Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Korrektur in drei Linien

Vorwort zum Sulam Kommentar: Die Rechte Linie kämpft gegen die Linke und will das Licht Chochma der Linken Linie aufheben, um allein das Licht Chassadim herrschen zu lassen. Umgekehrt will die Linke Linie das Licht Chassadim der Rechten Linie aufheben und allein das Licht Chochma herrschen lassen. Aufgrund dieses Streites leuchtet keine von beiden, da dem Licht Chassadim der Rechten Linie das Licht Chochma fehlt, und es ist wie ein Körper ohne Kopf. Und das Licht Chochma der linken Linie ist völlige Dunkelheit, weil es ohne das Licht Chassadim nicht leuchten kann. Für diesen Streit gibt es keine Korrektur, außer durch die Mittlere Linie, die durch den Menschen geschaffen wird, welcher mittels des Gebets dorthin aufsteigt und sich mit dem höheren Licht verbindet… und die Linke Linie zwingt, sich mit der Rechten zu verbinden.

Zwei Linien, die rechte und die linke, werden uns von oben gegeben, doch die Mittlere Linie ist unsere Arbeit. Wir erheben eine Bitte (MaN) um den Schirm und gelangen dadurch zu Korrektur: die Rechte und die Linke Linie verbinden sich, indem sie einander ergänzen und einen Kompromiss erreichen. Es handelt sich um den freien Willen eines Menschen, der sich in ein bereits fertiges mechanisches System der Rechten und der Linken Linie einordnet und dort eine neue Eigenschaft erschafft, die es vorher nicht gab, das Verlangen, dem Schöpfer ähnlich zu sein.

Ich handle durch den Glauben über dem Verstand, durch das Verlangen, das von nichts abhängt, was auch immer geschehen mag. Mich interessiert weder die Rechte noch die Linke Linie, weder Chassadim noch Chochma. Für mich ist nur wichtig, mich mit dem Schöpfer zu verbinden. Deshalb empfinde ich das nicht als Kompromiss (denn die eine Linie kann sich vor der anderen nicht annullieren), sondern lediglich als ein Mittel die Einheit zu erreichen. Deshalb ist dieser Kompromiss auch möglich!

Das ist so, als ob ich zu zwei Menschen kommen würde, die sich wild streiten, und keiner von beiden ist auch nur im Geringsten bereit, von seiner Meinung abzulassen. Doch ich habe nicht vor, sie zu vereinigen und zu versöhnen. Ich habe ein höheres Ziel, ich will etwas Höheres erreichen. Gleichzeitig möchte ich die Kräfte dieser beiden Linien nutzen.

Ich setze ein Ziel, das höher ist als alles andere – ich will mich dem Schöpfer angleichen und mit Ihm verschmelzen. Dann können sich die beiden Linien verbinden und einander ergänzen. In Bezug auf dieses Ziel empfinden sie sich als vollkommen.

Keine der beiden erreicht, was sie will, doch sie geben sich aufgrund ihrer Teilnahme an der Erreichung des Ziels zufrieden. Es leuchtet ihnen die Mittlere Linie, sie ist klein im Vergleich zu den beiden anderen, doch ergründet sie die Vollkommenheit des Schöpfers. Und diese ist eine höhere Vollkommenheit, als die, die jede von ihnen von selbst erreichen könnte, denn sie kommt von der Verschmelzung mit dem Schöpfer.

Aus dem Unterricht am 30.05.2010

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Was bedeutet „Befehl“ in der Spiritualität?

Eine Frage, die ich erhielt: Das Kapitel aus dem Sohar, das wir jetzt lesen, heißt „Und du befehle mir“ (Tezaveh). Was bedeutet eigentlich „Befehl“ in der Spiritualität?

Meine Antwort: Dies ist ein Befehl, der auf uns auferlegt ist. Und obwohl wir uns in die Arbeit des Schöpfers einreihen, vor allem sollen wir uns ständig bemühen, unseres Wunsches und des Grundes unserer Erschaffung bewusst zu sein.

Denn wir sind ohne diesen Gedanken keine Geschöpfe. Als ein Geschöpf wird derjenige bezeichnet, der auch empfindet, dass er sich in einem dem Schöpfer entgegengesetzten Zustand befindet.

Aber dieses Verständnis genügt immer noch nicht. Es ist nur das erste Begreifen der eigenen Natur. Danach soll der Mensch versuchen, sich dem Schöpfer anzugleichen. Erst dann enthüllt er, dass er dazu überhaupt nicht in der Lage ist.

Wenn er aber weiterhin danach strebt, das nächste Niveau des Begreifens seiner Natur zu erreichen, enthüllt er noch, dass er sich dem Schöpfer gar nicht angleichen WILL.

Somit ist er nicht nur dem Schöpfer entgegengesetzt und nicht dazu fähig, Ihm ähnlich zu werden, sondern er WILL es auch nicht.

Gleichzeitig erhöht der Mensch in seinen Augen jedes Mal die Wichtigkeit des Schöpfers, die Wichtigkeit des Ziels und sieht den eigenen Zustand als erniedrigend und winzig.

Er setzt fort, weiter zu suchen und nur dann versteht, dass zwischen den Seelen ein System der Verbindung existiert, woraus er die zusätzlichen Kräfte bekommen kann. Dann wird er sich wirklich wünschen und es auch schaffen, sein Gegenteil zum Schöpfer zu enthüllen sowie entdecken, dass er keine Möglichkeit und auch kein Verlangen danach hat, sich dem Schöpfer anzugleichen

Zugleich wird er die dringende Notwendigkeit in der Korrektur, in der Möglichkeit, dem Schöpfer zu geben, empfinden – die viel größer ist, als seine anfängliche Notwendigkeit.

Folglich wendet sich der Mensch an Ihn, mit solch „schwerer Ausrüstung“, die er mit der Kraft der Gruppe erworben hat, mit der Eigenschaft der Bürgschaft, innerhalb welcher der Schöpfer existiert und dieses System unterstützt, weil er die nötige Bitte ausformuliert hat. Und davor kann er keine richtige Bitte empfinden.

Auf diesem Wege erreicht der Mensch die Einwirkung des Lichtes, die ihn zur Quelle zurückführt. Somit verwirklicht er seine Wahlfreiheit und kommt zu einem Zustand, in welchem der Schöpfer ihm die Kräfte gibt.

Dann beginnt er zu sehen, was er innerhalb dieses Lichtes korrigieren soll, wie es auch geschrieben steht: „In Deinem Licht werden wir das Licht sehen“. Der Mensch beginnt, den Befehl des Schöpfers zu verstehen – was genau korrigiert werden soll, nämlich seine 613 nicht korrigierten Eigenschaften, eine nach der anderen.

Er versteht, worin jede Eigenschaft, jede Kraft und jeder Wunsch verdorben ist, wie diese zu korrigieren sind und was er aufgrund der Korrektur erwirbt, wie er auf das gesamte System einwirkt und dadurch auf den Schöpfer, indem er Ihm die Möglichkeit sich zu enthüllen gibt.

Auf diese Weise geht er schrittweise den gesamten Prozess der Tora und der Gebote durch, korrigiert alle Wünsche durch die Absicht zu geben um des Gebens willen und sogar zu empfangen um des Gebens willen, das heißt wenn man nicht für den eigenen Genuss, sondern um des Schöpfers willen das Licht empfängt.

Aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 31.05.2010

Eine einfache Formel für Spiritualität

Wenn du in den Freunden kein großes Bestreben nach Spiritualität erkennst und dich von der Umgebung nicht beeindrucken lässt oder dich fürs Geben nicht begeistern kannst, dann bedeutet das, dass du dich selbst nicht einbringst. Fang an, in Freunde zu investieren, und du wirst sehen, wie sie dich daraufhin beeinflussen werden.
Das ist eine äußerst einfache Formel! Ich bringe mich in die Gruppe ein und erreiche einen solchen Zustand, in dem wir anfangen, uns gegenseitig zu beeinflussen.

Unser Kreis verwandelt sich in ein spirituelles Gefäß (Kli), in dem sich unsere ganzen Verlangen nach Spiritualität, die ganzen Punkte im Herzen vereinen, und über ihnen entsteht ein anti-egoistischer Schirm, unser gegenseitiges Geben.

Spirituelle Arbeit

Jetzt, wo wir uns alle gegenseitig beeinflussen, müssen wir überprüfen, ob wir das um des Gebens an den Schöpfer willen tun. Wenn ja, dann haben wir einen Schirm und reflektiertes Licht. Und die höhere Kraft wird sich uns augenblicklich enthüllen, gemäß der Ähnlichkeit unserer Eigenschaften.

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Wer bist du: Der Reiche oder der Arme?

Sohar, Kap. „Wajikra, P.129: … Die Opferung der Armen ist die Leichteste: zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und falls nicht, bringt er ein bisschen Mehl und findet daher Vergebung. Zu dieser Zeit, ist es verkündet und gesagt, „Denn er hat nicht verachtet noch verabscheut das Flehen [Gebet, Bitte] des Armen,“ da die Opferung des Armen die am höchsten gepriesene ist.

Es geht hier um einen Menschen, mit welcher Dichte des Wunsches (Awijut) er um des Gebens willen arbeiten kann. In dem Maß, wie sich ihm sein Wunsch zu empfangen enthüllt, nimmt er daraus Teile von der linken Seite, die immer grober und größer sind, und wenn er mit ihnen um des Gebens willen arbeiten kann, wird er ein Reicher genannt.

Und wenn er von seinem Wunsch nur kleinere, schwächere Teile um sie zum Opfer zu bringen (das heißt sie dem Schöpfer näher bringen) nehmen kann, wird er ein Armer genannt. Das Wort „Opfer“ („KuRBan“ auf Hebräischen) kommt vom Wort „leKaReV„, etwas näher bringen.

Je nach welchem Teil des Verlangens zu empfangen der Mensch dem Schöpfer jeweils näher bringt, indem er diesen Teil um des Gebens willen benutzt, wird er Armer oder Reicher genannt. Der Reiche bringt mehr, der Arme weniger, je nachdem, wie groß der Anteil des Wunsches ist, mit dem er um des Gebens willen schon arbeiten kann.

Das „Opfer“ wird der Wunsch genannt, den ich früher für reinen Selbstgenuss verwendet habe, und jetzt bringe ich ihn dem Schöpfer näher, indem ich diesen Wunsch aus Empfangenden zum Gebenden verwandle. Denn durch diesen neuen Wunsche habe ich mich dem Schöpfer angenähert, einen Schritt nach vorne auf dem Leiter der Stufen gemacht.

Aus einem Unterricht nach dem Buch Sohar, 21.05.2010

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Die Reise des Menschen

Eine Frage, die ich erhielt: Was bedeuten die drei Linien?

Meine Antwort: Die linke Linie bedeutet das unkorrigierte Verlangen, das zuerst eingeschränkt werden muss (Zimzum Alef).

Die rechte Linie ist die Kraft des Gebens, die Kraft des Lichtes. Und die mittlere Linie ist das Resultat der Arbeit an der Verbindung dieser zwei Linien.

Unsere gesamte Arbeit spielt sich in der mittleren Linie ab. Darüber erzählt der ganze Stoff der Kabbala.

Die rechte und die linke Linie sind uns von Natur aus, von oben, vom Schöpfer, gegeben. Und wenn wir nicht in der mittleren Linie arbeiten, dann bleiben wir gesteuerte Tiere, die mittels dieser zwei Zügel – des rechten und des linken – gelenkt werden.

Doch wenn wir den ersten Funken aus der mittleren Linie, der sich Punkt im Herzen nennt, erhalten, dann ist das eine Einladung, selbst die Zügel in die Hand zu nehmen und sich nicht wie ein Pferd, durch zwei Zügel von oben angetrieben, fortzubewegen.

Wir müssen diese Zügel annehmen, und der Punkt im Herzen ist der Beginn eines Menschen in uns, der sein Tier mit Hilfe von Zügeln lenken und sich der Angleichung an den Schöpfer entgegenbewegen wird. Die ganze Arbeit entstammt nur diesem Punkt und besteht in der Steuerung seiner selbst in Richtung einer Verschmelzung mit allen anderen.

Dann begegnen wir allen unseren Eigenschaften wie den von oben gegebenen Bedingungen, ohne dass wir uns mit unserem Körper und seinen angeborenen Eigenschaften oder mit dem Licht, das uns zur Korrektur dieses Körpers gegeben wurde, identifizieren.

Das heißt, wir begegnen diesen zwei Linien – der rechten und der linken – wie einer Vollkommenheit, die vom Schöpfer erschaffen wurde – wie Seiner Einladung, mit der Erschaffung unseres Selbst zu beginnen.

Dann mache ich mir weder Sorgen, noch freue oder ärgere ich mich über die rechte oder die linke Linie, sondern nehme die mir gegebenen Zustände als eine Möglichkeit an, diese zwei Linien richtig miteinander zu verbinden und mich vorwärts zu bewegen, indem ich mein Tier lenke und es zum Ziel steuere.

Jeden Augenblick zieht es mein Tier mal zu einer Seite mal zur anderen, in eine mir unbekannte Richtung.

Ich muss mir aber das Ziel vorstellen – den Schöpfer, die Verschmelzung mit Ihm, die Angleichung an Seine Eigenschaften. Ich muss es mir, so gut es geht, vorstellen und versuchen, meine Umgebung als ein vollkommenes, ausgewogenes System zu sehen, das von innen durch Gleichheit aller seiner Teile und durch gegenseitige Bürgschaft verbunden und vereint ist, damit es vom höheren Licht erfüllt werden kann.

Und wenn das Ziel für mich klar ist, muss ich mein Tier korrigieren, um es mit Hilfe von zwei Zügeln genau in diese Richtung zu lenken. Diese Arbeit hört niemals auf.

Jedes Mal werde ich mir das spirituelle Ziel genauer vorstellen können, mit mehr Details und dementsprechend mehr Verwirrung, denn das Licht wird nur aus der Dunkelheit heraus erkannt.

Und ich muss mich die ganze Zeit diesem Ziel entgegenbewegen, d.h., mich in das Gesamtsystem als einer seiner untrennbaren Bestandteile einordnen.

Deshalb muss ich mich während des Lesens des Sohar wie ein Autofahrer verhalten, der gleichzeitig auf das Gaspedal drückt, die Straße im Auge behält, am Lenkrad dreht und die Bremse ertastet.

Genauso höre ich, was der Sohar erzählt, und will all das, wie während einer Fahrt, mir vorstellen können, versuchen, mich gemeinsam mit ihm zu bewegen und aktiv teilzunehmen.

Das heißt, ich will wissen, was ich studiere, mich mit dem Stoff verbinden, mich in diesem Prozess befinden.

Wissen bedeutet Verschmelzung, wie geschrieben steht: „Und Adam erkannte Chawa (sein unkorrigiertes Verlangen)“.

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Ein Schritt vorwärts und noch ein Schritt

Eine Frage, die ich erhielt: Wenn uns das Übel überbewältigt und alles grau in grau gemalt wird, wie findet man die Kräfte, den Schöpfer um Hilfe zu bitten?

Meine Antwort: Selbst wenn der Mensch in sich die Kräfte findet, das Fallen zu überwinden, es wäre dann eine egoistische Überwindung. Diese Handlung wird nicht zur Korrektur beitragen.

Die Überwindung und der Fortschritt sind nur durch die Kräfte möglich, die von der Gruppe kommen.

Du bist gefallen, weil dir der Schöpfer das zusätzliche Verlangen nach einer stärkeren Verbindung mit anderen Seelen gegeben hat.

Das Verlangen wächst nicht im Punkt im Herzen, sondern durch die Enthüllung der nicht intakten Verbindung mit den anderen Seelen. Dies ist ein neuer Schritt vorwärts, der den Defekt aufzeigt und Du sollst ihn korrigieren.

Die Korrektur ist nur unter der Bedingung möglich, dass Du den Wunsch hast, die Begeisterung und die Erkenntnis des Guten, die Vereinigung mit sich bringt, von den anderen zu übernehmen und um die Kraft zur Vereinigung zu bitten. Dann wird die Korrektur an Ort und Stelle erfolgen.

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Der Sohar ist für diejenigen bestimmt, die nach Licht streben

Das Buch Sohar ist für die Menschen geschrieben, die das Ziel der Schöpfung erreichen wollen und nach dem Licht streben, das zum Ziel der Schöpfung, zur Quelle, zurückführt.
Denn ohne das Licht ist es nicht möglich, unsere Verlangen zu korrigieren und in ihnen den Schöpfer zu enthüllen.
Deshalb kann das Buch Sohar, wie auch die ganze Tora, entweder zu einem „Lebenselixier“ oder zu einem „tödlichen Gift“ werden.

Der Mensch muss überprüfen, mit welcher Absicht er an das Studium des Buches Sohar und der Tora allgemein herangeht.
Wenn er mit Hilfe des Studiums das Licht, das zur Quelle zurückführt, erlangen will, wird die Tora für ihn zu einem Lebenselixier, wie geschrieben steht: „Ich erschuf den bösen Trieb und gab die Tora zu seiner Korrektur, weil das Licht, welches sich in ihr verbirgt, zur Quelle zurückführt“.

Wenn der Mensch aber nicht nach Geben, d.h. zurück zur Quelle strebt, sondern den Sohar studiert, von dem Verlangen getragen zu genießen, sich zu erfüllen und andere Ziele verfolgt, was „Götzendienst“ bedeutet, dann wird sein Studium zu einem „tödlichen Gift“ und entfernt ihn von dem Ziel der Schöpfung.

Deshalb müssen wir uns vorsehen und daran denken, dass wir während unseres ganzen Studiums, besonders während des Lesens des Buches Sohar, unsere Verlangen vorbereiten, damit sie vom Schöpfer die Kraft zu geben erhalten und Er sich in dieser Kraft enthüllen kann.

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