Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Der Ort, an dem sich uns der Schöpfer enthüllt

Frage: Wir sagen, dass alles von der Vereinigung zwischen uns abhängt. Doch was stellt diese Vereinigung dar?

Meine Antwort: Wir beginnen unsere spirituelle Entwicklung an einem Punkt, der sich außerhalb der Spiritualität befindet. Und die ganze Zeit stehen wir auf diesem Punkt außerhalb der Spiritualität, der als „diese Welt“ bezeichnet wird, in der wir momentan existieren.

Warum? – Um unabhängig von der spirituellen Welt zu sein. Die spirituelle Welt ist wie eine riesige Sphäre, und wir befinden uns im Moment außerhalb, abseits von ihr. Und dann kann ich in sie hineintreten oder auch nicht. So, als wäre ich selbständig.

Wenn der Punkt im Herzen in mir erwacht, beginne ich, dieser Sphäre entgegenzustreben, obwohl ich mich noch nicht als einen winzigen Punkt neben dieser riesigen überwältigenden Sphäre, in die ich eintreten möchte, vorstelle. Ich werde jedoch von ihr angezogen.

Mit diesem Verlangen, mit diesem Bestreben nach der Spiritualität komme ich in irgendeine Gruppe. Was stellt diese Gruppe dar? Es sitzen Männer beisammen, studieren, sprechen miteinander, begeistern sich gegenseitig, diskutieren, singen, essen. Eine Art Klub – ziemlich merkwürdig, doch es gibt viele derartige Orte auf der Welt.

Ich betrachte die Gruppe als eine gewöhnliche Versammlung von Menschen in dieser Welt. Dann wird mir gesagt: „Du musst dich mit uns verbinden, dich der Gruppe anschließen, an allen Veranstaltungen teilnehmen, dich an allen Diensten beteiligen, bestimmte Aufgaben übernehmen, denn wir haben einen gemeinsamen Job“. Ich bin bereit, was bleibt mir auch anderes übrig… Denn ich sehe einen gewissen Nutzen darin.

Auf diese Weise verbinde ich mich mit diesen Jungs, weil ich verstehe, dass wir gemeinsam wahrscheinlich etwas erreichen werden. Außerdem sehe ich keinen anderen Ort, an dem ich das machen könnte, also füge ich mich.

Allmählich, im Laufe der Jahre, stelle ich fest, dass es an diesem Ort, an dem ich mich befinde, tatsächlich eine innere Verbindung existiert. Ich enthülle das nach einigen Jahren. Und diese Jahre sind nicht umsonst vergangen. Das sind die Jahre meiner inneren Arbeit, in denen das höhere Licht, ohne dass ich das spürte, auf mich einwirkte und eine Vielzahl an Handlungen mit einer Riesengeschwindigkeit in mir vollzog. Dann beginne ich zu hören… Was heißt „hören“? Ich beginne plötzlich auf die innere Verbindung zwischen uns – die Einheit in den Gefühlen und in den Herzen – zu achten, sie wertzuschätzen.

Die Zeit ist einfach gekommen – und ich beginne, mich von diesen Worten beeindrucken zu lassen, sie für wichtig zu halten. Das ist das Ergebnis des Lichts, welches diese ganzen Jahre an mir arbeitete und immer tiefer in mein Herz eindrang – und das Herz begann, auf diese Worte zu reagieren: „Vereinigung“, „Bürgschaft“, „Liebe“, „Geben“, „wie ein Mensch mit einem Herzen“. Ich beginne, innere Reaktionen auf diese Worte wahrzunehmen. Auf jedes Wort entsteht in mir eine bestimmte Reaktion, ich spüre den inneren Kern dieses Wortes.

Und so vergehen noch einige Monate, und noch mehr, und noch mehr… Denn dadurch korrigieren wir unsere Grundlagen – Malchut der Unendlichkeit in unserem Inneren. Bis ich tatsächlich beginne, mich meinen Freunden anzunähern. Ich betrachte sie bereits als Weggefährten auf meinem spirituellen Weg und erkenne, dass dieser Weg in unser Inneres, in unser inneres Zentrum, in unsere innere Verbindung führt. Und dort, wenn wir uns verbinden, ergründen wir alles.

Und wenn ich mir die spirituelle Welt früher als eine riesige Sphäre außerhalb von mir vorgestellt habe, wahrscheinlich irgendwo weit außerhalb des Universums, verbinde ich die Spiritualität jetzt immer mehr mit meiner inneren Empfindung, die sich in der Vereinigung zwischen uns enthüllt.

Diesen Ort gibt es jetzt noch nicht, doch wenn wir anfangen, uns untereinander zu verbinden, erschaffen wir eine neue Realität, die als „der Ort“ bezeichnet wird. Aus diesen gemeinsamen Verlangen werden wir den Ort erreichen, an dem sich uns der Schöpfer enthüllt.

Auszug aus dem Sohar-Unterricht, 24.04.2011

Um bürgen zu können, muss man sich über sich selbst erheben

Baal HaSulam, Die Bürgschaft: Aus diesem Grund waren sie zu Abrahams, Isaaks und Jakobs Zeit nicht bereit, die Tora zu bekommen, sondern erst, als sie aus Ägypten ausgezogen waren und ein vereintes Volk geworden waren. Erst dann ergab sich die Möglichkeit, dass jedem die Befriedigung all seiner Bedürfnisse, ohne den geringsten Zweifel daran zu haben, garantiert werden konnte.

Doch während sie sich noch unter den Ägyptern befanden, war ein Teil ihrer Bedürfnisse aus der Notwendigkeit heraus in die Hände von wilden Fremden gelegt worden, die voller Eigenliebe waren. Dadurch konnte keinem aus Israel die Befriedigung jenes Teils der Bedürfnisse garantiert werden, der sich in den Händen von Fremden befand.

Wenn der Mensch sich noch in seinem Egoismus befindet, sprich in der Gewalt des Pharao, der Völker der Welt in seinem Inneren, wenn er noch nicht in der Lage ist, diesen Verlangen zu entsagen, sich über sie zu erheben und sie einzusperren, damit sie ihn nicht beherrschen, sondern er sie beherrscht, dann ist er der Vereinigung noch nicht würdig. Die anderen können sich ihm nicht anschließen, und er kann sich nicht den anderen anschließen.

Nur unter der Bedingung, dass der Mensch sich von der Macht seines Egoismus befreit, dass er sich über den Egoismus erheben und die Knechtschaft von verschiednen „Herrschern“ loswerden kann, ist er bei der nächsten Etappe zur Vereinigung und der Bürgschaft bereit.

Somit existieren klare Etappen: zuerst erheben wir uns über den Egoismus, und dann schließen wir uns der vereinten Kraft, der Bürgschaft an.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel „Die Bürgschaft“, 24.04.2011