Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Das Herz, im dem alle aufgehen

Aus der Wissenschaft der Kabbala ist uns bekannt, dass das Licht, das zur Quelle zurückführt, als einziges Mittel gilt, um etwas zu verändern. Es hält uns am Leben, belebt alles und vollbringt sämtliche Veränderungen. In Anbetracht seiner Eigenschaften, sind in der Natur des Lichtes das Verlangen und der ganze Weg der Schöpfung von Anfang bis zum Ende eingespannt: wie man das Material, das Verlangen zu genießen, verändern kann, um das Gleichgewicht mit dem Licht zu erreichen.

Wir stellen somit das Material in den Händen des Schöpfers, des Lichts dar und können seine Einwirkung auf uns mit noch größerer Kraft erwecken, um auf diese Weise unsere Entwicklung zu beschleunigen. Da wir unsere Entwicklung selbst beschleunigen können, weil wir sie wünschen und unsere Verlangen noch mehr enthüllen, wirkt das Licht mehr ein und ruft eine wesentlichere Handlung im Verlangen hervor. Folglich empfinden wir unsere eigene Entwicklung als gut und wünschenswert.

Schließlich fügen wir zum evolutionären Prozess, der „in seiner Zeit“ („Beito“) stattfindet noch unseren Teil hinzu, eine Ergänzung, die als „Beschleunigung der Zeit“ („Achishena“) bezeichnet wird.

Wir möchten also an jenen Ort, zur gleichen Form gelangen, an welchen uns das Licht bringen will. Woher wissen wir, dass es tatsächlich so ist? – Aufgrund der Tatsache, dass wir versuchen, uns so zu sehen, wie wir miteinander verschmelzen, wie ein Mann mit einem Herzen, dass unsere Wünsche in einen einzigen zusammenfließen. Und inwieweit wir uns ermutigen, unsere Herzen zu verbinden, verschiedene Aktionen auszuführen, damit sie sich in einem Herzen vereinigen, ohne jeglichen Unterschied zwischen ihnen, wahrlich als ein Ganzes – so erwecken wir das Licht, damit es auf diese Verbindung wirkt, auf unsere Bemühungen uns zu vereinen, mit der größeren Kraft, als es normalerweise mit dem Verlangen nach seinem üblichen, evolutionären Programm arbeitet, was man „Beito“ nennt. So beschleunigen wir die Zeit.

Um die Wirkung des Lichts auf das Verlangen zu erwecken, müssen wir uns selbst vorstellen, dass wir uns im Herzen zu vereinen versuchen und die Form des Licht annehmen, die Eigenschaft der gegenseitigen Verantwortung, in dem Maße, dass jeder von uns das Gefühl des persönlichen Daseins verliert und wir alle an Gemeinsamkeit gewinnen, die uns alle, die Gruppe, die Seele, die aus einzelnen Herzen gebildet wird, mit einschließt. Dann wirkt das Licht auf uns ein, verwirklicht und vollendet die Handlung.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 14.11.2011

„Die Religion“ ist die Schule des Aufstiegs zum Schöpfer

Wie der Ari im Buch „Der Baum des Lebens“ (16 Jhd.) schreibt, haben wir die Fauna verlassen und nahmen die menschliche Gestalt an. Es geschah sowohl auf dem physischen, körperlichen Niveau, als auch auf dem spirituellen Niveau, auf dem Niveau der Seele: wir entwickeln uns in den Verlangen der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Natur, bis die egoistischen Wünsche der vierten, menschlichen Stufe erreicht werden. Diese Stufe wird auch auf vier ähnliche Niveaus geteilt, aber insgesamt unterscheidet sich das Menschengeschlecht von den übrigen durch die besondere Form seiner Entwicklung.

Früher geschah die Entwicklung auf dem materiellen Niveau, im Rahmen der Absorption und der Absonderung der Stoffe. Dabei ist die unbelebte Natur fast immer durch die inneren Prozesse beschränkt, und die pflanzliche Natur befindet sich schon im Stoffwechsel mit der Umwelt: sie atmet, absorbiert in den geringen Mengen.

Dabei hängt sie vollständig von den äußerlichen Bedingungen ab, bewegt sich nicht und ist den Saisonbedingungen untergeordnet. Die tierische Natur ist noch weniger beschränkt: ihre Vertreter bewegen sich, verfügen über das mehr entwickelte Verlangen, gebären auf die besondere Weise ihre Nachkommenschaft, absorbieren die Nährstoffe besser und produzieren die Abfälle… Damit endet eigentlich die äußerliche, materielle Entwicklung.

Und weiterhin schließt sich dazu die besondere, die vierte Stufe an. Warum konnte man nicht den Entwicklungsprozess auf dieser Etappe beenden? Warum konnte das dritte Stadium der Verbreitung des direkten Lichtes nicht zum endgültigen werden?

Keter, oder das wurzelständige Nullstadium, hat das Verlangen zu empfangen (das erste Stadium oder Bchina Alef) geschaffen und füllte es aus. Weiterhin hat dieses Verlangen gewollt, dem Höheren gleich zu werden, was schon das zweite Stadium (Bchina Bet), den Wunsch zu geben, auszeichnet. Um das Geben an das Höhere zu verwirklichen, trifft das zweite Stadium folgende Entscheidung: „Ich muss unbedingt empfangen“. Dann bildet es aus der Mitte der Bina für sich den neuen Zustand, das dritte Stadium (Bchina Gimmel) oder Seir Anpin, das mit der Absicht des Gebens empfängt.

Was fehlt hier? Denn eigentlich hat das dritte Stadium alles – alles, außer der Selbstständigkeit, außer dem Selbstbewusstsein und dem Begreifen des Höheren und des eigenen Ich. Es mangelt also an der inneren Entwicklung in Bezug auf das Höhere. Anders gesagt, hier ist die Verbindung mit der Wurzel notwendig, um den Entwicklungsprozess fortzusetzen.

Es mangelt also an der inneren Entwicklung in Bezug auf das Höhere. Hier ist die Verbindung mit der Wurzel notwendig, um den Weg fortzusetzen.

Von hier aus entsteht das vierte Stadium (Bchina Dalet oder Malchut). Es ist die besondere Stufe, auf der die innere, qualitative Entwicklung stattfindet.

Bis dahin hat sich das Verlangen entsprechend entwickelt. Wir sehen es in unserer Welt, in der genug Egoismus vorhanden ist. Und jetzt müssen wir uns qualitativ entwickeln, um die höchste Wurzel zu begreifen. Die Welt hat schon ihre Selbstsucht erkannt und verstanden, dass es unmöglich ist, sie auszufüllen. Alle Formen wurden erprobt, im Ergebnis haben wir alles zerstört. Es bleibt nur die Frage der Verbindung mit dem Höheren, mit dem Schöpfer, offen: woher komme ich und wohin gehe ich?

Somit ist das vierte Stadium, die Etappe der menschlichen Entwicklung, eingetreten, die von den Wünschen anderer Niveaus begleitet wird.

Von hier aus muss man begreifen, was die „Religion“ im Kontext der Entwicklung ist. Sie ist der besondere Mechanismus, das besondere Mittel, das uns ermöglicht, den Bruch zwischen mir und dem Schöpfer zu erkennen. Die Religion bezieht sich nur auf die menschliche Stufe.

Wer kann diese Arbeit beginnen? Derjenige, wer die Abwesenheit der Verbindung mit dem Schöpfer empfindet und diese verlangt. Mit anderen Worten, nur diejenigen, die einen Punkt im Herzen (•) haben. Alle Übrigen blieben auf den vorhergehenden Stufen der Entwicklung: der unbelebten, der pflanzlichen und der tierischen.

Deshalb empfinden wir diesen Unterschied, den Bruch, die Anstrengung, die Anziehungskraft zum Höheren. Er entwickelt in uns das Gefühl des Begreifens des Übels.

Welches Übel ist hier gemeint? Möglicherweise fühle ich mich schlecht, weil ich es nicht geschafft habe, etwas zu stehlen, ohne gefangen zu werden? Oder empfinde ich das Übel in Bezug auf den Schöpfer? „Die Religion“ stellt in diesem Sinn die Schule der inneren und äußerlichen Bildung dar, die mir zeigt, wie weit ich vom Schöpfer entfernt bin, und wie ich diesen Abstand verkürzen kann.

Diese Wahrnehmung ist auf keine Weise mit den traditionellen Vorstellungen über „die Religion“ verbunden. Es gibt den Menschen, und es gibt die Höhere Kraft – die Aufgabe besteht also darin, das Gegenteil zu erkennen und den Bruch zu verhindern.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Das Wesen der Religion und ihr Ziel“, 29.11.2011