Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie ''

Warum die Zeit beschleunigen, wenn das Leben wie im Nu verfliegt?

Frage: Sie sagen: Es sind noch 200 Jahre bis zur vollständigen Korrektur. Was bedeuten 200 Jahre in Bezug auf die Ewigkeit? Ich lebe seit über 50 Jahren, mein Leben war wie ein Augenblick. Was sind 200 Jahre? Ist es einfach das Vierfache? Die Zeit ist nichts. Warum sie dann beschleunigen?

Antwort: Wir beschleunigen nicht die Zeit. Wir beschleunigen unsere Entwicklung und damit das Erreichen unseres perfekten Zustandes.

Wollen Sie Ihr unglückliches Leben weiter ausdehnen? Welchen Sinn hat das Leben sonst, wenn nicht das Erkennen eines ewigen, vollkommenen Zustandes, in dem wir vollständig mit allen Teilen der Schöpfung und dem Schöpfer verbunden sind? Schließlich gibt es nichts anderes.

Die Vollkommenheit ist das Ziel unserer Entwicklung. Und während wir sie beschleunigen, verändern wir das Entwicklungsprinzip von Schlägen und Leiden zu einer guten Entwicklung mit eigenem Streben nach einem Zustand der Vollkommenheit. Das ist alles.

Eigentlich kann man die Kabbala verlassen und nichts tun. Und nach 200 Jahren wird man uns mit einem Stock zum Glück treiben, zu diesem Zustand. Dann wird alles gut werden. In jedem Fall werden wir die vollständige Korrektur und Erfüllung erreichen.

[261476]

Aus KabTV „Grundlagen der Kabbala“, vom 9.2.20

Wonach verlangt der Punkt im Herzen?

Frage: Wie wächst die Seele des Menschen?

Antwort: Wenn ein Mensch beginnt, dass er oder sie das Verlangen hat, den Sinn des Lebens spüren zu wollen: wozu, wofür und wie – das sind die ersten Anzeichen der Seele.

Es lässt uns keine Ruhe und wir fühlen es in uns – jeder nach der Stärke seiner Seele. Zuerst denkt der Mensch, dass dieses Gefühl etwas sehr Kleines, Flaches ist, aber das ist nicht so.

Frage: Wir sagen die ganze Zeit „Seele“, „Seele“. Wie definiert der Mensch diesen Begriff?

Antwort: Leider versteht der Mensch nicht, was das ist. Er versteht nicht, worin der Sinn des Lebens liegt.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens besagt im Prinzip, dass es keinen Sinn im Leben gibt. Denn wenn es ihn gäbe, würde man ihn im Bestreben der Menschen sehen: der eine will Konstrukteur sein, der andere Dichter, der Dritte jemand anderes. Sie wollen es nicht, um ein Stück Brot zu verdienen, sondern um sich darin zu verwirklichen.

Wenn ein Mensch das Gefühl bekommt, dass er sich nirgendwo verwirklichen kann, dass alles leer ist, beginnt er zu verstehen, dass der Sinn sich nicht in dieser Welt, sondern außerhalb von ihr, über ihn befindet. Wenn ihn das anzieht, dann begibt er sich auf eine ernsthafte Suche.

Das ist heutzutage möglich. Ich habe auch so angefangen. Ich brauchte viele Jahre, um herauszufinden, wo und wie: ein Jahrzehnt, bevor ich nach Israel ging und dann noch einige Jahre in Israel. Wie auch immer, es nimmt Zeit in Anspruch.

Jeder Mensch hat einen Punkt im Herzen. Er wird so oder so auf die eine oder andere Weise aufwachen, die Frage ist, wann. Heutzutage kann das mit vielen Menschen sehr deutlich und schnell geschehen. Früher offenbarte Er sich einmal in Dutzenden oder gar Hunderten von Jahren und nur in besonderen Menschen.

Frage: Gab es früher schon solche großen Gruppen wie Bnei Baruch?

Antwort: Nein. Sehen Sie, was wir für eine große Gruppe haben und wie weit sie über die Welt verstreut ist! Das ist eine sehr gewichtige Organisation, die es noch nie gab. Ich habe nicht einmal damit gerechnet.

Als ich anfing, Kabbala zu studieren, hat sich niemand ernsthaft damit beschäftigt. Es gab ein paar ältere Herren, buchstäblich zwei oder drei Menschen, das war alles. Ich habe ihre Unterrichte besucht, aber ich habe gesehen, dass ich von ihnen nichts lernen kann. Sie lasen lediglich die Quellen, ich brauchte aber Erklärungen mit Antworten auf Fragen, die in mir auftauchten.

Schließlich fordert der Punkt im Herzen Wachstum. Wir müssen in jedem Augenblick spüren, was er will und ob wir auf seine Aufforderung reagieren können. Die Hauptsache ist, ihn richtig auszurichten, denn er befindet sich in einer egoistischen Umgebung. Der Punkt im Inneren ist absolut altruistisch.

Es ist die Frage, wie man diesen Punkt in einem egoistischen Umfeld zu einer altruistischen Wirkungsweise bringt, damit er Nahrung bekommt und zu keimen beginnen kann.

Frage: Ist das wie bei einer Frucht in der Schale?

Antwort: Ich würde ihn eher wie ein Korn im Stallmist sehen. In Wirklichkeit ist das so. Der Mensch muss in diesem Mist wühlen, um das Korn zu entnehmen und sich dann selbst entwickeln. Das ist nicht einfach.

Heute ist alles zugänglich. Wir haben ein riesiges Archiv mit verschiedenen Materialien vorbereitet. Wir müssen uns also weiter mit der Verbreitung beschäftigen.

Ich bin sehr froh, dass wir für unsere jüngeren Freunde, Unterrichte und Vorträge abhalten. Wir müssen es so einrichten, dass sie unser Archiv kennen lernen und uns sagen, wie wir es so verbessern können, dass es für alle die zu uns kommen wollen, bequem, verständlich und einfach zu verwenden ist.

Aus dem Unterricht, 09.02.2020

[260660]

Der Tag nach dem Coronavirus – Kapitel 3 – Die Evolution stärkt die Verbindung

Die Evolution stärkt die Verbindung

Unser Verständnis der Welt beruht auf der Tatsache, dass wir umso mehr Naturgesetze entdecken, je weiter die Menschheit voranschreitet. In der Antike fanden wir heraus, wie man bestimmte Steine zu Eisen, Kupfer und verschiedenen Metallen verarbeiten und wie man aus Rohstoffen Nahrungsmittel und Getränke wie Brot und Wein herstellen kann.

Später versuchten die Wissenschaftler, grundlegende Elemente der Natur in den verschiedenen Wissenschaften wie Physik, Chemie und Biologie zu beschreiben, und formulierten verschiedene Gesetze und Theorien, wie z.B. das Gravitationsgesetz, die Energiegesetze, die Auswirkungen von Energie auf verschiedene Materialien und so weiter.

Neue Gesetze und Theorien stellten oft die uns bereits bekannten in Frage, wie z.B. Einsteins Relativitätstheorie in Bezug auf die klassische Physik, die bis zu seiner Zeit weithin akzeptiert war.

Alles, was mit uns geschieht – unsere gesamte Entwicklung – entfaltet sich innerhalb der Naturgesetze. Je mehr wir verstehen, wie und warum die Natur so funktioniert, wie sie funktioniert, desto besser können wir die vielen Phänomene verstehen, die sich in unserem Leben abspielen, einschließlich der Coronavirus-Pandemie.

Die Weisheit der Kabbala betont die Verbindungen zwischen den verschiedenen Ebenen der Natur. Es ist so, wie Baal HaSulam in seinem Artikel „Die Freiheit“ erklärt:

„Es besteht eine allgemeine Verbindung zwischen allen Elementen der vor uns liegenden Wirklichkeit […], was bedeutet, dass jedes einzelne Geschöpf der Welt aus den vier Typen – unbelebt, vegetativ, belebt und sprechend – nach dem Gesetz der Kausalität durch Ursache und Wirkung lebt. […] Dies ist für alle offensichtlich, die die Wege der Natur von einem rein wissenschaftlichen Standpunkt aus und ohne ein Fitzelchen Voreingenommenheit untersuchen“.

Alle Teile der Realität sind miteinander verbunden. Jede Handlung hat eine systemische Wirkung. Darüber hinaus werden im Laufe der Evolution die Verbindungen zwischen den Teilen der Wirklichkeit immer raffinierter. Die Evolution beschreibt die Entwicklungsprozesse von Lebewesen von unscheinbaren Elementen zu komplexen Lebensformen, die auf Zusammenarbeit beruhen. So entwickelte sich aus der Verbindung zwischen unterschiedlichen Teilchen die lebende Zelle. Die Grundeinheiten des Lebens bildeten später weitere Verbindungen, um mehrzellige Lebensformen auf vegetativer und tierischer Ebene zu entwickeln.

Auch die Menschheit entwickelte sich, indem sie diesem Trend der zunehmenden Vernetzung folgte. Bis vor etwa 100 Jahren waren wir in erster Linie mit der physischen Umwelt verbunden, in der wir aufwuchsen, während wir heute mit einer weitaus größeren Umwelt verbunden sind. Der Wunsch nach Entwicklung und Fortschritt veranlasste uns, Mittel zu schaffen, um Verbindungen zwischen Menschen, Ländern und Nationen zu ermöglichen. Der Zug, der Telegraf, das Radio und das Telefon verbanden weit entfernte Menschen miteinander, und das Internet machte jeden leicht verfügbar. Diese Tendenz zur Verbindung machte die Welt kleiner und zugänglicher.

Die Evolutionsbiologin und Zukunftsforscherin  Dr. Elisabet Sahtouris beschreibt, wie die Evolution die Natur in die Vielfalt und Individualisierung drängt, was jedes Mal zu Konflikten führt, die dann durch Zusammenarbeit und die Herstellung von Verbindungen auf einer fortgeschritteneren Ebene gelöst werden. Dementsprechend ist der Prozess, durch den die Welt zu einem kleinen globalen Dorf geworden ist, kein Zufall: Er ist eine natürliche Stufe in der Evolution der Zivilisation hin zu einer größeren Form der Verbindung.

Kabbalisten beschreiben diesen Entwicklungsprozess als ein Naturgesetz, als eine allgemeine Kraft, die im System der Natur wirkt und es durch die Schaffung von weiter fortgeschrittenen Verbindungen und Netzen stärker vernetzt.

In der speziellen Sprache des  Sohar, im Teil Toldot (Generationen), wird dieser Prozess wie folgt ausgedrückt: „So wie sich der Körper des Menschen in Organe teilt und diese alle Grad über Grad stehen, eines auf dem anderen errichtet und alle ein Körper sind, so ist auch die Welt, d.h. alle Schöpfungen in der Welt sind viele Organe, die eines auf dem anderen stehen, und sie sind alle ein Körper. Und wenn sie alle korrigiert werden, werden sie tatsächlich ein Körper sein“.

Immer mehr Wissenschaftler sprechen heute von der Welt als einer Art „Superorganismus“ und betrachten sie als eine einzige zusammenhängende Einheit. Die gegenseitige Verantwortung, die durch das Coronavirus beleuchtet wird, macht die Existenz dieses Superorganismus offensichtlich. Alle Teile der Natur, einschließlich des Menschen, sind durch unzählige Beziehungen miteinander verbunden.

Die Welt hat sich verändert. Von einer individualistischen Welt, in der jeder isoliert von den anderen handelt, sind wir zu einer globalen und integralen Welt übergegangen, in der wir alle gesundheitlich, ökologisch, wirtschaftlich, politisch und sozial miteinander verbunden sind.

Global bedeutet ein  – Ganzes. Integral bedeutet miteinander verbunden, in der alle Teile ausnahmslos voneinander abhängig sind. Obwohl wir unseren globalen und integralen Zustand noch zu verdauen haben, ändert das nichts an der Tatsache, dass wir in diesem System leben.

Alles in der Natur ist miteinander verbunden. Die Tiefe dieser Verbindung wird sich mehr und mehr zeigen, wenn wir unsere Forschung über das gesamte System der Natur durch die Weisheit der Kabbala fortsetzen. Ein nachhaltiges Leben in einem solchen System, in dem sich das Netz der Verbindung immer enger knüpft, erfordert eine Änderung unseres Denkens und Verhaltens.