Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Schlendern die Teilchen meiner Seele auf den Straßen?

Frage: Wie kann man im alltäglichen Leben (auf der Straße, im Verkehr usw.) die spirituelle Arbeit optimal ausüben?

Meine Antwort: Ich versuche, alles durch das System der Vereinigung, durch das System der gegenseitigen Ergänzung anzuschauen. Mich interessiert, ob ich durch alles, was ich vor mir sehen werde, eine Erscheinungsform der Wechselwirkung zweier entgegengesetzter Kräfte erkennen werde, die mir auf diese Weise allerlei Bilder zeichnen.

Wenn ich mich auf einem Seminar befinde und vor mir meine neuen Freunde, Partner und Konkurrenten sitzen, wenn ich daran denke, wer von uns besser und wer schlechter antwortet – wie können wir uns einander ergänzen? Wie können wir alle zusammen spielen, um die richtigen Antworten zu finden? ; denn hier existieren viel Verwandtschaft und viele Gegenteile.

Wenn ich mich auf der Straße befinde, warum kann ich dann in jedem, der in mir irgendwelche Gefühle erweckt, einen solchen Partner sehen? Ob ich gegen oder für ihn bin, hat hier keine Bedeutung; denn es ist wichtig, wie ich darauf reagiere. Kann ich diesen Menschen wie meinen Nächsten betrachten? Meine Selbstsucht erlaubt es mir nicht. Wenn ich ihn anders angeschaut und in ihm einen geliebten Menschen gesehen hätte, dann hätte ich sofort meine Beziehung zu ihm geändert.

Man soll also anhand solcher spielerischen Art und Weise mittels des Gebens und des Empfangens die Beziehungen mit anderen klären. Dann werdet ihr flexibler sein, ihr werdet eine sensiblere Sichtweise in Bezug auf diese Welt finden.

Aber die Hauptsache ist natürlich, dass ihr durch diesen Blick beginnen werdet, die lenkende Kraft zu sehen, die euch dieses Bild zeigt, um darin eine Erscheinungsform des Schöpfers, eine lenkende Kraft, zu erkennen.

Auszug aus dem virtuellen Unterricht, 23.09.2012

Das Pulsieren des Lebens

Die Aufstiege und die Abstiege sind ein Lebenszeichen. Der Wechsel der Jahreszeiten, die zyklischen Veränderungen in der Natur und in den Menschen, die lebenswichtigen Kreisläufe, die weltweiten Krisen, die Wirtschaftsaufstiege sowie die Rezessionen sind vom Leben untrennbar.

Es ist unmöglich, in der ständigen Strömung voranzukommen, sofern wir uns nicht die ganze Zeit weiter entwickeln. Das Leben ist eine Entwicklung, die nur infolge der Rezession und der Erweiterung möglich ist. Darin besteht das Geheimnis des Lebens.

Gerade dies geschieht jetzt mit uns. Der Schöpfer nimmt uns die Selbstsucht weg und hinterlässt uns nichts – daraufhin erfolgt die Kompression, die Ausatmung. So ermöglicht Er uns jetzt selbst, eine eigene Ausdehnung zu begehen. Später presst Er uns wieder zusammen, und wir sollen erneut ausgedehnt werden.

Auf Kosten solcher Handlungen, der Kompression und der Ausdehnung, geschieht „die Atmung“, die als Pulsieren des Lebens bezeichnet wird.

Auszug aus dem Unterricht nach „der Lehre der Zehn Sefirot“ „, 24.09.2012

Die Sinfonie der Gegensätze

Kongress der Einheit. Lektion2

Wir sollen uns jedes Mal unseren folgenden Zustand vorstellen, wenn wir ihn erlangen wollen. Denn er existiert noch nicht: es gibt keine spirituelle Welt, es gibt keinen Schöpfer, es gibt nichts – ich baue alles in mir auf und alles hängt nur von mir, von meiner „Vorstellungskraft“ ab. Um auf die höheren Niveaus aufsteigen zu können, soll ich sie gedanklich bilden, sie mir vorstellen: „Wie kann meine nächste Stufe des Aufstiegs aussehen?“

Meine nächste Stufe ist die folgende: es gibt nicht „uns“, sondern es gibt nur mich, und alle sind in mir, alle sind – meine Teile. Nachdem ich jedesmal auf die neue Stufe aufsteige, sehe ich die ganze Welt in mir, in meiner Wahrnehmung, in meiner Empfindung.

Und dann sehe ich die Welt wieder zerbrochen, einzeln, in verschiedene entgegengesetzte Zustände zerstückelt. Ich soll die Teile wieder sammeln, in meinem Inneren ohne Unterschiede nach Liebe und Einheit streben.

So steige ich die 125 Stufen auf, erhöhe jedes Mal den Umfang, „das Bild meiner Wahrnehmung“. Jedes Mal schaue ich mit größerer Aufnahmefähigkeit in die Tiefe des Zerbrechens hinein und korrigiere es im entsprechenden Ausmaß. Denn gerade meine Wahrnehmung, meine Empfindung, welche die Einheit in Scherben auf die von mir entfernten, entgegengesetzten und verhassten Teile aufteilt, ist zerbrochen.

In „der Einführung zum Buch Sohar“ schreibt Baal HaSulam: Wir sollen dem Schöpfer dafür dankbar sein, dass Er in unserem Gehirn „diesen polierten Spiegel“ geschaffen hat, der es uns ermöglicht, alles außerhalb von uns zu sehen und zu begreifen. Denn dadurch hat Er uns die Kraft gegeben, jede Sache mittels der Vernunft zu begreifen, sie mit klarem Verstand von innen und außen zu beurteilen. Anderenfalls würde es uns an der Vielfalt des Wissens mangeln.

Anders gesagt, hätten wir den einzig wahrhaften und allein existierenden Zustand nicht begriffen. Wir könnten uns ihm nicht nähern, um seine Tiefe zu verstehen und zu fühlen, wenn wir nicht durch das Zerbrechen gegangen wären.

Deshalb ist der wahre Zustand absichtlich in Stückchen zerbrochen, wobei jedes von ihnen dem anderen entgegengesetzt ist. Alles, was einst verbunden war, ist jetzt geteilt; die gleichen Teile sind jetzt entgegengesetzt und das alles in solchen Formen, die wir uns noch nicht vorstellen können.

Wir bemühen uns jetzt, sie anhand eigener Anstrengungen zu verbinden, indem wir den Kopf beugen und den Freunden zustimmen. Ich will die Abstände zwischen ihnen entfernen – damit sie in mir, dank meiner Liebe und der richtigen Beziehung, vereinigt werden. Durch meine Absicht erlange ich das tiefe Verständnis für das Wesen von Malchut der Welt der Unendlichkeit, die meine einheitliche Seele ist.

Die Tiefe der Wahrnehmung wird gerade dank dessen erreicht, dass wir das Zerbrechen und die ihm entgegengesetzte Ganzheit offenbaren. Der Bruch zwischen ihnen ist so riesig, dass es besonderer Instrumente bedarf, und zwar der Gefäße des Empfangens. Und deshalb wird gesagt, dass wir unsere Gefäße “ 620 Mal“ vergrößern sollen – d.h., in ihnen eine solche Tiefe erreichen, die mit der Unendlichkeit verglichen werden kann. Und außerdem offenbaren wir im Gefälle zwischen zwei Zuständen – dem zerbrochenen und dem ganzen Zustand – die Lichter NaRaNChaY.

Alles in unserer Welt empfinden wir anhand der Gegensätze: Bitternis – Süße, Finsternis – Licht, Hass – Liebe usw. Das betrifft sogar die Musik und die Farbenwahrnehmung – jede Sache begreifen wir auf dem Gefälle zwischen ihrer beschädigten und korrigierten Form. Das eine ist immer gegenüber dem anderen.

Somit war die Unendlichkeit früher auch vollkommen, aber es geht um unser Begreifen: Wenn wir etwas ohne Gegenteil empfinden, dann können wir nur das winzige Licht Nefesch de-Nefesch fühlen. In unserer Welt gibt es kein einziges Stoffteilchen, in dem es nicht zwei Pole, den Plus- und den Minuspol, gäbe. Sogar die negative Ladung des Elektrons oder die positive Ladung des Positrons verbirgt in ihrem Inneren die Gegenteile, die wir noch offenbaren werden. Nach dem Zerbrechen gibt es kein Körnchen, in dem es nicht seinen Antipode gäbe, obwohl er uns nur in einem Aspekt, in einem Rand offenbart wird.

Und deshalb existierte das Geschöpf in der Bewußtlosigkeit, im vollen Unverständnis, als es sich ursprünglich in der Unendlichkeit befand. Denn es hatte keinen Vergleich, keinen Raum zwischen zwei Polen – keinen Ort für die Gedanken und die Wahrnehmung.

Deshalb ist die Unendlichkeit in der Welt Nekudim in Teile zerbrochen – so dass wir sie jetzt in der Tiefe verstehen und empfinden können. Es ist eben das Begreifen der Realität, das wir anstreben. Das ist unser Leben – die eigenartige Harmonie, die Sinfonie von Minus und Plus, in der das ganze Begreifen, das ganze Verständnis zwischen den Erscheinungsformen zweier Zustände liegt: dem zerbrochenen und dem ganzheitlichen.

Auszug aus der 2. Lektion des Kongresses im Norden, 20.09.2012

Wichtiger als das Leben

Im Laufe der Diskussion erfahren die Menschen in der Gruppe der integralen Erziehung ernsthafte Veränderungen. Man sieht, welche schnelle Entwicklung sie durchlaufen. Denn all die Dinge, die sie dabei lernen – sind nicht einfach nur ein Lernmaterial. Durch die innere Arbeit rufen wir die verborgenen Kräfte der Natur in uns hervor.

Wenn wir über die nächste Stufe sprechen, dann stehen die Kräfte dieser Stufe, dieses Feldes, mit uns in Wechselwirkung und rufen in uns heftige Reaktionen und einen turbulenten Wandel hervor. Die Menschen gehen durch sehr ernsthafte innere Prozesse.

Und wenn sie sich voneinender verabschieden, dann spüren sie, wie sehr ihnen diese Art der Kommunikation fehlt. Es ist daher notwendig, sich so zu organisieren, dass ihnen diese virtuelle Verbindung, die sie zusammen korrigieren können, erhalten bleibt.

Dies ist darum sehr wichtig, weil sie sich von etwas Großem trennen, was für sie allmählich wichtiger als das Leben wird.

Wenn die Gruppen beginnen, dieses innere Leben zu leben, dann schließen sie sich einer neuen Quelle an, der nächsten Ebene der Existenz. Die Trennung des Menschen von der Gruppe kann so dramatisch werden, dass wir darüber nachdenken müssen, wie der Prozess der Distanzierung abzuwenden ist, oder einen Ersatz finden – sonst wird sich der Mensch so fühlen, als ob er im Sterben liegen würde.

Auszug aus dem Gespräch über die integrale Erziehung, 05.03.2012