Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Lehrer'

Wer wird uns über den Machsom führen?

Frage: Wenn ein Schüler den Machsom zu Lebzeiten des Lehrers nicht überquert hat, wie stehen die Chancen, ihn später zu überschreiten? Sollte er es zur Lebzeiten des Lehrers schaffen?

Antwort: Natürlich wäre das wünschenswert. Das kann nur durch die Übereinstimmung der Eigenschaften geschehen, d.h. durch die Hingabe für den Weg, die „Anhaftung“ an den Lehrer, die Befolgung all seiner Ratschläge und dadurch, dass der Lehrer in seinen Augen wichtiger ist als er selbst. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Ausbildung in Bezug auf den Schöpfer.

Es gibt viele Schüler, die sehr fähig sind, sehr begierig darauf die Spiritualität zu erlangen. Es überwiegt für sie häufig die Wichtigkeit eigener Interessen gegenüber der Wichtigkeit dessen, was der Lehrer verlangt oder was in seinen Augen notwendig wäre.

Angenommen, man hätte etwas Unschmeichelhaftes über Sie und ihren Lehrer geschrieben, was würde Sie mehr schmerzen? Würden Sie ihre eigene oder seine Ehre verteidigen? Wie würden Sie sich, mit welchem Engagement einsetzen?

Kommentar: Das hängt von der Entwicklung des Menschen ab.

Antwort: Ja, natürlich! Sie fragen aber, ob es möglich wäre, den Machsom vor dem Tod des Lehrers zu überschreiten. Ich weiß es nicht. Das ist ein Problem des Schülers.

Wie auch immer dauert es nach dem Tod um vieles länger.

Frage: Wer wird dann durch den Machsom führen, wenn nicht der Lehrer?

Antwort: Derselbe Lehrer, nur in einer anderen Form. Wenn der Schüler die Anwesenheit des Lehrers in seiner unmittelbaren Nähe nicht nutzen konnte, muss er ihn in einer anderen Form um sich herum suchen. So wie man nach einer Form des Schöpfers sucht.

Frage: Kann es auch jemand anderen außer dem Lehrer geben?

Antwort: Nein, niemanden! Nichts Materielles. Derselbe Lehrer, nur in einer anderen Form, nicht als Mensch.

Kommentar: Wenn es, wie Sie sagen, eine Kette gibt: Sie folgen Rabash…

Antwort: Es muss ein Mensch sein, der bereits den höheren Weg zurückgelegt hat. Wie kann man jemanden, der sich auf der gleichen Stufe wie die Schüler befindet, über sie stellen? Stellt man einen von ihnen über sie? Auf welcher Grundlage?

Frage: Sie sind die Stufe, an die wir uns festhalten müssen. Wie können wir das umsetzen, wenn Sie nicht mehr da sind?

Antwort: Wenn ihr diese Form nicht entdeckt, dann ist es natürlich schlecht. Dann werdet ihr auf einem sehr langen Weg vorankommen, indem ihr die Methode „Versuch und Irrtum“ anwendet.

Wenn ein Schüler unter meiner Anleitung fünfzehn oder zwanzig Jahre lang nicht in die spirituelle Welt eingetreten ist, dann wird er noch einmal so viele Jahre brauchen, um ohne mich in sie einzutreten.

Frage: Wie war das bei Ihnen und Rabash?

Antwort: Ich habe alles, was notwendig war, von Rabash bekommen. Ich habe mich ausschließlich darauf gestützt, in seiner Nähe zu sein. Danach gab es eine langwierige Methode, um tiefer in die gleichen gegenseitigen Verbindungen einzudringen, die wir vor seinem Tod gemeinsam hergestellt hatten.

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Aus dem Gespräch „bei mir klingelte das Telefon. Spiritualität zu Lebzeiten des Lehrers“

„Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“

„Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen“, sagte der Fuchs. „Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ Antoine de Saint-Exupéry

M. Laitman: Das ist absolut richtig. Wenn Sie einen Menschen oder sogar ein Tier gezähmt haben, d.h. einige Ihrer Eigenschaften ihm beigebracht haben, dann sind Sie für diese Eigenschaften, die nun in ihm vorhanden sind, verantwortlich. Und damit tragen Sie die Verantwortung dafür. Wenn du also einem Menschen etwas beibringst, dann sollte er sich als Ergebnis deiner Ausbildung, deiner Lehre, in die richtige Richtung im Leben bewegen.

S. Vinokur: Und wenn sie das nicht tun? Nimmt man die Schuld auf sich?

M. Laitman: Das ist ganz allein Ihre Schuld. Absolut! Es kann nicht anders sein.

S. Vinokur: Sie können also nicht sagen: „Ich habe so viel hineingesteckt, und siehe da“, oder?

M. Laitman: Wenn Sie investiert haben, haben Sie investiert. Und das war’s, Sie sind dafür verantwortlich.

S. Vinokur: Was muss man im Laufe eines Lebens wirklich in einen Menschen investieren?

M. Laitman: Einem Menschen muss geholfen werden, die Seele in sich zu schaffen.

S. Vinokur: Dann stellt sich immer noch die Frage nach der Seele: Was ist sie nach Ihrem Verständnis?

M. Laitman: Die Eigenschaft des Gebens und der Liebe gegenüber Außenstehenden, gegenüber anderen, gegenüber allen.

S. Vinokur: Ist dies die einzige wirkliche Aufgabe eines Lehrers?

M. Laitman: Ja, mehr ist nicht nötig.

Aus dem Fernsehprogramm „Nachrichten mit Michael Laitman“

Wie können wir die Barriere zwischen dieser Welt und der spirituellen Welt überwinden? (Quora)

Die Barriere, die unsere körperliche Welt von der spirituellen Welt trennt, zu überwinden, bedeutet, die Realität im Inneren zu spüren. Das geschieht, indem wir unser Verlangen nach Spiritualität bis zu einem Punkt entwickeln, an dem es bereit ist, einem bestimmten Teil der spirituellen Welt zu ähneln.

Unser Verlangen nach Spiritualität, das in der Weisheit der Kabbala als „Punkt im Herzen“ bezeichnet wird, tritt in unserem Leben auf, wenn wir bereit sind, über die körperliche Erfüllung von Nahrung, Sex, Familie, Geld, Ehre, Kontrolle und Wissen hinauszugehen, um einen spirituellen Weg einzuschlagen.

Eine solche Sehnsucht zeichnet sich dadurch aus, dass wir den Sinn und Zweck unseres Lebens in Frage stellen, wenn wir eine unterschwellige Unzufriedenheit in unserem täglichen Leben spüren und uns nach einem gewissen „Etwas“ sehnen, das wir noch nicht genau benennen können.

Je nach der Intensität dieser Empfindung suchen wir in verschiedensten Richtungen, z. B. in Büchern, bei Lehrern und Gruppen, bis wir schließlich auf die Weisheit der Kabbala stoßen. Sie ist eine Methode, die speziell für die Beantwortung unserer existenziellen Fragen bestimmt ist, und uns zu einer klaren Erkenntnis und Wahrnehmung des Sinns unseres Lebens führt.

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Heute vor dreißig Jahren ist mein Lehrer verstorben

An einem kalten und regnerischen Abend im Februar 1979, als ich und Chaim Malka, mein damaliger langjähriger Studienpartner, gerade mit dem Studium unserer üblichen alten Kabbala-Bücher beginnen wollten, hatte ich plötzlich genug von der endlosen und scheinbar vergeblichen Suche nach der Wahrheit. 

„Lass uns einen Lehrer suchen“, sagte ich zu Chaim. „Wohin sollen wir gehen?“, fragte er. „Lass uns nach Bnei Brak fahren“, antwortete ich, „da haben wir noch nie gesucht.“ Chaim war nicht scharf darauf, bei diesem Wetter zu fahren, und schon gar nicht in eine jüdisch-orthodoxe, überfüllte Stadt mit engen, halb gepflasterten Straßen, in der man wahrscheinlich keine Kabbalisten finden würde. Ich drängte ihn dennoch, und er stimmte widerwillig zu.

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Wie Lehm in den Händen des Trainers

Eines der symbolträchtigsten Bilder der Olympischen Spiele in Tokio, war vielleicht das die israelische Goldmedaillengewinnerin Linoy Ashram, die nach der Entgegennahme der Medaille zu ihrer Trainerin ging und ihr die Medaille um den Hals hing. Mit dieser symbolischen Handlung brachte Ashram zum Ausdruck, dass sie das Gefühl hatte, ihre Trainerin Ayelet Zusman habe die Medaille ebenso verdient wie sie selbst.

In der Tat ist der Trainer für einen Sportler das Wichtigste, wie Mutter und Vater für ein Kind. Ohne Trainer ist ein Sportler ein ungeschliffener Diamant. Der Trainer verwandelt das Talent durch die intensive Arbeit des Sportlers in Medaillen. Die Bindung zwischen den beiden ist wirklich einzigartig, es kann gar nicht anders sein.

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Werkzeuge eines spirituellen Lehrers


Frage: Welche Werkzeuge benutzt ein spiritueller Lehrer, um meine inneren Eigenschaften zu „schleifen“.

Antwort: Das geschieht nur im Unterricht, wenn wir einige Themen gemeinsam besprechen: Der Lehrer erklärt und die Schüler fragen.

Indem die Schüler mit dem Lehrer interagieren und versuchen, ihn tiefer zu verstehen, ist es als würden sie in ihn eintreten. Sie bemühen sich, nicht mit dem Verstand, sondern sich sinnlich mit ihm zu verbinden. „Sinnlich“ bedeutet in ihrem Verlangen. Wie es heißt: „Mach seinen Wunsch zu deinem Wunsch“. Diese Verbindung ist sehr wichtig.

Sie müssen dabei nicht in der Nähe des Lehrers sein, direkten Kontakt haben, oder mit ihm im selben Raum sitzen. Ich habe zum Beispiel einen sehr guten Kontakt zu  Gruppe in Santiago. Ich spüre, wie nah sie mir, trotz der Entfernung sind.

Es gibt Gruppen, die ich schon lange kenne, mit denen ich mich aber nicht so gut verstehe. Es kommt auf den inneren Wunsch an, sich miteinander zu verbinden.

Ihr müsst verstehen, dass der Lehrer nach dieser Verbindung strebt und immer dazu bereit ist, auch wenn er hart und sogar unhöflich sein kann. Immerhin handelt es sich um ein absolut klares Spiel in Bezug auf den Schüler. Alles wird hier nur von der Tatsache diktiert, dass wir in einen gegenseitigen Kontakt kommen müssen. Ihr müsst von mir die spirituelle Energie, das Gefühl, das Verständnis, die Verbindung zwischen dem was wir studieren und unserer inneren Welt, unseren Handlungen erhalten.

Aus dem Unterricht, 02.12.2018

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Bürgschaft der Gänse

Bleibt zusammen.

Ein Gänseschwarm fliegt in perfekter V-Formation. Durch diese Formation entsteht, bei jedem Flügelschlag, ein starker Auftrieb. Und dieser Auftrieb wiederum ist jeder dahinter fliegenden Ganz nützlich. Diese Zusammenarbeit ermöglicht dem gesamten Schwarm eine 70% höhere Flugleistung. Dieses Beispiel zeigt uns, dass Partnerbeziehungen und Gruppenarbeit uns gegenseitig stärkt. Auf diese gemeinsame Kraft gestützt, ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolges weitaus höher als bei Einzelarbeit.

Behaltet die Formation.

Sobald eine Gans den Schwarm verlässt, spürt sie sofort den Luftwiderstand und die Schwerkraft setzt ein. Dann kann sie sich nur mit enormen Kraftaufwand dem Schwarm wieder anschließen. Wenn ein gutes Team besteht, haltet es und arbeitet zusammen. Durch die Überwindung des Egoismus, ist der Erfolg der gemeinsamen Anstrengungen größer als bei Einzelarbeit.

 Löst einander ab.

Auch ein Leitvogel ermüdet an der Spitze. Und um neue Kräfte zu sammeln, muss er ans Ende des Schwarms. Eine andere Gans nimmt seinen Platz ein. In einem Team soll die Belastung auf alle Mitglieder verteilt werden. Und die wichtigen Aufgaben sollten abwechselnd erledigt werden.

Kommuniziert miteinander 

Gänse schreien um sich gegenseitig anzufeuern. Genauso müssen auch wir miteinander sprechen, uns gegenseitig unterstützen, uns aufmuntern und uns über unsere Probleme austauschen. 

Lasst niemanden zurück.

Wenn die Kräfte einer Gans schwinden, verlassen mit ihr zwei Gänse den Schwarm. Sie bleiben bei ihr, bis sie sich erholt hat oder stirbt. Erst dann fliegen sie weiter. Oder sie schließen sich einer anderen Gruppe an, um den eigenen Schwarm einzuholen. Wenn wir den gesunden Verstand der Gans hätten, würden wir uns auch gegenseitig absichern. Die besten Teams setzten sich aus Menschen zusammen, die sich aufrichtig sympathisch sind und sich immer gegenseitig helfen, egal was passiert.

Der Schwache kann sich nur um sich selbst kümmern, der etwas Stärkere um die Familie, der noch Stärkere um die Freunde und die Gruppe und der Stärkste kann sich um die ganze Welt kümmern.Die meisten Menschen sind aber schwach und haben keine Kraft “die Seele frei baumeln zu lassen”. Sie sehen nur Schwäche in ihrem Umfeld und nehmen diese auf. 

Lebt viele Leben.

Unser Wachstum, Größe und Entwicklung hängen von der Umgebung ab, die wir uns erschaffen. Wenn wir ein Team aufbauen, dabei alle Herzen für ein großes Ziel entflammen und gemeinsam alle Schwierigkeiten, jeden Spott und Unverständnis überwinden, erreichen wir eine neue Stufe der Entwicklung. Wir werden kein kleines, langweiliges Leben leben, sondern viele glänzende und erfüllte. Alle Erfahrungen, Gefühle und Sehnsüchte der Freunde werden zu unseren. Dadurch leben wir viele Leben. Ein kleiner Mensch lebt ein langweiliges, graues Leben. Aber ein Mensch mit großem Herzen und großen Zielen, der Herzen anderer entflammen kann, lebt tausend Leben – die glänzendsten, interessantesten und die außergewöhnlichsten.

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Immer mit mir – Teil 2

 Gegen die Wand…

Eines Tages war ich nach der Arbeit bei meinem Freund Chaim Malka zu Besuch. Ich war erschöpft und ausgelaugt, und musste mich buchstäblich dorthin schleppen. Es war ein kühler Winterabend mit Nieselregen und starken Windböen. Chaim schlug vor, einen Kaffee zu kochen und wie üblich mit dem Lernen zu beginnen. Aber ich lehnte ab. „Ich kann einfach nicht mehr“, sagte ich zu ihm. Ich erinnere mich sehr lebhaft an diesen Zustand. Alles ist sinnlos, es gibt keinen Ausweg mehr, also warum sich überhaupt mit dem Leben beschäftigen?

Es ist ein Wunder, wenn ein Mensch in einen solchen Zustand gebracht wird und nicht mehr fliehen kann. Ich fragte mich, warum ich nicht einfach aufstehen, die Tür hinter mir zuschlagen und alles vergessen konnte? Ich verdiente gutes Geld, hatte eine wunderbare Familie, konnte reisen, wohin ich wollte, und leben, wie ich wollte. Aber nein. Ich stieß auf eine Wand – wurde buchstäblich in sie hineingestoßen. Und dann, ganz plötzlich, ein Hoffnungsschimmer!

Ich habe viele Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass dies die wertvollsten Momente im Leben waren – wenn man das Gefühl hat, in einer Sackgasse zu landen. Das nennt man ein Gebet.

Und in diesem hoffnungslosen Zustand sprach ich die folgenden Worte.

„Chaim, wir gehen jetzt sofort los, um einen Lehrer zu suchen.“ Die Worte entsprangen dem dichten Nebel der Schwäche, der mich umhüllte. „Wir müssen ihn einfach finden. Heute!“

„Aber wo werden wir ihn finden?“ fragte er. „Wir haben schon überall gesucht!“

„Ich habe gehört, dass einige Leute in Bnei Brak[1] Kabbala studieren.“

Bis zu diesem Moment war mir dieser Gedanke nicht einmal in den Sinn gekommen. Ich war zuvor nur ein- oder zweimal in Bnei Brak gewesen. Ich kannte die Stadt überhaupt nicht. Und doch war es das, was aus meinem Mund kam. „Lass uns nach Bnei Brak fahren.“

Chaim seinerseits schien keine Sekunde zu zögern und stimmte bereitwillig zu. „Also gut, gehen wir!“

Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Ich erinnere mich an den Regen, der auf die Windschutzscheibe trommelte. Ich fuhr praktisch blind, aber ich dachte nicht daran, umzukehren oder anzuhalten und das Ende des Regens abzuwarten. Nein, wir mussten weiterfahren, und zwar so schnell wie möglich.

[1] Bnei-Brak – liegt im Bezirk von Tel Aviv. Der größte Teil der Stadt besteht aus religiösen Einwohnern

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Fortsetzung folgt…

Michael Laitman – Immer mit mir – Teil 1

Die wichtigste Frage des Lebens

Als ich zu RABASH[1] kam, war ich bereits von der jahrelangen vergeblichen Suche nach der Wahrheit erschöpft. Ich hungerte nach Erkenntnis.

„Was ist der Sinn meines Lebens?“ Diese Frage hatte mich gequält, mich buchstäblich ausgelaugt, solange ich denken konnte. Als Kind lag ich oft im hohen Gras des Stadtparks und blickte voller Hoffnung und Sehnsucht zu den Sternen hinauf und fragte mich: „Vielleicht haben die Sterne die Antwort? Wozu bin ich hier? Was ist das alles?“ Obwohl mein Leben gerade erst begonnen hatte, verzehrte mich diese Sehnsucht bereits. Die Sehnsucht nach einem unbekannten, erhabenen, echten Ziel.

Die Jahre vergingen und ich versuchte, die Antwort in der Wissenschaft zu finden, und sie mit Hilfe von Büchern logisch herzuleiten. Nichts funktionierte – ich fühlte mich nur noch schlechter, und jede Anstrengung machte die Leere und Vergeblichkeit des Unterfangens noch deutlicher. Es kam ein Punkt, an dem ich dachte, ich würde sterben, weil ich mein Ziel nie erreichen würde.

Nach meiner Übersiedlung nach Israel war ich vier Jahre lang in der Armee und reparierte elektronische Geräte für Flugzeuge.

Danach machte ich mich selbstständig, und das ziemlich erfolgreich. Ich kaufte mir ein Penthouse, um das Leben der Reichen und Berühmten mitzumachen, in der Hoffnung, dass ich mich in einem solchen Leben wiederfinden könnte.

Doch dies war auch ein Trugschluss. Ich wachte nachts auf, ging in den Hof und kämpfte mit den Tränen. „Was hat das alles zu bedeuten?“ dachte ich und appellierte an die Ungewissheit. „Zeige mir wenigstens, wo ich suchen soll! Gib mir eine Richtung!“

Ich dachte, dass ich vielleicht in der Religion die Antwort fände. Die Art und Weise, wie religiöse Menschen mit sich selbst umgingen – so gefasst, so selbstbewusst -, machte mich meinen, dass sie den Sinn des Lebens gefunden hatten. Ich fuhr zu einem berühmten russischsprachigen Rabbi in Jerusalem, der mir erzählte, dass die Schlange aus der Bibel zwei Beine habe. Und er meinte das völlig ernst. „Du zweifelst an den Heiligen Schriften?“

„Soll ich das etwa glauben?“ fragte ich ihn.

„Natürlich! Es steht da, schwarz auf weiß“, antwortete er.

Ein derartig unwissenschaftlicher Ansatz schreckte mich ab.

Ich traf mich mit Herman Branover, einem Physiker, der zur Religion gefunden hatte. „Ein Mann der Wissenschaft sollte eine Antwort für mich haben“, dachte ich. Aber er hatte keine.

Ich studierte drei Monate lang in Kfar Chabad[2], lernte mit Jugendlichen den Talmud[3] und las TANJA[4]. Danach ging ich wieder.

Auf meinen Reisen traf ich eine andere Seele, die wie ich auf der Suche war. Sein Name war Chaim Malka, und wir wurden Freunde und trafen uns jeden Abend, um methodisch alle Bücher durchzuarbeiten. Chaim las laut vor und ich machte mir Notizen wie bei einer Vorlesung. Wir durchforsteten die Bücher von RAMAK[5] und RAMCHAL[6].

Doch die Bücher waren nicht hilfreich. Schlimmer noch, sie wollten nicht helfen. Mir wurde klar, dass wir den Durchbruch nicht aus eigener Kraft schaffen würden. Wir mussten einen Lehrer finden, jemanden, der diesen Weg bereits beschritten hatte. Und so begannen wir die Suche.

Wir trafen uns mit Baba Sali[7]. Alle sagten, er sei ein Kabbalist und er entpuppte sich als ein einfacher, sehr angenehmer Mann. Er erzählte uns, was er gesehen hatte, aber er konnte es nicht erklären.

Danach stieß ich auf das Kabbalah Center von Berg. Ich kaufte alle dort verfügbaren Bücher und traf mich mit Berg selbst, nahm sogar ein paar Stunden bei ihm. Aber als er anfing, in seinen Erklärungen den Kosmos zu verwenden, wurde mir klar, dass auch das nichts für mich war. Ich konnte jede Art von Mystizismus einfach nicht ausstehen.

Ich traf mich mit Yitzhak Zilberman in Jerusalem. Er war ein bekannter Kabbalist, der die Kabbala nach dem Vilna Gaon (GRA[8]) lehrte. Er war ein religiöser Mann, der von allen respektiert wurde, im Gegensatz zu Berg, dem Mystiker, der von allen verabscheut wurde. Er sagte zu mir: „Du und ich leben unter den Religiösen, also müssen wir den Talmud studieren. Es wird uns einen Schutz bieten, um die Kabbala zu studieren, denn niemand mag die Kabbala.

Ich fing an, bei ihm zu lernen. Er lehrte ein wenig über die Grundlagen der Kabbala aus dem Buch des Vilnaer Gaon, Safra de-Znijuta. Doch auch er konnte nichts erklären! Er las einfach aus dem Buch vor, und das war’s. Das brachte mein Blut in Wallung. „Was ist hier los? Was bedeutet das alles?“ fragte ich. „Eines Tages werden wir die Antwort kennen“, antwortete er.

Aber mit „eines Tages“ wollte ich mich nicht zufrieden gegeben. Ich wollte Antworten und keine Versprechungen. Eines Tages besuchte Zilberman mich zu Hause und sah die Bücher von Baal HaSulam[9] in meinen Regalen. Er wurde blass, zeigte auf sie und sagte: „Die solltest du besser im Keller verstecken, außer Sichtweite.“ Das reichte mir, ich hatte genug.

Das war meine erste Verteidigung von Baal HaSulam – da wusste ich noch nicht, dass ich mein ganzes Leben an seinen Namen und sein Vermächtnis binden würde.


[1] RABASH: Rav Baruch Shalom HaLevi Ashlag (1907-1991) ist der erstgeborene Sohn und spirituelle Nachfolger von Baal HaSulam, dem größten Kabbalisten des 20.Jahrhunderts.

[2] Kfar Chabad: eine religiöse Siedlung der Chassidim von CHABAD in Israel. CHABAD, auch bekannt als Chabad-Lubawitsch, ist eine der größten und bekanntesten chassidischen Bewegungen.

[3] Der Babylonische Talmud, eine zentrale Schrift des Judentums

[4] TANJA, ein chassidischer Text aus dem 18. Jahrhundert

[5]  RAMAK, Moses ben Jacob Cordovero, ein bekannter Kabbalist des 16.Jahrhunderts

[6]  RAMCHAL, Moshe Chaim Luzzatto, ein bekannter Kabbalist des 18.Jahrhunderts

[7] Wiki Baba Sali, Israel Abuhatzeira, ein führender marokkanischer sephardischer Rabbiner und Kabbalist des 20. Jahrhunderts

[8] GRA (Vilna Gaon), Elijah ben Solomon Zalman, Talmudist und Kabbalist aus dem 18. Jahrhundert und der bedeutendste Führer des misnagdischen (gegen den Chassidismus gerichteten) Judentums der letzten Jahrhunderte.

[9] Baal HaSulam, Yehuda Leib Ha-Levi Ashlag, bekannt als Baal HaSulam [Autor des Sulam (Leiter)] für seinen umfangreichen Sulam-Kommentar zum Buch Sohar. Baal HaSulam verfasste auch Das Studium der Zehn Sefirot, einen ausführlichen Kommentar zu den Schriften von Isaac Luria (ARI), sowie zahllose Essays und einführende Texte. Er wird von vielen als der größte Kabbalist des 20.Jahrhunderts und möglicherweise als der größte seit der ARI angesehen. Baal HaSulam war auch der Vater meines Lehrers, RABASH.

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Fortsetzung folgt…


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RAV BARUCH SHALOM HALEVI ASHLAG (RABASH), 1906-1991

 

Rav Baruch Ashlag ist der älteste Sohn von Baal HaSulam. Er stellt das letzte Glied in der Kette großer Kabbalisten dar. Noch als Jugendlicher emigrierte er gemeinsam mit seinem Vater aus Polen nach Jerusalem und studierte sein Leben lang bei ihm.

Nach dem Tod von Baal HaSulam setzte Rabash sein Lebenswerk fort: Er gab den vollständigen Kommentar Sulam sowie andere Schriften des Vaters heraus und begann anschließend, Artikel zu verfassen. Darin legte er die exakte Methodik der spirituellen Arbeit eines Menschen dar, der danach strebt, die innere Realität zu erkennen – etwas, was noch kein Kabbalist vor ihm tat. 

In seinen Artikeln liefert er eine exakte Beschreibung aller Etappen des spirituellen Weges eines Menschen – von dessen Anfang bis zum Ende. Aus den Artikeln entstand ein fünfbändiger Sammelband – Shlavei HaSulam (Etappen der Leiter). Zusätzlich hinterließ uns Rabash seine einzigartigen Mitschriften der Erklärungen spiritueller Zustände eines Menschen, die er von seinem Vater erhielt und die er mit einem entsprechenden Titel versah – Shamati  (Hebräisch: „Ich hörte“).

Rabash starb 1991. Seine Bücher stellen neben den Werken von Baal HaSulam die wichtigste Literatur zur Wissenschaft der Kabbala dar, deren Studium dem Menschen das wahre Bild der ihn umgebenden Wirklichkeit enthüllt. Das Studium der Kabbala vermag den Menschen auf eine bewusstere Stufe einer vernünftigen Existenz zu führen – in Harmonie mit der Natur und bei voller Verwirklichung der höchsten Bestimmung des Menschen – der Erkenntnis des Planes der Schöpfung.

Die wichtigste Botschaft, die Rabash an seine Schüler zu übermitteln suchte, war die Notwendigkeit des Studiums und der Arbeit in der Gruppe. Schon immer lernten Kabbalisten in Gruppen. Die Gruppe erlaubt den Mitgliedern, durch das Geben an den Schöpfer im Spirituellen fortzuschreiten, indem sie ihre Wünsche vereinen und auf dasselbe Ziel ausrichten.

 

Zu den Artikeln von Rabash…