Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Antworten auf die Fragen der Blog-Leser, vom 18.02.2013

Frage: Wenn ein Mensch einem anderen verzeiht, weil er weiß, dass der andere Mensch nicht schuldig ist, dann hindert ihn doch dieses Wissen daran, die Leiden zu empfinden, die uns unsere Nächsten bereiten?

Meine Antwort: Die Leiden bereiten uns weder die Menschen, die uns nahe stehen, noch fremde Menschen. Die Leiden kommen vom Schöpfer, und wie es im Buch Schamati gesagt wird: „sind alle Leiden dieser Welt nur die Vorbereitung zu den wahren Leiden – zu den Leiden der Liebe zum Schöpfer“.

Frage: Kann die Seele sterben?

Meine Antwort: Die Seele ist „ein Teil des Schöpfers“, der einheitlichen, schöpferischen Kraft des Gebens, und nur unsere Selbstsucht, die alles teilt, empfindet sie wie „einen Teil“, d.h. wie etwas Abgesondertes.

Zu sterben, d.h. aufzuhören “Lebenszeichen zu empfinden“, kann der sogenannte „Keim der Seele“ sein – die ersten Impulse der Kraft des Gebens und des Verlangens, das den Menschen zur Entwicklung, zur Methode der Kabbala bringt. Wenn der Mensch keine Bemühungen für den Aufstieg unternimmt, dann können „die Impulse“  schwächer werden oder komplett aufhören.

Frage: Die Absicht ist ein Gebet von vielen?

Meine Antwort: Die Absicht ist ein Ziel, mit dem der Mensch seine Verlangen verwendet, oder anders gesagt – der allgemeine Hintergrund, wo das Leben der Verlangen verläuft.

Man muss sich bemühen, damit die Absicht zum ständigen „Gebet für viele Menschen wird“.

Frage: Ich bezweifle, dass der kabbalistische Weg der wahre Weg zu Gott ist? Das heißt, es gibt viele Religionen, und ob wir tatsächlich die richtige gewählt haben? Viele sagen, dass es eine Sekte ist.

Meine Antwort: Die Kabbala begrüßt die Zweifel, weil sie nicht nur ein unvermeidlicher, sondern auch ein notwendiger Teil der Entwicklung sind. Was die Kabbala betrifft, um ihre Frage zu beantworten – ob dieser Weg richtig ist, und wohin er führt, ob es eine Sekte ist oder nicht, das soll der Mensch sich selbst, sich persönlich beantworten. Wenn er jedesmal eine fremde Meinung ohne die eigene Erfahrung annehmen wird, dann kann diese Einstellung zum schwerwiegenden Hindernis in seiner Entwicklung werden.

Frage: Wer war im Laufe der Geschichte der stärkste Kabbalist: Solmon, Mosche, Rabbi Akiwa oder noch jemand anders?

Meine Antwort: So darf man die Frage nicht stellen. Jeder Kabbalist hat seine eigene Mission in dieser Welt, und durch ihre Arbeit ergänzen sie einander.

Frage: Wie lernt man, richtig zu empfangen?

Meine Antwort: Das Empfangen ist ohne Verlangen, das in der Kabbala als „Kli“, Gefäß bezeichnet wird, unmöglich. Das Licht befindet sich in der absoluten Ruhe, wenn das richtige Verlangen entstehen wird, so wird es sich sofort mit dem Licht ausfüllen. Und wir nehmen die Verlangen aus der Umgebung wahr. Deshalb besteht unsere ganze Arbeit in der Konstruktion der richtigen Umgebung, die uns ermöglichen wird, die spirituellen Verlangen den Materiellen zu bevorzugen.

Ein großes Plus über die minimalen einzelnen Minusse

Frage: Wie ist die Richtigkeit in der Arbeit zu prüfen?

Meine Antwort: Die wahrhafte Arbeit erfolgt dann, wenn ich die Umgebung, die Gruppe dafür benutze, um aus eigener Kraft unsere starke, gegenseitige Vereinigung zu offenbaren. Ich soll seitens der Gruppe eine gute, direkte  Beziehung zu mir offenbaren, welche ich in Form der Beziehung zwischen mir und dem Schöpfer, Der sich in die Gruppe einkleidet, wahrnehme. Und von meiner Seite aus soll ich die gleiche Beziehung in die Gruppe einbringen: direkt, warm, freundlich, mit vollkommener Offenheit zur Verbindung, und zwar entsprechend meiner Stufe.

Wir haben keinen anderen Ort außer der Gruppe, wo wir uns treffen könnten, um unsere Verbindung zu realisieren. Dabei bedeutet die Gruppe, dass ich keine besonderen persönlichen Beziehungen mit jedem Gruppenmitglied aufbauen soll, sondern ich verhalte mich zu allen gleich, und wünsche, den Schöpfer in der Verbindung zwischen uns zu offenbaren.

Wir sind verschieden, jeder bringt seine eigenen Besonderheiten in die Gruppe, seine ganzen Ansprüche und Probleme, alle erlebten negativen Zustände. Mit all diesen Unterschieden, mit unseren Minussen (Mängeln) (-) kommen wir in die Gruppe, und arbeiten daran bis jeder Einzelne sie ins Plus (+) umgewandelt hat. All unsere Plusse werden in einem großes „Plus“ vereinigt, so dass wir auf diese Weise den Schöpfer aufbauen, damit sich dieses Plus über unsere Minusse erhebt.

Im Minus erreiche ich die eigene Unabhängigkeit und bleibe ich selbst, mein „Ich“ (аlef -nun-jud) verschwindet nicht. Und in unserem Plus erreichen wir den Zustand „es gibt mich nicht“ (alef-jud-nun), denn dort will sich der Mensch annullieren, sich in der Gruppe auflösen. Auf diese Weise erlangen wir die vollkommene Veränderung: von einem Pol bis zum anderen Pol und schließen beide Kräfte ein. Das was wir haben, heißt das Wissen, außerdem gibt es noch den Glauben über dem Verstand. Das heißt, wir bevorzugen ständig das Geben, das wir über das Empfangen stellen.

Darin besteht eben die Arbeit, die man nur in der Gruppe realisieren kann. Der Unterschied (delta) zwischen „ich“ und „es gibt mich nicht“ wird immer die Höhe meiner Stufe bestimmen, auf der ich das eigene Licht NaRaNCHaY empfinden werde.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 17.02.2013

Die Grenzen zwischen dem Empfangen und dem Geben aufzeichnen

Sobald der Mensch Ansprüche an den Schöpfer empfindet, entsteht sofort eine Verhüllung, infolge welcher er nicht mehr direkt zum Schöpfer ausgerichtet ist, sondern ein anderes Ziel verfolgt. Der Schöpfer ist die einzige Kraft, die gut ist und das Gute schafft. Wenn du direkt auf Ihn ausgerichtet bist, dann kannst du keine Ansprüche haben. Nachdem du von der richtigen Richtung abweichst, entstehen in dir sofort Unzufriedenheit und Klagen.

Kehre zum richtigen Weg zurück und setze deine Reise fort, wonach du wieder den Weg verlassen und beginnen wirst, dich über dein Leben zu beklagen. Infolge der Unzufriedenheit und deren Überwindung kommst du jedes Mal näher an den Schöpfer, ähnlich dem Schiff, das mit den Wellen vorankommt. Du kannst dich nicht direkt zum Schöpfer ausrichten, weil es in dir keine Eigenschaft des Gebens, sowie keine guten und das Gute schaffende Eigenschaften gibt. Du sollst dein neues Wesen über der Eigenschaft zu Empfangen, aus ihrem Gegenteil aufbauen. Dabei schaffst du nicht die Eigenschaften selbst, sondern nur deren Abdruck.

Es ist bekannt, dass man eine Statue entweder aus einem Mangel, oder aus einem Überschuss heraus meißeln kann. Man kann einen großen Block nehmen und daraus alles Überflüssiges wegmeißeln, so dass nur die Form bleibt. Man kann aber auch Gips nehmen und daraus eine Skulptur modellieren. Auf jeden Fall ist das Wichtigste hier der Umriss, die äußerliche Form. Wir bauen diese äußerliche Form über dem Verlangen zu empfangen auf, wir klären jedesmal, wo ihre Grenze mit dem Verlangen des Gebens verläuft.

Deshalb besteht unsere Arbeit gerade darin, die Ähnlichkeit mit dem Schöpfer zu erreichen, und aus diesem Grund wird der Mensch als „Adam“ bezeichnet, das heißt „ähnlich dem Schöpfer“. Die Arbeit besteht darin, den Schöpfer zu rechtfertigen. Ich kann mich nicht darauf einstimmen, gut zu werden, schöpferähnlich zu werden, außer Dem es niemanden gibt. Indem ich Ihn aber rechtfertige, gleiche ich mich seiner Form an, ich bringe mich an Seine Form näher heran.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 17.02.2013