Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Glaube, der aus der finsteren Nacht leuchtet

Wenn der Schöpfer sich enthüllt oder sich zumindest dem Menschen ein wenig nähert, entsprechend der von ihm erreichten Ähnlichkeit der Eigenschaften, dann darf man sich während eines solchen Aufstiegs nicht erlauben, leichtsinnig zu sein und die angenehmen Empfindungen zu genießen. Im Gegenteil, jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum Arbeiten – gerade während eines Aufstiegs, wenn von uns verlangt wird, ein Maximum an Anstrengungen hinzuzufügen, um noch stärker an dem Studium, der Gruppe, den Büchern, der Verbreitung festzuhalten.

Du musst versuchen, den maximalen Nutzen aus dieser Zeit zu ziehen, und begreifen, dass keiner dir garantieren kann, dass im nächsten Augenblick das Ganze nicht zu Ende sein wird. Deshalb musst du dich jetzt mit allen Mitteln an diesen Zustand des Aufstiegs festbinden, so dass, selbst wenn die angenehmen Empfindungen von den absolut entgegengesetzten, dunklen und unangenehmen – Nebel, Durcheinander, Hilflosigkeit, Kraftlosigkeit – abgelöst werden, du selbst in einem solchen Zustand der völligen Verzweiflung in derselben Verschmelzung mit dem Schöpfer bleiben möchtest.

Und diese Nähe wird nicht mehr auf den angenehmen Empfindungen basieren, doch gerade obwohl es dir im Moment schlecht in deinem Egoismus geht, möchtest du dem König treu bleiben, so dass weder Auf- noch Abstiege einen Einfluss auf dich dadurch haben, ob du die Erfüllung in deinen Verlangen fühlst oder nicht fühlst. Im Gegenteil, wenn es keine Erfüllung gibt, gerade dann kannst du sicher sein, dass du uneigennützig, um des Gebens willen, handelst.

Und dafür musst du einen Bund eingehen. Wenn du genau das Geben anstrebst, beginnst du, die Möglichkeit zu enthüllen, einen solchen Bund mit dem König einzugehen, dessen Aufrechterhaltung der Schöpfer garantiert, so dass du sicher sein kannst, dass, selbst wenn die Zustände des Abstiegs kommen und du dich völlig leer fühlst und dich nicht an dem Geben festhalten kannst, du dank der vorherigen Arbeit die Möglichkeit erhältst, selbst in der Finsternis in der Verschmelzung zu bleiben.

Die ganze Arbeit läuft gerade nachts – dort sind das Geben und der Glaube enthalten. Wie geschrieben steht: „Du sollst morgens die Barmherzigkeit des Schöpfers und nachts den Glauben preisen“, denn gerade nachts enthüllen sich der Glaube und das Geben.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 17.06.2012

Die Routinearbeit beleben

Um das Ziel zu erreichen, bedarf es bestimmter Mittel, und unsere Mittel sind Anstrengungen. Je mehr Anstrengungen wir unternehmen, desto genauer und bewusster richten wir diese auf das Ziel aus, desto stärker ziehen wir das Licht, das zur Quelle zurückführt und uns voranbringt, an.

Deshalb ist uns jeder Augenblick des Lebens dafür gegeben, um auf der Suche zu sein und zu klären, was gerade am effektivsten ist und mir hilft, das Licht, das zur Quelle zurückführt, anzuziehen. Wie geschrieben steht: „Ich erschuf die böse, egoistische Natur und als Ergänzung dazu die Tora, weil das in ihr verborgene Licht zu seiner Quelle zurückführt“ – also den bösen Trieb korrigiert und in den guten umwandelt. Und in diesem guten Verlangen, wie in einem Gefäß, nimmst du das spirituelle Leben wahr.

Genau darin besteht das ganze Rezept der Korrektur. Aus diesem Grund besteht unsere Arbeit darin, in jedem Augenblick zu versuchen, das wirksamste Mittel zu enthüllen.

Für gewöhnlich schwimmt der Mensch einfach mit dem Strom des Lebens und denkt, dass er dadurch vorankommt. Doch diese passive Bewegung bringt ihm nur ein unbelebtes Vorankommen. Nehmen wir an, er befindet sich in der Gruppe, studiert, nimmt an irgendwelchen Aktivitäten teil, und das alles ist für ihn bereits zur Routine geworden. Er befindet sich im Wirkungsfeld der allgemeinen Kraft, die in einem gemeinsamen Strom alle Menschen, die das Ziel erreichen möchten, vorwärtstreibt.

Doch das wird als unbelebte Stufe der Spiritualität bezeichnet, darin gibt es noch kein persönliches Vorankommen. Das persönliche Vorankommen hängt davon ab, wie viele eigene Anstrengungen der Mensch investiert, um sich selbst zu erwecken und selbst Geschmack und Schärfe – Salz, Pfeffer und andere Gewürze – zu diesem Gericht dazu zu geben.

Er muss verstehen, dass er keine Wahl hat und das Erwachen nur durch solche extremen Zustände möglich ist, in die er gnadenlos hineingeworfen wird, um ihm zu zeigen, wie sehr er der Spiritualität entgegengesetzt und wie weit er von ihr entfernt ist. Und wenn er keine Angst davor hat, seinen Appetit durch nicht sehr angenehme Reize zu entfachen, dann erwacht er und kann bereits selbständige Handlungen vollbringen und nicht nur mit dem gemeinsamen Strom seiner Gruppe mitschwimmen.

Deshalb werden von uns kontinuierliche Anstrengungen verlangt, wie geschrieben steht: „Ich habe mich angestrengt und gefunden – sollst du glauben“ – d.h. dann geschieht es und der Schöpfer offenbart sich dem Menschen, doch nur unter der Bedingung, dass der Mensch Anstrengungen über der gewohnten Routine unternimmt.

Und das stellt ein Problem für uns dar, denn es fällt uns sehr schwer, aus dem gewohnten Strom auszubrechen. Wir gewöhnen uns an den Tagesablauf, an die gleichen Uhrzeiten und an die gleichen Erfüllungen, die wir nach Plan für die gleiche Menge an Anstrengungen bekommen. Die Gewohnheit wird zur zweiten Natur.

Ich strenge mich bereits seit Jahren an und glaube, dass ich die ganze Zeit auf dem Weg bin. Aus diesem Grund wächst in mir Unzufriedenheit und ich ärgere mich: „Was geschieht mit mir? Warum gibt es kein Resultat?“ Ich begreife nicht, dass ich die ganze Zeit nur mit dem Strom mitgetrieben bin. Und in Bezug auf die Spiritualität ist das ein unbelebter, toter Körper, der sich nicht bewegt.

Denn ich habe keine persönlichen Anstrengungen unternommen. Und die Spiritualität soll sich dem Menschen entsprechend seinen eigenen Anstrengungen, der Bereitschaft seines persönlichen Gefäßes, Verlangens offenbaren. Zweifelsohne befinde ich mich trotzdem in einer gewissen Bewegung und komme langsam vorwärts, denn ich nehme an diversen Aktivitäten teil. Doch das Wichtigste ist, dass es über dieser ganzen gewohnten Routine und dem allgemeinen Strom eine persönliche Klärung gibt, mit deren Hilfe der Mensch ständig durch verschiedene scharfe Gewürze – unangenehme Fragen – den Appetit in sich selbst entfacht.

Er muss eine kritische Analyse durchführen und Druck auf sich selbst ausüben, er muss versuchen, die Zeit zu beschleunigen, so zu arbeiten, dass das Geschriebene „Ich habe mich angestrengt und gefunden – sollst du glauben!“ in Erfüllung geht.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 15.06.2012

Schock der Zukunft

Meinung (E.Toffler): Die Menschheit kann daran zu Grunde gehen, dass der psychische Druck zu groß wird. Im 21. Jahrhundert werden Millionen Menschen dem Druck der Ereignisse ausgesetzt. Dabei besteht das Problem der Menschheit nicht darin, sich auf den Wandel einzustellen. Die Veränderung ist ein langer Prozess, bei dem die Zukunft unser Leben durchdringt.

Der Schock der Zukunft, der zerstörende Stress und Desorientierung werden durch eine zu rasche Veränderung verursacht. Dies ist eine echte Krankheit, von der schon viele Menschen betroffen sind – Tendenz steigend. Das ist die Krankheit der Veränderung, des Wandels. Wir wissen wenig über die Anpassungsfähigkeit, wie der Mensch mit diesen Problemen fertig werden kann.

Psychologen und Politiker sind durch irrationalen Widerstand der Veränderung verwirrt, welchen der Einzelne und die Gruppen zeigen. Wir erforschen, wohin uns die Veränderungen führen, nicht jedoch deren Geschwindigkeit.

Die Anpassung beinhaltet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Geschwindigkeit der äußerlichen Veränderungen und der begrenzten Geschwindigkeit der menschlichen Reaktion. Andernfalls kommt es zum „Schock der Zukunft“. Um den raschen Wandel zu bewältigen, sind wir verpflichtet, unsere Haltung gegenüber der Zukunft zu ändern.

Das Ende der Beständigkeit. Im 21. Jahrhundert werden sich Millionen von psychisch gesunden Menschen im Konflikt mit der Zukunft befinden – alles kommt zu schnell. Die Veränderungen haben einen beispiellosen Einfluss auf die Gesellschaft, durchdringen unser Leben, zerstören den Seelenfrieden und führen zu psychischen Erkrankungen – „Schock der Zukunft“.

Die Stärke der Beschleunigung. Viele von uns haben das Gefühl, dass alles schneller geworden ist, schneller als wir mit Veränderungen Schritt halten können, und die geraten außer Kontrolle. Also sind Millionen von Menschen wie Schlafwandler, sie wandern durchs Leben, als ob sich nichts geändert hat und sich nie ändern wird; sie versuchen, sich von Veränderungen fernzuhalten, als ob diese ignoriert werden könnten. Bis zum 21. Jahrhundert war der soziale Wandel so langsam, dass dies während des menschlichen Lebens unbemerkt blieb.

Eine Masse an Situationen. Die Beschleunigung des Wandels ist auch ein psychologischer Faktor. Die Erhöhung der Geschwindigkeit der Veränderung zerstört das innere Gleichgewicht und führt zur Veränderung des Lebensgefühls. Die äußerliche Beschleunigung verwandelt sich in eine Beschleunigung im Inneren.

Zwei in allen Punkten ähnliche Situationen sind nicht gleich, wenn eine länger als die andere dauert. Wenn man den ‘Trauermarsch‘ zu schnell spielt, verwandelt sich dieser in eine fröhliche Melodie. Die Situation, die in der Zeit gedehnt wird, hat eine andere Bedeutung und einen anderen Sinn als eine unerwartete Situation. Die Beschleunigung des Wandels verkürzt die Dauer bzw. die Länge der Situationen; dies ist die Ursache für die Veränderungen in der menschlichen Psyche.

Während wir versuchen, uns auf eine Situation zu konzentrieren, fließen andere Situationen an uns vorbei, erschweren die Wahrnehmung des Lebens und die Entscheidungen, welche wir bewältigen müssen. Als Ergebnis verspüren wir eine erstickende Kompliziertheit des modernen Lebens.

Die Beschleunigung von Situationen erfordert mehr Konzentration, mehr Aufmerksamkeit, um von einer Situation zur anderen umzuschalten. Alles bewegt sich wirklich schneller – rund um uns und durch uns.

Die Beschleunigung des Wandels in der Gesellschaft erhöht die Schwierigkeit der Überwindung der Probleme des Lebens, verändert das Gleichgewicht zwischen den Bekannten, zwischen vergangenen und neuen Situationen, auf welche die vorherige persönliche Erfahrung nicht mehr angewandt werden kann, was eine Explosion verursacht.

Mein Kommentar: Um zu überleben, um den Schock der Zukunft zu verhindern, muss der Mensch anpassungsfähig für die neue Welt werden, ihren Grund, die Entwicklung und den Sinn und Zweck kennen, Vergänglichkeit der Sachen, Ereignisse und die Welt verstehen. Alles das kann ihm nur die neue integrale Erziehung geben.

Vier Schritte zu Keter

Wenn in uns die spirituelle Sehkraft erwacht, beginnen wir wirklich zu sehen und allmählich immer klarer zu begreifen, dass alles von dem „Ort“, dem Verlangen abhängt, d.h. von der Anzahl und der Tiefe der Einzelheiten, die die spirituelle Realität für mich enthüllen und mir zeigen, wie sehr ich mit den anderen verbunden bin. Alles hängt von der Anzahl dieser Details ab, und, was das Wichtigste ich, von ihrer Stärke, von der Kraft der Verbindung.

Jeder von uns entdeckt plötzlich verschiedene Details seiner egoistischen Wahrnehmung, verzichtet jedoch auf seinen Egoismus, um sich mit den anderen zu verbinden. In meinem Verlangen scheint eine Ausbuchtung in Bezug auf einen überstehenden Teil des Verlangens eines anderen zu entstehen, und der überstehende Teil meines Verlangens entspricht einer Ausbuchtung von ihm. Auf diese Weise verbinden wir uns, indem jeder sich in Bezug auf den anderen annulliert.

Also verzichte ich auf meine eigenen Interessen, um mich mit ihm verbinden zu können. Er aber entdeckt in seiner Wahrnehmung diese vorstehenden Zacken meines Egoismus und annulliert sich selbst, um sich mit mir verbinden zu können. Auf diese Weise vernichten wir nicht unseren Egoismus, sondern nutzen ihn ständig, um uns durch noch mehr vorstehende Zacken und Ausbuchtungen verbinden zu können. Von der Anzahl dieser Verbindungen hängt die Empfindlichkeit, die Feinfühligkeit unserer Wahrnehmung und deren Stärke ab, deshalb enthüllen wir darin immer mehr Details.

Auf diese Weise wird das gemeinsame Gefäß um der gemeinschaftlichen Interessen willen aufgebaut. Je mehr ich die gemeinsamen Bedürfnisse enthülle, desto mehr kann ich mich annullieren und mit den anderen verbinden. Doch dann muss ich darüber nachdenken, wozu ich das tue. Um die Shechina zu enthüllen. Und hier muss ich eine weitere, tiefere Verbindung für das höhere Ziel erreichen, indem ich enthülle, dass es der Schöpfer ist.

Der Schöpfer ist keine Gestalt, sondern eine Eigenschaft, die infolge meiner Klärungen zum Vorschein kommt, ähnlich der höheren Sefira Keter, die ich enthülle, nachdem ich alle vorangehenden Sefirot geklärt habe, ähnlich dem Gebot der Liebe, zu dem wir gelangen müssen, jedoch andererseits dazu nicht in der Lage sind. Es enthüllt sich uns von allein, wenn wir alle vorangehenden Gebote erfüllen.

Das gleiche betrifft die Verbindung. Wenn ich mit meinem Punkt im Herzen in der Gruppe arbeite und mich mit den Freunden verbinde, enthülle ich innerhalb dieser Verbindung auf allen vier Ebenen deren innere Wurzel, die als Shechina bezeichnet wird. Shechina bedeutet Enthüllung des Schöpfers.

Ich selbst kann diese letzte Stufe – Keter, den Gebenden – nicht aufbauen. Sie wird dadurch enthüllt, dass ich meine vier Schritte ihr entgegen gemacht habe.

Folglich habe ich alles, was von mir abhängt, gemacht, vier Stufen und Formen der Verbindung durch eigene Kraft enthüllt und dann enthülle ich die vierte Stufe Keter, an der ich nicht selbst arbeiten kann. Genau das bedeutet Shechina. Meinerseits beende ich die gesamte Arbeit und dann erwartet mich ein Fund, wie geschrieben steht: „Ich habe mich angestrengt und gefunden“.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 13.06.2012