Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Wenn der tödliche Schlaf einen überkommt…

Wenn es kein Verlangen im Herzen des Menschen gibt, schläft er ein und stirbt in Bezug auf die Spiritualität, denn die Spiritualität beginnt mit dem erwachenden Verlangen danach. Und das Verlangen kommt niemals von alleine.

Selbst wenn der Mensch von Oben erweckt wird und plötzlich Schwermut im Herzen, ein unklares Verlangen empfindet, dann geht das alles auf die Rechnung des Höheren, und darüber hinaus wird nichts anderes von Oben zu uns kommen. Und obwohl der Mensch glauben mag, dass er vorankommt, ist das persönliche Vorankommen nur mit dem Verlangen, welches von Oben geschenkt wurde, nicht möglich. Es geht genauso, wie es gekommen ist – es vergeht, ohne eine Erinnerung an sich zu hinterlassen.

Wir müssen möglichst genau klären, woher unser Verlangen kommt. Es kann von der Gruppe, von einem Freund, von der Begeisterung von irgendeinem Ereignis, von einer Erinnerung kommen. Der Mensch bezieht das alles auf sich selbst, weil er über kein Wissen und keine Empfindung, dass es von außen kommt, verfügt. Er muss jedoch eine Berechnung durchführen, ob er sich einen Augenblick davor auf der Suche, unter Druck befand, ob er auf dieses Verlangen ausgerichtet war? Wenn er keine Berechnung hat, die den vorangegangenen Augenblick mit der Bildung des Verlangens verbindet, dann bedeutet es, dass es nicht sein Verlangen ist und dass es einfach durch ihn hindurch geht, ohne auf seine Rechnung zu gehen.

Dieses Verlangen bringt ihm keine Korrektur, sondern ist mit einer Übung zu vergleichen, die einem Kind gegeben wird, damit es lernt. Es zählt jedoch noch nicht als sein persönliches Vorankommen. Und wenn für das Kind ein gezeigtes Beispiel und eine einfache Teilnahme genügt, reicht es für uns nicht aus. Unser ganzes Vorankommen verläuft nur durch das Verlangen, das von uns selbst ausgeht.

Das bedeutet, dass ich selbst die Anstrengung in Bezug auf meine Umgebung und die Bücher unternehmen muss, in den Zuständen, in denen ich dazu nicht in der Lage bin und kein vorheriges Verlangen habe. Gerade aus diesen Zuständen muss ich versuchen, irgendwie zu erwachen.

Hier ist die Gewohnheit, nach einem strengen Plan zu arbeiten, sehr wichtig, damit ich weiß, was ich jetzt zu tun habe. Dann werde ich mich daran erinnern und mich zwingen, zu handeln. Es kann auch durch die gegenseitige Bürgschaft in der Gruppe erfolgen, die mich stets zu meinen Verpflichtungen mir selbst und den anderen gegenüber zurückbringt.

Ich kann auf jede andere zusätzliche Unterstützung zurückgreifen, wenn ich dafür ein System um mich herum aufgebaut habe, welches mich jedes Mal an die Wichtigkeit der Spiritualität erinnert und zur Suche zurückbringt.

Doch selbst wenn ich von Oben auf eine für mich unerklärliche Weise, durch die „direkte und indirekte Einwirkung des Schöpfers“, mit geheimen Mitteln, wie es der Schöpfer kann, daran erinnert werde, muss ich es danach dennoch selbst fortsetzen, bis ich mein eigenes Verlangen enthüllt habe.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 11.01.2011


Die Kraft des Schweigens

Frage: An diesem Wochenende haben wir den „stillen Samstag“. Was für Stille soll es sein?

Meine Antwort: Dieser Brauch zu schweigen stammt von den Kabbalisten. Er wird als eine Übung in allen möglichen Techniken, die nichts mit unserem Weg zu tun haben, und überhaupt in dem Bereich der Psychologie verwendet.

Wenn der Mensch etwas Neues begreifen möchte, wenn er sich auf etwas Neues konzentrieren möchte, muss er sich zurückziehen. Man könnte vor allen weglaufen, so könnte man sich physisch zurückziehen. Man kann sich aber auch innerlich zurückziehen, wenn man einen gewissen Raum in seinem Inneren findet und sich dort vor fremden Blicken versteckt, obwohl man von vielen Menschen umgeben ist. Das betrifft alle Ebenen des Menschen.

Wir möchten also eine ähnliche Übung durchführen, das sogenannte „Schweigegelübde“, die Gesprächsabstinenz. Es gibt besondere Zeiten, in denen die Menschen mehr die Tora studieren, sich mehr in den Stoff vertiefen, verschiedene Fasttage durchführen. Solche Mittel ziehen den Menschen aus dem gewohnten Tagesablauf, aus der Routine heraus, helfen ihm, sein Leben und sich selbst ein wenig anders zu betrachten, ermöglichen ihm, sich auf das Innere zu konzentrieren.

Der „stille Samstag“ bedeutet nicht, dass keiner den Mund aufmachen darf. Wir sprechen jedoch nur über das Studium und darüber, was es beinhaltet, und zwar nur im nötigen Maße. Wenn aber keine Notwendigkeit besteht, denken wir über dieselben Fragen nach, anstatt zu sprechen. Denn Worte entblößen die Seele des Menschen, enthüllen die tiefsten Geheimnisse seines Herzens. Aus diesem Grund sollte nicht gesprochen werden, wenn es nicht der Korrektur dient.

Genauso machen wir es an diesem Samstag. Alle Unterrichte und Mahlzeiten werden nach gewohntem Programm verlaufen, dabei wird sich jeder nach Möglichkeit zurückhalten – um nicht zu sprechen, sondern nachzudenken.

Gedankliche, innere Konzentration erzeugt eine viel größere Wirkung in der Welt als Worte. Denn der Gedanke ist eine viel höhere Kraft als das Reden. Das ist die höchste Kraft im Menschen, deshalb ist sie die effektivste in dem Gesamtsystem der Realität. Genau mit ihr beginnt die Kette „Gedanke – Reden – Handlung“. Darum hoffen wir, dass wir, indem wir die Gespräche einschränken, zu einer höheren Stufe des Gebens aufsteigen können.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Freiheit“, 11.01.2011