Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Die Korrektur der Seele kommt zuerst

Frage: Kann ein Kabbalist gleichzeitig zwei Ideologien aufrechterhalten und gleichzeitig religiös und Kabbalist sein?

Meine Antwort: Nein, kann er nicht. Die Kabbala gewinnt die Oberhand über die religiöse Ideologie. Ein Kabbalist kann infolge seiner Erziehung, seiner Kultur oder religiösen Traditionen seines Volkes allerlei Bräuche durchführen. Und ich denke, es ist gut, das zu tun.Ich schaue nicht auf die Religion herab.

Doch dies sollte die Kabbala nicht ersetzen, denn das Wichtigste ist für einen Menschen die Enthüllung und Verschmelzung mit dem Schöpfer zu erlangen. Alles, was damit kollidiert, sollte aus dem Weg geräumt werden. Nicht die Religion selbst ist im Weg, sondern ihre falsche Wahrnehmung, zu denken, dass sie die Erlangung des Schöpfers ersetzen kann, dass es ausreicht,anstatt spiritueller Enthüllung, irgendwelche materiellen Handlungen auszuführen, geschriebene Worte nachzubeten und zu denken, dass dies genug ist.

Dem ist überhaupt nicht so. Es steht geschrieben „Jeder muss den Schöpfer erkennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen“. Wir müssen zur Verschmelzung mit Ihm gelangen. Jeder stimmt dem zu, denn das steht geschrieben und es ist unmöglich, zu widersprechen. Jedem ist klar, dass wir „die Arbeit des Schöpfers“ erlangen und uns an Ihn binden müssen. Es steht ebenso geschrieben, dass es das Hauptgebot der Tora ist, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. Doch überall reden die Menschen nur darüber, aber sie realisieren es nicht.

Man weiß nicht mal, was Verschmelzung mit dem Schöpfer bedeutet, wie man sich Ihm annähert und Ihm ähnlich wird. Das Problem ist, dass die Religion die Kabbala nach der Zerstörung des Tempels ersetzt hat, nachdem das Volk Israel von der spirituellen Stufe auf die materiellen Stufe zurück fiel und alles was den Menschen blieb, waren die physischen Handlungen als Tradition, um der vorherigen spirituellen Handlungen zu gedenken.

Nun müssen wir lernen, zurück zur spirituellen Stufe aufzusteigen und diesen nationalen Traditionen, die Erlangung des Schöpfers hinzuzufügen. Religion scheint einen Menschen aufzuhalten, scheint ihm zu sagen, dass es genügt, nur die mechanischen Handlungen durchzuführen, die religiöse Menschen tun.

Doch viele Quellentexte sagen, das es nicht genügt, nur die materiellen Handlungen auszuführen, dass es dem Schöpfer egal ist,wie ein Tier geschlachtet wird – koscher oder nicht – und dass die Gebote dazu gegeben wurden, um die Geschöpfe dadurch zu korrigieren. Das bedeutet, dass die Handlung mit der richtigen Absicht ergänzt werden muss. Die Absicht ist das Allerwichtigste, tatsächlich ist es der Mensch selbst. Seine Gedanken und Verlangen sind wichtiger, als die Handlungen. Ein religiöser Mensch führt üblicherweise Handlungen aus Gewohnheit durch, weil er sie von Kindheit an ohne nachzudenken ausführt. Es gibt keine Korrektur, indem er dies tut.

Deshalb wollen wir die Traditionen, den gewohnheitsmäßigen Lebensstil oder das, was Religion genannt wird, die wir als die Kultur oder Tradition eines Volkes wahrnehmen, mit der „Arbeit des Schöpfers“ ergänzen, d.h. die innere Arbeit eines Menschen, wodurch er seine Verlangen korrigiert, um dem Schöpfer ähnlich zu werden. Adam, Mensch, bedeutet „ähnlich“.

Jeder Mensch, säkular oder religiös, muss verstehen, dass Kabbala seinem Leben etwas Zusätzliches geben kann. Sie gibt ihm die Enthüllung des Schöpfers, die Höhere Kraft, die alles lenkt, hinzu. Und wenn man das erkennt, versteht und spürt, dann versteht man, wie man ohne Fehler zu machen voranschreiten kann, sowohl in dieser Welt, als auch in der „kommenden“ Welt, der spirituellen Welt, die einem enthüllt wird.

Wir erlangen die Enthüllung des Schöpfers nicht durch religiöse Handlungen, sondern indem wir uns mit anderen vereinen. Doch diese Handlungen werden nicht ausgelöscht. Sie sind einfach wie ein Zweig, der die spirituelle Wurzel symbolisiert und ein Mensch kann in dieser Kultur bleiben. Dies ist ein Brauch, der weder sein spirituelles Vorankommen behindert, noch ihm hilft. Er erinnert einen einfach daran, dass es spirituelle Handlungen gibt und darum wurde er während der Jahre des Exils bewahrt.

Dem Schöpfer sind unsere physischen Handlungen egal. Ihm ist nur die Absicht wichtig, die man hinein gibt.

Aus dem 4. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, 20.02.2011, „Einführung ins Buch ‘Panim Meirot uMasbirot'“


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