Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Der Mensch ist in unserem Inneren verborgen

Frage: Im Menschen gibt es Verlangen verschiedener Niveaus. Nach welcher Skala sortiert er sie?

Meine Antwort: Eigentlich wird das Maß anhand der Lichter berechnet, die sich in die Gefäße einkleiden, wenn ich meine Selbstsucht überwinde.

Denn ich will eigentlich die Verbindung mit dem Nächsten nicht erlangen. „Hätten meine Augen ihn nur  nicht gesehen“. Aber ich erhebe mich darüber und nehme („kaufe“) mir seine Verlangen, wie der Höhere es bezüglich des Unteren tut, um daraufhin МaN hervorzurufen (die Bitte um die Korrektur) und  МaD (die Antwort auf diese Bitte) zu bekommen, um das Geben zu praktizieren. So entwickle ich mich, indem ich die Rolle des Höheren für die anderen Menschen spiele.

Frage: Wie geschieht das? In unserer Welt verwandelt sich die Kuh nicht in einen Menschen und aus den Steinen sprießen keine Blätter…

Meine Antwort: Stelle dir das Leben eines Menschen vor: nach der Schule ging er zur Universität, er wurde Ingenieur, später wurde er zum Gelehrten und erreichte im Endeffekt die allgemeine Anerkennung. Aber wenn man dabei seinen Körper betrachtet, ist er gealtert. Früher war ein Haarschopf zu sehen, jetzt die Glatze, früher hatte er Kräfte und war gesund, jetzt sind allerlei Krankheiten da.

Wir sehen nicht, was auf der Stufe des Menschen passiert, weil er auf dieser Stufe alles von den anderen empfängt. In unserer Welt ist das nicht sichtbar, hier sind wir physisch den Tieren ähnlich, und der Mensch ist in unserem Inneren verborgen, er ist unser inneres Niveau.

Um ihn zu enthüllen, muss man sich den Nächsten, den Freunden, trotz dem eigenen Verlangen, trotz dem inneren Widerstand anschließen. Dazu soll ich über die Selbstsucht hinaufsteigen, und beginnen zum Wohl des Nächsten zu handeln. Dann werde ich beginnen, meinen Nächsten zu empfinden und kann seinen Wunsch übernehmen. Dadurch werden wir das Bündel „Höherer-Unterer“ bilden, und es wird möglich sein, sich zu entwickeln, indem ich das Licht, die Füllung verbreite.

Auszug aus dem Unterricht nach „dem Vorwort zum Buch Sohar“, 11.04.2013

Das virtuelle Geben

Frage: Was zwingt den Menschen dazu, den Zustand von Bina, „Chafez Chessed“ zu verlassen?

Meine Antwort: Wir gehen niemals aus dem Zustand von Bina, „Chafez  Chessed“ heraus – wir  ergänzen diesen Zustand lediglich. In der spirituellen Welt gehen keine Zustände verloren, vielmehr steigen wir auf den Stufen höher und höher hinauf. Wenn ich den Zustand „Chafez Chessed“, das Geben für das Geben ignoriere, dann kehre ich in die egoistische Absicht zurück. Das Geben für das Geben ist die minimalste Stufe, auf der ich mich aufhalten soll.

Darüber baue ich den höheren Zustand „Chafez Chessed“ auf, und zwar mit einer immer größeren Tiefe des Verlangens (Awiut) bis zum unendlichen Geben für das Geben. Und in diesem Zustand „Chafez Chessed“ (nur die Gnade wünschend), in welchem ich  sogar glücklich und unbesorgt im Wald leben kann, da ich nichts, noch nicht mal ein Hemd brauche, beginne ich das zusätzliche Geben “anzuwenden”.

Im Zustand „Chafez Chessed“ gebe ich nichts. Es ist zwar das Geben für das Geben, aber ich habe nichts, was ich geben könnte. Ich gebe zum Schein, weil ich gegen die eigene Selbstsucht vorgehe. Diese Handlung macht mich zum Gebenden. Als ob die Mutter dem Kind sagen würde: „Tue mir ein Gefallen, höre auf, alles schmutzig zu machen“. Und das Kind tut nichts Nützliches, gibt den anderen nichts, hört nur auf, Unfug zu treiben. Das heißt, das Kind tut etwas für die Mutter.

So ist der Zustand „Chafez Chessed“, was bedeutet, dass ich aufhöre mit der Selbstsucht zu spielen. Ich will sie nicht empfinden, ich will ganz „nackt“ werden und vollständig der Mutter anvertraut werden, in allem auf sie hören. Dabei verrichte ich noch keine guten Taten, was sie von mir erwartet, aber ich habe bereits aufgehört, Böses zu verursachen, worum sie mich gebeten hat. Das heißt Geben zum Zweck des Gebens.

Eigentlich gebe ich nichts außer „dem virtuellen“ Genuss. Ich habe aufgehört mich schlecht zu benehmen, zu schreien, zu wüten. Das bedeutet, dass ich den Zustand „Chafez Chessed“ erreicht habe, der sich von der minimalsten Stufe des Verlangens (Awiut) bis in die Unendlichkeit erstreckt.

Aber darüber hinaus beginne ich bereits für das Geben zu empfangen, etwas auf Wunsch der Mutter zu tun: ihr bei irgendwelchen Hausarbeiten zu helfen. Das liegt oberhalb des Gebens für das Geben, und ist deshalb das reale Geben.

Auszug aus dem Unterricht nach „der Lehre der Zehn Sefirot“ „, 08.04.2013