Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie ''

Eine ideale Sprache

Das Bild dieser Welt muss durchgehend den gesamten Prozess unseres spirituellen Aufstiegs bis zur Welt der Unendlichkeit andauern. Unsere Korrektur ist nur unter der Bedingung möglich, dass wir die Wirklichkeit dieser niederen Stufe, unserer Welt, wahrnehmen.

Wir müssen fortwährend die Wurzeln erreichen, die sich über dem Bild unserer Welt, wie wir sie jetzt wahrnehmen, befinden. Dieses Bild ändert sich nicht; nur seine Wurzeln werden höher oder tiefer, das heißt, dass wir den Schöpfer (die Wurzel unserer Verlangen) in einem größeren Umfang erlangen.

Das Bild, das wir jetzt sehen, ist nur Sein Zweig, der durch unsere Verlangen auf dem Hintergrund Seiner Verlangen abgebildet ist. Die Welt ist das Bild unserer Verlangen, die unterschiedlich zu Ihm sind.

Während des Prozesses der Erkenntnis ändert sich auch nicht unsere Sprache, da das Bild der niedrigsten Welt sich nicht ändert. Wir sprechen die gleichen Worte, gleichgültig ob wir uns auf der ersten Stufe, in der Mitte oder am Ende des Weges befinden. Kabbalisten haben keine anderen Möglichkeiten der Kommunikation miteinander, außer durch die „Sprache der Zweige“.

Der niederste Zustand ist für alle gleich und die Verbindung des Zweiges zur Wurzel erstreckt sich von der Welt der Unendlichkeit über die selbe Linie, welche wir von einer Welt zur anderen, durch alle 125 Stufen und in allen 613 Verlangen durchlaufen.

Demzufolge können wir über jedes Verlangen auf jeder der 125 Stufen sprechen, indem wir den dazugehörigen Namen des Zweiges aus dieser Welt nehmen. Darum wählen die Kabbalisten „die Sprache der Zweige“- da diese auf dem gesamten Weg des spirituellen Fortschritts unveränderlich bleibt. Es ist eine ideale Sprache und wenn wir nur die Verbindung zwischen der Wurzel und dem Zweig kennen würden, wären wir fähig, dies zu verstehen.

Jemand, der aufsteigt, verbindet alle Welten in seinem Innern

Eine Frage, die ich erhielt: Warum schrieb Rabbi Shimon das Buch Sohar allegorisch und verbarg dabei die Tatsache, dass es nur über die Verbindung zwischen dem Licht und dem Verlangen spricht?

Meine Antwort: Hat er wirklich etwas verborgen? Denken Sie daran, wie das Buch „Baum des Lebens“ von ARI beginnt: „Wisse, dass, bevor die Welten entstanden und die Geschöpfe geschaffen wurden, ein Höheres Einfaches Licht die gesamte Wirklichkeit ausfüllte“. Und dann erschien ein Punkt des Verlangens und entwickelte sich weiter, bis die Welten und alles, was sie bewohnt, aus diesem Punkt entstanden.

Es gibt dort nichts anderes als den Willen, Licht zu empfangen, und das Licht. Alles andere ist eine Entwicklung der Verbindung zwischen ihnen, wo das Licht unveränderlich bleibt und das Verlangen sich in der Angleichung zum Licht verändert. Diese Verbindung ist der Gegenstand, welcher in der Wissenschaft der Kabbala und insbesondere im Buch Sohar beschrieben wird.

Wenn ein Mensch sich auf einer spirituellen Stufe befindet, dann sieht er die Verbindungen zwischen unserem Bild der Welt und seiner spirituellen Stufe. Er sieht, wie Kräfte und Eigenschaften von der Höheren Stufe auf die niedere hinabsteigen, die wir alle wahrnehmen. Alle Namen der Eigenschaften und Kräfte auf allen 125 Stufen oberhalb unserer Welt bleiben gleich, wie die Bezeichnungen in unserer Welt, jedoch wenn er jeden Namen liest, erkennt er dessen Wurzel anstelle der materiellen Objekte.

Wenn jemand einen Schirm erlangt und in die spirituelle Welt eintritt, indem er den Machsom überquert, beginnt er die Quelle von allem, was in dieser Welt geschieht, zu enthüllen. Man erkennt das Bild dieser Welt und wie es im eigenen Innern von einer höheren Ebene aus projiziert wird, ebenso wie es sich in Ebenen unterteilt: unbelebt, pflanzlich, tierisch und menschlich.

Diese Sichtweise ermöglicht es ihm, automatisch alle Kräfte und Eigenschaften der Höheren Welt zu benennen, indem er die Bezeichnungen der materiellen Objekte verwendet, da sie die Materialisation der Höheren Kräfte sind, die in diese Welt herabkommen.

Wenn man alle Verbindungen zwischen dieser Welt und seiner spirituellen Stufe findet, steigt man zur nächsten, höheren Ebene auf. Unterdessen verbleibt diese Welt unverändert und behält die gleiche Form bei. Auf der neuen Stufe fährt man fort, die Verbindungen zwischen den Wurzeln (Eigenschaften auf der spirituellen Stufe) und ihren Projektionen in dieser Welt zu suchen. Die Suche kommt herab, um die eigenen Eigenschaften zu korrigieren und in dem Maße, in dem man sie korrigiert, sieht man ein klareres Bild der Höheren Stufe. Sobald man alle Kräfte, Eigenschaften und Verbindungen wahrnimmt, vollendet man diese spirituelle Stufe und steigt zur nächsten auf.

Obwohl dieser Prozess monoton klingen mag, ist er tatsächlich spannend, wie eine außergewöhnliche Entdeckung. Das Bild dieser Welt bleibt gleich, bis man die vollständige Korrektur (Gmar Tikun) erreicht hat, wo man zu einem Zustand aufsteigt, in dem sich alles zu Einem vereinigt. Alle Kräfte, Lichter und Verlangen vereinigen sich in ein einziges Ganzes und man ist vollkommen mit dem Schöpfer vereint.

Wenn ein Mensch die Verbindung zwischen dieser Welt und der letzten, höchsten Stufe erkennt, verbindet er zwei gegensätzliche Achsen: Sich selbst unten und den Schöpfer oben. Auf diese Weise erreicht er den Zustand der Anheftung an den Schöpfer und die totale Gleichheit mit Ihm. Anders gesagt, man erreicht die Welt der Unendlichkeit.

All die Verlangen – die unkorrigierten Verlangen unserer Welt oder die am meisten korrigierten, ebenso wie all die Bilder und Abbildungen, werden sich in eine vereinte Wirklichkeit verwandeln, genannt „Der Schöpfer und Sein Name sind Eins“. Dort wird nur ein einziges Verlangen sein: HaWaYaH.

Zum Kabbalalernzentrum–>