Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Die Stufen des wachsenden Egos

Bewußtsein ist eine neue Kategorie, die aus einem Mangel an Entsprechung der Form (heraus) geboren wird. Ich beginne, wahrzunemen, wer ich bin, wenn ich mich schlecht fühle, und versuche zu klären: Was ist es, das ich nicht mag, und warum fühle ich mich so schlecht? Dann beginne ich, nach der Quelle all diesen Übels zu suchen, von wem kommt es nur?

Alle 125 Stufen beruhen auf dem Fehlen der Gleichheit der Eigenschaften, was ständig die Fragen aufwirft: Was ist diese Arbeit, und wer ist der Schöpfer, dass ich auf ihn hören sollte? Der Pharao stellt uns ständig diese Fragen, und wir versuchen, darauf eine Antwort zu finden. So spielt der Schöpfer von zwei Seiten her mit uns und lehrt uns dabei, ein Gefühl für die Absicht zu Geben zu entwickeln.

Von jeder Stufe zur nächsten gibt uns der Schöpfer ein qualitativ besseres Empfinden für das Fehlen der Gleichwertigkeit der Form. Während ich mich früher nur ihm Hinblick auf körperliche Kriterien gut oder schlecht fühlte, indem ich meinen Erfolg dabei einschätzte, jemanden zu bestehen – so beurteile ich jetzt das Gute und das Böse entsprechend meiner Absicht bezüglich des Schöpfers oder eben der Person, von der ich einst stahl.

Zunächst stahl ich, ohne es überhaupt zu bemerken, und dachte nicht darüber nach, was ich tat. Dann tat ich weiterhin dasselbe, aber ich begann zu empfinden, dass ich von jemand anderem nehme. Später begann ich, mich für den Diebstahl zu schämen, dafür, dass ich einem Fremden etwas für mich selbst wegnehme. Dann wächst meine Achtsamkeit, so dass ich nichts mehr nehmen zu nehmen brauche, was nicht meines ist; aber wenn ich es nur ansehe, möchte ich es stehlen, und ich bin auch damit nicht einverstanden.

Später fahre ich fort, mich zu korrigieren; ich erlaube mir nicht mehr, zu stehlen oder auch nur daran zu denken, und dieser Gedanke kommt mir nur noch selten. Das spirituelle Urteilsvermögen in mir werden diesbezüglich immer präziser. Hier verwirrt uns der Schöpfer und verursacht unterschiedliche Störungen, und all das wird ausschließlich in Gedanken aufgeklärt.

Schließlich erreiche ich einen Punkt, an dem mich schon der bloße Gedanke daran, andere zu benutzen, mir ein schlechtes Gefühl verleiht: z.B. wenn ich plötzlich denke, dass ein anderer statt meiner krank sein könnte, oder dass er sich an meiner Stelle schlecht fühlen könnte. Ich bin schockiert von diesem Gedanken, dass ich auf Kosten eines anderen der Nutznießer sein würde.

Dieser Gedanke bleibt, aber er wird kniffliger, feiner und innerlicher. Das Böse anderen gegenüber bleibt bis zum Ende der Korrektur vorhanden, aber es wird qualitativ höherwertiger weil wir das Zerbrechen korrigieren. Wir steigen von der einfachen, charmanten und groben Ausbeutung anderer auf zur hinterlistigen, hochentwickelten Ausbeutung, die die Wurzeln selbst beschädigt. Wie es heißt, „er, der größer als sein Freund ist, sein Verlangen ist größer als das seines Freundes“, was heißt, das dessen Ego eine höhere Qualität aufweist.

Du hast nur eine schwache egoistische Absicht, aber sie scheint dir riesig, nicht wie eine „Haaresbreite“, sondern wie „die Seile eines Karrens“. Die Korrektur besteht im Aufstieg über dein Ego, aber das Bestreben, andere zu benutzen, wird auf jeder Stufe erneuert und wird immer innerlicher und raffinierter. Daran sollten wir arbeiten, und das wichtigste Laboratorium dafür ist die Gruppe, in der man rasch seine Haltung anderen gegenüber abklären kann.

Wenn alle Zweifel sich auflösen

Frage: Wie kann ich überprüfen, ob meine Handlungen wirklich um des Gebens willen erfolgen, und das nicht nur eine Illusion ist?

Meine Antwort: Wenn es wirklich eine Handlung des Gebens wäre, hättest du keine Zweifel, weil der Schöpfer darin enthüllt werden würde, daran in eben dem Maß teilhaben würde, in dem du an Ihn geben willst.

Das Ziel einer Handlung des Gebens ist, an den Schöpfer zu geben. Es ist unmöglich, das ohne den letztlichen Empfänger zu tun. Falls eine solche Handlung stattfindet, wirst du entdecken, in welchem Ausmaß du wirklich an den Schöpfer gibst, was bedeutet, dass du Ihn entdecken wirst.

Zunächst wird die Offenbarung im Verborgenen stattfinden: zu Geben, um zu Geben. Es ist für uns schwer zu verstehen, was das heißt, denn die Absicht zu Geben um des Gebens willen ist Bina, eine Handlung, die von unserem Verlangen zu Empfangen losgelöst ist. Wir können uns die Absicht, zu Empfangen um des Gebens willen irgendwie vorstellen als etwas, das uns entgegengesetzt ist. Aber wenn das ausschließlich geschieht, um zu geben, ist es unmöglich zu verstehen, wie man ohne Verbindung zu den eigenen Wünschen leben kann, als würde man in der Luft hängen.

Einigkeit – oben und unten

Frage: Unser Verlangen sollen wir von der Gruppe, sowie von den Massen empfangen. Worin besteht hier der Unterschied?

Meine Antwort: Es gibt unsere Gruppe – Bnei Baruch (BB), und es gibt die Völker der Welt. Selbst wenn in Zukunft die Einheit der Völker erreicht wird, kann sie nur einen Schrei, der nach oben gerichtet ist, bewirken. Sie vereinen sich, um sich an uns anzuschließen. Unsere Einheit ihrerseits schließt sich dem Einzigen an.

Also, es gibt die Vereinigung des Volkes, es gibt die Vereinigung von uns untereinander, und es gibt die Vereinigung von uns mit dem Volk. Für letztere ist die innere Einheit unten und die innere Einheit oben notwendig, dann werden wir alle vereinigt und bilden ein Ganzes mit dem Schöpfer zusammen.

So sollen wir, wie die drei oberen Sefirot von Bina (GAR de Bina- Gimel Rishomot de Bina), die Korrektur ihren unteren sieben Sefirot (SAT de Bina-Seir Anpin Tiferet de Bina) gewährleisten.

Frage: Bedeutet das, dass es zwei Niveaus der Korrektur gibt: wir vereinigen uns, um die Eigenschaft des Gebens zu erreichen, und die Massen sollen ihren Egoismus auf dem materiellen Niveau korrigieren?

Meine Antwort: Dort unter dem Volk korrigieren wir nichts. Wir verbinden uns mit den Menschen und nehmen ihre Verlangen in uns auf. Diese Verlangen helfen uns, noch stärker vereinigt zu werden und die Verbindung mit der höheren Kraft, mit dem Licht herbeizuführen. Das Licht seinerseits wirkt durch uns auf das Volk ein.

Im Endeffekt wir verwirklichen die Arbeit, und nicht die Massen tun es. Sie sind selbst nicht in der Lage, diese Arbeit zu leisten, sie geben an uns das Bedürfnis nach Korrektur weiter, sonst nichts. Es ist richtig, dass auch sie, wie wir, nach Vereinigung streben sollen, aber realistisch gesehen ist niemand dazu in der Lage, nicht einmal wir. Nur das Licht realisiert die Verbindung. Deshalb ist das Wichigste, dass sie verstehen: ohne Einheit unter ihnen ist ein gutes Leben nicht erreichbar.

Und wir werden dieses Bedürfnis aufgreifen, wir werden von ihrer Bitternis durchdrungen werden und sie schließlich in ein Gebet umwandeln.

Auszug aus der Lektion nach einem Artikel von Rabasch, 08.04.2012

Das Licht der Freiheit am Horizont

In „Exil“ (Galut) fehlt nur der Buchstabe Aleph, um die Erlösung (Geula) zu erreichen. Dieser Buchstabe symbolisiert das Auftreten des Schöpfers, das wirkliche Empfinden der Erscheinung der Eigenschaft des Gebens und der Liebe, die wir an demselben Ort empfinden, an dem wir während unserer Zeit im Exil uns so sehr danach gesehnt haben, sie zu erleben und zu fühlen, wie sie die Leitung übernimmt und uns füllt.

Deshalb besteht unsere ganze Arbeit darin, die Erlösung im wahren Sinn des Wortes herbeizusehnen. In dem Moment, in dem wir sie uns so konkret wie möglich vorstellen, so sehr wir eben können in unserem Egoismus, der dem Geben so entgegengesetzt ist, und in dem Maß, in dem wir näher an das herankommen, was Liebe, Geben, Verbindung, Gegenseitigkeit und ein gemeinsames Herz anstatt vieler einzelner Leute genannt wird – in diesem Maß werden wir der Erlösung näherkommen.

Wir sollten uns diese Struktur vorstellen, die Form, das Verlangen, den Mangel, all seine Details und Komponenten, so genau wie wir können. Jeder sollte sich in dieser Richtung Gedanken machen. Das ist schon die ganze Arbeit, mit der wir die Zeit beschleunigen und die Erlösung erlangen werden – die Enthüllung des Schöpfers – schon bald.

Wir müssen ein spirituelles Gefäß vorbereiten, das uns in die Lage versetzen wird, ein großes Verlangen darin aufzubauen, und uns schon fast die erhoffte Form, das zukünftige Bild vorzustellen, während wir es herbeisehnen.