Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Ein Maßstab für spirituelle Begriffe

Unsere Arbeit ist es, von der Bewertung nach dem Prinzip „süß versus bitter“ zur Bewertung nach dem Prinzip „wahr versus falsch“ aufzusteigen. Schließlich wird der Schöpfer Wahrheit genannt.

Das Wort „Wahrheit“ (Emet) besteht aus den Buchstaben: Alef-Mem-Tav. Alef und Tav sind der erste und letzte Buchstabe des Alphabets, welche Verlangen an zwei verschiedenen Enden des Spektrums symbolisieren. Mem, das sich in der Mitte befindet, ist die Eigenschaft von Bina, die wir dazu verwenden können, um diese beiden Enden miteinander zu verbinden und Korrektur zu erreichen, die Wahrheit.

Der einzige Weg um herauszufinden, was wahr und falsch ist, ist innerhalb einer Gruppe von Kabbalisten, einer Umgebung. Im eigenen Innern hat das Individuum keine Fähigkeit dies zu tun, denn es besitzt lediglich einen Parameter – das Ego. Um eine Messung durchzuführen, benötigt man unbedingt einen weiteren Parameter, der außerhalb von uns ist.

Nach einem längeren Studium und durch viele Klärungen in der Gruppe beginnt ein Anfänger-Kabbalist zu spüren, dass er in einem allgemeinen, globalen System von Verlangen existiert, unter anderen „Punkten im Herzen.“ In Beziehung zu dieser speziellen Umgebung besitzt er die Gelegenheit, sich neue Sinneswahrnehmungen anzueignen: eine Annäherung oder Entfernung zu ihr, ein Gefühl ihres globalen Systems, sein Einbezogensein darin, das Bedürfnis nach ihrer Unterstützung und die Erkenntnis, dass es der Ort ist, an dem er die Höhere Welt und den Schöpfer offenbaren wird.

Allerdings wird währenddessen die Wechselwirkung zwischen zwei Kräften – mir selbst und der Umgebung, in mir geformt. Die Umgebung wird an Gewicht zunehmen, um meinem „Ich“ – dem Ego entgegenzuwirken. Ein neues System der Lenkung wird sich einstellen, das sich außerhalb von mir befindet und welches ich als die Rettung auffassen werde, als Hebel, der mich aus meinem Zustand dieser Welt herausziehen kann.

Ich messe „mich selbst gegenüber der Umgebung,“ und als Ergebnis meiner Messungen erlange ich quantitative und qualitative Grade, wie ich die geistigen Beziehungen und Kräfte messe. Demzufolge bilde ich eine lineare Skala: Ich befinde mich an einem Ende und die Gruppe am anderen. Indem ich diese Skala benutze, kann ich bereits die Höhere Welt prüfen, messen und wiedergeben.

Aus der Beziehung zwischen „mir und der Gruppe“ bildet sich eine spirituelle Zelle in mir und ich kann die ganze Wirklichkeit über mir durch diese Zelle messen. Auf diese Weise baue ich eine Seele in meinem Innern auf.

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Wir erreichen die spirituelle Welt ganz natürlich, so wie ein Baby die Welt entdeckt

Eine Frage, die ich erhielt: Wenn wir den Sohar lesen, sollen wir dem Text so folgen, als ob wir in uns selbst reisen würden. Doch müssen wir nicht auch Anstrengungen unternehmen, um unsere Forderung nach Korrektur auszuüben?

Meine Antwort: Der Sohar selbst führt Sie zur Korrektur und den dazu notwendigen Gedanken. Er beschreibt Ihnen, was gut oder schlecht ist, entsprechend Ihrem speziellen Zustand und was Sie darin im Detail klären müssen.

Das Buch selbst wird Ihnen diesen Ansatz dazu liefern. Unser Anteil daran ist, einfach in der Lage zu sein, uns daran anzuheften und gehorsam in die gleiche Richtung wie diese Strömung zu „schwimmen“ und mit ihr dorthin zu gehen, wohin sie uns bringen will. Wir müssen unseren Geist und unser Herz reibungslos mit diesem Strom treiben lassen.

Alles ist vorbestimmt, einschließlich meinem Verlangen, den Reshimot in ihm und dem Licht, welches die Reshimot realisiert. Alles hängt jedoch von meiner Anstrengung ab und von meiner Zustimmung, dem Licht Einlass zu den Reshimot zu gewähren.

Ich alleine erlaube dem Licht zu handeln, jedoch darüber hinaus geschieht alles ohne mein Wissen. Ich werde nur Zeuge von allem, was in mir geschieht. Mein Streben wird „Avodat HaShem“ – das Werk des Schöpfers genannt; und ich bin nur Komplize darin. Der Schöpfer sagte zu Moses: „Lass uns zum Pharao gehen. Ich werde alles tun und du wirst sehen, wie ich gegen ihn handeln werde.“ Dies bedeutet, dass mein Punkt im Herzen, das erste spirituelle Reshimo, mich zum Eingang einer neuen Welt gebracht hat, von welcher ich nichts weiß. Und nun, durch diesen Punkt im Herzen, vernehme ich eine Beschreibung dieser neuen Welt. In dem Maße, in dem ich darüber lerne und damit in Verbindung trete, werde ich fähig sein, darin zu leben.

Baal HaSulam schrieb darüber, dass es für den physischen Körper genau so unmöglich ist, in dieser Welt zu leben, ohne die Gesetze, Regeln und Bedingungen zu kennen, wie es für die Seele unmöglich ist, in der spirituellen Welt zu leben, ohne das nötige Wissen darüber zu erhalten. Genau jetzt im Moment versuchen wir, dieses notwendige Wissen zu erhalten. Wenn wir dieses erhalten, werden wir fühlen, dass wir bereits in der spirituellen Welt existieren, weil in der Spiritualität Wissen und Empfindung das Gleiche sind.

Momentan fühle ich nur meinen tierischen Körper – eine illusorische Realität. Aber ich habe auch einen Punkt im Herzen, welcher das Potential besitzt, die Höhere Welt zu fühlen. Dieser Punkt, den ich erhalten habe, ist eine enorme Chance und auch das Einzige, was mir gegeben wurde. Den Rest muss ich selbstständig entwickeln und deshalb wurde mir das Buch Sohar gegeben, welches mir eine Erklärung dafür gibt.

Ich lerne über die Höhere Welt, genau so wie ein Baby in dieser Welt alles lernt, ohne davor etwas darüber zu wissen. Ein Baby kann die Welt nicht mit seinem Geist begreifen, indem es Analysen und Synthesen durchführt. Genauso verhält es sich zu mir in Bezug auf die spirituelle Welt. Ich lerne darüber, indem ich mich an das Buch halte und dadurch das Umgebende Licht anziehe. Diese Art des Studiums ist am natürlichsten. Wir entdecken eine neue Welt in der gleichen Weise, wie wir diese Welt entdeckten, als wir Babies waren.

Die Höhere Stufe kann niemals durch den Verstand erreicht werden, da wir sie nicht fühlen, sehen oder verstehen können. Wir müssen jedoch damit beginnen, sie zu fühlen.

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Nur das richtige Gefäß kann wahre Erfüllung empfangen

Wir müssen verstehen, dass der Sohar dazu bestimmt ist, den Punkt in unserem Herzen zu enthüllen und nicht, um unsere zu dieser Welt gehörenden normalen Sinne oder unseren Intellekt zu befriedigen. Du öffnest das Buch und fällst in Verzweiflung, weil du es nicht verstehen oder fühlen kannst. Doch welche Art von Empfindung oder Verständnis erwartest du? Der Sohar wirkt jedoch in einer anderen Weise auf dich und nicht wie du es erwartest.

Du hast ein Fass oder einen Eimer (egoistische Verlangen) vorbereitet und erwartest, dass sie mit etwas, das spirituelle Erfüllung zu sein scheint, erfüllt werden, während du in Wirklichkeit nach egoistischer Erfüllung verlangst. Der Sohar jedoch gibt dir eine andere Art Empfangsgefäß – eines, das gebend, anti-egoistisch ist, sowie auch die dazu gehörende Erfüllung – den Genuss des Gebens.

Das sind üblicherweise die Phasen, durch die jeder Mensch geht, allmählich sein Kli enthüllt, seine Gesinnung und die Erfüllung, die er erwarten sollte. Als Folge davon verschwindet seine ganze Selbsttäuschung und er enthüllt das wahre Kli, das bereit ist für die rechte Art der Erfüllung.

Die Seele entwickelt sich nur durch unsere eigenen Anstrengungen

Alle unsere Handlungen in dieser Welt werden ausgeführt, weil sie von Oben bestimmt sind, außer jenen, in denen wir frei handeln können. Unsere Willensfreiheit besteht lediglich darin, uns höher zu entwickeln und die Seele zur Ähnlichkeit mit dem Schöpfer zu korrigieren. Alles andere in uns oder um uns herum ist von Oben durch die Gesetze der Höheren Welt diktiert.

Wenn unser Wille in nichts, was körperlich ist, existiert und alles von Oben kontrolliert wird, dann gibt es keine Strafe und keinen Verdienst für irgendwelche Handlungen im Leben! Schließlich wurde keine von ihnen durch uns ausgeübt, sie wurden durch uns von Oben ausgeführt.

Daher steht geschrieben, dass wir alle den Tieren gleich sind, bis wir dem Schöpfer gleich werden. In dem Maße, in dem wir Ihm ähnlich werden, werden wir Adam genannt, „ähnlich“ (Dommeh in Hebräisch). Ähnlichkeit mit dem Schöpfer beginnt mit einem Punkt des Verlangens, mit der Sehnsucht nach Ihm, der „Punkt im Herzen“ genannt wird. Wenn dieser Punkt offenbart wurde, wird ein Mensch unzweifelhaft zur Kabbala kommen, weil sein Punkt ihn dazu hinführen wird.

Der Punkt im Herzen ist wie ein
Samentropfen, aus dem wir uns entwickelt haben. Der einzige Weg jedoch um diesen spirituellen Körper, die Seele, zu entwickeln, ist durch unsere eigene Anstrengung. Das ist die einzige Handlung, die wir ausführen können, indem wir unseren freien Willen benutzen (siehe Baal HaSulam’s Artikel „Die Freiheit“).

Lege die ganze Welt auf Eis und fange damit an, den Punkt im Herzen zu entwickeln, und erhebe dich dadurch in das Höhere System. Sei gewillt, alles zu verweigern, nur um dort zu verbleiben. Das ist die einzige Wahl und Handlung, die getan werden kann. Die Belohnung ist das Leben der Seele!

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