selbst ist hauptsächlich in der Sprache des Talmud (Midrash) geschrieben, wenngleich er auch ein wenig die Sprache des Tanach oder der Legenden verwendet, und Baal HaSulam fügt ihm die Sprache der Kabbala hinzu. Und wenn sie parallel sind, kannst du mehr oder weniger die korrekte Richtung der Gedanken beibehalten.

Jedoch, wie können Sprachen dir helfen, wenn du nicht die spirituelle Kenntnis besitzt und du nicht empfindest, auf was sich der Text bezieht? Nichts kann dir helfen! Du benötigst lediglich, darüber nachzudenken, wie du mehr Einflüsse empfangen kannst, um spüren zu können.

In unserer Welt geschieht das genauso: Du kannst mir alles was du willst erzählen, jedoch habe ich es niemals erfahren, was auch immer du mir erzählst, es ist tot für mich oder im besten Falle ein Szenario; ich mag in der Lage sein, das mir bereits Vertraute durch eine Analogie als etwas vorzustellen.
Wenn ich jedoch nichts über die spirituelle Welt weiss, dann gibt es keine Geschichten, die mir helfen könnten. Aus diesem Grund bemüht sich unser ganzes Studium darum, diese spirituellen Begriffe wahrnehmen zu wollen, damit sich unsere Augen öffnen.

Aus dem 2. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes vom 17/02/2011, „Einführung in den Sohar“