Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Mit Dankbarkeit für die Erweckung von Oben

Die innere Arbeit beginnt damit, dass der Mensch spürt, dass an jedem Ort und in jedem Zustand, in den er auch mit seinen Verlangen und Gedanken geraten mag, in allem die „Erweckung von Oben“ zugegen ist. Und er muss seine Reaktion dieser höheren Einwirkung anschließen.

Als erstes möchte er das, was er fühlt, von sich selbst trennen und versuchen, zu enthüllen, was genau der Schöpfer ihm schickt, warum, wofür, was Er auf diese Weise in dem Menschen aufbauen möchte. Er muss das, was in ihm geschieht, analysieren, um seine natürliche Reaktion von jener zu trennen, die er über der natürlichen in sich entwickeln muss.

Diese Reaktion, die der Mensch über seinem Naturell, über der Natur aufbaut, besteht aus seinem eigenen Mitwirken am Geschehen und der zweiten Hälfte, die er zu dem Schöpfer erheben muss, weil er sicher ist, dass er es selbst nicht kann. Doch er freut sich darüber, dass er diesen Teil, in dem er das Mitwirken des Schöpfers als seines Partners, als seines Erschaffers und Erlösers braucht, in sich enthüllt!

In einem solchen Fall sieht der Mensch ein klares Ziel vor sich und versteht, dass er die Vereinigung erreichen muss. Das bedeutet, dass die erste Erweckung, die vom Schöpfer im Herzen und im Verstand des Menschen hervorgerufen wurde, seine richtige Realisierung gefunden hat. Als Indikator für den richtigen Abschluss dienen die Veränderung in der Einstellung des Menschen von der früheren zu der entgegengesetzten und seine ungeheure Freude aufgrund dessen, d.h. aufgrund des erfolgreichen Versuchs, sich über sich selbst zu erheben.

Und dieses ganze Vorankommen geschah dank der höheren Kraft, die jetzt in dem Menschen in dieser Handlung für ewig bleibt. Jede unsere Handlung wird in jedem Augenblick genau auf diese Weise realisiert, wenn sie von dem Menschen richtig wahrgenommen wird.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 03.02.2013

Warte, denn Er kann heute kommen

Frage: Wie kann ich jede meiner Handlungen am effektivsten prüfen, um festzustellen, dass die Ursache dafür die Erweckung von Oben war?

Meine Antwort: Nehmen wir ein sehr anschauliches Beispiel. Plötzlich klingelt das Telefon und eine unbekannte Stimme sagt dir: „Warte, heute komme ich, um mit dir abzurechnen“, und legt auf. Wie in einem Horrorfilm.

Und du weiß nicht, wer angerufen hat und worum es geht! Du fängst an, jeden, dem du begegnest, mit Argwohn und Angst zu betrachten. Du prüfst und analysierst alles, was geschieht.

Genau auf diese Weise müssen wir in allem nach dem Schöpfer suchen. Wir brauchen die gleiche Unruhe, Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit, die den Menschen zwingen, feinfühlig zu bleiben und alles zu prüfen, was ihm unterwegs begegnet.

Wenn das Ziel für mich sehr wichtig ist, ich aber sehe, dass ich diesem nicht näher komme, dann mache ich mir Gedanken darüber, was passiert, und muss klären, was mich stört. Worin genau besteht das Ziel – vielleicht stelle ich es mir falsch vor? Was sind die Mittel zu dessen Erreichung?

Und da stelle ich fest, dass mein Problem darin besteht, dass ich meinen Hass in Liebe verwandeln muss. Ich muss meine Zustände und Absichten prüfen und dort nachgeben, wo ich im Moment nicht nachgeben kann. Ich muss meine Aufmerksamkeit darauf richten, was ich im Moment verachte und für unwichtig halte, ich muss versuchen, mich hineinzufühlen. Dann werde ich zu mir kommen und plötzlich die höhere Welt sehen. Ich sehe sie gerade nicht, nur weil ich sie nicht sehen will.

Alles hängt nur von der Änderung der Prinzipien ab, mit denen der Mensch an die Realität herantritt. Genau diese Prinzipien bestimmen, wie seine Realität sein wird.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 03.02.2013

 

Ich suche den Menschen

Frage: Wie ist es möglich, dass der Mensch zum aktiven Element des Systems wird, wenn doch gesagt wird, dass alles vom Licht gemacht wird?

Meine Antwort: Das System existiert schon in seiner gesamten Vollkommenheit und Pracht, im Zustand, der als die Welt der Unendlichkeit bezeichnet  wird. Alles Zerbrechen und alle Verhüllungen, alle Beschränkungen und Bedingungen gelten nur bezüglich der Schöpfung, um ihr allmählich, stufenförmig zu ermöglichen, das vollkommene System zu begreifen.

Deshalb sind wir verpflichtet, mit dem Zustand zu beginnen, der von dieser Vollkommenheit am meisten entfernt ist. Ein Teil des Weges wird von der Schöpfung sogar unbewusst zurückgelegt, und zwar in einer Menge vorläufiger Lebenskreisläufe. Wir beginnen mit unsere Korrektur nicht vom Urknall an, nicht vom ersten Teilchen der Materie, das durch den Funken des Lichts vor Milliarden von Jahren entstanden wurde.

Wir sind nicht gestern vom Baum heruntergestiegen und haben uns vom Affen zum Menschen verwandelt. Es ist ein sehr langer Prozess der Entwicklung, welcher die Veränderungen in jeder Generation akkumuliert. Daraufhin sind wir zu diesem unserem Leben gekommen, in dem wir diese Arbeit nun vollenden – die Klärungen machen! Das Wichtigste jetzt ist ein Begreifen im Gefühl und in der Vernunft.

Und deshalb soll man alles, was in dieser Welt auf dem physischen, materiellen Niveau geschieht, nur im für die Existenz notwendigen Maß wahrnehmen, um dem tierischen Körper alles Notwendige zu gewährleisten. Aber unsere ganze Entwicklung soll auf der menschlichen Stufe geschehen. Wir sollen unser Leben so einrichten, unsere Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, die tierische Stufe nicht mehr, als notwendig zu bedienen.

Die ganze Aufmerksamkeit muss sich auf die menschliche Stufe konzentrieren, dafür soll gesucht werden, wo sich der Mensch befindet? Wie kann ich ihn vom Tier abtrennen und bereinigen, ihn aus dieser Verwirrung herausführen, um sich endlich mit dem Menschlichen zu beschäftigen?

Natürlich, hängt hier alles von der Gesellschaft ab. Wenn der Mensch sich von der Umgebung abtrennt, dann hat er keine Chancen für den Aufstieg. Er soll das menschliche Wesen erschaffen, indem er mit der ganzen Menschheit oder mindestens mit jener Gruppe zusammenwirkt, in die man ihn gebracht hat. Wenn er diese Gruppe und die Vereinigung mit ihr in Form der absoluten Notwendigkeit wahrnimmt, dann baut er infolge dieser Vereinigung das eigene Wesen des Menschen.

Das Wichtigste dabei ist die Beschleunigung der Zeit. Wenn der Schöpfer den Menschen zum guten Schicksal führt, sowie gesagt wird: „Wähle es schon“, dann hängt alles Weitere von dir ab: dir bleibt nur eine Klärung übrig, was genau du nehmen sollst, wie du alles zu organisieren hast.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 30.01.2013

Keine Bemühung verschwindet spurlos

Von uns wird gefordert sich jedesmal, sowohl quantitativ, als auch qualitativ zu bemühen, wobei unsere Bemühungen wie Tropfen zur großen Rechnung angesammelt werden. Somit ist es nur mit Hilfe solcher Tropfen möglich, unsere Bemühungen zu sammeln, weil die Bemühung einen innerlichen Widerstand, eine Überwindung, eine Klärung beinhaltet, die unserem Verlangen entgegengesetzt ist.

Hier wird sowohl die Quantität als auch die Qualität berücksichtigt, denn möglicherweise existiert schon ein Verlangen, welches klar genug ist. Somit sind nicht die Ergebnisse, sondern die Bemühungen des Menschen wichtig, die das allgemeine System in sich einsaugt. Dieser Prozess ist also kumulativ. Alles dauert so lange, bis es möglich wird, die Bemühungen dem Menschen “auszuzahlen”.

Der Mensch selbst ist nicht fähig, diese Bemühungen zusammenzutragen. Würde er sie selbständig ansammeln oder berechnen, dann wäre dadurch seine Suche geschwächt. Wenn er im Herzen und im Verstand deutlich wissen und empfinden würde, welche Anstrengungen er schon angesammelt hat, so würde er die Kräfte nach jedem Aufstieg verlieren, seine Empfindungen würden immer mehr stumpf werden.

Deshalb ergreift uns diese  Vergesslichkeit, die Bemühungen werden immer unbewusst angerechnet, sie verschwinden innerhalb des menschlichen Lebens. Aber einst werden wir sie, entsprechend dem Gesetz „Das Untier wird sie absorbieren und ausspeien“, ausbezahlt bekommen. Doch zuerst werden alle unsere Bemühungen absorbiert, als ob sie durch den Sand, ohne jegliche  Spur, wegfließen würden. Aber wenn ihre Summe das Niveau erreicht, welches zur nächsten Stufe des Höheren Lichts passend ist, entsteht die Übereinstimmung zwischen dem Verlangen, dessen Stärke eine bestimmte quantitative und qualitative Größe erreicht hat, und dem Licht. Folglich werden das Licht und das Verlangen innerhalb des Menschen offenbart.

Jede Offenbarung geschieht unerwartet, in Form einer Überraschung. Dieser Prozess heißt Wunder (Segula). Denn er bleibt dem Menschen fast vollständig verborgen. In seiner Tiefe herrscht der Gedanke des Schöpfers bezüglich der Schöpfung, um diese vorzubereiten und zur Form bringen, die dem Licht entspricht.

An wieviel sich der Mensch erinnert, was er fühlt, was er schon vergessen hat, wieviele Bemühungen er schon angelegt hat und wieviel noch übrig bleiben – das alles wird nach Quantität und Qualität berechnet und wird ins allgemeine System, ins System der Beziehungen zwischen allen Seelen aufgenommen. Der Mensch soll sich in ein aktives, wirksames Element verwandeln, das dem Gesamtsystem nützlich ist.

Natürlich, handelt es sich nur um Empfindungen, um die Offenbarung, denn alle Verhüllungen und Enthüllungen existieren nur innerhalb des Menschen, und bedeuten nicht, dass es im System irgendwelche Mängel gibt. Sobald der Mensch die Stufe erreicht, auf der er zum nützlichen und handelnden Element des Systems wird, wird er mit einer Offenbarung ausgezeichnet.

Deshalb muss man verstehen, dass man sich nicht vertiefen oder versuchen darf, alle Hindernisse, die Vergesslichkeit, die Schwächen, die Bemühungen, die keine Spur hinterlassen und uns zwingen, jedesmal neu zu beginnen, zu analysieren. Man darf hier keinerlei Berechnungen machen, weil wir nicht verstehen, wie genau schon alles berechnet und auf jedem Schritt und Tritt unseres Weges organisiert ist. Wir müssen nur an der Beschleunigung der Zeit arbeiten, sich jeden Augenblick erwecken, sobald es nur möglich ist.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 30.01.2013

Nichts für sich selbst, alles für die anderen

Frage: Bietet die Wissenschaft der Kabbala irgendwelche Beweise für Anfänger? Wie kann ich sicher sein, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde?

Meine Antwort: Du hast keine Sicherheit und keine Beweise. Wenn du es nicht willst, solltest du gehen.

Das ist die Bedingung, unter der wir die spirituelle Dimension betreten. Die Alternative sind die Leiden, die dich letztendlich so oder so zwingen werden, diese Bedingung zu akzeptieren.

Wenn du dich nicht annullieren und auf die Bezahlung verzichten kannst, wirst du nicht die Spiritualität betreten können. Hast du etwa noch nichts davon gehört? Du suchst nach Beweisen, nach Ansporn – das ist verständlich, anders kann es auch gar nicht sein. Diese Ansprüche sind durchaus natürlich, doch für sie gibt es keinen Platz. Sie werden in dir nur geweckt, damit du dich über sie erheben kannst.

Selbst die Unterstützung der Freunde kann für dich nicht als Belohnung dienen. Denn in der Tiefe deiner Seele kannst du sie nicht ausstehen und würdest dich niemals mit solchen Leuten verbinden. Es geht hier also nicht um die Freundschaft und um deren Vorteile.

Heute ist dir einfach noch nicht bekannt, was die Erste Einschränkung (Zimzum Alef), der Schirm und das reflektierte Licht bedeuten. In Wirklichkeit wirst du niemals etwas bekommen. In dem Moment, in dem du die Spiritualität betrittst, wirst du feststellen, dass du dich von Anfang an in ihr befunden hast, doch du konntest sie erst in dem Augenblick wahrnehmen, in dem du bereit warst, auf alles zu verzichten. Du nimmst sie in den Gefäßen des Gebens – in der Abstoßung – wahr, auf keinen Fall für dich selbst, sondern nur für die anderen.

Frage: Können Sie uns dennoch irgendwie aufmuntern?

Meine Antwort: Ich habe nicht vor, jemandem blauen Dunst vorzumachen. Unsere Gruppe und die Freunde weltweit, die mit uns verbunden sind, müssen die Wahrheit kennen: die Spiritualität liegt außerhalb der menschlichen Kräfte. Wenn der Mensch einen Punkt im Herzen hat, versteht er, dass es richtig ist. Und obwohl das Hindernis manchmal unüberwindbar zu sein scheint, kann dennoch nur das und nichts anderes wahr sein.

Dadurch stellst du vor allen anderen fest, dass die Wahrheit mit dir ist. Und im Gegenteil: jegliches Zurückgreifen auf das egoistische Verlangen, jede Bindung daran ist kein spiritueller Weg mehr.

– Werde ich wenigstens etwas haben?

– Nichts!

– Wie werde ich dann etwas bekommen können?..

– Du bekommst nichts!

– Und die spirituellen Erkenntnisse?

– Die spirituellen Erkenntnisse sind dem Empfangen entgegengesetzt. Du stößt nur ab, du willst nichts für dich haben. Dein ganzes riesiges Verlangen zu empfangen, das du heute noch nicht kennst, deinen ganzen Egoismus erhebst du vom „Bauch“ zum „Kopf“ – und stößt ihn komplett ab. Auf diese Weise formst du den wahren „Kopf“ – den Schirm und das reflektierte Licht. Was auch immer zu dir kommen mag, du nimmst nichts für dich, sondern gibst alles den anderen. Niemand soll wissen, dass du es gemacht hast, denn auch das könnte als „Bestechung“ dienen.

Und dann beginnst du zu spüren, was es bedeutet, auf der Stufe des Schöpfers zu sein…

Dein Punkt im Herzen muss das akzeptieren. Denn das ist die Wahrheit und in ihr sind die gleichen Eigenschaften enthalten. Und wer damit nicht einverstanden ist, soll gehen. Solche Menschen sind Sympathisanten, aber keine Kabbalisten.

Frage: Also versuchen wir etwas Unrealistisches zu erreichen?

Meine Antwort: Das ist wahr. Für dich, für deine Gefäße/Verlangen ist das unrealistisch, entgegengesetzt. Darum steht geschrieben: „Ich habe die umgekehrte Welt gesehen“.

Frage: Und dennoch, was werden wir erreichen? Was erkennen wir in der Spiritualität?

Meine Antwort: Baal HaSulam schreibt darüber im Brief Nr. 8: „Alles, was auf der Welt geschieht, hat ein ehrenwertes Ziel, welches als „Tropfen der Einheit“ bezeichnet wird. Wenn die Bewohner der „irdischen Häuser“ durch das ganze Grauen und die ganze Absolutheit des Stolzes, der sie fern hält, gegangen sind, öffnet sich ein Spalt in den Wänden ihres Herzens, das von Natur aus ganz unempfänglich ist. Und sie werden dessen würdig, diesen Tropfen der Einheit in ihrem Herzen beherbergen zu dürfen.

Und sie werden sich wie ein Siegelabdruck verwandeln und mit eigenen Augen sehen, dass das Absolute, das im fremden Stolz ferngehalten wird, im Gegenteil, gerade durch diese Grauen, erlangt wird. Dort und nur dort gibt es die Verschmelzung mit dem Schöpfer, und dort kann der Tropfen der Einheit über ihnen einkehren“.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Studium der Zehn Sefirot, 01.02.2013