Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie 'Krise'

Was passiert, wenn wir Vielfalt und Inklusion falsch verstehen?

Veröffentlicht in KabNet vom 04.06.2020

Kannst du Wasser und Öl mischen? Nein, das kannst du nicht. Aber kannst Du auf eines von beiden verzichten? Nein, das kannst du nicht. Kann ein Wolf ein Elch werden? Nein, das kann er nicht. Würden wir das wollen? Gott bewahre! Warum schließen wir Vielfalt und Inklusion aus, wenn es um Menschen geht?

Warum kämpfen wir darum, dass alle gleich sind, wenn es genau die Unterschiede zwischen uns sind, die die Menschheit so wunderbar macht, wenn wir harmonisch miteinander arbeiten?

So wie Männer und Frauen sich voneinander unterscheiden, so unterscheiden sich auch die vier verschiedenen Farbtypen: Weiß, Schwarz, Gelb und Rot. Und so wie sich Männer und Frauen ergänzen, so ergänzen sich auch die vier Arten von Menschen. Keiner ist besser oder schlechter als der andere. Sie sind einfach das was sie sind – vier Arten von Menschen, deren Unterschiede sich unter anderem in der Hautfarbe manifestieren.

„Indem wir versuchen, alle gleich zu machen, interpretieren wir Inklusion falsch und erhöhen den Hass, der bereits in uns besteht.“

Sie könnten fragen: „Aber wenn einer dem anderen nicht überlegen ist, warum gibt es dann Fanatismus?“

Fanatismus hat nichts mit Hautfarbe zu tun oder mit menschlicher Natur: Wir sind egozentrisch und voneinander entfremdet. In einfachen Worten, wir sind hasserfüllte Kreaturen. Dies ist natürlich keine Neuigkeit; Es ist seit Genesis (8:21) bekannt, als Gott sagte: „Die Neigung des menschlichen Herzens ist seit seiner Jugend böse.“

Diese Neigung ist der Grund dafür, dass es mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Aufhebung der Rassentrennung in den Vereinigten Staaten keine Eingliederung gibt. Mit dem Versuch, alle gleich zu stellen, interpretieren wir die Inklusion falsch und verstärken den bereits in uns vorhandenen Hass.

Inklusion bedeutet nicht, dass alle gleich werden. Dies bedeutet, dass jeder an dem Aufbau einer gemeinsamen Gesellschaft beteiligt ist, jeder gemäß seinen einzigartigen Eigenschaften. Gerade die Vielfalt der Einzigartigkeiten innerhalb eines gemeinsamen Systems schafft eine gesunde und robuste Nation.

Doch dafür müssen die Menschen die böse Neigung überwinden, die ihr Herz beherrscht. Um die angeborene Neigung zu überwinden, müssen wir mehrere Aspekte verstehen und begreifen: 1) Alle Teile der amerikanischen Gesellschaft sind unentbehrlich. Extrahiert man irgendeinen Teil davon, dann wird dadurch die ganze Nation behindert. 2) Die verschiedenen Fraktionen sind gerade deshalb unverzichtbar, weil sie unterschiedlich sind. Was einer kann, kann kein anderer. 3) Die Einzigartigkeit jeder Bevölkerungsgruppe muss einen positiven Beitrag zur gesamten Gesellschaft leisten. Die Vielfalt wird die Gesellschaft stärken und die Solidarität erhöhen, anstatt wie in der gegenwärtigen Situation, durch den Hass die Trennung verursachen und zu Spannungen und zum Zerfall führen. 4) Das ultimative Ziel aller Fraktionen muss die Stärkung und Stabilisierung der gesamten amerikanischen Gesellschaft sein. Wenn auch nur eine der vier Gruppierungen ihren eigenen Weg geht, wird die gesamte Gesellschaft in Stücke zerfallen.

Ein guter Beispiel ist eine Basketballmannschaft. Jeder Spieler in der Mannschaft hat eine bestimmte Rolle (oder Rollen) zu spielen, und jeder Spieler hilft auch den anderen Mannschaftskameraden, ihren Beitrag zu leisten. Wenn die Mannschaft gewinnt, ist es nicht der persönliche Sieg eines Spielers, sondern eine Teamleistung, die das Ergebnis erbracht hat.

In etwa, den gleichen Teamgeist braucht die heutige amerikanische Gesellschaft und ihre Akteure, die ihre Rolle spielen, sich dabei auch gegenseitig helfen und gemeinsam die Aufgabe erfüllen, die gesamte amerikanische Nation zu vereinen. Die Vielfalt der amerikanischen Bevölkerung kann die schönste und blühendste Gesellschaft der Erde erschaffen, aber zuerst müssen die Menschen entscheiden, lieber einander zu lieben als zu hassen.

Die Entscheidung für die Liebe ist nicht leicht, aber es gibt keinen anderen Weg. Man sagt, dass die Notwendigkeit die Mutter der Erfindung ist. Heute ist es notwendig, dass sich die amerikanische Gesellschaft neu erfindet, weil sie am Rande des Zusammenbruchs steht. Die kommenden Wochen und Monate werden darüber entscheiden, ob Amerika den Hass, der sich in der ganzen Nation ausgebreitet hat, besiegt und zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung für die ganze Welt wird, oder dem Hass nachgibt und in einen Bürgerkrieg zurückfällt.

Bild von Leejoann auf Pixabay

Keine Polizei, keine Gerechtigkeit, kein Frieden

In NewsMax am 11. Juni 2020 veröffentlicht. 
Der Tod von George Floyd und die Demonstrationen, die dagegen protestierten, hätten viele plausible Ideen zur Eindämmung von Polizeibrutalität und Rassismus auslösen können. Die vollständige Auflösung der Polizei gehörte nicht dazu. Wie kann eine Gesellschaft ohne Polizei Recht und Ordnung aufrechterhalten? Wer wird ehrliche Kaufleute vor Plünderern, wie wir sie in den vergangenen zwei Wochen gesehen haben, schützen? 

Laut Webster’s Dictionary ist die Polizei „die Regierungsbehörde, die sich in erster Linie mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Sicherheit, Gesundheit und der Durchsetzung von Gesetzen befasst und über exekutive, gerichtliche und legislative Befugnisse verfügt“. Die Polizei ist auch „mit der Verhütung, Aufdeckung und Verfolgung von öffentlichen Ärgernissen und Verbrechen beauftragt“. Es liegt auf der Hand, dass wir uns ohne Polizeiarbeit in einem gesetzlosen Land befinden, und wer möchte diesen Weg schon gehen?

Doch genau das ist es, was der Stadtrat von Minneapolis beschlossen hat – die Polizei aufzulösen. Besonders nach den Unruhen nach Floyds ungerechtfertigtem Tod erscheint diese Entscheidung kapriziös, unverantwortlich und widerspricht jedem gesunden Menschenverstand. Wenn sie umgesetzt wird, wird es keine Gerechtigkeit und keinen Frieden geben, sondern nur Blutvergießen und Anarchie. Es wird die Hölle auf Erden sein.

Es gibt viele Probleme mit den heutigen Polizeikräften in Amerika, aber sie spiegeln nur die hasserfüllte Gesellschaft wider, deren Bausteine einstürzen. Unangemessene Gewalt ist nicht das ausschließliche Merkmal der Polizei; Amerika hat die gewalttätigste und am stärksten bewaffnete Zivilgesellschaft der Welt, die man sich vorstellen kann, viel mehr als jedes rückständigste Regime.

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Das Wiederaufleben von COVID-19 und was wir tun müssen

Auf Facebook am 14.06.2020 veröffentlicht. 

Wie zu erwarten war, lässt das Coronavirus nicht locker. Es verbreitet sich über die gesamten USA, Deutschland, Italien, Südkorea, China und viele andere Länder. Noch schlimmer ist, dass das Virus mutiert ist und nun „fast zehnmal infektiöser“ ist, so die Wissenschaftler von Scripps Research, Florida.

Das Coronavirus wird uns, ob wir es wollen oder nicht, zwingen, unsere Denkweise zu ändern, was wiederum eine viel gesündere und glücklichere Lebensweise für uns alle schaffen wird. Noch können wir wählen, wie wir dorthin gelangen wollen. Wenn wir den Wandel mitmachen, wird es ein schneller und reibungsloser Übergang sein. Wenn wir uns dagegen wehren, werden wir schreckliche Schläge erleiden, die uns zwingen werden, uns dennoch zu ändern.

Die Coronavirus-Pandemie, die George-Floyd-Proteste, die Wirtschaftskrise, die aus der Pandemie entstanden ist, sind alles globale Ereignisse. Die Ära der großen Imperien ist vorbei; jetzt sind alle Länder genauso voneinander abhängig, wie alle Menschen. Doch bis wir dies erkennen, werden wir nicht glücklich sein, denn wir werden weiter nach Wegen suchen, um allen anderen voraus zu sein. Aber heutzutage wird jeder, der dies versucht, teuer bezahlen.

Wir haben nur noch wenige Monate wirtschaftliche Atempause, bevor sich ganze Sektoren aufzulösen beginnen und unzählige Menschen arbeits- und hoffnungslos zurücklassen werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass jeder versteht, dass die Länder sich um alle ihre Einwohner kümmern und alle mit den Grundbedürfnissen wie Wasser, Nahrung, Heizung, Kleidung und Unterkunft versorgen müssen.

Danach muss blitzschnell ein neues Bildungssystem aufgebaut werden, um allen unsere vollständige Verbundenheit und gegenseitige Verantwortung zu vermitteln und allen klar zu machen, dass unsere Leben davon abhängen.

Bild von Bella H. auf Pixabay

Der schwarzer Montag, wer steht hinter den Schlägen?


Der schwarzer Montag, wer steht hinter den Schlägen?

 

Die Wirtschaft wieder in Ordnung bringen

Dr. Michael Laitman
Von meiner Facebook-Seite Michael Laitman 08.05.2020

Wir haben es nicht gewusst, aber unsere Wirtschaft steht seit mehr als einem Jahrhundert Kopf. Anstatt uns um unsere Bedürfnisse zu kümmern, haben wir uns um die „Bedürfnisse“ der Wirtschaft gekümmert. Wir sorgten uns um Wachstum, Produktion, Konsum, um Handelsdefizit oder -überschuss und darum, dass wir weiter Exportweltmeister bleiben. 

Auf dem Weg haben wir irgendwann vergessen, dass die Wirtschaft eigentlich für uns da ist, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und auch dafür zu sorgen, dass wir Nahrung, Kleidung, Gesundheitsversorgung, Wohnraum und Bildung haben. Wenn es irgend geht, sollte sie uns auch angenehm die Zeit vertreiben….. aber bis COVID-19 auftauchte, hatten wir das völlig vergessen. Jetzt haben wir die Chance bekommen, die Wirtschaft in Ordnung zu bringen und unser Leben so umzugestalten, dass es unseren Bedürfnissen entspricht.

Mit der heutigen Technologie brauchen nicht alle zu arbeiten, schon gar nicht die wahnsinnig vielen Stunden, die wir bis zum Beginn der Isolation gearbeitet haben. Der durchschnittliche Angestellte arbeitet weit mehr Stunden als Sklaven noch vor zweihundert Jahren. Es wäre vielleicht sinnvoll gewesen, wenn Angestellte mehr Freiheit oder Sicherheit genossen hätten als Sklaven, aber als die Corona-Krise die Wirtschaft lahmlegte, waren zig Millionen Menschen ohne jegliche Sicherheit – nicht einmal der Wohnraum und nicht einmal Nahrung waren sicher. 

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COVID-19 ist nicht “nur” eine Pandemie!

Dr. Michael Laitman

Von meiner Facebook-Seite Michael Laitman 05.05.20

Die Menschheit bewegt sich auf eine beispiellose Krise zu. Es gab Krisen vor wirtschaftlichen und sozialen Krisen, wenn das Ego eines Landes mit dem eines anderen oder mehrerer anderer Länder kollidierte. Aber jetzt bewegen wir uns auf eine Krise ganz anderer Art zu. Wir kommen zu einem Zustand, in dem wir alles, was wir während unserer gesamten Menschheitsgeschichte aufgebaut haben, hinterfragen werden…und verwerfen müssen. 

Alles, was wir aufgebaut haben, basiert auf Selbstverwirklichung. Jetzt bewegen wir uns in Richtung einer Ära, in der Solidarität der einzige Wert ist, den die Gesellschaft schätzen wird, und Rücksichtnahme wird die einzige Eigenschaft sein, die die Menschheit respektiert.

Das Coronavirus hat unsere wechselseitige Abhängigkeit und Verbindung aufgedeckt. Nach und nach werden wir entdecken, dass diese gegenseitige Abhängigkeit viel tiefer reicht als die Pandemie; sie ist das eigentliche Gefüge der fundamentalen Wirklichkeit. Bald werden wir mehr wahrnehmen, dass jeder, der rücksichtslos gegenüber Anderen handelt, nicht nur diejenigen verletzt, die er misshandelt, sondern alle und alles – einschließlich sich selbst, da er dadurch gegen das Gewebe der Wirklichkeit handelt.

Die Erkenntnis unserer Verbundenheit wird notwendigerweise wechselseitige Fürsorge und Rücksichtnahme hervorrufen. Je eher wir uns dieser Denkweise annähern, desto eher wird sie unsere Wirklichkeit werden. Je mehr wir uns bemühen, auf andere Rücksicht zu nehmen, desto angenehmer, reibungsloser und schneller werden wir in dieses angenehme Leben übergehen.

Wie nutzen wir das Corona Virus am besten?


Frage: Wie sollten wir mit der wachsenden Angst vor den zu erwartenden Folgen des Coronavirus umgehen, wenn wir keine Arbeit mehr haben, um den Lebensunterhalt zu verdienen? Wie hängt dies mit der spirituellen Verbindung zusammen?

Antwort: Sie werden keine Probleme haben, da dies nicht nur Ihr Problem ist, sondern das von vielen Millionen oder sogar Milliarden Menschen auf der Welt. Deshalb macht es keinen Sinn, sich Sorgen zu machen.

Es werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, damit die Menschen über die Runden kommen. Es ist nicht vergleichbar mit dem Leid, das durch Kriege oder Hungersnöte auftritt. In Wahrheit ist die Krise nicht so dramatisch. Wie viele Todesopfer hat das Coronavirus bisher gefordert? Eine kleine Menge. Wir können also damit umgehen.

Allerdings müssen wir solche Zustände als Hinweis auf unsere „getrennte“ Gesellschaft betrachten. Wenn wir versuchen, das Trennende zwischen uns zu überwinden, dann machen wir aus diesem Virus etwas Gutes. Dann wird es seine „gute Tat“ vollbringen: Anstatt die Verbindungen zwischen uns zu zerstören, wird es sie produktiver, liebevoller, korrekter und menschlicher machen.

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Die Lehren einer globalen Epidemie

Veröffentlicht in Newsmax am 28.04.2020: “ Die Lehren einer globalen Epidemie „

Die Welt versucht eifrig, wieder auf die Beine zu kommen. Natürlich müssen die Menschen ihren Lebensunterhalt sichern, Essen auf den Tisch stellen und sich wieder an die Arbeit machen, aber ich frage mich, haben wir die Lektionen gelernt, die uns die Coronavirus-Krise zu lehren versuchte? Was, wenn die Pandemie ihr Ziel, uns zur Schaffung einer ausgewogeneren Gesellschaft anzuspornen, noch nicht erreicht hat?

Schrittweise werden in den Vereinigten Staaten und in der ganzen Welt einige Geschäfte und Dienstleister wieder geöffnet. Eine scheinbare Normalität wird allmählich wiederhergestellt, und jedermann scheint damit zufrieden zu sein, dass wir wieder zu unserer gewohnten egoistischen Herangehensweise zur Selbstbereicherung und Ausbeutung des Ökosystems zurückkehren wollen, die uns ursprünglich in diese Gefahr gebracht hat. Oder vielleicht auch nicht? Es wird also interessant sein zu sehen, ob wir aus dieser erzwungenen Pause klüger hervorgehen, uns des Systems, in dem wir leben, bewusster wurden und bereit sind, etwas zu tun, um das verlorene Gleichgewicht in unseren Beziehungen zu anderen und der uns umgebenden Umwelt wiederherzustellen.

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„Coronavirus und Notfallwirtschaft“

Mein Artikel in Newsmax: „Coronavirus und Notfallwirtschaft“

Gegenwärtig versuchen Regierungen, Unternehmen und Geschäftsleute mit finanziellem Sauerstoff zu versorgen, bis die Pandemie vorüber ist. Aber sie wird nicht so schnell vorübergehen. Meiner Einschätzung nach werden ca. 12-18 Monate vergehen, bevor sie abklingt. Noch bedeutender ist jedoch, dass sich die Menschen dramatisch verändert haben werden, wenn die Pandemie vorbei ist; sie werden nicht zur alten Lebensweise zurückkehren wollen.

Auf Graffitis in Hongkong ist folgendes zu lesen: „Wir können nicht zur Normalität zurückkehren, weil sie das hauptsächliche Problem darstellt.“ Wie zutreffend. Einige Unternehmen werden zurückkehren, doch eine große Vielzahl von ihnen auch nicht, weil sie von Anfang an überflüssig waren, so dass ihre Wiederbelebung nichts anderes als eine Verschwendung von Steuergeldern ist. Anstatt zu verschwenden, sollten die Regierungen eine „Notfall Wirtschaft“ ausrufen und alles einfrieren, bis sich der ganze Wirbel gelegt hat. Nach einigen Monaten wird es leichter sein zu erkennen, was wir behalten und wovon wir uns verabschieden sollten.

Das erste, was die Regierungen daher tun müssen, ist sicherzustellen, dass alle Menschen Nahrung und Unterkunft haben. Jede Familie sollte pro Kopf das gleiche bekommen, was den Bedarf an Bargeld mindern wird. Die Gewährleistung von Nahrung und Unterkunft für jeden ist viel kostensparender, als die Überweisung von Geld auf die Konten der Menschen und garantiert, dass sie es nicht für überflüssige Ausgaben verschwenden.

In der Zwischenzeit sollten die Geschäfts- und Finanzsektoren auf Eis gelegt werden: Alle Transaktionen, die Aufnahme und Auszahlung von Darlehen – alles und jeder sollte einfach eine Pause einlegen.

Je hartnäckiger wir den Einstieg in eine neue Phase der Menschheit ablehnen, desto schmerzhafter wird sich diese Phase für uns auswirken. Stellt man sich soziale Veränderungen wie eine Bahnfahrt vor, dann ist der Zug auf dem Weg zu einer neuen Station vom Bahnsteig abgefahren, und wird nicht anhalten, bis wir dort angelangt sind.

Erleichterung des Übergangs

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„COVID-19 – Der vergrabene Kapitalismus“

Veröffentlicht im Newsmax: “COVID-19 – Der vergrabene Kapitalismus

Am 20. März schrieb der Historiker Yuval Noah Harari in der Financial Times, dass das Wesen von Krisen darin besteht, die Entwicklungen der Vergangenheit zu beschleunigen. Alles was wir kennen, unsere gesamte Zivilisation zerfällt gerade in rasender Geschwindigkeit. Doch die Hoffnung, dass das Leben nach dem Virus so weitergeht wie vorher, bleibt. Das wird es aber nicht. Das Coronavirus wird alles verändern.

Es findet eine Veränderung des gesamten Paradigmas unseres Leben statt und nicht nur unserer Einstellung dazu. Der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown schrieb: Um das Coronavirus zu bekämpfen sollte der G20 die Bemühungen der WHO unterstützen und die Globalen Fonds zur Koordinierung und Steigerung der Produktion und Beschaffung medizinischer Güter nutzen, statt weiterhin die Profitgier durch Preiskriege zu fördern.

Das Modell des Preiskrieges muss unbedingt abgeschafft werden. Der Virus selbst wird aber so schnell nicht verschwinden. Uns sind bereits über 40 Stämme bekannt. Selbst wenn es uns gelingt, alle aggressiven Formen auf wundersame Weise abzuschaffen, werden wir feststellen wie sehr wir uns in dieser Zeit veränderten. Dann wird auch das hektische Konsumverhalten nicht mehr reizvoll sein.

COVID-19 stoppte den Tourismus, den Transport, die Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten.Er verändert nicht nur unsere Wirtschaft oder unsere Lebensweise. Er verändert unser gesamtes  Denken, die Kultur, die Industrie, die Bildung, die Sozialisierung und sogar unsere Fähigkeit, uns zum Gebet zu versammeln. Wenn wir die Gesellschaft neu aufbauen, werden wir anders sein. Wir sollten besser anders sein, wenn wir keine Fortsetzung der Coronavirus-Episode wollen.

Eine neuartige Ökonomie

Wenn ein Superbug der ganzen Welt eine Quarantäne auferlegt, sind seine Auswirkungen unvorstellbar. Die Länder werden sich früher oder später, um die grundlegendsten Bedürfnisse ihrer Bürger kümmern müssen. Sie werden Nahrung, Wohnung, Gesundheitsversorgung und Bildung bereitstellen müssen. Die Mehrheit der Menschen wird einfach kein Einkommen mehr haben, um etwas davon kaufen zu können. Hier reden wir nicht einmal von Luxusgüter oder irgend ein technisches Spielzeug.

Die Quarantäne- oder die „Bleib daheim“-Politik ist nicht nur eine Notmaßnahme. Sie ist das Ende des Kapitalismus. Wir erkennen es vielleicht noch nicht, aber zusammen mit den Särgen unserer Lieben, begraben wir unsere Lebensweise und unsere Lebensanschauung, in der wir alle aufgewachsen sind. Der Kapitalismus ist tot.

Die neue Ökonomie, die aus der Asche aufersteht, wird auf anderen Werten basieren müssen. Arbeitsplätze werden praktisch veraltet sein, Reichtum und Macht werden zu irrelevanten Erfolgsmaßstäben. Da die menschliche Natur immer nach Bedeutung strebt, werden neue Normen die Stelle einnehmen, wo die alten eine Lücke hinterließen.

Statt Macht durch Kontrolle wird die Führung durch Vorbild in den Vordergrund treten. Diejenigen, die am meisten dazu beitragen, den Geist der Gesellschaft zu erhöhen, das Wohlergehen der Menschen zu garantieren und die soziale Solidarität zu stärken, werden die herausragenden Persönlichkeiten in der Gesellschaft werden.

Bis jetzt wetteifern wir miteinander wie Kinder, die den König des Berges spielen. Doch nach und nach wird uns der Virus beibringen, diejenigen zu schätzen und zu ehren, die sich anstrengen alle nach oben zu heben, um die Gesellschaft und nicht sich selbst zu erhöhen.

Die neue Ökonomie, die aus den Ruinen der alten entstehen wird, wird keine neue Form des Sozialismus sein. Es wird eine Gesellschaft der gegenseitigen Verantwortung sein. Es ist kein wirtschaftliches, sondern ein soziales Konzept der gegenseitigen Bürgschaft, das sowohl wirtschaftliche als auch bildungspolitische Aspekte einschließt. Sie erfordert keine materielle Gleichheit, sondern gegenseitige Fürsorge, die garantiert, dass die Menschen a) haben, was sie brauchen, und b) wollen, dass alle anderen haben, was sie brauchen.

In einer Gesellschaft, die auf gegenseitiger Bürgschaft beruht, werden persönliche Eigenschaften geschätzt und gefördert, solange man seine Fähigkeiten einsetzt, um das Leben aller zu verbessern. Dieser Ansatz eröffnet den Menschen unendlich viele Möglichkeiten, sich auszudrücken, und die Gesellschaft wird sie dafür belohnen. Respekt, Bewunderung und Liebe für die Menschen, die einen Beitrag leisten, werden das Streben nach Reichtum und Besitz mehr als ausgleichen.

Aus diesem Grund sollte die Einführung der gegenseitigen Bürgschaft sowohl auf der physischen als auch auf der intellektuellen Ebene erfolgen. Auf der ersteren Ebene müssen sich die Regierungen, wie oben erwähnt, um die Grundbedürfnisse der Menschen kümmern. Auf der zweiten Ebene müssen wir ein Online-Bildungssystem einrichten, in dem Wissenschaftler und andere Experten den Begriff der gegenseitigen Bürgschaft einführen und erklären, warum die heutige Realität dies erfordert.

Die Idee hinter diesen Bildungsprogrammen besteht nicht nur darin, der Menschheit bei der Überwindung des Virus zu helfen. Das Ziel besteht darin, das Paradigma, das unser Leben bestimmt, zu ändern, indem wir uns nicht mehr auf das „Ich“, sondern auf das „Wir“ konzentrieren. Damit schaffen wir eine blühende und nachhaltige Gesellschaft. Das „Preiskrieg“-Paradigma, von dem Brown sprach, ist der Grund, warum der Coronavirus unsere Zivilisation zerstörte. Wenn wir gewinnen wollen, sollten wir jetzt eine Gesellschaft aufbauen, die auf gegenseitiger Bürgschaft beruht. Und jeder Moment des Zögerns ist ein Moment zu spät.

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay