Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Aus dem Nebel heraustreten

Frage: Ich glaube, dass wir auf dem Arava-Kongress bewiesen haben, dass alles möglich ist. Was nun?

Meine Antwort: Das Problem ist folgendes: Wenn ich in unserer Welt ein Ziel sehe und es in meinen Augen wichtig ist, habe ich genug Energie, um zu handeln und das Ziel zu erreichen. Wenn das Ziel jedoch unsichtbar oder unwichtig ist, habe ich keine Kraft, um zu arbeiten: „Also wirklich, wozu schuften?“

Unser Problem besteht letztendlich in der Erkenntnis der Wichtigkeit des Ziels. Diese Wichtigkeit wird für uns absichtlich von Oben gedrosselt, damit wir sie immer wieder erlangen, damit wir jedes Mal einen anderen Schöpfer, eine neue spirituelle Welt, alles neu haben.

Das müssen wir mit den Freunden selbst aufbauen. Sie sollen mir erzählen, wie wichtig der spirituelle Weg ist, obwohl sie es selbst nicht spüren. Denn wir sind eine gegenseitige Verpflichtung eingegangen, genau das bedeutet Bürgschaft. Das heißt, dass wir einander immer und immer wieder darüber erzählen müssen, wie die Mutter oder die Großmutter dem Kind ein Märchen vor dem Schlafengehen erzählt.

Sag mal, was gab es denn so Besonderes auf unserem Kongress? Woher kommt die Begeisterung? Ist dort etwas Reales entstanden? Nein. Hast du etwas zu fassen bekommen? Nein. Hast du die Spiritualität wahrgenommen, gehört, gesehen, geschmeckt? Nein. Im Grunde genommen war dort gar nichts, du wurdest einfach wie ein Luftballon „mit Heißluft vollgepumpt“, aufgeblasen und bist davon geflogen. Das war dein ganzer Kongress.

Was hindert dich also daran, es jetzt zu tun? Warum kannst du nicht sogar noch höher aufsteigen? Gerade jetzt, während du Schwere und Desinteresse empfindest, während du anfängst, alle möglichen Berechnungen anzustellen und „realer“ zu denken, – gerade jetzt solltest du anfangen zu handeln.

Frage: Auf dem Kongress schienen wir bei dem Versuch, etwas Unmögliches zu erreichen, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen, bis wir festgestellt haben, dass es möglich ist, selbst wenn es auf der minimalsten Stufe war. Also ist alles möglich.

Meine Antwort: Ausgezeichnet. Mach weiter. Denke aber nicht, dass dir die Tür zur Spiritualität spaltweit geöffnet wurde, um dir eine reale Grundlage für weitere Schritte zu liefern. Im Gegenteil, dein Herz wird verhärtet, die Schwierigkeiten werden erhöht, du wirst dazu gezwungen, es zu vergessen, als gäbe es gar nichts. Dir wird dein ganzer „Vorschuss“ wieder genommen – anderenfalls würde dieser zu einer egoistischen Grundlage für das Weiterkommen werden: „Es lohnt sich für mich weiter zu gehen, denn es ist angenehm und schön. Ein solches Leben möchte ich haben“. Das ist keine Spiritualität mehr, sondern die Unreinheit (Klipa). Früher hattest du sie nicht, jetzt taucht sie auf. Natürlich ist das auch eine Anschaffung, doch nicht die, die du erwartest.

Kurzum, macht weiter. Gerade jetzt fangen wir an, mit den spirituellen Details der Wahrnehmung zu arbeiten: ein wenig Reinheit, ein wenig Selbstverzicht, Wichtigkeit… Wir haben den schwierigsten Abschnitt hinter uns, jetzt werden wir jedes Mal etwas Realeres, etwas Konkreteres haben. Du wirst diese Dinge „in den Händen“ halten können, du wirst sie „schmecken“, du wirst sie in den Schichten deines Verlangens, im Widerstand spüren. Bald wirst du sogar beginnen, sie zu messen.

Hinter uns liegt der schwierigste Abschnitt, als wir nicht wussten, wo wir uns befinden und was passiert, wie ein Neugeborenes, das noch nicht richtig hören, sehen, reagieren kann… Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 21.01.2013

Vernachlässigt nicht den Alltag

Frage: Auf dem Arava-Kongress wurde unserer gemeinsamen Gruppe eine einfach grandiose neue Stufe offenbart. Jetzt müssen wir uns an ihr „festkrallen“, sie festhalten, und dafür sind Abstoßungen notwendig. Doch andererseits, wenn man nach dem Beispiel von Baal HaSulam geht, muss man, um auf den Tisch zu springen, höher als die Tischkante springen. Was ist nun unser nächster Punkt, der „höher als die Tischkante“ liegt und an den wir unsere Anstrengungen richten müssen?

Meine Antwort: Im Laufe dieser Woche werden alle nach Hause fahren, und wir werden zu unserem Alltag zurückkehren. Für mich persönlich ist die Alltäglichkeit das Wichtigste, und Kongresse sind lediglich deren Ergebnis. Tag für Tag werden wir an uns arbeiten, immer mehr und mehr, wir werden das, was wir jetzt erfassen, enthüllen und uns auf eine neue Enthüllung vorbereiten. Genau darin besteht die Arbeit.

Der Kongress an sich ist keine Arbeit. Wir haben eine großartige Vorbereitung gemacht und deshalb einen Erfolg erzielt. Dabei war ein Teil davon der Frauenkongress sowie die Sammelaktion für unser neues Zuhause – die Vereinigung rund um diese Aufgabe hat eine erstaunlich starke Kraft generiert. Natürlich dürfen auch die Kongresse in Charkow und Nowosibirsk nicht vergessen werden.

Im Endeffekt sehen wir, dass wir erwachsen geworden sind. Die Welt stürzt immer mehr ab, und wir steigen dementsprechend auf. Und hier sind feste Rahmenbedingungen notwendig: den Morgenunterricht besuchen, auszugsweise die Materialien dieses Blogs lesen, an den Sonntagsunterrichten und unseren Workshops teilnehmen, Verbreitungsarbeit leisten.

Das Wichtigste ist jedoch die Selbsteinschätzung: der Mensch muss sich ständig selbst und seine Verbindung mit der Gruppe prüfen.

In diesem Kontext erwarten uns jetzt in den Unterrichten und Workshops neue Zustände und tiefere Themen. Bereits heute werden wir im Nachmittagsunterricht und im Workshop das fortsetzen, was wir auf dem Arava-Kongress begonnen haben.

Bei dieser Arbeit füllen wir Tropfen für Tropfen ein bestimmtes Gefäß, bis wir auf die nächste Stufe „springen“, und das immer und immer wieder. Vernachlässigt nicht diese täglichen Zusätze, die „Groschen für Groschen“ gesammelt werden. Es gibt keinen anderen Weg. Auf diese Weise bringen wir  viele Gefäße/Verlangen im Inneren zum Vorschein. Selbst wenn wir glauben, dass nichts passiert – in Wirklichkeit werden die Resultate dieser Anstrengungen später zum Vorschein kommen.

Genauso muss ein Kind eine Abfolge von Zuständen in der menschlichen Umgebung durchlaufen. Wenn es aber eine solche Umgebung in seinen ersten Lebensjahren nicht hat, werden später keine Bemühungen helfen: wie viel in dieses Kind auch investiert werden mag, ein Mensch wird aus ihm nicht. Alle Beispiele mit Wolfskindern bestätigen das. Wie kann das sein, sollte man meinen? Es hängt damit zusammen, dass es seine Verlangen nicht rechtzeitig entwickelt hat.

Auch wir beschäftigen uns zurzeit mit der auf dieser Etappe notwendigen Entwicklung. Deshalb sollte man die Zeit für das Studium und die inneren Veränderungen aufwenden und versuchen, jeden Augenblick dieser Arbeit zu schätzen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 20.01.2013