Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Die Wurzel aller Vertreibungen

Frage: Warum sagen wir: „Erinnere dich an den Auszug aus Ägypten“, wenn es sich dabei um den Feiertag Pessach handelt? Es gab doch auch andere Vertreibungen: aus Babylon, Griechenland, Rom. Warum sollen wir uns gerade an den Auszug aus Ägypten erinnern. Wo liegt der Sinn darin?

Meine Antwort: Die Vertreibung aus Ägypten ist die Wurzel aller Vertreibungen. Alle übrigen Vertreibungen bauen quasi darauf auf. Diese Vertreibung ist die schwierigste, sie ist grundlegend. Der Mensch steigt über seine Selbstsucht auf und ist sich zum ersten Mal bewusst, was die spirituelle Welt, was die Eigenschaft des Gebens bedeutet anstatt der Eigenschaft des Empfangens, mit welcher wir geboren werden und in welcher wir existieren.

Wir nehmen die Welt durch die Gefühle wahr, wollen ständig genießen und eigennützig existieren. Die Umwandlung in den Sinnesorganen erfolgt dann, wenn ich beginne „meine Selbstsucht zu annullieren“, mich mit der Welt gleichzusetzen, an andere zu geben, mich außerhalb des Körpers zu empfinden, damit mein Herz sich nur dort aufhält. Das alles heißt Auszug aus Ägypten. Alle übrigen Vertreibungen geschehen bereits außerhalb von mir.

Auszug aus dem Programm „Die Kabbalisten schreiben. Der Auszug aus Ägypten“, 04.03.2013

Jeder Zweig ist nah an seiner Wurzel

Bekanntlich ähnelt die Natur jedes Zweiges ihrer Wurzel. Deshalb ist unsere Natur auch ihrer Wurzel ähnlich – nämlich dem Schöpfer. Innerhalb unserer Natur verbirgt sich das Verlangen zu geben, und zwar in Form des Lichtes des Schöpfers, das uns schuf. Wir befinden uns aber in dem Zustand, in dem das Licht verhüllt bleibt und uns daran hindert, unsere wahre Natur zu erkennen.

Deshalb erscheinen uns all unsere Eigenschaften verzerrt. Man muss verstehen, dass das nicht unsere wahre Form, sondern die Verhüllung ist! Nur wenn wir diese Verhüllung entfernen, uns darüber erheben, werden wir sofort unsere Wurzel  erreichen. Das ist wie eine Einkleidung, die wir ablegen müssen, um uns darüber zu erheben. Das heißt “Glaube über dem Verstand” und bedeutet, über die eigene Selbstsucht aufzusteigen, die Verhüllung zu verlassen und darüber zu existieren.

Eigentlich befinden wir uns auch jetzt im Zustand der Welt der Unendlichkeit, aber wir vergessen es. Wir sollen diese Welt der Unendlichkeit immer in allem sehen: in unseren Beziehungen untereinander, unseren Bestrebungen und Verlangen, in unserem ganzen Weltbild.

Der Schöpfer schuf nichts Schlechtes. Er hat nur das Gute aus seinem Streben zu geben erschaffen. Dabei hat Er aber diesen Zustand verhüllt, damit wir das Gute selbst enthüllen und erkennen, dass dieser Zustand erwünscht ist – sowohl für Ihn, als auch für uns selbst.

 Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel aus „Matan Tora“, 20.03.2013

Das Gute oder das Böse?

Frage: Was ist das Gute, ist es das Licht oder etwas Anderes?

Meine Antwort: Das hängt von der Wahrnehmung des Menschen ab. Jede beliebige Bewegung, zum Schöpfer hin, heißt das Gute, da Er gut ist und das Gute schafft. Aber heute kann es in unserem Inneren ganz anders empfunden werden: so wie das Kind den Druck der Eltern empfindet, d.h. alles hängt davon ab, in welche Richtung es sich bewegt – zu den Eltern oder in die entgegengesetzte Richtung.

Auszug aus dem virtuellen Unterricht, 17.03.2013

Dem Herzen kann man nicht befehlen

Frage: Wir wollen die Absicht ändern. Bedeutet das auch eine Veränderung unserer Denkweise?

Meine Antwort: Du betrachtest den Gedanken  abgesondert vom Verlangen, in der Spiritualität verknüpfen wir sie jedoch miteinander. Denn der Gedanke ist die Folge des Verlangens. Die Handlung entspringt dem Verlangen und die Absicht der Handlung ist der Gedanke selbst.

Unsere Vernunft beeinflusst unser Gefühl, das Gehirn wirkt auf das Herz ein, aber sie sind getrennt voneinander. In der Spiritualität ist das Verlangen das Herz, und die Absicht ist die Vernunft und sie sind verbunden.

Auszug aus dem Unterricht nach „dem Vorwort zum Buch Sohar“, 21.03.2013

Außerhalb der Zeit

Auszug aus dem Gespräch während einer Mahlzeit vor dem Kongressanfang in Deutschland

Frage: Wer hat den Schöpfer erschaffen?

Meine Antwort: Wir existieren in einer Welt, in der es einen Anfang, ein Ende, die Zeit, die Beschränkung, die Verbreitung – d.h in der es Veränderungen gibt. Die spirituelle Welt dagegen, sogar ihre unterste Stufe, stellt die Vollkommenheit dar. Die Vollkommenheit kann sich nicht ändern, sie kann weder einen Anfang, noch ein Ende haben. Deshalb hat die Frage, was in der spirituellen Welt geschieht, ganz davon zu schweigen, was mit dem Schöpfer geschieht, keinen Sinn. Denn dort ändert sich nichts.

Es ändert sich alles nur in unserer Welt, wobei es sich vom ersten Punkt bis zum letzten ändert: aus dem Zustand der Welt der Unendlichkeit, worin wir uns in Form des Embryos befinden, bis zum selben Zustand in der Welt der Unendlichkeit, worin wir vollständig korrigiert sind. In der ganzen spirituellen Umwandlung ist nur ein kleiner Teil dieses Weges – unsere Welt – Veränderungen unterworfen. Somit gibt es nirgendwo anders Veränderungen – dort herrscht die Ewigkeit, die Vollkommenheit, die Abwesenheit der Zeit.

Darüber sprechen heute schon sowohl die Physiker, als auch die Psychologen. Deshalb macht es keinen Sinn, darüber zu sprechen, wer den Schöpfer geschaffen hat, ob früher etwas existierte oder nicht.

Ich hoffe, dass wir in allernächster Zeit die nötige Anzahl an Bemühungen ausüben werden und dass wir fühlen werden, was „außerhalb der Zeit“ bedeutet, was wir im Sohar, im “Vorwort zum Buch Sohar” studieren. Da wurde das schon vor zweitausend Jahren beschrieben. Schon damals veröffentlichten die Kabbalisten Schriften darüber, dass es keine Zeit gibt, dass die spirituelle Welt jenseits der Zeit liegt, dass unsere heutige Wahrnehmung der Welt falsch ist. In Wirklichkeit befindet sich die Welt in „der Matrix“, in einer anderen Dimension, wo es keine Zeit, keinen Raum und keine Bewegung gibt.

Die Realität, welche mir außerhalb von mir erscheint, befindet sich in Wirklichkeit in meinem Inneren. Wir werden das alles bald erkennen.

Auszug aus dem Gespräch während einer Mahlzeit vor dem Kongressanfang in Deutschland, 21.03.2013

Die Besonderheit unserer Zeit

Auszug aus dem Gespräch während einer Mahlzeit vor dem Kongressanfang in Deutschland

Frage: In letzter Zeit sehen wir in Europa und in der Welt eine sich steigernde Konfrontation zwei entgegengesetzter Kräfte. Ist das vielleicht die Vorbedingung dafür, dass wir eine Möglichkeit für die richtige Bewegung vorwärts gefunden haben?

Meine Antwort: Die Wissenschaft der Kabbala spricht zusammen mit anderen Wissenschaften darüber, dass alles in der Welt aus zwei entgegengesetzten Kräften besteht: Plus-Minus, Norden-Süden, Druck-Entspannung, Wärme-Kälte usw..

Das alles stammt aus zwei grundlegend entgegengesetzten Kräften – dem Empfangen und dem Geben. Die Vollkommenheit, das Leben besteht aus diesen zwei Kräften, welche eine dritte Kraft bilden – die mittlere Linie, wo sich im Prinzip alles Existierende befindet. Wir sehen das am Beispiel lebendiger Organismen, an Pflanzen und Tieren. Bis zu unserer Zeit entwickelten wir uns gleich den Tieren, d.h. instinktiv, unter der Lenkung der mittleren Linie.

Aber jetzt erreichen wir die nächste Ebene der Lenkung, und wenn in uns diese zwei entgegengesetzten Kräfte entstehen, dann sollen wir sie selbst harmonisieren. Darin besteht eben die Besonderheit unserer Zeit, unserer Entwicklung.

Deshalb sollen wir die Welt in Harmonie anstreben, und zu dieser Harmonie sollen wir selbst beitragen, d.h. in uns zwei entgegengesetzte Kräfte richtig kombinieren: die Kraft des Empfangens (Avijut) und die Eigenschaft des Gebens (Schirm). So müssen wir eben handeln.

Auszug aus dem Gespräch während einer Mahlzeit vor dem Kongressanfang in Deutschland, 21.03.2013

Das weibliche Verlangen führt

Europäischer Kongress. Lektion 1

Frage: Sie sagten mehrfach, dass der Mann, ob er das will oder nicht, nur das tut, was die Frau verlangt. Wie können die Männer das weibliche Verlangen global beeinflussen?

Meine Antwort: Das weibliche Verlangen ist ein Verlangen zu empfangen, und ein männlicher Wunsch ist ein Wunsch zu geben. In jedem von uns gibt es sowohl ein männliches, als auch ein weibliches Verlangen – wir kennen das auch am Beispiel der Chromosomen.

Deshalb teilen sich auch die männlichen und die weiblichen Gruppen in einen männlichen und einen weiblichen Teil auf. In jeder Gruppe offenbaren sich die Verlangen zu empfangen und zu geben unterschiedlich, und wir sollen sie richtig anwenden.

Die Frauen sind organisierter, ergebener und zielstrebiger als die Männer. Sie sind die Grundlage unserer Welt. Und der Mann verwirklicht das weibliche Verlangen. Wenn wir den Frauen in der Gruppe eine größere Möglichkeit auf die Gruppe einzuwirken  gestatten, dann werden die Gruppen mehr verbunden, ernster und zielstrebiger sein. Davon bin ich überzeugt.

Auszug aus der 1. Lektion des Europäischen Kongresses, 22.03.2013

Zu bitten bedeutet zu verlangen

Europäischer Kongress. Lektion 1

Frage: Wenn Sie sagen: „Wir sollen darum bitten, auf die nächste Ebene aufzusteigen“, was wird dann unter dem Wort „bitten“ verstanden? Ist es eine bestimmte  Bitte, in deren Wurzel eine pragmatische Anfrage liegt?

Meine Antwort: Zu bitten bedeutet zu wollen.

Natürlich sind wir alle Pragmatiker und wollen alles nur für uns haben. Ich will mit allen nur eigennützig vereinigt werden. Ich will mich mit Europa und dann mit der ganzen Welt nur eigennützig verbinden. Ich will die Höhere Welt erlangen. Und sogar dann, wenn in uns das uneigennützige Streben offenbart wird – ist es doch auch egoistisch.

Und wenn das Licht kommt, dann wird es uns korrigieren und uns im vereinten Verlangen zeigen, dass wir anders sein sollen. Das Licht wird uns helfen und nicht wir selbst. Bis mich das Licht korrigiert hat, soll ich mir selbst treu bleiben und mich selbst nicht belügen.

Auszug aus der 1. Lektion des Europäischen Kongresses, 22.03.2013