Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Eine Diagonale der spirituellen Leiter

Rabasch, „Shlavey HaSulam“, 1988/89, Artikel 10, „Die geneigte Treppe“: Sogar in der materiellen Welt soll eine Treppe unbedingt geneigt sein. Wenn der Kopf des Menschen „den Himmel erreicht“, dann soll er auch mit den Füßen „auf dem Land stehen bleiben“. Obwohl es zwei entgegengesetzte Kräfte sind, sind sie trotzdem voneinander nicht so sehr entfernt. Somit muss man in diesen zwei Linien gehen, was auch als die „Neigung“ bezeichnet wird.

Egal welche Wünsche im Menschen erwachen, soll er keinerlei seiner Mängel verbergen, sondern diese richtig verwenden bzw. korrigieren. Dann wird er den Aufstieg „entlang der Diagonale“ der geneigten Treppe verwirklichen, d.h. sich in der richtigen Verbindung zweier Wünsche üben: über dem bekommenden Wunsch wird er den gebenden aufstellen.

In uns wachen die negativen Wünsche auf: der Hass, der Neid, die Begierde, die Eitelkeit, die Abtrennung. Sie sind die Folgen des Zerbrechens, sie stellen unsere Natur dar. Und sie alle sollen zu den Faktoren des Aufstiegs „der Liebe zu den Geschöpfen“ in unseren Herzen werden. Gerade mit ihrer Hilfe, indem wir sie korrigieren, kommen wir voran.

Natürlich muss der Mensch in sich Bina und Malchut, das Gericht und die Barmherzigkeit richtig kombinieren: alles muss sowohl von der rechten als auch von der linken Seite bilanziert sein, entsprechend dem Niveau der Anderen und seinem eigenen Niveau.

Somit besteht unsere Arbeit darin, zu prüfen, welches Übel gezeigt wird, um es folglich nicht zu vertuschen, um nicht „einzuschlafen“, um entweder die Abtrennung oder die Anziehung zur Umgebung zu offenbaren – anderenfalls befindet man sich nicht in der spirituellen Arbeit, um immer zu versuchen, sich im Geben/ in der Liebe über der Abtrennung/ dem Empfangen zu üben.

Man soll sich also keinesfalls vor dem Kampf der entgegengesetzten Eigenschaften in sich fürchten, sondern sie richtig „nach der Diagonale“ kombinieren. Der Mensch alleine kann es nicht schaffen, deshalb bittet er um die Korrektur und sieht dann, wie der Schöpfer für ihn diese Verbindung aufbaut.

Auszug aus einem Unterricht über den Artikel von Rabasch „“Was heißt, die Leiter ist diagonall, in der spirituellen Arbeit”„, 6.01.2011

Vom Mittel – zum Grund

Frage: Was ist die Hilfe des Schöpfers?

Meine Antwort: Wenn der Mensch sich darin bemüht, zur Liebe und zur Einheit über dem Hass und der Abtrennung zu kommen, dann wird er sehen, dass dies unmöglich ist. Alle gut gemeinten Absichten werden sich jedes Mal ins Gegenteil verwandeln.

Anfangs, wird der Mensch fühlen, dass die erfolglosen Bemühungen seine Schuld sind. Dann werden ihm dieselben Bemühungen zeigen, dass der Grund hierfür eine gewisse äußere Kraft ist.

Infolge der neuen Eindrücke wird der Mensch offenbaren, dass es nicht irgendwelche nebensächliche Kraft, sondern die Höhere Macht ist, die ihn auf diese Weise ausrichtet und seine schlechte Beziehung zur Umgebung mittels verschiedener wichtiger Situationen offenbart.

So beginnt der Mensch, den Schöpfer wie den kausalen Faktor des Negativs und des Positivs wahrzunehmen. Es ergibt sich folglich, dass der Schöpfer eine Macht ist, die für die Verbindung der entgegen gesetzten Wahrnehmungen notwendig ist. Ohne Seine Hilfe kann der Mensch in sich diese zwei Eigenschaften nicht vereinen.

Und später zeigt sich sogar das als ungenügend. Dem Menschen reicht es nicht, dass der Schöpfer ihm hilft die Empfindungen zu verbessern und das Leben einzurichten. Bis jetzt war ihm die schlechte Beziehung zu den Nächsten unangenehm, aber jetzt will er alles für die Verbindung mit dem Schöpfer benutzen. Die Verbindung der Gegenteile soll sich im Schöpfer verwirklichen und gerade darin enden.

So steigt der Mensch allmählich die für ihn bestimmte Treppe hinauf. Am Anfang will er seine Kelim ordnen, und später wendet er sich mit ihrer Hilfe an den Schöpfer und findet die richtige Verbindung mit Ihm. Etappenweise zeigt sich im Menschen eine richtige Beziehung zum Geschöpf: vom Mittel zum Grund, von den Bemühungen zur Korrektur der Wünsche, zum Begreifen, warum er gerade das macht, was er damit erreicht.

Denn das Ziel liegt nicht darin, mit der Füllung des Gefäßes zu liebäugeln, sondern darin, dank der Arbeit, die höhere Wurzel zu erreichen. Dann ändert sich deine Beziehung: hinter der Verbindung von Bina und Malchut offenbarst du Keter, die Spitze des Buchstabens Jud (‚), womit auch der Buchstabe Alef (א) anfängt, der unsere Arbeit und den Aufstieg nach der Diagonale symbolisiert.

Auszug aus einem Unterricht über den Artikel von Rabasch „Was heißt, die Leiter ist diagonall, in der spirituellen Arbeit“, 6.01.2011

Das Zerbrechen: ein Quentchen Licht in jedem Bruchstück

Frage: Wodurch unterscheidet sich die Arbeit mit den „Sündern“ von der Arbeit mit den „Gerechten“?

Meine Antwort: Als erstes muss man verstehen, dass es um die Zustände eines Menschen in Bezug auf den Schöpfer geht.

Wie Baal HaSulam in der Einführung zu TES erklärt, müssen wir diese Zustände auf unserem Weg durchlaufen: vollkommener Sünder – nicht vollkommener Sünder – mittlerer – nicht vollkommener Gerechter – vollkommener Gerechter.

Wie kann man also diese Zustände prüfen? Jeder, der gefragt wird, hält sich wenn schon nicht für einen Gerechten, dann zumindest für einen mittleren. In Wirklichkeit ist das einzige Kriterium für die richtige Bewertung die Annullierung seiner selbst in der Gruppe.

In diesem Fall ist die Umgebung unser Messgerät. Das gemeinsame Kli wurde gerade aus dem Grund zerbrochen, damit du, indem du dich vor der Umgebung verneigst, begreifst, wo du dich befindest, und die Kräfte von dem Schöpfer erhältst.

Nach dem Zerbrechen hat sich dein Kli in mehrere Teile geteilt. Der Schöpfer, der sich darin befand, hat sich auch geteilt und befindet sich jetzt in allen diesen Teilen. Sie sind wie Teilchen eines ehemals gemeinsamen Mosaiks, die du nach einem von oben vorgegebenen Programm zusammenfügst. Auf diese Weise vereinigst du die Teile deiner Seele mit den Teilen des Schöpfers, den Teilen des Lichts, die darin enthalten sind, wieder.

In dieser Welt, in deinem Egoismus nimmst du es wie eine materielle Gruppe wahr. Doch in Wirklichkeit ist das keine Gruppe. Mit der Zeit wird die Gruppe für dich zu einem spirituellen Begriff. Es sind nicht die Menschen, die zusammen Lieder singen und sich verbinden wollen, – in jedem von ihnen enthüllst du einen Teil deines Kli mit dem darin enthaltenen Teilchen des Schöpfers.

Hinter den Gesichtern der Freunde verbirgt sich die spirituelle Umgebung. Jetzt verstehst du deutlich, dass das Zerbrechen, unsere jetzige Realität und die Freunde es dir ermöglichen, die spirituelle Arbeit zu vollziehen.

Wenn der Schöpfer nicht wichtig genug in deinen Augen ist, fühlst du dich wie ein Sünder, und um diese Wichtigkeit zu erlangen, wendest du dich an die Umgebung. Darin gibt es Kelim, darin befindet sich der Schöpfer, dort ergießt sich das Licht, welches diesen spirituellen Begriff in dich hineinbringt.

Somit befindet sich alles an einem Ort: der Mensch und alle Teile, die ihm als fremd vorkommen:

Auszug aus einem Unterricht über den Artikel von Rabash „Das Elend, das zu den Sündern kommt…“, 5.01.2011

Dort, wo die Sünder zurücktreten

Wir arbeiten außerhalb unseres Materials, dem Verlangen zu genießen. Dieses Verlangen soll ständig wachsen, damit auch wir wachsen können, indem wir außerhalb von Ihm eine Form des Gebens und der Ähnlichkeit mit dem Schöpfer erlangen.

Und deshalb empfinden wir den wachsenden Wunsch als das Leiden. Es beginnt erst dann, wenn der Mensch dazu bereit ist. Es steht geschrieben: „Das Leiden, das zu den Sündern kommt, fängt mit den Gerechten an“. Mit anderen Worten: Die negativen Formen werden in demjenigen offenbart, der früher ein Gerechter war, der den Aufstieg geschafft und sich vorbereitet hat.

Die Anfänger, die die Methode noch nicht ganz verstehen, geraten dadurch in Verwirrung: „Warum treten trotz der angestrengten Bemühungen solche schlechten Zustände ein? Plötzlich geht die Begeisterung verloren, und alles wird gleichgültig …“. Aber mit der Erfahrung kommt die Weisheit, und der Mensch erkennt, dass der Weg durch den Abstieg und den Widerstand gegen den egoistischen Trieb führt

Das spirituelle Ziel wird für mich immer fragwürdig sein: „Wofür schreite ich voran? Soll ich gegen die Selbstsucht, gegen die Natur kämpfen? Ist es normal, in solchen Abstiegen ohne jedes Streben und die Absicht zu arbeiten?“ Der Mensch fühlt sich benachteiligt und hilflos und empfindet seinen Zustand als unwürdig und unverdient.

Es ist eben jene Stelle, über die geschrieben steht: „Die Gerechten werden vorankommen und die Sünder werden zurücktreten“. Hier handelt es sich darum, dass wir aus unserer Natur herauskommen sollen. Jedes Mal, wenn der Mensch sich für einen solchen Aufstieg vorbereitet hat, gibt man ihm eine neue „Belastung des Herzens“, damit er noch höher aufsteigt. So kommt er auf dem spirituellen Wege voran.

Auszug aus dem Unterricht über den Artikel von Rabasch „Das Elend, das zu den Sündern kommt…“, 5.01.2011

Prüfe dich selbst!

Frage: Wenn ich keine Fragen zum Studium habe, komme ich voran?

Meine Antwort: Der Mensch soll selbst prüfen, ob er vorankommt oder nicht. Wie kann er das prüfen? – Dadurch, ob er Auf- und Abstiege während des Studiums hat – in der Verbindung mit den Anderen und der Abstoßung von dieser Verbindung.

Im Moment muss ich nur eins wissen: ob ich an die Verbindung zwischen uns denke und innerhalb dieser Verbindung versuche, Bilder, die ich im Sohar studiere, – Bilder des Schöpfers – zu enthüllen.

Strebe ich danach? – Ja. Wie sehr strebe ich? Wie oft habe ich während des Unterrichts diese Gedanken verlassen und zu ihnen zurückgekehrt? Wie oft habe ich mir während dieser Arbeit Gedanken über die Anderen gemacht, damit sie sich auch in dieser Absicht befinden? Und dann wird ihr gemeinsamer Gedanke genauso auf mich einwirken, damit ich, selbst wenn diese Gedanken mich verlassen, sofort zu ihnen zurückkehre. Es ist gerade gut, wenn es möglichst viele solche augenblicklichen Aus- und Einstiege gibt.

Aus diesem Grund brauche ich die Unterstützung der Gruppe, und ich muss ständig an die Verbindung denken. Und das soll meine ganze Sorge sein. Nach diesen Merkmalen kann ich prüfen, ob ich vorankomme oder nicht. Und wenn ich aus den Gedanken an die Verbindung nicht aussteige und nicht zu ihnen zurückkehre, dann gibt es kein Vorankommen.

Darum soll man nicht fragen – man muss sich selbst prüfen.

Auszug aus dem Unterricht über das Buch Sohar. Das Vorwort, 05.01.2011