Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Reichtum und Leere

Frage: Es heißt, dass Rabbi Schimon vor dem Aufstieg zur höchsten Stufe in den Zustand „Schimon vom Markt“ gefallen ist. Was ist das für ein „Markt“?

Meine Antwort: „Schimon vom Markt“ lebt wie Rothschild, er hat alles, was er sich in dieser Welt wünschen kann: Macht, Geld, Ruhm, langes Leben… Ein Traum! Dabei sieht er sich jedoch auf der niedrigsten Stufe.

Der Markthändler träumt wirklich davon, wie Rothschild zu werden – genau in diesen Zustand ist Rabbi Schimon gefallen. Für dich bedeutet es Aufstieg, für ihn aber Abstieg.

Hier geht es um die qualitative Bewertung. Rabbi Schimon hatte Wasser und Johannisbrotbaum, bei „Schimon vom Markt“ biegt sich die Tafel unter den Speisen. Warum leidet er dann? Warum fühlt er sich so tief gesunken? Er leidet wegen des Verlustes des spirituellen Bewusstseins, er hat alles, nur nicht das Wichtigste. Andererseits hat „Schimon vom Markt“ für das ganze Leben ausgesorgt, er fühlt sich nicht unglücklich.

Es ist so, dass Rabbi Schimon den Abgrund zwischen ihm und dem „Schimon vom Markt“ versteht – und gibt sich damit nicht zufrieden. Und einen noch größeren Schmerz bereitet ihm die Tatsache, dass er sich selbst so fühlt.

„Schimon vom Markt“ ist immer satt, er verkauft seine Ware, geht abends zufrieden nach Hause, weil er im Leben alles hat, was er braucht. Frau, Kinder – alles ist in Ordnung, alle sind gesund. Es mangelt an nichts.

Wenn aber Rabbi Schimon in diesen Zustand fällt, spürt er, dass er bei allem Reichtum nichts hat. Er kann dieses Leben nicht ertragen, jeder Augenblick darin ist der Hölle gleich. Für ihn ist das kein Leben.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Der Frieden“, 30.12.2011

2012 – Jahr der Entscheidung für Europa

Meinung (Henning Meyer ist Senior Visiting Fellow am Government Department an der London School of Economics und Editor des Social Europe Journal, „Die Zeit“ Deutschland):

Im kommenden Jahr muss sich in der EU alles ändern. Sonst drohen eine globale Rezession und europaweite Unruhen. 2011 war das desaströseste Jahr in der Geschichte der Europäischen Union. Die Euro-Krise ist von der Peripherie in den Kern vorgedrungen. Alle bisherigen politischen und finanziellen Rettungsmanöver reichten nicht aus, sie kamen zu spät. Das Veto Großbritanniens führte zur bisher größten politischen Spaltung der EU.

Kommentar: Es ist offensichtlich, dass die europäische Sturheit und das Gefühl der Überlegenheit die EU nicht auf einem kurzen und leichten Weg, sondern nur auf dem Weg der Leiden zur Vereinigung kommen lässt…

Nationales Interesse statt Kompromiss

Die Unfähigkeit der europäischen Regierungen, über das „nationale Interesse“ hinaus die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist einer der entscheidenden Gründe für das Versagen der EU in der aktuellen Krise. Wir bewegen uns auf einen politischen Stillstand zu.

Die IWF-Chefin Christine Lagarde hat nicht nur vor dem befürchteten Abschwung, sondern auch vor protektionistischem und isolationistischem Politikstil im Namen des „nationalen Interesses“ gewarnt. Eine ähnliche Politik hatte den zweiten Weltkrieg zur Folge.

Kommentar: Gerade im Namen des nationalen Interesses sollte eine enge allseitige Verbindung hergestellt und ein Programm zur Verschmelzung der EU zu einem Ganzen ausgearbeitet werden!

2012 wird es einen Aufstand geben

Wenn wir weitermachen wie bisher sage ich für 2012 mehr als nur einen Aufstand voraus: Der Aufstieg neuer sozialer Bewegungen, ziviler Widerstand koordiniert durch neue Medien und soziale Netzwerke. Einmal ins Rollen gekommen lassen sich solche Dynamiken nur sehr schwer aufhalten. Wenn also nicht die Ursachen der Proteste konkret angegangen werden, wird der zivile Widerstand gegen eine als ungerecht empfundene Politik weiter anwachsen.

Die EU muss auf einen völlig neuen Kurs einschwenken. Sie muss die Europäische Zentralbank zum Retter der letzten Instanz machen, sie muss den Finanzsektor grundlegend reformieren.

Kommentar: Ach, wenn die EZB nur selbst wüsste, was zu tun ist!

Mehrere Staaten könnten den Euro-Raum verlassen

Das Austreten von Mitgliedsländern aus der Euro-Zone wird sehr wahrscheinlicher. Eine weitere globale Finanzkrise und jahrelange juristische Auseinandersetzungen wären vorprogrammiert. Das würde wiederum die politische und wirtschaftliche Krise weiter anheizen.

Es ist noch nicht zu spät, den Kurs zu wechseln. Anderenfalls wird es 2012 nicht „nationales Interesse“, sondern „Rückkehr des Nationalismus“ geben. Wir befinden uns am Scheideweg. Die in Europa Verantwortlichen sollten sich die langfristigen Konsequenzen ihres Handelns bewusst machen.

Kommentar: Es ist so, dass nur das Verständnis unseres Evolutionsplans und dessen Befolgung uns richtige Schritte unternehmen lässt, anderenfalls werden die korrigierenden Naturkräfte eine noch größere Krise hervorrufen, um uns den richtigen Weg zu zeigen – doch das wäre der Weg der Leiden.

Die Welt durch das Prisma der Verlangen

Wenn wir infolge verschiedener lebenswichtiger Umstände zur Wissenschaft der Kabbala kommen, dann denken wir, dass die spirituelle Welt, gleich dieser Welt, eine äußerliche Form hat, dass es darin Objekte gibt, die einen gewissen Raum einnehmen und es darin Zeit und Bewegung gibt.

Auf diese Weise stellt sich der Mensch die spirituelle Welt vor, er geht von den Eindrücken unserer Welt aus, an die er sich gewöhnt hat, und er denkt, dass er die Spiritualität genauso empfinden und sehen kann.

Im Artikel „Die Wahrnehmung der Wirklichkeit“ studieren wir, dass die gesamte Realität in unseren Verlangen offenbart wird, dass all unsere Muster, alle Empfindungen von Raum, Zeit und Bewegung einfach nur die Eigenschaften der Wahrnehmung des Verlangens sind.

Das Verlangen gibt uns einerseits die Empfindung der Zeit, der Wunsch andererseits gibt uns die Empfindung von Bewegung, die Verlangen der dritten Art geben die Empfindung von Raum und so weiter: allerlei Farben, Töne, Höhen und Breiten. Das alles sind verschiedene Wünsche (die Vektoren), die kombiniert werden und uns sowohl unsere als auch die spirituelle Welt zeichnen.

Der Unterschied liegt nur darin, dass wir uns in unserer Welt vorstellen, dass wir uns inmitten der Formen befinden, die angeblich außerhalb von uns existieren, und in der spirituellen Welt empfinden wir und verstehen, dass unsere inneren Kräfte uns die Wirklichkeit aufzeigen.

Wir empfinden und begreifen das Maß unserer Macht über diese Kräfte/Verlangen. Wenn ich all die Kräfte meines allgemeinen Verlangens nicht beherrsche, dann kommen mir diese Kräfte als äußerlich vor, die ich nicht beeinflussen kann. Und wenn ich beginne, mit Hilfe der Kontraktion und der Schirme, mittels meines Verlangens diese Kräfte zu beherrschen, dann offenbare ich ihre Lenkung in Form einer inneren Kraft, die mir untergeordnet ist.

Auf diese Weise beginnen wir, das Weltbild in einer wahrhaftigeren Art wahrzunehmen: sogar diese scheinbar äußere Welt wird immer mehr als die innere empfunden.

Folglich begreifen wir, wie die Realität von den Autoren des Buches Sohar wahrgenommen wurde, wie sie die Wirklichkeit empfanden und diese an uns, mit Hilfe der Worte dieser Welt, der kabbalistischen Begriffe, in Form von Metaphern oder ethischen Normen (Mussar) beschrieben haben.

Aber in Wirklichkeit meinten sie nur die inneren Kräfte des Verlangens im Menschen, in welche das Licht alle Formen der Eindrücke hineinlegt. Es handelt sich also nur darum, wie der Wunsch vom Licht beeinflusst wird.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 05.01.2012