Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Wissen bedeutet Geben

Frage: Wenn ein beachtlicher Teil der Menschheit anfängt, sich zu verbinden, wie wir das auf den Kongressen tun, wird sich in der Welt weniger Unglück ereignen, nicht wahr?

Meine Antwort: Zweifelsohne bringen unsere Handlungen Nutzen. Es steht ebenfalls außer Zweifel, dass die Leiden in der Welt sich heutzutage in einer leichteren und milderen Form äußern, als wenn es ohne unsere äußeren und inneren Anstrengungen der Fall wäre. Doch inwiefern sie wirklich leichter sind, wissen wir nicht, weil wir den Zusammenhang zwischen unseren Handlungen und verschiedenen Ereignissen nicht erkennen.

Deshalb können wir nicht sagen, inwieweit sich die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen oder Feuern dank dem Kongress verringert hat, aber es hat sicherlich stattgefunden. Das Bild von der Einwirkung können wir erst dann erkennen, wenn wir über dasselbe kollektive Sehen wie eine integrale Umgebung/Gemeinschaft verfügen, d.h. wenn wir wenigstens die erste spirituelle Stufe – den ersten Grad der Verbindung – erreicht haben.

Frage: Also werden wir niemals mit Hilfe der egoistischen Wahrnehmungsorgane erkennen können, wie wir durch unsere Verbindung einen Terroranschlag oder eine Naturkatastrophe verhindert haben?

Meine Antwort: Das kannst du unter der Bedingung sehen, dass du über einen Schirm verfügst, um nicht der Neugier oder des inneren Friedens wegen an Informationen zu kommen, sondern um dadurch an den Nächsten geben zu können. Du brauchst Wissen, um dich darüber erheben zu können: zuerst entsteht die Notwendigkeit, über das Wissen steigen zu müssen, und dementsprechend wird anschließend das höhere (globale, integrale, spirituelle) Wissen enthüllt.

Frage: Ich sollte mir also keine Selbstvorwürfe machen, dass ich nicht genug Anstrengung bei der Vereinigung unternommen habe und dass es deswegen zu so etwas gekommen ist? Es bringt keinen Nutzen für die Korrektur?

Meine Antwort: Das ist ein System der Natur: wenn du über diese Informationen verfügen müsstest, würden sie sich dir enthüllen, alles funktioniert entsprechend einem einzigen Programm und treibt die Welt zur Endkorrektur voran.

Im Moment kannst du es noch nicht sehen, doch später erreichst du den Zustand, in dem es möglich sein wird. Doch wenn das Wissen nicht zum Geben notwendig sein wird, wirst du selbst nicht wollen, dass es enthüllt wird. Wenn es nicht des Gebens willen ist, wozu muss ich es dann enthüllen und wissen?! Später wird dir die Welt von einem Ende bis zum anderen enthüllt – du wirst alles sehen und wissen können! – Und du wirst sagen: „Ich will aber nichts! Ich nehme so viel Wissen, wie viel ich zum Geben brauche, um über das Wissen zum Geben aufsteigen zu können“.

Auszug aus dem Unterricht über den Artikel „Das Wesen der Wissenschaft Kabbala“, 09.02.2011

Alles hängt vom Verlangen ab

Frage: Wenn die menschliche Natur das Verlangen zu genießen ist, warum gibt sich dann der größere Teil der Menschheit mit dem Wenigen zufrieden und sucht nicht nach dem ewigen Genuss?

Meine Antwort: Eines Tages traf ich einen alten Freund, noch aus Kindertagen. Schon damals sammelte er Briefmarken. Nachdem ich selbst diese Leidenschaft „überwunden“ habe, schenkte ich ihm meine Sammlung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Briefmarken in meinen Augen an Wert verloren haben, er aber hat das sehr genossen.

Bei unserem Treffen sagte er zu mir:

– Außer Briefmarken sammle ich jetzt auch noch Briefumschläge.

Er hat das sehr ernst gesagt, also habe ich versprochen, ihm einen Umschlag von uns zu schicken. Es gibt hier nichts zu lachen: der Mensch schätzt etwas, er hat ein bestimmtes Verlangen. Ich wollte noch nicht einmal ein Gespräch mit ihm über die Lichter und den ewigen Genuss anfangen. Wozu, wenn es hier um Briefumschläge und Briefmarken geht.

Alles nimmt seinen Ursprung im Verlangen. Solange ich ein Verlangen danach hatte, sammelte ich auch Briefmarken. Jeder durchläuft als Kind solche Phasen. Und er hat dieses Verlangen behalten – wie soll ich da mein Verlangen an ihn weitergeben? Das ist unmöglich.

Ich habe viele Kinder neben Rabash aufwachsen sehen, von seinen Schülern und Verwandten. Wenn ein Kind ein Verlangen hat, dann hat es dieses Verlangen, und wenn nicht, dann nicht. Du kannst es nicht zwingen. Es sieht, womit du dich beschäftigst, alles Andere hängt von seinen Bestrebungen ab. Da kann man nichts tun.

Wir können also nicht verlangen, dass der Mensch an der Vereinigung arbeitet. Wie viele Menschen weltweit kümmern sich wirklich darum, weil sie die ganze Welt als ein einziges einfaches Licht, eine einzige Kraft sehen wollen? Wer will allein dieses Bild der Realität wahrnehmen, und auch noch so, dass er sich selbst nicht darin wahrnimmt? Entweder hast du ein Verlangen danach oder du hast es nicht.

Ja, mit Hilfe der Gruppe können wir die Entwicklung beschleunigen – aber wiederum ohne einen Druck auf den Menschen auszuüben.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 10.02.2011

Alles kommt vom Schöpfer

Rabash, Shlavey haSulam, 1990, Artikel 7, „Mensch und Tier“: Der Schöpfer schickt dem Menschen ein Geschenk – einen „Armen“, d.h., Armut des Verstandes, wenn der Körper nicht versteht, wie er zum Wohl des Schöpfers arbeiten kann. Denn das ist gegen die Natur.

Dann erkennt der Mensch, dass er nicht nur im Verstand, sondern auch in den Taten arm ist: keine einzige Tat führt er zum Wohl des Schöpfers aus, sondern alles nur zu seinem eigenen Nutzen.

Frage: Bleibt das Gefühl der Armut für immer, bis zum Ende der Korrektur, bestehen?

Meine Antwort: Offensichtlich wächst es auch noch jedes Mal.

Hier gibt es aber folgendes Problem. Nehmen wir an, ich fühle mich leer und habe zu nichts Lust. Ich gebe mich zufrieden mit diesem Zustand, ich bin in ihm „begraben“ und finde keine Kraft zum Vorankommen. Und eigentlich tut es mir auch nicht so sehr weh.

Vielleicht „schmerzt“ es aber bereits ein wenig und ich versuche, etwas dagegen zu unternehmen.

Es kann aber auch sein, dass ich die Situation nicht als Bestrafung von oben, als Hindernis, welches ich überwinden muss, wahrnehme, sondern nehme diese Dinge als neue Kelim an.

Das ist ein sehr wichtiger Moment. Wenn ich diesen Zustand als eine „Belastung des Herzens“ ansehe, fällt es mir schwer, aus ihm herauszukommen, ich weiß nicht, was ich tun soll und warum es mich überhaupt trifft.

Andererseits kann ich diesen Zustand mit Freude enthüllen, als ein Sprungbrett zu einer neuen Erkenntnis. In die mich bedrückende Schwere hat der Schöpfer sich selbst eingebracht: „Du willst Mich erkennen? Bitte schön“. Selbstverständliche stehe ich vor etwas mir noch Unbekanntem – ich nehme aber bereits einen Durchbruch vorweg.

Die Wissenschaft der Kabbala unterscheidet sich sehr von allen Herangehensweisen, die der Mensch für sich ausgearbeitet hat. In der Kabbala lernen wir uns gegenüber zwei Seiten einer Medaille richtig, also gleich zu verhalten: gegenüber dem „Engel des Lebens“ und dem „Todesengel“, dem Schöpfer und dem Satan, dem Licht und der Finsternis. Denn alles kommt vom Schöpfer, es gibt nichts außer Ihm.

In keiner einzigen Handlung kann eine direkte oder eine indirekter Einwirkung erkannt werden – alles kommt von Ihm, und alles ist auf die Korrektur gerichtet. Allein unsere Wahrnehmung verleiht diesem „Strom“ eine direkte oder eine indirekte Form. Jedoch muss der Mensch in jedem Zustand zu sich selbst sagen, dass dieser eindeutig vom Schöpfer kommt.

Die Menschheit, die von der Finsternis umgeben ist, hat einige Informationen der Wissenschaft der Kabbala entnommen und angefangen, die Einheit in „Gut“ und „Böse“ aufzuteilen, eine Grenze zwischen der Finsternis und dem Licht, dem Schöpfer und dem Satan zu ziehen. Auf diese Weise sind Mythen über den Kampf zwischen den „guten“ und den „bösen“ Kräften entstanden. Hier muss der Mensch in erster Linie begreifen, dass es außen nichts gibt – alles geschieht in seinem Inneren.

Und zweitens, dass es keinen Unterschied zwischen „Gut“ und „Böse“ gibt. Das Gesamtbild wird nur im Zerrspiegel meines Egoismus gebrochen und zweigeteilt. Doch in Wirklichkeit kann das, was mir als Böse vorkommt, was ich als „Schmutz“ bezeichne, Licht sein.

Auf welcher Grundlage bilde ich meine Meinung? Wenn ich mich bereits im Licht befinde und die herannahende Finsternis erkenne, dann kann ich das behaupten.

Doch eigentlich gibt es in der spirituellen Arbeit eines Menschen keine Situationen, in denen er irgendwelche Eigenschaften, Kräfte oder Handlungen nicht auf den Schöpfer beziehen sollte.

Uns obliegt nur eins: die Details unseres unausgeglichenen Bildes richtig zusammenzusuchen und zusammenzusetzen, um die Einheit zwischen Israel, der Tora und dem Schöpfer und das Prinzip „Es gibt nichts außer Ihm“ zu erreichen. Dadurch ergänzen wir uns selbst in jedem Augenblick und in jedem Zustand zu dem, was wir diesmal vom Schöpfer erhalten haben.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 09.02.2011

Opfer des Egoismus

Spirituelle Wurzeln, die in unsere Welt herabsteigen, schlagen hier ins Gegenteil um, und der Egoismus unserer Welt führt das höchste Gebot der Liebe entsprechend seinem Verständnis aus – das bedeutet, er geht töten. Doch du musst dich entscheiden, was du tun willst: entweder in diesen materiellen Zweigen bleiben oder zur spirituellen Wurzel aufsteigen.

Wenn du aufsteigen willst, dann arbeite in der Gruppe und nimm an ihrem Spiel der Bruderliebe zwischen allen teil. Dann wirst du feststellen, dass du zu einer solchen Liebe nicht in der Lage bist und dass das alles eine Lüge ist, und du wirst nach der Korrektur verlangen. Es wird eine Kraft herabsteigen, die dir Verbindung mit allen Anderen und Liebe schenkt.

Diese Verbindung existiert nicht auf der Ebene unserer Welt, sondern nur auf einer höheren Stufe. Schaut euch die Seelen und nicht die Körper an!

Es ist so, als ob ich einen Computerbildschirm vor mir hätte, auf dem ich entweder materielle oder spirituelle Handlungen sehen könnte. Wenn ich alles durch meine spirituellen Augen betrachte, dann sehe ich Liebe, und durch meine materiellen Augen sehe ich Mord.

Doch, wenn mich jemand angreift und töten will, bedeutet es nicht, dass er das aus Liebe macht – er handelt aus seinem Egoismus heraus. Und darum steht es geschrieben, dass du demjenigen, der gekommen ist, um dich zu töten, zuvorkommen und ihn zuerst töten sollst.

Dadurch korrigierst du ihn, denn er ist derjenige, der gekommen ist, um dich zu töten – also ist sein Egoismus größer als deiner. Aus diesem Grund vollziehst du eine Korrektur, wenn du ihn tötest, indem du mit einem kleineren Egoismus als derjenige, der dich angegriffen hat, arbeitest.

Hier ist alles sehr logisch und basiert nicht auf einem blinden Glauben. Denn ich hatte nicht vor, ihn zu töten, er hat mich als erster angegriffen, um mich zu töten. Und wenn es mit aller Deutlichkeit klar wird, denn wird es eine Korrektur sein, einen größeren Egoismus durch einen kleineren zu töten. Das ist deine Pflicht, das oberste Gebot: „Töte den, der dich töten will“.

Es gibt nichts außer den Korrekturen. Entweder ereignen sie sich auf der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Ebene, unbewusst und unverständlich für uns, oder es sind echte Korrekturen durch die Arbeit mit der Gruppe auf der menschlichen Stufe.

An allen Morden in unserer Welt ist unser Egoismus schuld, der nach solchen Opfern für dessen Korrektur verlangt. Wir können jedoch diese Korrekturen auf die spirituelle Ebene verlagern, wenn wir das wollen! Wir können alle diese Handlungen auf eine höhere Ebene heben, dann werden wir kein Übel in der Welt sehen und spüren.

Doch nur unter der Bedingung, dass wir unser gesamtes egoistisches Verlangen, welches diese ganzen Untaten vollbringt, auf eine höhere Stufe heben – und dort werden dann dessen gesamte Taten schön sein, entgegengesetzt denen, die wir heute sehen. Die Menschen um uns herum werden beginnen, sich zu verbinden, einander zu umarmen und sich einander nahe zu fühlen.

Auszug aus dem Unterricht über den Artikel „Das Wesen der Wissenschaft Kabbala“, 09.02.2011

Die gekränkte Ehre

Frage: Manchmal kommt es im Leben vor, dass mich jemand beleidigt und ich mich sehr gekränkt und demütigt fühle. Wie ist die genaue Reihenfolge der Analyse einer solchen Situation?

Meine Antwort: In unserem jetzigen Zustand können wir keinen richtigen Bezug zu der Realität herstellen. Wir haben uns auf halbem Wege zwischen Himmel und Erde verirrt. Ich habe den Schöpfer noch nicht enthüllt, befinde mich aber nicht mehr in der vollkommenen Verhüllung. Alle möglichen Weisheiten – Zitate, Sprüche, Wissensfetzen – nehme ich als Enthüllung wahr, doch dem ist nicht so. Alles ist in mir durcheinander geraten.

Darum schreibt Baal HaSulam in der Einführung zu TES, dass der Mensch in diesen Jahren seine Entwicklung maximal vorantreiben muss. Denn es geht um die Zeit eines großen Durcheinanders, wenn ich die Wahrheit nicht begreifen kann, aber mit der Lüge nicht mehr einverstanden bin. Mich schleudert es einfach von einer Seite zur anderen.

Einerseits gibt es niemanden außer dem Schöpfer. Ich stehe vor Ihm. Wie soll ich die Realität wahrnehmen, wenn um mich herum nur Er ist? Und wo bin ich selbst? Wenn Er mich angeschrien hat, soll ich Ihn daraufhin ebenfalls anschreien? Aber das ist doch der Schöpfer. Also muss ich mich ständig zurückhalten? Vollkommene Ergebenheit demonstrieren, sogar unter Androhung des Todes? Auch solche Ansichten sind verbreitet.

In Wirklichkeit können wir in solchen Fällen nicht viel empfehlen. Denn der Mensch wird jede Sekunde Veränderungen unterzogen.

Aus diesem Grund schreiben uns die Kabbalisten einen bestimmten Handlungsablauf vor, der durch die Verhüllung bedingt ist. Warum geben sie uns diese Ratschläge? Weil wir dem Einfluss zweier Kräfte unterliegen. Der Schöpfer hat nicht den einfachsten Zustand erschaffen, in dem ich vor Ihm stehe und Ihn enthülle, ohne mich von irgendetwas ablenken zu lassen. Wer bin „ich“? Mein Ich sind die Kräfte der Absonderung und der Trennung vom Schöpfer. Dabei stellen sich diese Kräfte mir als ich selbst und als etwas außerhalb von mir dar, aber nicht als Schöpfer. Und der Schöpfer ist für mich ein Ideal, unsichtbar und ungreifbar.

Die trennenden Kräfte verhüllen Ihn vor mir, und ich muss sie zu einem Ganzen vereinen. Diese Kräfte trennen, entfernen mich vom Schöpfer, verdecken Ihn vor mir. Sie werden in zwei Welten unterteilt: die innere und die äußere. Im Grunde genommen gehören sie zur gleichen Natur der Trennung, des egoistischen Verlangens, doch mir kommen sie geteilt und gegensätzlich vor.

Ich muss sie also miteinander verbinden und gerade in diesen Kräften die Trennung erkennen. Während ich die Handlung, den Gedanken, das Verlangen und alles um mich herum betrachte, vereine ich das Innere und das Äußere – nur um die Einheit zu erreichen. Und in diesem Fall, wenn ich dazu in der Lage bin, mache ich keine Fehler.

Hier müssen wir nur ein einziges Prinzip anwenden: „Der Mensch urteilt entsprechend dem, was er sieht“. Ich versuche nicht, den Alleinigen, der vor mir verborgen ist, zu erreichen. Doch sobald ich alle Kräfte – meine und die der Anderen – zu einem Ganzen vereint habe, enthülle ich im Inneren den alleinigen Schöpfer.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 10.02.2011