Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

„COVID-19 – Der vergrabene Kapitalismus“

Veröffentlicht im Newsmax: “COVID-19 – Der vergrabene Kapitalismus

Am 20. März schrieb der Historiker Yuval Noah Harari in der Financial Times, dass das Wesen von Krisen darin besteht, die Entwicklungen der Vergangenheit zu beschleunigen. Alles was wir kennen, unsere gesamte Zivilisation zerfällt gerade in rasender Geschwindigkeit. Doch die Hoffnung, dass das Leben nach dem Virus so weitergeht wie vorher, bleibt. Das wird es aber nicht. Das Coronavirus wird alles verändern.

Es findet eine Veränderung des gesamten Paradigmas unseres Leben statt und nicht nur unserer Einstellung dazu. Der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown schrieb: Um das Coronavirus zu bekämpfen sollte der G20 die Bemühungen der WHO unterstützen und die Globalen Fonds zur Koordinierung und Steigerung der Produktion und Beschaffung medizinischer Güter nutzen, statt weiterhin die Profitgier durch Preiskriege zu fördern.

Das Modell des Preiskrieges muss unbedingt abgeschafft werden. Der Virus selbst wird aber so schnell nicht verschwinden. Uns sind bereits über 40 Stämme bekannt. Selbst wenn es uns gelingt, alle aggressiven Formen auf wundersame Weise abzuschaffen, werden wir feststellen wie sehr wir uns in dieser Zeit veränderten. Dann wird auch das hektische Konsumverhalten nicht mehr reizvoll sein.

COVID-19 stoppte den Tourismus, den Transport, die Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten.Er verändert nicht nur unsere Wirtschaft oder unsere Lebensweise. Er verändert unser gesamtes  Denken, die Kultur, die Industrie, die Bildung, die Sozialisierung und sogar unsere Fähigkeit, uns zum Gebet zu versammeln. Wenn wir die Gesellschaft neu aufbauen, werden wir anders sein. Wir sollten besser anders sein, wenn wir keine Fortsetzung der Coronavirus-Episode wollen.

Eine neuartige Ökonomie

Wenn ein Superbug der ganzen Welt eine Quarantäne auferlegt, sind seine Auswirkungen unvorstellbar. Die Länder werden sich früher oder später, um die grundlegendsten Bedürfnisse ihrer Bürger kümmern müssen. Sie werden Nahrung, Wohnung, Gesundheitsversorgung und Bildung bereitstellen müssen. Die Mehrheit der Menschen wird einfach kein Einkommen mehr haben, um etwas davon kaufen zu können. Hier reden wir nicht einmal von Luxusgüter oder irgend ein technisches Spielzeug.

Die Quarantäne- oder die „Bleib daheim“-Politik ist nicht nur eine Notmaßnahme. Sie ist das Ende des Kapitalismus. Wir erkennen es vielleicht noch nicht, aber zusammen mit den Särgen unserer Lieben, begraben wir unsere Lebensweise und unsere Lebensanschauung, in der wir alle aufgewachsen sind. Der Kapitalismus ist tot.

Die neue Ökonomie, die aus der Asche aufersteht, wird auf anderen Werten basieren müssen. Arbeitsplätze werden praktisch veraltet sein, Reichtum und Macht werden zu irrelevanten Erfolgsmaßstäben. Da die menschliche Natur immer nach Bedeutung strebt, werden neue Normen die Stelle einnehmen, wo die alten eine Lücke hinterließen.

Statt Macht durch Kontrolle wird die Führung durch Vorbild in den Vordergrund treten. Diejenigen, die am meisten dazu beitragen, den Geist der Gesellschaft zu erhöhen, das Wohlergehen der Menschen zu garantieren und die soziale Solidarität zu stärken, werden die herausragenden Persönlichkeiten in der Gesellschaft werden.

Bis jetzt wetteifern wir miteinander wie Kinder, die den König des Berges spielen. Doch nach und nach wird uns der Virus beibringen, diejenigen zu schätzen und zu ehren, die sich anstrengen alle nach oben zu heben, um die Gesellschaft und nicht sich selbst zu erhöhen.

Die neue Ökonomie, die aus den Ruinen der alten entstehen wird, wird keine neue Form des Sozialismus sein. Es wird eine Gesellschaft der gegenseitigen Verantwortung sein. Es ist kein wirtschaftliches, sondern ein soziales Konzept der gegenseitigen Bürgschaft, das sowohl wirtschaftliche als auch bildungspolitische Aspekte einschließt. Sie erfordert keine materielle Gleichheit, sondern gegenseitige Fürsorge, die garantiert, dass die Menschen a) haben, was sie brauchen, und b) wollen, dass alle anderen haben, was sie brauchen.

In einer Gesellschaft, die auf gegenseitiger Bürgschaft beruht, werden persönliche Eigenschaften geschätzt und gefördert, solange man seine Fähigkeiten einsetzt, um das Leben aller zu verbessern. Dieser Ansatz eröffnet den Menschen unendlich viele Möglichkeiten, sich auszudrücken, und die Gesellschaft wird sie dafür belohnen. Respekt, Bewunderung und Liebe für die Menschen, die einen Beitrag leisten, werden das Streben nach Reichtum und Besitz mehr als ausgleichen.

Aus diesem Grund sollte die Einführung der gegenseitigen Bürgschaft sowohl auf der physischen als auch auf der intellektuellen Ebene erfolgen. Auf der ersteren Ebene müssen sich die Regierungen, wie oben erwähnt, um die Grundbedürfnisse der Menschen kümmern. Auf der zweiten Ebene müssen wir ein Online-Bildungssystem einrichten, in dem Wissenschaftler und andere Experten den Begriff der gegenseitigen Bürgschaft einführen und erklären, warum die heutige Realität dies erfordert.

Die Idee hinter diesen Bildungsprogrammen besteht nicht nur darin, der Menschheit bei der Überwindung des Virus zu helfen. Das Ziel besteht darin, das Paradigma, das unser Leben bestimmt, zu ändern, indem wir uns nicht mehr auf das „Ich“, sondern auf das „Wir“ konzentrieren. Damit schaffen wir eine blühende und nachhaltige Gesellschaft. Das „Preiskrieg“-Paradigma, von dem Brown sprach, ist der Grund, warum der Coronavirus unsere Zivilisation zerstörte. Wenn wir gewinnen wollen, sollten wir jetzt eine Gesellschaft aufbauen, die auf gegenseitiger Bürgschaft beruht. Und jeder Moment des Zögerns ist ein Moment zu spät.

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay


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