Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Immer mit mir – Teil 97

Und plötzlich ist er weg!

Erste Zeit bin ich in Schweiß gebadet aufgesprungen, schaute auf die Uhr und dachte, ich hätte verschlafen!… Es ist schon halb zehn, und man musste um neun bei ihm sein!… Und plötzlich merkst du, dass du dich nicht verspätest, dass man nirgendwo hingehen kann.

Du legst dich hin, schließt die Augen, und er steht vor dir, lebendig…

Ja, es war anfangs nicht einfach….. Und wie schwierig es war, ohne ihn im Auto zu fahren, weil wir so viel zusammen gefahren sind… Und nicht zu hören: „Michael, fahre nicht so schnell, sag es dir!“ Er mochte es nicht, wenn ich über 90 km fuhr; „Michael, du musst das Glas abwischen“, er liebte es, dass die Scheiben immer perfekt sauber waren; „Michael, lass uns heute zu Meron fahren….“ Und wir sind nach Meron, zum Grab von RASHBI… Und jetzt, mit wem willst du gehen?!

Aber trotzdem hat es sich im Laufe der Zeit etwas beruhigt. Es liegt daran, dass der zweite Teil des Gehirns auch funktioniert hat, der Hauptteil. Wo ich ihn klar gespürt habe. Das heißt, der Lehrer, Vater, Freund hat mich verlassen… Aber er hat mich auch nicht verlassen! Je mehr Zeit verging, desto näher und näher spürte ich ihn. RABASH hatte nicht eine Minute, wo er überhaupt etwas für sich selbst tat. Alles wurde nur in eine Richtung gebaut: von sich selbst zu den anderen.

Er hat mich mit dieser Bewegung „infiziert“. Ich fühlte, dass er mich nach vorne drängt, ich hatte keinen anderen Ausweg, sondern nur, um zu gehen, genau wie er, ohne vom Weg abzuweichen, ohne sich abzulenken, um wie er zu gehen und alles zu tun, um der Welt zu vermitteln, was er vermitteln wollte. Das, was er in mich investiert hat. Ich fühlte diese Verantwortung, fühlte sie damals und fühle sie auch heute. Alles, was mit mir weiter passiert, alles ist er, RABASH.

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Immer mit mir -Teil 96

Er ging und er blieb

Was kam danach…

Die Beerdigung fand am selben Tag, Freitag, statt. In der religiösen Zeitung „Amodia“ erschien eine Meldung:

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„Am 15. September 1991 ausgangs des Rosh Ha-Shana fühlte [RABASH] sich schlecht und wurde sofort ins Krankenhaus „Beylinson“ gebracht. Anhängerschaft und Verehrer beteten für seine Genesung, doch am Freitag, um 7 Uhr morgens, gab er dem Schöpfer seine Seele zurück. Seine Söhne Rabbi Shmuel und Rabbi Yehezkel und sein Vertrauter Michael Laitman standen an seinem Bett.“

RABASH wurde nahe Baal HaSulam[1] (70) beerdigt. Diejenigen, die man informieren konnte, sammelten sich dort. Ich stand beiseite. Näherte mich dem Grab nicht. Dort hatten die Verwandten das Sagen. Dann gab es eine Shiva. Die Leute kamen, gingen, es gab viele Tränen, viele Worte.

Da stieg mein Blutdruck, mir war schwindelig, und ich wusste nicht, was das soll. Man hat mir Blutdruck gemessen: 180/110. Die innere Spannung war enorm, was soll ich sagen.

Aber ich erinnere mich trotzdem sehr deutlich, dass es keine Angst gab, keine Panik. Das heißt, zwei Teile des Gehirns funktionierten. In einem war natürlich das Gefühl, dass er körperlich weg ist. In dem anderen gab es ein vollständiges Verständnis dafür, dass eine neue Periode beginnt.

Und das, obwohl ich seit 12 Jahren bei RABASH voll und ganz beschäftigt war. Von morgens bis abends war ich mit ihm, wenn nicht physisch, dann in Gedanken. „Man muss RABASH-Käse kaufen, ihm ist der Käse ausgegangen; man muss ihn zum Arzt bringen, er fing an, schlechter zu schlafen; Olga hat für ihn das Essen gekocht, wir müssen das unbedingt vor dem Mittagessen bringen… Ich muss mit ihm darüber reden, bloß nicht vergessen….“ Er wurde zu meinem zweiten „ich“. Ohne RABASH konnte ich mir mein Leben nicht vorstellen.

 

[1] „Als Rebbe starb, wusste man auch nicht, wo man ihn begraben sollte. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen kaufte er keinen Platz auf einem Friedhof. Damals wurden die Plätze bei Baal HaSulam für 5.000 Dollar oder mehr verkauft. Es gab Leute, die sie vor langer Zeit gekauft hatten. Und Rebbe dachte überhaupt nicht darüber nach. Weil es nichts mit dem Ziel zu tun hatte. Also existierte es für ihn auch nicht.“ (Aus Michael Laitman Blog).

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 95

So ging er

Am nächsten Tag, aus irgendeinem Grund, blieb ich länger beim Unterricht. Dann ging ich nach Hause, nahm die Haferflocken, die Olga für ihn kochte, (er fragte mit Milch, ohne Zucker)… Bis ich ankam, bis ich zu ihm kam, war es schon halb sieben. Ich erinnere mich deutlich, ich sah die Uhrzeiger an, als wären sie gefroren.

Er lag am Fenster, wie ein Kind zusammengerollt, und ich wusste alles auf einmal, bin zu ihm gelaufen, hörte seinen Atem… Er erstickte. Und niemand kümmerte sich darum! Niemand hat den Alarm ausgelöst, niemand hat die Ärzte gerufen! Es lagen nur alte Leute herum, sie hörten nicht, dass Rebbe erstickte. Er lag ruhig da, er stöhnte nicht. Ich rief ihn: „Rabbi! Rabbi!”

Er antwortete nicht. Ich rannte den Ärzten hinterher.

Der Arzt sah ihn an, und verstand die Lage. Man hat einen Defibrillator mitgebracht. Sie versuchten, das Herz zu starten. Die Ärzte arbeiteten wahrscheinlich zwei Stunden lang daran. Ich wollte im Zimmer bleiben, aber sie brachten mich in den Flur hinaus.

Ich stand im Flur und konnte den Raum durch das Fenster sehen. Ich habe sie arbeiten sehen. Sie haben sich wirklich so sehr bemüht, wie sie konnten… Sie haben ihm die intravenöse Spritzen gegeben… Und ich stand da und erkannte, dass der nahe stehende Mensch der Welt vor meinen Augen sterben würde, es gab keinen anderen und wird es nicht  mehr geben.

Aber ich war nicht in Panik. Er hat mich auf seinen Tod vorbereitet…

So starb er, ohne aufzuwachen.

Der Arzt kam heraus, er war verschwitzt, so ein stark gebauter junger Mann, und sagte mir: „Das war’s.“ Ich nickte. Ich erinnere mich vage an meine weiteren Handlungen.

Ich rief Olga an, danach Feiga, Miller. Sie kamen schnell, auch die Söhne von RABASH kamen. Viele unserer Leute versammelten sich, der ganze Korridor war voll von Studenten und Verwandten. Ich rauchte eine Zigarette nach der anderen.

RABASH wurde in die Leichenhalle gebracht. Der Arzt gab mir seine Uhr. Das ist alles.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 94

“Ich bin in meinem Volk”

Ich verließ ihn seit zwei Tagen nicht mehr. Ich badete ihn, zog ihm den Pyjama an, wickelte ihn in eine Decke und saß die ganze Zeit daneben. Es waren 6-8 Leute im Gemeinschaftsraum, alte Leute wie er. Einer von ihnen stöhnte ständig, also beschloss ich, darauf zu bestehen, dass RABASH in einen separaten Raum verlegt wird. Und Rebbe sagt mir: „Nicht, Michael, be toch ami anochi öshevet.[1]

Geh ruhig, ich werde jetzt schlafen, ich fühle mich, als würde ich jetzt einschlafen, geh. Komm morgen früh zu mir, ich will rechtzeitig Tefillin anlegen.“

Er nimmt meine Hand und sagt: „Und das ist für dich, das Notizbuch „Shamati“, – und gibt mir sein blaues Notizbuch, von dem er sich nie getrennt hat, legt es einfach in meine Hand – nimm es für dich und arbeite daran…. Jetzt geh schon.“

Und ich ging.

Ich sah mich um, bevor ich den Raum verließ, und er hob die Hand, um sich zu verabschieden.

Also ging ich aus. Ich dachte auch: „Warum hat er mir sein Notizbuch gegeben? Warum hat er es mir gerade jetzt gegeben? Was meint er damit?!“

Ich dachte darüber nach, aber ich wusste nicht, dass er sich so von mir verabschiedet hat. Er gab mir das Kostbarste, was er je in seinem Leben getragen hatte: Notizen von seinem Vater, von denen er sich nie getrennt hatte.

Jetzt, da ich darüber nachdenke, wundere ich mich und frage mich, warum ich nicht geblieben bin, warum ich mit ihm einverstanden war, wie er es geschafft hat, mich „einschläfern zu lassen“. Aber immer wieder verstehe ich, dass ich nichts tun konnte, dass alles in den Händen des Höchsten war, und alles, was getan wurde, wurde von Ihm getan, und wir sind Nichts vor Ihm, Nichts!

 

[1] „Ich bleibe in meinem Volk“ – in denen, die sich zu einem Ganzen vereinen, um in dieser Einheit des Schöpfers – das Licht, die Liebe und Hingabe zu offenbaren.

 

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Fortsetzung folgt…

 

Immer mit mir – Teil 93

Die letzten Tage

Eines Tages, während des Unterrichts, kam Miller zu mir und flüsterte: „Hast du es gesehen?“ Und er zeigte auf Rav. Rebbe saß am Tisch und zitterte.

„Weißt du, es ist nicht das erste Mal“, sagte er. Ich antwortete: „Ich habe es nicht gesehen! Wie das?!“ Jetzt hatte ich Angst, ich dachte sofort: Es sollte etwas damit gemacht werden! Es waren bereits Herzattacken. Ich denke, dass es ein Herzinfarkt war! Er hatte schon einen Herzinfarkt erlitten und sagte niemandem etwas. Er hat das absichtlich nicht gesagt.

Ich habe sofort einen Arzt angerufen, den ich kenne. Er brachte einen Kardiographen mit und wir machten ein Kardiogramm. Der Arzt sagte mir: „Ich denke, wir sollten sofort ins Krankenhaus. Mit ihm passiert etwas Schlimmes. Ich werde sogar mit euch fahren.“

So fuhren wir  ins Beylinson Hospital. Ich wusste, dass RABASH ein starkes Herz hatte, dass er aber sich so in Minuten, in einer Stunde erholen konnte, wusste ich nicht. Ich wusste nicht, dass es möglich ist!

Rabbi bekam noch mal die Kardiogramm, bereits im Krankenhaus… Alles ist in Ordnung. Das Kardiogramm zeigt: ein vollkommen gesundes Herz, einen gleichmäßigen Puls, Füllung – alles wie bei einem Kind. Sie wollten uns nach Hause schicken, aber ich bestand darauf, und wir wurden zuerst auf die Herz Station verlegt.Später auf die allgemeine Station. Man dachte, es wäre ein gewöhnlicher Fall, nichts Dringendes.

Die Ärzte behandelten es einfach. Für sie war es kein großer Kabbalist, der letzte Kabbalist seiner Generation. Für sie war es ein 85 Jahre alter Mann, geboren 1906, der bereits schon so lange gelebt hatte…

 

[# 247013]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 92

RABASH wird schwächer

Es ist ein weiteres Jahr vergangen. Jeder Tag, den ich mit RABASH verbrachte, war etwas Besonderes. Es war das höchste Glück, mit ihm zusammen zu sein. Natürlich wollte ich, dass es für immer so weitergeht. Aber ich verstand, dass wir uns körperlich trennen werden müssen.

Ich versuchte, nicht an seinen Tod zu denken… aber eines Tages hatte ich große Angst…

RABASH war 85 Jahre alt, und plötzlich wurde bemerkbar, dass der „laufende Rabbi“, wie er in Bnei-Brak genannt wurde, nicht mehr so „läuft“.

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Wir waren den ganzen Sommer über am Meer, und er hat den ganzen Sommer über nicht gebadet. Ich habe darauf gewartet, mit ihm zusammen ins Wasser zu gehen, doch er sagte: „Geh, geh, warte nicht auf mich.“ Er war normalerweise der Erste, der ins Wasser ging.

Schwamm seine vierhundert Schlägen.

Jetzt aber schwamm ich allein und blickte die ganze Zeit auf ihn zurück. Er winkte mir aus der Ferne zu und ging am Strand entlang und dachte die ganze Zeit an etwas. Er hat sich schon irgendwie gehen lassen. Er hat es akzeptiert. Ich verstand es nicht. Er schloss sich von allen möglichen Behandlungen aus. Was ihm früher nie passiert ist. Normalerweise ging er zu den Ärzten, folgte allen ihren Anweisungen.

Ich finde plötzlich heraus, dass er Blutausscheidungen hat. Ich machte mir Sorgen, wies ihn darauf hin. Doch er sieht mich so seltsam an und antwortet: „Es ist alles in Ordnung.“ Ich sagte zu ihm: „Aber, Rebbe…“ Und er schnitt es ab: „Schluss! Keine weiteren Gespräche!“ Mit seiner Hand winkte er, wie ich mich jetzt erinnere, als ob er sagte: „Lass es.“

Er hatte genaues Wissen, dass er gehen würde. Er fühlte es, er fühlte es ganz deutlich. Und ich dachte, es wird vorbeigehen.

Er wollte nicht einmal ein Etrog, ein Lulaw[1] für den Sukkot-Feiertag haben, er wollte nichts vorher tun. Rosh Ha-Shana[2] näherte sich, gefolgt von Sukkot, und er sprach nicht mehr von Sukka.

Ich wusste, wie ehrfurchtsvoll er über diesen Feiertag war, wie er verlangte, alle kleinsten Feinheiten beim Bau von Sukka zu beachten, fing an, sich darüber Gedanken zu machen und hat uns schon einen Monat vor dem Feiertag diesbezüglich angesprochen.

Jetzt aber schweigt er. Und die ganze Zeit in Gedanken.

Es ist erstaunlich, wie ich den Alarm nicht geschlagen habe. Ich musste ihn überzeugen, zum Arzt zu gehen, alle Kontrollen durchzuführen, nicht zustimmen, ihn nicht gehen lassen, bis er nicht untersucht wird…

Aber sie ließen mich es nicht tun. Irgendwie, plötzlich, geriet die Warnung in Vergessenheit, die wir lange zuvor erhalten hatten. Mein Kamerad, Josi Gimpel sagte mir, dass er mit einer Frau in Be’er Scheva sprach, und sie sagte ihm plötzlich, dass RABASH bald nicht mehr da sein würde. Und sie fügte einen erstaunlichen Satz hinzu: „Was machst du da Josi, so zu handeln?! Du hast eine Person, an die du dich wenden kannst, und er will, dass du alles von ihm erfährst, und er will, dass du es tust. Und das kannst du nicht.“

Josi sagte dann zu ihr: „Ja, das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wie man das macht. Ich weiß nicht, wie ich mich nähern soll, wie ich fragen soll, ich will es wirklich, aber ich weiß es nicht.“ Und sie sagte: „Nun, okay, lass es. Aber denk dran, er hat nur Zeit, bis er 91 ist.“

Das war vier Jahre, bevor RABASH starb. Und irgendwie war alles vergessen. Man dachte: werden wir all diesen Vorhersagen glauben?! Und alles wurde aus dem Gedächtnis gelöscht.

Aber so geschah es.

Heute weiß ich bereits, wie es ist, komplett abgeschaltet zu sein, einfach nur das Gehirn, die Gefühle, die Angst und die Sorge abzuschalten. Wir sind in der Macht des Höheren. Er beherrscht absolut alles. Und RABASH wusste es besser als jeder andere. Er hatte einen internen Dialog mit dem Schöpfer.

 

[1] Lulav, Etrog, Adassim, Aravot – Pflanzen, Attribute des Sukkot-Festes, die die verschiedenen Eigenschaften des Menschen symbolisieren.
[2] Rosh HaShana (Kopf des Jahres) ist ein jüdischer Silvesterabend, ein Feiertag, der den Beginn des spirituellen Erwachen des Menschen darstellt.

 

[# 247009]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 91

RABASH verblüfft mich wieder

Alle, sieben Tage nach Jocheweds Beerdigung war Rebbe still, in sich versunken, nachdenklich. Shiva-Zeit war vorbei, und er verblüffte mich wieder einmal.

Er hat mir gezeigt, wie es ist, wenn man nur an einem Ziel festhält, nur das sieht, nur zu ihm geht. Und man nur ihm treu ist. Über dem Verstand, über den Gefühlen, über den Einstellungen dieser Welt, über allem.

Er kam auf mich zu und sagte: „Hilf mir, eine Frau zu finden.“ Ich bleibe stehen, bin überrascht, ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich reagiere nicht sofort. Und er fährt fort: „Ich habe keine Wahl. Ich muss eine Chuppa[1] machen.

Ich kannte bereits die spirituelle Wurzel dieser Forderung. Ich wusste, dass der Kabbalist verheiratet sein musste, aber ich hatte nicht erwartet, dass RABASH eine so schnelle Entscheidung trifft. Er und Jochewed waren unzertrennlich in Freude und Trauer. Jochewed ging, und ich dachte, es soll die Zeit vergehen, ein Jahr dauern, zwei… aber nein. Er konnte nicht warten, er hatte kein Recht dazu. Die Forderung, zu heiraten, auch formal, war für ihn höher als alles andere, weil dies eine Forderung des Höchsten war.

Also, fast am Ende des Lebens, macht RABASH einen neuen Umbruch…

Nach langer Suche wird Feiga, die sich um RABASHs Frau kümmerte, seine zweite Frau. Sie war für RABASH seine sehr treue Schülerin. Und jetzt, wie zuvor, zeigt er wieder, dass er für jede Revolution bereit ist, egal was man sagt, was man denken wird, wie man es betrachtet. Wenn es um das Ziel geht, ist er zu allem bereit. Aber darüber ein anderes Mal.

[1] Chuppa: das Hochzeitsbaldachin, das Dach, unter dem die Trauung stattfindet. In der Kabbala „Chuppa“(der Schirm und das reflektierte Licht) symbolisiert die Verschmelzung mit dem Schöpfer.

 

[# 247003]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 90

Die Trennung

Rabbanit Jochewed starb vier Jahre später. Sie konnte sich von dem Schlaganfall nicht erholen. Es war um 11 Uhr abends. Mich rief man zu Hause an und sagte mir: „Michael, du musst kommen! Wir wissen nicht, was wir mit Rebbe machen sollen.“

Ich kam sofort. RABASH lag in seinem Zimmer, gegenüber ihrem leeren Bett.

Ich ging hinein, setzte mich neben ihn und fragte: „Wollen Sie den anderen etwas sagen?“ Er sagte: „Nein“.

Lange Zeit wollte ich sein Schweigen nicht brechen. Er saß auch ruhig beiseite. Hinter der Tür hörte man die Frauenstimmen. RABASH sagte: „Michael, was wollen sie?  Geh und frag sie“.

Ich ging zu seinen Töchtern hinaus und sie sagten, sie wollten Busse bestellen, um nach Jerusalem zu fahren, zum Har HaMenuchot[1] (65). Ich ging zurück zu RABASH, erzählte ihm davon, und er war überrascht: „Warum der Berg HaMenuchot? Warum Jerusalem?! Seht ihr den Friedhof hinter dem Fenster? 300 Meter vom Haus entfernt. Lasst sie uns hier begraben“.

 

Es war keine Missachtung für seine Frau, nein, es war seine Einstellung zu all dem Äußerem. Aber natürlich verstanden es seine Töchter nicht. Sie waren empört: „Unsere Mutter wird in der Bnei-Brak sein, nicht in Jerusalem?! Eine geborene Jerusalemin! Das ist unmöglich!“  Rebbe sagte mir: „Ich werde mich nicht einmischen. Lass sie tun, was sie wollen.“

So wurde Jochewed in Jerusalem begraben.

[1] Har HaMenuchot: (ivr. המנוחות הר) der zentrale jüdische Friedhof in Jerusalem.

 

 [# 246999]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 89

Die Liebe

Die Liebe steht über dem menschlichen Egoismus. Wir haben mit RABASH nicht viel darüber gesprochen, aber es ist sein Satz: „Die Liebe ist ein Haustier, das aus gegenseitigen Zugeständnissen wächst…“.

So lebten sie mit Jochewed. Sie haben die Liebe in zwei Ebenen aufgebaut. Es gab Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten auf einer Ebene. Ich wiederhole, sie waren sehr unterschiedlich, eine Jerusalemer Aristokratin, die im orthodoxen Geist aufgewachsen ist, und er, ein Kabbalist. Und die andere Ebene ist die Verbindung, die sie über all den Widersprüchen aufgebaut haben, und das nennt man „alle Sünden wird die Liebe bedecken“. Betrachtet man sie, so war klar, dass nur solche zwei Menschen in einer guten, starken, gesunden, wirklich menschlichen Verbindung miteinander verbunden werden können.

 

[# 246965]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 88

Im Krankenhaus

Ich sah, wie Rabash sich um sie gekümmerte.

ADMOR[1], ein angesehener Mann, der größte Kabbalist, ein Lehrer, kümmerte sich um sie mit solcher Zärtlichkeit, Sorgfalt und Vorsicht wie um ein Baby. Ich hätte es mir nicht vorstellen können. Ich saß erstaunt da, als ich es am ersten Tag sah, und auch danach konnte ich mich auch nicht daran gewöhnen.

Mit der Zeit wurde bei ihr die Sprachfunktion wiederhergestellt, einige Körperteile auch, aber nicht ihre Beinen.

Ja, ihre Töchter kamen, meine Frau hat Wache gehalten. Aber Feiga, während all dieser vier Jahre. Vom Abend und die ganze Nacht, mit ihr blieb nur RABASH. Er kümmerte sich um sie, säuberte, fütterte, trank, bewegte sich nicht von ihr weg. Er fühlte, dass sie ihn brauchte. Sie hatten eine erstaunliche innere Verbindung.

Noch einmal sah ich, wie er sich selbst aufheben konnte, bis zu einem unverständlichen, unmöglichen Zustand, wie er sich ganz aufgeben konnte, damit er nicht existierte.

Und du schaust es dir an und verstehst, was für ein Pygmäe du im Vergleich zu ihm bist, wie du dich nicht auf ein Millimeter dem nähern kannst und du staunst wegen seiner Höhe.

Es war die wahre Liebe. Es war nicht unsere, irdische, durch und durch egoistische Liebe. Das war die treue Liebe zwischen den zwei schönen Menschen.

[1] Admor oder ADMOR ([adˈmɔr], hebräisch אדמו“ר, zu Deutsch: Wunderrabbi, außerordentlich hoch geschätzter Rabbiner

 

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Fortsetzung folgt…