Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Den Gedanken mit der Größe des Schirmes zu messen

Eine Frage, die ich erhielt: Kann man den Gedanken messen?

Meine Antwort: Unsere Materie ist ein Wunsch. Wir bemessen den Wunsch entsprechend der vier Stufen Avijut. Von der Welt der Unendlichkeit bis zu unserer Welt haben wir eine Skala für die Messung des geistigen Wunsches, von 100 % bis zu 0 %.

Somit kann ich auf jedem spirituellen Niveau den Wunsch entsprechend dem Niveau Avijut messen. Auf das Niveau Avijut des Wunsches schaffe ich den Schirm. Der Schirm und Avijut geben mir die Kraft des Wunsches: was will ich, wonach ich strebe, was bin ich im Begriff, zu machen.

Somit bestimmt das umgebende Licht meine Gedanken, inwiefern ich die Handlungen des Gebens erfüllen kann. Wo kann ich es prüfen? – Auf dem Niveau Avijut. Die Kraft des Gedankens wird entsprechend meiner Möglichkeit gemessen, an Avijut meines Wunsches, meine Absicht und meine Handlung anzubinden.

Wir können den Gedanken in der Vernunft nicht messen, aber ich prüfe und messe den Einfluss des Gedankens auf den Wunsch und bewerte mit Hilfe dieser Messung den Gedanken.

Aus dem Programm „Kabbala für die Anfänger“, 21.10.2010

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Was bedeutet die gegenseitige Durchdringung?

Im Grunde genommen, ist die gegenseitige Durchdringung (hebr. Itkalelut) die wichtigste Handlung, und es gibt nichts, was sich damit in der Bedeutsamkeit vergleichen könnte. Das geht aus dem Schöpfungsgedanken hervor.

Der Schöpfer, das Höhere Licht, erschafft das Verlangen zu genießen, welches nur darauf gerichtet ist, sich selbst mit dem, was das Licht in sich trägt, zu erfüllen. Es ist förmlich ein Sklave des Lichts, nimmt es als Genuss, als Leben wahr.

In einer solchen Form darf dieses Verlangen noch nicht einmal als Schöpfung bezeichnet werden, denn es verfügt über keine Selbständigkeit, es ist völlig vom Licht abhängig. Darum existiert es als Schöpfung noch nicht, wie auch ein Schatten, der getrennt von einem Menschen bzw. einem Gegenstand, der ihn wirft, nicht existieren kann.

Der Schöpfer wünscht aber, dass diese Schöpfung selbständig wird, wie Er selbst. Dafür muss die Schöpfung einen sehr langen Weg zurücklegen, einen viel längeren, als der, den ein Samentropfen durchlaufen muss, um sich zu einem lebenden Organismus zu entwickeln.

Denn die Schöpfung ist als ein Schatten des Lichts, als sein Abdruck, sein Gegensatz erschaffen. Doch allmählich, unter der Einwirkung des Lichts, beginnt sie sich zu entwickeln.

Und ihre ganze Weiterentwicklung in den vier Phasen der Ausdehnung des direkten Lichts, die Entstehung der Welten – AK, Azilut, Brija, Yezira, Assija, dieser Welt -, das Herabsteigen der Seelen in unsere Welt und deren Hinaufsteigen zurück geschieht nur aufgrund der gegenseitigen Durchdringung von Verlangen und Licht.

Dabei nimmt die Schöpfung die gesamten Eigenschaften des Schöpfers an und wird genauso wie Er. Und mehr noch: da sie dabei eine kompliziertere innere Struktur erlangt, bekommt sie die Möglichkeit, alle Schöpfungsdetails in ihrer ganzen Tiefe zu erkennen.

Somit enthüllt die Schöpfung das, was der Schöpfer in ihr vollbracht hat. Indem die Schöpfung sich selbst als eine Ableitung des Höheren Lichts erkennt, erkennt sie auch den Schöpfer. Das bedeutet: „Aus Deinen Handlungen erkenne ich Dich“.

Und all das geschieht aufgrund dessen, was sich gegenseitige Durchdringung nennt.

Aus dem Programm „Kabbala für Anfänger“ vom 27.10.2010

Zwei Fenster unserer Realität

Eine Frage, die ich erhielt: Wie können wir eine richtige Verbindung erreichen, damit sich das Licht zwischen uns enthüllt?

Meine Antwort: Stellt euch vor, auf einem Computerbildschirm zwei Fenster vor uns zu haben. In dem einen befindet sich das System, in dem wir auf ideale Art und Weise miteinander verbunden sind. Es heißt „die Welt der Unendlichkeit“.

Im anderen Fenster befindet sich das System, welches wir im Moment sehen worin zwischen uns Hass statt Liebe herrscht. Dieses System wird als „diese Welt“ bezeichnet.

Das sind zwei verschiedene Systeme. Die Welt der Unendlichkeit lebt und existiert – sie wird als der erste (Alef) und der dritte (Gimel) Zustand der Realität bezeichnet. Das ist der einzige vom Schöpfer erschaffene Zustand in dem Er anwesend ist.

Alle anderen Zustände, von der Welt der Unendlichkeit bis hin zu unserer Welt, sind 125 Stufen der Verbindung zwischen uns, 125 Zustände, die wir nach und nach hochsteigen können.

Alle Zustände außer der Unendlichkeit werden als Welten, Verhüllungen bezeichnet. Die gleiche Welt der Unendlichkeit, nur verhüllter, undeutlicher, nicht ganz erkenntlich, wird als die Welt von Azilut, eine noch verschwommenere als die Welt von Brija bezeichnet usw.

Jede Welt ist ihrer höheren und ihrer tieferen Welt in allen ihren Details und Teilen ähnlich. Der Unterschied besteht nur darin, in welchem Maße sich das Licht in ihr enthüllt. Je weniger Licht, desto düsterer die Welt. Genauso wie auch wir tagsüber alles gut sehen können, alles klar und deutlich ist, ist es abends finster, und es gibt keinen großen Unterschied zwischen der Finsternis und dem Licht.

Das heißt, wir befinden uns immer im gleichen Zustand, der „die Welt der Unendlichkeit“ genannt wird. Nur wird er von 125 Stufen/Verhüllungen vor uns verdeckt. Und auf der letzten Stufe, auf der wir in unserer Welt existieren, ist die Verhüllung so groß, dass wir als vollkommen von der Spiritualität getrennt gelten.

Wir nehmen noch nicht einmal wahr, dass es zwischen uns und der Welt der Unendlichkeit irgendwelche Zustände und Stufen gibt. Es ist, als ob wir nur hier existieren würden und es nichts Anderes geben würde.

Wir befinden uns in dieser Welt, in unserem „Fenster“ auf unserem „Bildschirm“, doch auf dem gleichen „Bildschirm“ existiert ein anderes „Fenster“ – die Welt der Unendlichkeit. Deshalb, wenn wir versuchen, uns auf eine richtige Art und Weise zueinander zu verhalten, wie in der Welt der Unendlichkeit, als ob wir uns bereits in ihr befinden würden, obwohl wir noch nicht dazu in der Lage sind, gleichen wir uns dadurch der Welt der Unendlichkeit an, wir wollen sie quasi erreichen.

Indem wir wie Säuglinge, die erwachsen werden wollen, ihr entgegenstreben, ziehen wir aus derselben Welt der Unendlichkeit das umgebende Licht (О“М) an – das Licht, das zur Quelle zurückführt und uns der Welt der Unendlichkeit näherbringt.

Das gleiche Prinzip gilt bei allem: wenn ich danach strebe, irgendeine Energiequelle zu erreichen, rufe ich durch mein Bestreben ihr näher zu kommen, eine große Einwirkung auf mich hervor. Hier gelten klare physikalische Gesetze und es gibt nichts Unglaubliches oder Mystisches.

Aus einem Sohar-Unterricht vom 29.10.2010

Die Mystik oder die Kraft des Lebens

Eine Frage, die ich erhielt: Die Anfänger in der Kabbala erschreckt das Wort „Licht“ – es kommt ihnen irgendwie mystisch vor.

Meine Antwort: Das Höhere Licht ist eine Kraft des Lebens, die belebende Kraft. Sie ist der Sonnenschein, von dem unser ganzes Leben und die Gesundheit abhängen.

Deshalb heißt die höhere Kraft auch das Licht. Diese Sonnenenergie bringt uns das materielle Leben und das Höhere Licht bringt uns das spirituelle Leben.

Das ganze System, das in dieser Welt funktioniert: die Sonne, der Mond, die Erde – entspricht der Arbeit der Welt Azilut, woher all die Einwirkungen zu uns kommen und worin sich das Licht Chochma ins Licht Bina einkleidet sowie zu den Seelen kommt. Deshalb werden die spirituellen Objekte mit solchen Wörtern belegt, entsprechend „der Sprache der Zweige“.

Das Höhere Licht bringt das Leben, wie das Licht der Sonne. Aber wir leben in dieser Welt nicht im wahren Licht – sondern nur im Licht, das unsere Eiweißmaterie belebt, das in uns den Stoffwechsel unterstützt und das uns irgendwie 70 Jahre lang durchhalten lässt.

Wir wollen das echte Licht des Lebens erreichen, das die Seele beleuchtet und uns  ermöglicht, das unendliche und ausgefüllte Leben zu führen. Die Wissenschaft der Kabbala ist die Methodik der Heranziehung des Lichtes, und wenn der Mensch das Licht bekommt, dann ist es die Weisheit der Kabbala eben, die die Menschen belebt, die über sie verfügen.

Unser ganzes Leben stammt aus dem Licht Chochma, und das Licht Chassadim ist die Korrektur, wobei der Mensch mit dem Wunsch geschaffen wurde, die Füllung des Lichtes Chochma zu bekommen. Deshalb trägt die Wissenschaft der Kabbala solch einen Titel („die Weisheit des Erhaltens“) – denn sie lehrt uns das Licht Chochma zu bekommen.

Es ist verboten, das Licht Chochma direkt zu erhalten, nur innerhalb des Lichtes Chassadim. Das lernen wir eben: wie man das Licht Chochma ins Licht Chassadim einzukleiden hat, wie man es schafft, das ganze Licht zu bekommen.

Aus einem Unterricht über den Artikel von Baal HaSulam „Die Lehre der Kabbala und ihr Wesen“

Wir wollen das Licht!

Wir befinden uns in dieser Welt in einem besonderen Zustand, der durch die Ausbreitung von Licht von oben nach unten geschaffen wurde. Mit dem Licht wurde alle Gefäße-Wünsche geschaffen, und wir – sind ein Teil von dieser ganzen Wirklichkeit, der einzige Teil, der über eine Wahlfreiheit in diesem Zustand und die ganze Natur, die ganze Schöpfung, zu verändern verfügt.

Die ganze Natur wurde uns so gegeben, damit wir sie benutzen können und um sich bis zur Höhe des Schöpfers erheben zu können. Deshalb haben wir auf nichts mehr zu warten von oben, und wenn wir uns verspäten, jene Etappen, die sich schon hätten ändern sollten umzusetzen, empfinden wir sie als Leiden.

Der Druck von der Seite der Natur wächst ständig, denn die Natur hat einen besonderen Motor der Entwicklung, nämlich die verschiedenen Lichter, die konstant von oben kommen und sich mit immer größerer Kraft manifestieren, indem sie sich in uns immer größere spirituelle Gene, Reschimot erwecken. Denn die Korrektur beginnt von leichteren zu den schwierigen.

Aber wenn wir uns verspäten und die heute in uns erweckten Reschimot nicht korrigieren, haben wir morgen schon Schulden angesammelt und die Verspätung, das Delta vergrößert sich auf zwei Reschimot, den heutigen und gestrigen. Morgen ist die Verspätung schon dreifach und durch Multiplikation der noch nicht korrigierten Reschimot empfinden wir die Leiden, einen Unterschied zwischen sich und dem Licht.

Und anstatt diese Kluft zu überwältigen und sich dem Licht anzugleichen, ein System mit ihm zu werden, es zu verstehen, sich damit zu erfüllen, sodass wir Teil an all seinen Handlungen sind, handeln wir ihm entgegen und vergrößern unsere Gegensätzlichkeit immer mehr.

Gerade dieses Empfinden der Gegensätzlichkeit empfinden wir dann als Leiden, denn unser Verlangen möchte genießen, es will Licht! Obwohl wir uns nicht bewusst sind was wir wollen, aber wir wollen etwas, was uns notwendig ist, und wir bekommen es nicht. Das wird wie Leiden aller Arten empfunden.

Aus einem Unterricht über den Artikel „Die Lehre der Kabbala und ihr Wesen“, 18.10.2010

Unnötige Arbeit tun nicht nur die Bänker

Nachricht des Magazins Dow Jones Newswires, vom Vorsitzenden des Managements der Finanzleistungen in Großbritannien A. Turner: „Trader, Rechtsanwälte, Werbeleute, eigentlich der Großteil der Menschheit machen unnötige Arbeit.“Sie tun nichts, um unser Leben und diese Welt besser zu machen. Das Wirtschaftswachstum macht die Menschen nicht glücklicher.Es gibt ein Niveau der Sättigung, wonach das Wohlstandswachstum nicht mehr spürbar ist. Je reicher die Gesellschaft ist, desto mehr seiner Mitglieder verrichten eine unnötige und sogar zerstörerische Arbeit.

Mein Kommentar: Hoffen wir, dass das außer ihm, auch der Rest der Menschheit verstehen wird. Und das es uns hilft, die Gesellschaft und die Welt zu verändern. Die Kabbala sagt, dass wir das Naturgesetz, genau so viel zu konsumieren, wie wir es für unsere Existenz brauchen, einhalten müssen. Denn alles darüber hinaus kommt wie ein Bumerang zu uns zurück.

In der Spiritualität gibt es keine Worte

Wenn sie das Gebetbuch der Kabbalisten öffnen würden, dann würden Sie dort keine Worte, sondern gesonderte Buchstaben sehen, denn es geht einzig um die Empfindungen, um die inneren Handlungen, die Schirme, um die Abstossung und Anziehung des Lichtes. In der Spiritualität gibt es keine Worte.

Wenn wir Worte aus unserer Welt nehmen und beginnen diese für die Spiritualität zu benutzen, so ist das völlig normal. Jedoch kommt man auch ohne Worte zurecht. Der Mensch, der sich in der Spiritualität aufhält, braucht keine Worte.

Baal HaSulam betete, dass man ihn von seinem Niveau auf eine solche Stufe senkt, wo man Worte finden kann, damit er sein Verständnis, das in die Worte dieser Welt eingekleidet ist, den Menschen vermitteln kann.

In der Spiritualität gibt es nur die Empfindung. Ich soll sie nicht in irgendwelche Worte kleiden, denn dafür habe ich die „Reschimot“ und die „Geschmäcker“ (Taamin) die ich empfinde. Ich muss sie für mich selbst nicht klären, nur dann, wenn ich meine Eindrücke mit den anderen teilen möchte. Jedoch bleibt jede Erklärung immer eingeschränkt. Kein Wort kann in sich diese Füllungen erschliessen.

Deshalb ist das Gebet eine Arbeit im Herzen, ein Schrei aus der Tiefe des Herzens, ohne jede Sprache, ohne jedes Gebetbuch.

Die Kabbalisten, die Mitglieder der grossen Versammlung, schrieben das Gebetbuch vor dem Ausgang ins Exil, bevor wir aus dem spirituellen Niveau gefallen sind.

Wenn du aus dem Begreifen der Geisteswelt in diese Welt fällst, dann kannst du nichts über die Spiritualität sagen. Und deshalb haben sie uns Gebete geschrieben, damit wir wenigstens auf so eine Weise darüber sprechen können.

Denn, die Verbindung bleibt bestehen, und wenn in der Verbreitung eine grosse Menge von Menschen betet, dann rufen sie die Einwirkungen der umgebenden Lichter hervor. Aber dies gilt nur für die Verbreitung und auch nur für kurze Zeit. Und es ist nicht das wahre Gebet.

Schon jetzt erreichen wir einen solchen Zustand, wo wir beginnen sollten, aus dem Punkt im Herzen zu handeln, der uns zurück zu Bina führen wird.

Aus einem Sohar-Unterricht, 18.10.2010

Was du empfangen hast, gib weiter!

Eine Frage, die ich erhielt: Wenn wir mit dem Verlangen zu empfangen erschaffen werden und für ewig damit bleiben, wie können wir dann dem Schöpfer ähnlich werden, dessen Eigenschaft das Geben ist?

Meine Antwort: Wenn du mit Hilfe deines Verlangens zu empfangen anfängst, an die Anderen zu geben, wirst du dein Geben dadurch nur vergrößern.

Es gibt zwei Arten von Natur:

1. Das Licht = die Lichtquelle = der Schöpfer = der Gebende

2. Das Verlangen = der Empfangende = die Schöpfung

Die Schöpfung empfängt immer, sie kann niemals geben. Wenn davon die Rede ist, dass die Schöpfung dem Schöpfer ähnlich wird, bedeutet das „Empfangen um des Gebens willen“, sprich empfangen und weiter geben!

Ich kann aber das Licht nicht weitergeben, wie irgendeinen Gegenstand, der in unserer Welt von Hand zu Hand weitergereicht wird! Und wie funktioniert es dann? Wie kann ich dir etwas geben?

Ich empfange vom Schöpfer, anders geht es gar nicht, denn ich bin das Verlangen, Genuss zu empfangen. Das Verlangen zu empfangen kann nicht geben, so etwas existiert nicht in der Natur! Unsere Natur arbeitet nur auf die Absorption, auf die Aufnahme hin. Das ist ein Naturgesetz, welches nicht gebrochen werden kann.

Wie kann ich dann an dich, an einen für mich fremden Menschen, geben? Hier wird eine besondere Handlung vollzogen.

Von dem gleichen Schöpfer kommt das Umgebende Licht, das „zu seiner Quelle zurückführt“. Dieses Licht vollzieht die Korrektur und verbindet dich und mich zusammen. Und dann gebe ich nicht an dich, sondern empfange, aber in deine Verlangen! Und das bedeutet, dass ich an dich gebe!

Ich schließe den ganzen „Körper“ der Gesamtseele an mich an, er wird zu meinem, und dann empfange ich für ihn, was jedoch als mein Geben an ihn bezeichnet wird. So ein wundersames Kunststück wird hier vollbracht.

Wenn ich einen anderen Menschen als einen Teil von mit selbst wahrnehme, dann gebe ich quasi, indem ich für ihn empfange. Man könnte dem widersprechen: Was ist es für ein Geben, es ist immer noch das gleiche Empfangen!

Sagen wir mal, ich wollte nicht an jemanden geben, bis sich plötzlich herausgestellt hat, dass er mein Sohn ist! Dann bin ich bereit, ihm alles zu geben, denn ich nehme ihn als einen Teil von mir selbst wahr. Doch ist das etwa Geben?

Wenn ich früher, solange ich nichts gewusst habe, an ihn gegeben hätte, wäre es das wirklich. Und nun, was ist es nur für ein Geben, wenn es dein eigener Sohn ist? Das ist das Gleiche, wie an sich selbst zu geben.

Das würde alles stimmen, wenn ich enthüllen würde, dass die anderen Menschen absolut wie ein Teil von mir selbst sind. Es ist aber so, dass der Hass zwischen uns bleibt. Das ist ein besonderes Gut, wir müssen diesen Hass lieben!

Der andere bleibt für mich trotzdem fremd, doch gleichzeitig kommt das Ungebende Licht und erschafft über meinem Hass die Beziehungen der Liebe. Es bleibt sowohl die Liebe als auch der Hass – wie zwei Linien: die rechte und die linke, und ich bin in der Mitte von ihnen beiden. Darum heißt es dennoch „Geben“.

In der rechten Linie empfinde ich den Anderen als einen Teil von mir, für den ich bereit bin, alles zu tun – denn er ist quasi ich selbst. In der linken Linie hasse ich ihn und will ihn mit Haut und Haaren auffressen. Und diese beiden Linien existieren gleichzeitig und vereinen sich in der mittleren Linie.

Das geht bis zum Ende der Korrektur, bis Gmar Tikun, so weiter. Und was danach ist, weiß niemand.

Aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Freiheit“ vom 29.10.2010

Das Gebet ist eine Herzensarbeit

Eine Frage, die ich erhielt: Ist ein Gebet eine Bitte um die Hilfe des Schöpfers in den schlechten Zeiten? Kann man traditionelle Gebete mit eigenen Worten aussprechen?

Meine Antwort: Als ein Gebet bezeichnet man die Arbeit im Herzen, und nicht die Worte, die der Mensch ausspricht. Ich brauche die Worte des Gebets überhaupt nicht kennen oder die Sprache nicht kennen.

Denn der Schrei des Kleinkindes ist auch ein Gebet. Es spricht keine Sprache und schreit einfach. Warum? Weil es etwas will. Das ist eben.ein Gebet.

Das Gebet ist eine Erhebung von MaN, die Offenbarung des leeren Wunsches. Der Aufstieg des Wunsches bedeutet, dass ich einen höheren Zustand im Vergleich zu meinem jetzigen Zustand erreichen möchte. Wenn ich ihn wünsche, dann ist das schon ein Gebet. Und wenn ich etwas möchte, was meine jetzige Stufe nicht übertrifft – dann wird diese Bitte nicht als Gebet angenommen, und sie steigt nicht nach oben – zum Höheren hinauf, der sich um mich sorgt. Der Höhere ist bereit, nur eine Handlung zu begehen, und zwar mir zu helfen, zu Ihm hinaufzusteigen. Er ist gerade dazu vorbestimmt, entsprechend der Reihenfolge der Stufen, die von oben nach unten herunterstiegen.

Deshalb soll das Gebet die Erhebung des МАNs -„Mej Nukvin „(die Gewässer der Nukwa) beinhalten, wenn Malchut sich wünscht, Bina gleich zu werden.

Es gibt die Stufe Bina und die Stufe Malchut. In der zweiten Beschränkung (Zimzum Bet) ist Malchut in Bina hinaufgestiegen, so dass es in Bina schon Malchut gibt.

Infolge des Zerbrechens steigt Malchut aus Bina zurück in Malchut herunter, und zwar zusammen mit zerbrochener Bina. Es ist eben der in uns vorprogrammierte spiritueller Funke (der Punkt im Herzen). Danach wünschen wir aus unserer allgemeinen Malchut, aus unserem Wunsch zu genießen und den Funken Bina, der in uns aufwachte, diesen Funken zurück in Bina zu erheben. Meine Arbeit besteht also in der Einschätzung des spirituellen Funkens im Vergleich zu Malchut. Ich vergleiche sie miteinander. Wenn der Funke höher ist, dann wünsche ich mit Bina verschmolzen zu werden, denn der Funke ist ein Teil der Bina in mir, ein Teilchen des Schöpfers von oben. Dann erhebe ich ihn aufgrund der Bestrebung zurück zur Stufe von Bina. Es heißt „die Gewässer der Nukwa“, die ich nach oben erhebe, der Teil Bina („das Wasser“), der sich in Malchut („Nukwa“) befindet. Es heißt der Schrei, das Gebet. Und was du dabei sagst ist völlig unwichtig.

Aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 18.10.2010

Strengt Euch an und ihr werdet es erlangen!

Sohar, Abs. BeShalach, P. 212: „Zu der Zeit, als er erschien, um auf das Land herabzusteigen, um sich in einen Körper aus dem Samen des Levi einzukleiden, wurden 425 Kerzen für den König, SA, errichtet, und 425 ernannte Gravuren begleiteten diesen Geist von Moses zu seinem Platz.

Als er in die Welt, Hej, Göttlichkeit hinabkam, welche sich vor ihm erhellte, und das Haus mit ihrem Glanz erfüllte.“

…ich lese den Sohar und verstehe kein Wort darin. Vielleicht kann ich kein Hebräisch, und auch wenn ich Hebräisch kann, verstehe ich doch nicht, wovon sie sprechen. Auch wenn ich die Zitate von berühmten Kabbalisten kenne, woher kann ich wissen, was sie bedeuten? Sie sprechen von einer völlig anderen Realität, von der ich gar keine Ahnung habe.

Wenn wir den Sohar lesen, wissen wir nichts. Aber wir wollen, dass das im Buch Gelesene in uns verkörperlicht ( nein – entweder verinnerlicht oder verkörpert) wird.

Die Kabbalisten, die Autoren des Sohar, Rabbi Schimon und seine Schüler, die zwischen sich so eine starke richtige Verbindung entdeckt haben, dass sie die Welt der Unendlichkeit erreichen konnten, haben in diesem Buch ihre Empfindungen beschrieben, wie ein Reisender, der alles was er sieht und fühlt, niederschreibt.

So schreiben die Kabbalisten über die höhere Welt, und sie haben kein Problem damit, denn sie befinden sich darin.

Es gibt keine Weisheiten hier, keine Tricks. Die Weisheit der Kabbala ist das Licht Chochma, das sich in das Licht Chassadim einkleidet. Das ist eine Vision, eine Erkenntnis. Und wir müssen auch danach streben, dann verstehen wir, worum es sich im Buch Sohar handelt.

Deshalb braucht man nicht klug oder gelehrt zu sein. Man muss kein Wissenschaftler werden, sondern vielmehr soll man danach streben, sich zu ändern, um zu spüren, was uns der Rabbi Schimon weitergegeben hat.

Aus einer Sohar-Lektion, 29.10.2010