Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Der geheime Code zum Schließfach des Herzens

Wenn wir uns dem Studium des Buches Sohar widmen, dann soll jeder sein Herz öffnen. Mit welcher Parole kann jeder sein Herz öffnen? Welcher Code muss in den „Tresor“, in dem sein Herz verschlossen ist, eingegeben werden, damit es sich vor dem Lesen des Buches Sohar öffnen kann?

Als Weise werden in der Kabbala die „Weisen des Herzens“ bezeichnet, weil sie auf diese Weise das Herz – das heißt die Verlangen bearbeiten, um das Licht „Chochma“ empfangen zu können.

Deshalb müssen wir nachdenken, womit wir das Herz öffnen können, sonst werden wir das Licht „Chochma“ nicht empfangen. Wie können wir unsere Verlangen vorbereiten, damit sie dem Licht zugänglich werden?

Der „Sohar“ ist wie ein Zauberbuch, in das Du eintreten kannst. Es ist kein Roman, den du liest und Dir Helden in deiner Einbildung vorstellst. Wenn du den Sohar liest, dann sollst du dir nicht vorstellen „als ob“ sondern in dieses Buch eintreten und darin wirklich leben. Du gehst hinein und bleibst darin, es gibt keinen Zustand, in welchem du vor dem Lesen des Sohars warst. Du bist durch das Lesen in dieses Buch eingetreten, bleibst dort und kommst nur dadurch voran.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 26.01.2012

Mit wem soll ich in die Attacke gehen?

Frage: Was kann ich auf dem Kongress in der Arava erreichen?

Meine Antwort: Du erreichst das, was du willst, worauf du dich vorbereitest. Vielleicht wirst du dich darauf vorbereiten, die Arbeit der Feldküche zu würdigen?

In unserer Einheit wollen wir zum wahren Verlangen kommen – und mit der entsprechenden Bestrebung müssen wir zum Kongress fahren. Das muss uns bis ins Innerste klar sein.

Frage: Sollten wir uns eine Bedingung stellen, die wir vor dem Kongress erfüllen müssen? Würde uns das helfen, das richtige Verlangen zu klären?

Meine Antwort: Natürlich. Können wir etwa ohne Vorbedingungen auskommen? Heute können wir ohne Vorbereitungen nicht handeln. Wer sich nicht vorbereitet, sollte nicht hinfahren. Denn dadurch stellt er sich selbst und den Freunden ein Bein – und wird spirituell bestraft, wie ein Narr, der ein Loch ins gemeinsame Boot bohrt. Jeder soll sich über die Geschehnisse im Klaren sein, jeder hat Zeit, sich selbst entsprechend den Bedingungen, die ihr stellt, zu korrigieren.

Diese Bedingungen sollen jedem, den ihr für geeignet zur Attacke haltet, vorgelegt werden. Denkt also darüber nach, wen ihr mitnehmen solltet und wen nicht. Macht eine Namensliste. Als Kriterium sollte hier nicht das Wissensvolumen oder die Studienjahre, sondern die Intensität des Verlangens dienen: wie sehr der Mensch helfen will und kann.

Auf einem Schiff muss jeder seine Verpflichtungen erfüllen: vom Kapitän bis zum letzten Schiffsjungen. Die Frage ist nur, wie sehr alle auf das Ziel gerichtet sind.

Frage: Was ist das für eine spirituelle Bestrafung?

Meine Antwort: Wenn ich die Freunde durch meine unkorrekte Teilnahme im Stich lasse, werde ich natürlich dafür bestraft. Der Schaden, den ich zufüge, wird als Bumerang zu mir zurückkehren.

Genauso werde ich die Belohnung durch meine Freunde bekommen können, wenn ich zusammen mit ihnen voranschreite und Kraft, Ausrichtung, Versorgung, Hilfe von ihnen beziehe und lediglich eine Kleinigkeit von mir selbst hinzufüge. Genauso kann ich in unserer Welt meinen Lohn gegen Tausende von Waren und Dienstleistungen tauschen, die die anderen für mich zur Verfügung stellen. Indem ich mich mit ihnen verbinde, versorge ich mich mit allem Nötigen für ein schönes Leben. In der Spiritualität ist es genauso: in irgendeiner entfernten Schiffsecke verrichte ich gewissenhaft meine Arbeit – und komme zusammen mit allen anderen im Zielhafen an. Hätte ich etwa alleine den Ozean überqueren können?

Frage: Wie kann ich prüfen, ob ich zum Kongress bereit bin?

Meine Antwort: Frag deine Freunde überall auf der Welt, was für sie Vorbereitung bedeutet? Ihr müsst es selbst aufschreiben, damit jeder sich selbst prüfen kann, unabhängig davon, ob er physisch kommt oder virtuell teilnimmt. Dabei sollten Frauen und Männer es getrennt voneinander aufschreiben und dann besprechen und die getroffenen Entscheidungen genauestens befolgen.

Das Wichtigste ist das Verlangen, wir brauchen nichts anderes. Die Rede ist also von der Klärung des Verlangens oder aber der Hindernisse auf dem Weg zum Verlangen: welche davon brauche ich, um sie mitzunehmen, zu verschärfen und zur Korrektur zu bringen?

Frage: Für wen soll ich während des Unterrichts um das Verlangen bitten: für mich selbst oder für alle?

Meine Antwort: Es steht geschrieben: „Wer für den Freund bittet, wird der Antwort als erster würdig“. Wenn du aber bittest, um den anderen zuvorzukommen, bekommst du keine Antwort. Denn das ist kein Gebet mehr für den Freund.

Frage: Das letzte Mal vor der Fahrt in die Wüste wurde uns die Möglichkeit zur Überwindung geboten. Diesmal müssen wir ein solches Verlangen selbst in uns entfachen. Wird uns dieses Minimum reichen?

Meine Antwort: Heute wird von euch viel mehr gefordert. Damals habt ihr eine gewisse Enthüllung erwartet, wir haben aber nicht darüber gesprochen, was genau sich enthüllen soll. Und jetzt sprechen wir darüber: Wir müssen das Verlangen, den Mangel enthüllen. Ich brauche nichts außer diesem Verlangen.

Worauf ist es denn gerichtet? Auf die Enthüllung des Schöpfers? Nein. Es ist auf das Geben gerichtet. Keiner von uns hat das Verlangen zu geben – und wir wollen, dass es sich in allen enthüllt. Denn das mich erfüllende Verlangen zu geben ist eben das Licht. Ich freue mich darauf, geben zu wollen, und ich brauche nichts anderes. Selbst wenn der Schöpfer mir keine Möglichkeit zu geben gibt, das Verlangen an sich erfüllt mich und bereitet mir Genuss.

Und später beginnen wir, Details zu erkennen – auf den Berg zu steigen, auf dem der königliche Palast steht.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir haben die Möglichkeit, das richtige Verlangen zu erreichen, welches auch zur Erfüllung wird. Mehr brauchen wir nicht.

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zu Talmud Esser ha Sefirot, 29.01.2012

Die Suche nach dem Höheren

Die ganze Arbeit des Menschen, der seinen spirituellen Weg begonnen hat, besteht in der Suche nach dem Höheren. Die gesamte Weltordnung ist so erschaffen, dass es den Höheren und den Niedrigeren gibt und nichts anderes. Und jene große Welt, die uns scheinbar umgibt, die höheren Welten und diese Welt – sind in Wirklichkeit die inneren Verlangen des Menschen selbst, die ihm nur als äußerlich erscheinen.

In der Realität existieren nur der Höhere und der Niedrigere – die Reihenfolge der spirituellen Stufen, die sich von oben nach unten erstrecken. Und diese Stufen der Welten existieren nicht an und für sich allein, sondern befinden sich in uns. In dem Maße, in dem wir uns entwickeln, enthüllt sich uns ein immer größerer Teil unseres Verlangens, der sich mit der Wahrnehmung des Universums füllt, und das wird als unsere nächste Stufe bezeichnet.

Das heißt, die ganze spirituelle Leiter befindet sich im Inneren des Menschen, der entlang dieser Stufen wächst und sich auf diese Weise wahrnimmt – als jemand, der immer mehr begreift, empfindet und wählt.

Wer sind sie nun, der Höhere und der Niedrigere – die einzigen, die im Universum existieren? Der Höhere bin ich in meinem nächsten, zukünftigen Zustand. Und der Niedrigere bin ich, wie ich heute existiere.

Der höhere, zukünftige Zustand ist der, in dem ich dem Schöpfer mehr entspreche. Denn alle meine Zustände, von hier und weiter bis zum vollkommenen Zustand, beinhalten immer größere Ähnlichkeit mit dem Schöpfer, mit den Stufen des Menschen, der dem Höheren ähnlich ist.

Alles ist immer in zehn Sefirot unterteilt – das ist die volle Portion, die vollständige Veränderung meiner Verlangen, von einem „ganzheitlichen“ Zustand zum nächsten (von Yechida zu Yechida). Diese minimale abgeschlossene Veränderung von mir wird als Stufe bezeichnet.

Die Stufe des Höheren in Bezug auf die Stufe des Niedrigeren ist wie der Schöpfer in Bezug auf das Geschöpf. Und wenn ich zur höheren Stufe aufsteige, d.h. mich dem Schöpfer in den Eigenschaften angleiche, werde ich wie Er, und jene höhere Stufe, die sich mir in diesem Augenblick enthüllt, ist der Schöpfer (Bore), was bedeutet „komme und siehe“. Denn ich bin dorthin aufgestiegen und „sehe“, also empfange das Licht Chochma in meine spirituellen Gefäße.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 27.01.2012

Theater ohne Statisten

Frage: Es fällt uns schwer, einander durch äußere Handlungen zu erwecken, und die inneren entgleiten uns. Was sollen wir tun?

Meine Antwort: Es ist so, dass jeder von euch einschläft und verzweifelt. Das ist natürlich und wird so weiter gehen, bis ihr spürt, dass jeder von den anderen abhängt und für die anderen sorgen muss. Ich muss begreifen, dass mein Verlangen von dir und dein Verlangen von mir abhängt. Erst dann werden wir zum wahren Verlangen kommen.

Heute sucht ihr nach diesem Verlangen persönlich, individuell und nicht gemeinsam. Jeder denkt darüber nach, wie er den eigenen Mangel vergrößern kann, und das ist falsch. Es wird dir nicht gelingen, im Gegenteil, du wirst in den Schlaf verfallen und auf die Nachsicht von Oben hoffen. Es kann nichts anderes geben, solange der Mensch nur mit eigenen Berechnungen beschäftigt ist. Niemand kann allein auch nur den geringsten Kontakt mit der Spiritualität herstellen, denn sie ist ihm vollkommen entgegengesetzt. Wir können uns die ganze Tiefe dieses Abgrunds noch nicht vorstellen.

Wir haben jedoch die Möglichkeit, einen Sprung zu machen, die Entfernung zwischen uns und der spirituellen Welt zu verkürzen. Und das hängt von der Gruppe ab, davon, wie wir in ihr spielen, und zwar ein solches Spiel spielen, dem wir einfach nicht entkommen können. Die Freunde müssen mir ständig ihre Entourage, ihre permanente Bühnenpräsenz demonstrieren: Wir sind in jedem Bild, in jedem Akt zusammen auf der Bühne. Keine anderen Mittel werden mir sonst helfen.

Es steht geschrieben: „Ein Held wird nicht gerettet durch eigene Kraft“. Dafür ist die Kraft des Schöpfers nötig, und diese kann nur durch die Gruppe hervorgerufen werden. Wir müssen in diese Richtung denken und wie im Theater spielen. Wir müssen dieses Theaterstück aufbauen, an dem sich alle ausnahmslos beteiligen werden. In unserer Theateraufführung bürgen wir füreinander, zeigen Teilnahme, Aufmerksamkeit, Bedürfnis jedes einzelnen nach allen und aller nach jedem einzelnen. Denn anderenfalls werden wir nicht aus Ägypten ausziehen können.

Wenn ihr daran arbeitet und auf diesem Wege mit einigen Hindernissen konfrontiert werdet, werden wir in die Arava fahren können. Denn wir werden etwas haben, womit wir fahren können, wir werden das Leiden des gesamten Kli haben, das nicht in der Lage ist, sich zu verbinden. Darüber steht geschrieben: „Und die Söhne Israel schrien auf vor ihrer Arbeit“. Für ihren Egiosmus haben sie die wunderschönen Städte Pitom und Ramses errichtet, doch sich selbst haben sie in den unglückseligen Städten wiedergefunden, die sie nicht aus dem Exil ausziehen lassen drohten.

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zu Talmud Esser ha Sefirot, 26.01.2012

Ich baue die Fabrik zur Herstellung meiner selbst

Die ganze Arbeit besteht darin, die eigene Umgebung aufzubauen, denn du kannst dich selbst nicht aufbauen. Und das ist das, was wir heute für die Menschheit errichten müssen.

Wenn ich mich selbst korrigieren muss, wie soll ich das tun? Ich muss einfach eine solche Umgebung um mich selbst errichten: Massenmedien, Bildungssystem – und ich werde ein Produkt dieser Umgebung sein.

Doch allein schon dadurch, dass ich sie aufbaue, korrigiere ich mich. Denn bereits beim Aufbau beginne ich zu spüren, wie sie aufgebaut werden soll – in welcher Form ich existieren soll und wie die Umgebung, die einen Einfluss auf mich ausüben wird, dementsprechend aussehen soll; wie ich sie jetzt aufbauen soll, damit sie eine Form annimmt, die einen Einfluss auf mich ausüben und mich so werden lassen wird, wie ich sein soll.

Das heißt, wir schließen uns bereits beim Aufbau dem erschaffenden Verstand an und begreifen, was der Schöpfer mit dieser Zerstörung bezweckte, warum Er für uns diese Ziegelsteine, dieses Holz und dieses Metall vorbereitet hat – und wie wir dieses Haus bauen müssen. Dadurch fangen wir an, Ihn zu enthüllen.

Es ist so, als würde ich die Umgebung aufbauen, damit diese mich korrigiert und ich in korrigierter Form in sie eingebettet werde und dann… Und doch ist es anders. Allein dadurch, dass ich die Umgebung aufbaue, beginne ich den Schöpfer zu erkennen.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Vorwort zum Buch Sohar, 20.01.2012

Ich wünsche euch schnelle Genesung!

Frage: Manchmal gehen wir durch sehr ungewöhnliche, starke Zustände. Es ist gut, wenn man sich dann in der Gruppe, neben dem Lehrer und den Freunden befindet – aber was soll ein Mensch tun, der zu Hause virtuell studiert?

Meine Antwort: Es steht geschrieben, dass „der Schöpfer zum Erlöser aller leidenden Herzen wird.“ Das Licht, das zum Menschen kommt, ist genau auf sein Niveau, auf seinen Zustand, seinen Charakter und die Wurzel seiner Seele abgestimmt. Wir selbst sind nicht fähig, all diese Parameter zu berücksichtigen und zu entscheiden, wie sie in jedem einzelnen Fall sein sollten.

Aber wenn wir alles tun, was in unserer Macht steht, dann wird unser Aufstieg immer von Erfolg gekrönt sein. Auf jeden Menschen wird von Oben eine Einwirkung erzeugt, die in ihrer Genauigkeit einige Millionen Parameter berücksichtigt, damit er sich aus seinem derzeitigen Zustand auf eine neue spirituelle Stufe erheben kann. Es soll nicht deine Sorge sein, es ist nicht deine Aufgabe, all das zu bewerten und zu prüfen. Du kannst es sowieso nicht begreifen. Man kann es nur erkennen, wenn man das allgemeine System von Oben nach Unten begreift. Erst wenn du in die Welt Azilut, in ihren oberen Teil (GA“R) hinaufsteigen und dich mit den Parzufim Aba we Ima (dem höheren Vater und Mutter) verbinden wirst, dann wirst du erkennen, wie das Vorhaben der Schöpfung funktioniert. Dies ist der größte aller möglichen Genüsse.

Es wird das Leuchten der Schechina genannt. Das ist die Empfindung dessen, wie das Schöpfungsziel, die höhere Kraft (welche die unendliche Liebe darstellt) Malchut der Welt der Unendlichkeit ausfüllt und sie in allen ihren Details zur Korrektur bringt. Dies ist der absolut vollkommene Zustand des Menschen.

Aber man muss nicht fürchten, dass die verschiedenen Zustände, die wir erleben, dem Menschen irgendwelchen Schaden zufügen könnten. Sie sind die Etappen der Genesung der Seele. So wie ein Mensch, der lange krank war, plötzlich irgendeine Besserung seines Zustands empfindet – seine Empfindungen werden schärfer, er spürt neue Kräfte in sich, allmählich verschwindet die Krankheit – genauso geschieht es im Spirituellen…

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel aus dem Buch „Schamati“, 23.01.2012

Das Böse, das in Gutes eingekleidet ist

Frage: In der Methodik der integralen Erziehung darf man dem Menschen keine schlechten Beispiele liefern. In der Psychologie ist das allerdings anders: der Mensch kommt, erzählt etwas über seine Probleme, und dann stellt sich sofort heraus, dass er selbst alles falsch macht. Auf diese Weise wird er mit seinen bösen, schlechten Charakterzügen konfrontiert, die er später zu korrigieren versucht.

Meine Antwort: Wir bevorzugen eine grundlegend andere Herangehensweise: Es gibt nichts Böses! In der Welt gibt es überhaupt kein Übel! Selbst wenn uns die ganze Natur böse vorkommt. Letzteres geschieht nur deshalb, weil wir sie falsch verwenden. Wenn wir sie anders verwenden würden, würde sie zum absolut Guten werden. Und wir könnten sogar den Egoismus zu unserem Nutzen statt zu unserem Nachteil einsetzen.

Wenn ich die eigene Selbstsucht als mir entgegengesetzt wahrnehme, dann heißt das, dass ich beginne, sie zu erforschen und mit ihr zu arbeiten, indem ich sie als Instrument für den Aufstieg benutze. Dann wird sie für mich zum Ausgangspunkt, zum Etalon, an dem ich mich messen kann: in dem Maß, in dem ich aufsteige, verändere ich mich auch.

Ich betrachte meinen Egoismus wie ein mir vorgegebenes negatives Wesen, welches mit meiner Hilfe in die richtige Absicht eingekleidet werden soll: ich soll ihn für das Geben, für die Liebe, für die Verbindung benutzen. Dann wird der Egoismus zu einer ständigen Hilfe für mich; er wird mich die ganze Zeit anstoßen, zur Seite schieben, und ich werde als Gegengewicht zu ihm alle Mittel anwenden, um mich über ihn zu erheben. So wird er zum Helfer „gegen mich“.

Wir wissen, dass ein beliebiges sich entwickelndes System aus zwei einander entgegengesetzten Kräften bestehen muss. Und diese entgegengesetzte Kräfte, gleichen einander aus und kommen so zum besten Ergebnis, zum allgemeinen Nenner.

Deshalb soll meine Selbstsucht durch das Verlangen, mich darüber zu erheben, ausgeglichen werden. Dabei stütze ich mich auf die Umwelt, auf die Familie, auf die Freunde und die Gesellschaft, um ihn zu besiegen. Eben diese zwei Systeme: die Gesellschaft und die Umwelt einerseits, und mein Egoismus andererseits helfen mir dabei. Und ich stehe zwischen ihnen und erziehe mich auf diese Weise.

Im Endeffekt erforsche ich den eigenen Egoismus, offenbare darin jene Eigenschaften, mit deren Hilfe ich über mich hinauswachsen kann, ihn für das Geben, für den Aufstieg, für die Freude, also als Hilfe verwenden kann. Er wird für mich zur Kraft, zur Masse, zum Material, mit dem ich arbeite. Ich zerstöre ihn keinesfalls! Er entwickelt sich in mir immer weiter! Ich begegne mit Freude allen Nuancen seiner Entwicklung!

Der moderne Mensch begegnet ihm mit Bitternis und ist sofort beleidigt: „Wieder ich! Was habe ich gemacht?!“. Und das bin nicht ich! Auf diese Weise wird uns absichtlich unsere in höchstem Maß egoistische Natur offenbart, damit wir uns ständig vereinigen.

Deshalb ist die Selbstsucht ein Motor, der uns vorwärts bewegt. Alle ihre Formen, selbst ihre schrecklichsten Erscheinungsarten, sind für uns notwendig, damit wir sie in schöne Gewänder kleiden.

In unserem Inneren bleibt diese Bitternis und dieses Zittern bestehen! Aber indem wir darüber eine ganz andere Hülle stülpen, erschaffen wir eine Dissonanz, einen Dipol aus jeder einzelnen unserer Eigenschaften, die uns in der Folge helfen, diese Macht der Selbstsucht noch zu vergrößern und sie für das Geben zu benutzen – so dass eine grundsätzlich andere Konstruktion, nämlich „der Mensch“ entsteht.

Jetzt kommen wir zum ersten Mal in der Geschichte dem Zustand näher, in dem wir uns über das Niveau unserer materiellen Existenz (über den physischen Körper) erheben können: wir erschaffen dadurch eine ganz andere spirituelle Konstruktion – die allgemeine virtuelle Menschheit, in der alle verbunden sind und sich gegenseitig ergänzen. Und dieser einheitliche Integralmechanismus, Adam, das heißt der Prototyp des allgemeinen Menschen in der Welt, ermöglicht es uns, alle Kräfte der Natur und alle ihre Tiefen zu begreifen und auf die richtige Weise anzuwenden.

Somit sollten wir unsere Selbstsucht keinesfalls unterdrücken oder ausgleichen, sondern uns darüber wie ein Bildhauer freuen, der einen guten Werkstoff für seine Skulptur gefunden hat. Natürlich steht ihm noch viel Arbeit bevor, um daraus eine neue Form zu erschaffen. Aber er ist froh, dass dieses Material in seine Hände geraten ist.

Genau dasselbe geschieht hier. Die Offenbarung des Egoismus ist jenes neue Material, an dem ich arbeiten kann. Und wir müssen nicht das Material selbst, sondern nur seine Anwendung verändern: es statt für uns selbst, für die anderen einsetzen.

Aus dem 7. Gespräch über die integrale Erziehung, 14.12.2011

Zum Unterricht mit der Bitte um das Leben

Frage: Wenn wir uns auf den Unterricht den ganzen Tag vorbereiten, so wie man es für königliche Audienzen tut, auf denen man nur eine Bitte aussprechen darf – wie wird dann die morgige Unterrichtsstunde aussehen?

Meine Antwort: Ihr werdet ein sehr großes Licht empfangen. Ihr werdet empfinden, wie viel es euch geben will. Ihr werdet beginnen, im Lernstoff das spirituelle System zu empfinden, das uns beeinflusst. Die trockenen Zeilen des Textes werden aufleben, sowie an Tiefe und Durchsichtigkeit gewinnen. Ihr werdet in jedem Detail eine innere Bedeutung sehen. Es wird sich erweisen, dass unsere ganze Welt (der Aspekt, den wir von der Realität wahrnehmen) so flach wie ein Bild an der Wand ist. Und hinter diesem Bild werden wir plötzlich eine neue Dimension erkennen, das System, das dieses Bild bewegt und seine Fragmente bildet. Ihr werdet die Wichtigkeit des Ziels neu entdecken und beginnen, im Licht dieser Wichtigkeit euer Leben zu führen.

Einstweilen jedoch verachten wir das Ziel, lehnen es unbewusst ab und es ist mit Gewissheit noch fern von uns.

Es ist sicher, dass wir uns vorwärts bewegen und dafür sorgen müssen, dass wir die Wichtigkeit des Zieles begreifen. Selbst jetzt kommen wir voran, müssen jedoch immer noch in die linke Linie übergehen, in der die kritische Analyse stattfindet. Jeden Tag sollen wir unsere Bemühungen um Einheit verstärken.

Außerdem müssen wir unseren Freunden in der ganzen Welt dankbar sein. Denn sie sind in der Verbreitung sehr aktiv. Wir sollten sie in dieser Arbeit unterstützen, weil sie uns allen hilft.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Vorwort zur „Lehre der Zehn Sefirot“, 24.01.2012

Wie kann ich zum Schöpfer durchdringen?

Frage: Was bedeutet der Ausdruck, die Bitte „durch die Gruppe“ oder „durch die Vereinigung“ zu leiten?

Meine Antwort: „Durch die Gruppe“ bedeutet, dass ich meinen Wunsch durch das Integralsystem leite. Und wenn er diesem Integralsystem angepasst werden kann, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass sich mein Wunsch dem Wunsch des Schöpfers angleicht. Es ist gesagt: „Mache deinen Wunsch wie Seinen“.

Auch wenn ich das nicht durchführen kann, wende ich mich dennoch an die Gruppe und bitte sie um die Kraft der Korrektur. Das bedeutet nicht, dass ich meinen Wunsch durch die Gruppe zum Schöpfer leite, damit Er auf ihn reagiert, und ihn mit der Kraft des Gebens ausfüllt, sondern ich tue das, damit ich selbst in Wirklichkeit geben kann.

Ich wende mich an die Gruppe und sehe, inwiefern ich die anderen hasse und nicht wünsche, mit ihnen vereinigt zu werden. Ich sehe auch, wie ich sie innerlich abstoße. Gerade infolge all dieser Klärungen, im Antagonismus und den Zusammenstößen mit den Freunden erhebe ich meine Bitte: „Korrigiere meine Beziehungen! Ich warte darauf! Ich will mich mit anderen verbinden!“. Dann ist diese Bitte ein schönes Gebet.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 25.01.2012

Die Bitte, die keiner Antwort bedarf

Frage: Es ist schwer, jedesmal alle Kräfte auf die Bitte um Korrektur auszurichten und dann mit „leeren Händen“ weiterzugehen. Wie kann man eine Enttäuschung auf diesem Weg vermeiden?

Meine Antwort: Worum bittest du? Um die Formulierung einer wahrhaften Bitte oder um etwas anderes? Denn außer dieser Bitte ist nichts erforderlich. Wenn ich um etwas bitte, dann soll ich lediglich die ganze Zeit über prüfen, ob meine Bitte die beste und richtigste Bitte ist, und ob sie genau auf das Ziel ausgerichtet ist. Wozu braucht man noch etwas anderes? Denn jede Antwort darauf wäre schon eine Erfüllung, die ich eigentlich nicht wünschen soll.

Wonach sollst du streben?

– Ich strebe nach der Vereinigung, nach der Einheit, nach dem Geben, um dadurch dem Schöpfer Genuss zu bereiten!

– Also bitte! Machst du es genauso?

– Ich will nur wissen, ob es für Ihn angenehm ist oder nicht …

Wenn du schon vorher wüßtest, dass du auf diese Art dem Schöpfer Genuss bereitest, dann würdest du aus dieser Erkenntnis im selben Moment einen sehr großen Genuss ziehen – also für dich selbst empfangen (statt zu geben).

Durch diese Zustände zu gehen, wenn du nichts empfängst und trotzdem weitergehst, hilft dir, den Schirm zu bauen, mit dessen Hilfe du vom Schöpfer die Antwort bekommen wirst, dass du Ihm einen Genuss bereitest. Und diese Erfüllung wird nicht in deine empfangenden Verlangen eingehen, sondern auf einer höheren Ebene erfolgen.

Wenn du jetzt schon die Gegenreaktion bekommen würdest, dann würde allein dadurch dein Verlangen in enormem Ausmaß befriedigt. Angenommen, du hättest einen Brief an eine wichtige Person geschrieben, und sie hätte ihn nicht nur bekommen, sondern auch darauf geantwortet: „Habe deinen Brief bekommen“. Es würde dir bereits genügen, alleine dadurch wärst du schon glücklich.

Deshalb wird es keine Gegenreaktion seitens des Schöpfers geben, solange du vor Schaden durch einem derartigen Genuss nicht geschützt bist.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 25.01.2012