Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Was Menschen fordern, wenn sie in die Strassen strömen

Frage: In den vergangenen Wochen konnten wir erleben, wie in verschiedenen Ländern die Menschen hinausströmten, um gegen ihre Regierungen zu demonstrieren, als ob sie gegen ihre Unfähigkeit protestieren würden, an der Regierung ihres Landes teilzunehmen. Wie können wir Ideen der Kabbala über ganzheitliche Einheit an sie übermitteln, so dass sie spüren können, dass dies eine Lösung bieten kann?

Meine Antwort: Dies ist eine sehr wichtige Frage, die heutzutage stufenweise mehr und mehr lebenswichtig wird. Es ist die Frage der Einheit, welche die Menschen im Wesentlichen fordern. Mit anderen Worten, ein Mensch fragt: „Wie kann ich, als ein normaler Mensch, der von zwei Dollar am Tag lebt (wie beispielsweise die Massen in Ägypten), irgendetwas in diesem Leben entscheiden?“

Sie können die Strasse nicht verlassen und nach Hause gehen, weil sie ansonsten zu diesem Leben der extremen Armut zurückkehren werden, welches mit zwei Dollar am Tag belohnt wird.“ Vorerst jedoch, solange sie protestieren, haben sie das Gefühl, als könnten sie etwas kontrollieren, etwas tun. Sie fühlen diese Macht in ihren Händen und nicht in den Händen der Regierung.

Diese Forderung kann nicht erfüllt werden, indem ein extra Dollar pro Tag für ihre Bedürfnisse hinzugefügt wird. Es ist notwendig darüber nachzudenken, was diesen Millionen von Menschen gegeben werden kann, so dass sie spüren können, dass sie die Macht zu regieren erhalten haben und Veränderungen machen. Und heutzutage ist es wirklich ein universales, globales Problem, das immer mehr Massen in der Welt umfasst.

Die Regierungen beginnen nachzusinnen: Was sollen wir tun? Politische Führer sind bereit, von ihren Posten zurückzutreten und verschiedene Veränderungen einzubringen, jedoch werden sie niemals ihre Leute zufriedenstellen. Wir werden noch viele Demonstrationen und Revolten zu sehen bekommen, bis die Bestimmung letztendlich an die Oberfläche kommen wird. Wir müssen sicherstellen, dass auch der allerletzte, einfachste Mensch zu spüren bekommt, dass er Verantwortung trägt, und dass er Ehre, Macht und Selbstrespekt besitzt.

Die Menschen wurden erwachsen! Sie treten in die Strassen und spüren, dass sie die Situation beherrschen. Wenn sie auf diese Art fühlen, ist es unmöglich, sie mit Geld zu bestechen, denn ein solcher Status genügt ihnen nicht. Und sie werden weiterhin aufwachen, was eine sehr bedrohliche Zwickmühle erzeugt. Ich weiss nicht, ob die Regierungen imstande wären, sie zu kontrollieren.

Selbst wenn eine Regierung durch eine andere ersetzt wird und die Repräsentanten des Volkes akzeptiert, genau dann, wenn diese an die Macht gelangen, werden sie sich selbst von der Macht entfremden. Sobald sie handeln und beginnen werden es als angenehm zu empfinden, oben zu sein, wird ein Mensch, der in seinem urbanen Slum oder abgelegenen Dorf lebt, sie nicht mehr als seine oder seinen Repräsentanten empfinden.

Wir werden diese Tendenz in nächster Zukunft in der politischen Entwicklung finden. Letzten Endes wird keine andere Alternative verfügbar sein. Die Menschheit wird in eine Lage geraten, in der sie einer Frage gegenübersteht: Was können wir tun, damit wir alle gleich sind? In Wirklichkeit, kann, nur wenn jedermann sich gleich fühlt, ein Mensch spüren, dass er oder sie, das Haupt des Staates ist, Entscheidungen trifft und wichtig ist.

Das bedeutet nicht, dass man direkte Macht über andere besitzen muss, jedoch benötigt man, es so im Innern zu fühlen. Und das ist nur durch die Vereinigung der Menschen zu erreichen, auf welche wir uns hinbewegen.

Soziologen sind mit diesem Phänomen noch nicht vertraut, und sie entwickeln sehr vorsichtige, oberflächliche Prognosen. Jedoch denke ich, dass in den Ländern, in denen dieser Prozess bereits gestartet hat, er nicht mehr gestoppt werden kann. Eine Regierung sollte die Menschen fürchten, die bereits ihre Fähigkeit gekostet haben, etwas zu verändern und zu übernehmen. Sie werden keinen Frieden finden, bis sich nicht jedermann mit jedem anderen als gleich verspürt. Und darauf steuert die Welt zu.

Aus dem 4. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichts vom 17/02/2011, „Einführung in das Buch Panim Meirot uMasbirot“

Die Korrektur der Seele kommt zuerst

Frage: Kann ein Kabbalist gleichzeitig zwei Ideologien aufrechterhalten und gleichzeitig religiös und Kabbalist sein?

Meine Antwort: Nein, kann er nicht. Die Kabbala gewinnt die Oberhand über die religiöse Ideologie. Ein Kabbalist kann infolge seiner Erziehung, seiner Kultur oder religiösen Traditionen seines Volkes allerlei Bräuche durchführen. Und ich denke, es ist gut, das zu tun.Ich schaue nicht auf die Religion herab.

Doch dies sollte die Kabbala nicht ersetzen, denn das Wichtigste ist für einen Menschen die Enthüllung und Verschmelzung mit dem Schöpfer zu erlangen. Alles, was damit kollidiert, sollte aus dem Weg geräumt werden. Nicht die Religion selbst ist im Weg, sondern ihre falsche Wahrnehmung, zu denken, dass sie die Erlangung des Schöpfers ersetzen kann, dass es ausreicht,anstatt spiritueller Enthüllung, irgendwelche materiellen Handlungen auszuführen, geschriebene Worte nachzubeten und zu denken, dass dies genug ist.

Dem ist überhaupt nicht so. Es steht geschrieben „Jeder muss den Schöpfer erkennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen“. Wir müssen zur Verschmelzung mit Ihm gelangen. Jeder stimmt dem zu, denn das steht geschrieben und es ist unmöglich, zu widersprechen. Jedem ist klar, dass wir „die Arbeit des Schöpfers“ erlangen und uns an Ihn binden müssen. Es steht ebenso geschrieben, dass es das Hauptgebot der Tora ist, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. Doch überall reden die Menschen nur darüber, aber sie realisieren es nicht.

Man weiß nicht mal, was Verschmelzung mit dem Schöpfer bedeutet, wie man sich Ihm annähert und Ihm ähnlich wird. Das Problem ist, dass die Religion die Kabbala nach der Zerstörung des Tempels ersetzt hat, nachdem das Volk Israel von der spirituellen Stufe auf die materiellen Stufe zurück fiel und alles was den Menschen blieb, waren die physischen Handlungen als Tradition, um der vorherigen spirituellen Handlungen zu gedenken.

Nun müssen wir lernen, zurück zur spirituellen Stufe aufzusteigen und diesen nationalen Traditionen, die Erlangung des Schöpfers hinzuzufügen. Religion scheint einen Menschen aufzuhalten, scheint ihm zu sagen, dass es genügt, nur die mechanischen Handlungen durchzuführen, die religiöse Menschen tun.

Doch viele Quellentexte sagen, das es nicht genügt, nur die materiellen Handlungen auszuführen, dass es dem Schöpfer egal ist,wie ein Tier geschlachtet wird – koscher oder nicht – und dass die Gebote dazu gegeben wurden, um die Geschöpfe dadurch zu korrigieren. Das bedeutet, dass die Handlung mit der richtigen Absicht ergänzt werden muss. Die Absicht ist das Allerwichtigste, tatsächlich ist es der Mensch selbst. Seine Gedanken und Verlangen sind wichtiger, als die Handlungen. Ein religiöser Mensch führt üblicherweise Handlungen aus Gewohnheit durch, weil er sie von Kindheit an ohne nachzudenken ausführt. Es gibt keine Korrektur, indem er dies tut.

Deshalb wollen wir die Traditionen, den gewohnheitsmäßigen Lebensstil oder das, was Religion genannt wird, die wir als die Kultur oder Tradition eines Volkes wahrnehmen, mit der „Arbeit des Schöpfers“ ergänzen, d.h. die innere Arbeit eines Menschen, wodurch er seine Verlangen korrigiert, um dem Schöpfer ähnlich zu werden. Adam, Mensch, bedeutet „ähnlich“.

Jeder Mensch, säkular oder religiös, muss verstehen, dass Kabbala seinem Leben etwas Zusätzliches geben kann. Sie gibt ihm die Enthüllung des Schöpfers, die Höhere Kraft, die alles lenkt, hinzu. Und wenn man das erkennt, versteht und spürt, dann versteht man, wie man ohne Fehler zu machen voranschreiten kann, sowohl in dieser Welt, als auch in der „kommenden“ Welt, der spirituellen Welt, die einem enthüllt wird.

Wir erlangen die Enthüllung des Schöpfers nicht durch religiöse Handlungen, sondern indem wir uns mit anderen vereinen. Doch diese Handlungen werden nicht ausgelöscht. Sie sind einfach wie ein Zweig, der die spirituelle Wurzel symbolisiert und ein Mensch kann in dieser Kultur bleiben. Dies ist ein Brauch, der weder sein spirituelles Vorankommen behindert, noch ihm hilft. Er erinnert einen einfach daran, dass es spirituelle Handlungen gibt und darum wurde er während der Jahre des Exils bewahrt.

Dem Schöpfer sind unsere physischen Handlungen egal. Ihm ist nur die Absicht wichtig, die man hinein gibt.

Aus dem 4. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, 20.02.2011, „Einführung ins Buch ‘Panim Meirot uMasbirot'“