Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Wie können wir unabhängig vom Resultat arbeiten

Kongress in Italien. Lektion 2

Frage: Auf dem Kongress spüre ich, dass die Gruppe ein kleiner Teil von etwas Riesigem ist. Wie können wir dieses Feuer auch in der Verbreitung bewahren? Wie können wir daran denken, dass es die Gruppe gibt, dass hinter uns etwas sehr Großes steht, dass gerade die Einheit der Freunde die Arbeit mit Sinn erfüllt?

Meine Antwort: Auf dem Kongress spüren wir eine große Kraft, wir schauen auf die Bildschirme und sehen Freunde aus der ganzen Welt. Mit uns zusammen sind Hunderte Gruppen und Tausende Freunde, die wir noch nicht einmal kennen. Natürlich lässt uns das etwas wahrnehmen. Doch wir sollten versuchen, unseren Treibstoff nicht daraus zu schöpfen, sondern dadurch zu erhalten, dass wir die Menschheit der Enthüllung näher bringen.

Im Grunde genommen, fragst du genau das: woher können wir Treibstoff bekommen? Selbstverständlich nährt uns am Anfang die Begeisterung von der großen Gruppe: hier kennen und ermuntern mich alle, alle sehen, was ich tue, und zusammen wollen wir die Welt verändern. Kurz gesagt: hier arbeitet die Kraft des Egoismus.

Doch dann verändert sich die Werteskala in uns. Du hast dich angestrengt, du hast gehandelt, auch wenn es egoistisch war, du wolltest deine Überzeugungen der ganzen Welt vermitteln – und plötzlich stellst du fest, dass der Treibstoff zu Ende ist.

So ändert sich das Reshimo. Denn es gibt nichts, was sich sonst ändern könnte. Unser Reshimo ist der einzige schwimmende Parameter, die einzige variable Größe. Und nun ändert es sich, um dir die Möglichkeit zu geben, nicht egoistisch zu arbeiten, ohne der Welt deine Meinung aufzwingen, das eigene Recht beweisen und das Ruder führen zu wollen.

Das nächste Reshimo lässt dich altruistischer denken: „An der Spitze sind weder wir noch ich. Soll niemand wissen, soll noch nicht einmal ich selbst wissen, ob ich irgendwelche Ergebnisse erziele“. Diese Herangehensweise ist bereits näher an der Spiritualität. Auf diese Weise will man dich vorankommen lassen.

Hier ist eine stärkere Unterstützung der Umgebung notwendig. Wenn du dich in der Verbindung zu den Freunden stärkst, wirst du spüren, dass du Kraft hast, und zwar eine reinere als früher: „Mir ist es wirklich egal, ob meine Arbeit Früchte trägt oder nicht. Ich muss nicht wie die Sportler Ergebnisse sehen. Ich möchte meine Augen schließen und nur in einer Richtung handeln – in Richtung Geben, ohne den „Posteingang“ zu kontrollieren. Es ist unwichtig, wen ich erreicht habe und inwieweit er sich verändert hat. Ich spüre, was ich in die Welt hinaustragen kann, ich stärke meine Verbindung zu den Freunden und wende mich nach außen. Und als Antwort bekomme ich nichts“.

Woher bekommst du dann die Energie? Denn in einem solchen Zustand bleibt der Mensch wie ein Motor ohne Benzin. Er hat keine treibende Kraft, er braucht Feedback. Genau hier fängt er an, aus seinem Inneren zu verlangen: „Ich muss mich in der Kraft des Gebens sehen!“ Es ist so, als würde man einen normalen Motor gegen einen elektrischen austauschen, als würde man vom Benzin auf Elektrizität oder eine andere Art Energie umsteigen. Das ist das, wonach du verlangst: „Ich möchte, dass das Verlangen zu geben sich in mir öffnet! Wenn ich momentan in meinem Verlangen zu empfangen nicht in der Lage bin, zu arbeiten, dann brauche ich das Verlangen zu geben!“

Und dann wirst du es erhalten.

Auszug aus der 2. Lektion des Kongresses in Italien, 30.09.2012

Eine Bitte um die Wiederbelebung der Toten

Gerade ist ein sehr starker Kongress zu Ende gegangen, und wir fühlen uns müde, gleichgültig, schläfrig, als würde uns eine schwere Wolke umhüllen und zu schwermütigen Greisen machen.

Der Schöpfer nimmt uns das egoistische Verlangen – den Treibstoff, der uns vorangetrieben hat – weg. Davor brannte dieses Verlangen in uns, wir strebten nach der spirituellen Belohnung und sehnten uns nach dem Kampf, um die spirituelle Welt zu erobern. Jeder kam sich selbst wie ein Held vor. Doch er war ein Held, weil in ihm der Egoismus brannte, der ihn zu Errungenschaften vorantrieb.

Der Schöpfer möchte dir helfen und nimmt dir diesen Egoismus weg, damit du an dessen Stelle eine andere Kraft betätigst. Nun musst du, anstatt von hinten angetrieben zu werden, dich selbst von der Größe des Ziels begeistern lassen, damit es dich nach vorne zieht.

Jetzt hast du eine solche Gelegenheit, doch du sagst, dass du keine Kraft und keine Lust hast. Du erinnerst dich, dass du einst vor Verlangen branntest – doch dieses Verlangen war nicht deins, sondern von oben geschenkt. Du wurdest von oben getrieben und in die Gruppe und zu der Kabbala geführt.

Jetzt ist das Verlangen verschwunden und du denkst, dass es besser wäre, die Gruppe zu verlassen und mit der Kabbala aufzuhören, denn sie zieht nicht mehr an. Und wenn es so ist, dann ist an ihr offensichtlich etwas falsch. Jeder urteilt nach seiner eigenen Verdorbenheit.

Und es ist klar, dass, wenn du keine Motivation hast, du nicht in der Lage bist, voranzukommen. Keine einzige Maschine kann ohne Treibstoff funktionieren. Doch wende dich an die Gruppe, an die Bücher, an das Studium – verlange Hilfe von ihnen! Wende dich an den Schöpfer!

Wenn du keine Kraft zu einer solchen Bitte hast, dann fehlt hier die gemeinsame Kraft, die gegenseitige Bürgschaft. Und wenn du um dich herum Freunde siehst, aus denen der Lebensgeist entwichen ist, dann weine wenigstens wie auf einer Beerdigung, dass du solche Freunde verloren hast! Schau, was für ein steinernes Herz – auf jedem liegt ein schwerer Grabstein, der nicht wegzuschieben ist.

Einst brannten sie vor Verlangen und jetzt können sie nur beweint werden. Bald wirst auch du in diese Grube fallen. Doch wenn wir uns im Vorhinein vorbereiten, um einander zu helfen, dann können wir uns aus allen Abstiegen erheben. Und nicht nur aus einer solchen Gleichgültigkeit wie jetzt, sondern auch, wenn wahrer Hass zwischen uns entbrennt. Heute wurde uns nur ein Bonbon weggenommen, wir aber sind es gewohnt, hinter etwas Süßem, etwas Glänzendem und Anziehendem herzulaufen.

Nur die Kraft der Gruppe kann in uns Verlangen aus dem Nichts entbrennen lassen. Im Moment haben wir dieses Verlangen nicht und es kann von nirgendwoher kommen. Doch wir müssen es künstlich entfachen, als würden wir ein Geschäft auf die Beine stellen wollen und Werbung für unsere Ware machen. Das muss zu unserem gemeinsamen spirituellen Geschäft werden und letztendlich ein solches Bedürfnis in uns hervorrufen, dass wir vor Verlangen verbrennen. Doch diesem muss nicht unbedingt etwas zu Grunde liegen.

Manche harren nächtelang vor den Geschäften aus, um sich ein neues iPhone 5 zu kaufen. Lernt daraus, wie Werbung für etwas gemacht wird, indem völlig künstliche Bedürfnisse erweckt werden. Denn genauso künstlich erscheint das spirituelle Ziel für unseren Egoismus.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Talmud Esser HaSefirot, 24.09.2012