Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Das ganze Reich – für die Verschmelzung mit dem Schöpfer!

Wir befinden uns in einem solchen Zustand, in dem uns nur das „Gebet des Armen“ retten kann. Das bedeutet, dass der Mensch nichts besitzt und nichts außer der Erweckung seiner Seele anstrebt. Er bittet um nichts anderes.

Wir gehen in die Wüste, die unseren inneren Zustand widerspiegelt, denn die Wüste symbolisiert das Elend. Und wir wünschen nichts, außer den Punkt der Berührung mit dem Schöpfer zu finden, um unsere Seele zu beleben.

Uns könnte man als Ersatz das gesamte Wohl unserer jetzigen Stufe geben – anstelle des Tropfens der Verschmelzung mit der höheren Stufe, die für die untere Stufe (für das Geshöpf) immer `der Schöpfer´ genannt wird.

Uns fehlt das Verlangen nach der höheren Stufe, zur Verschmelzung mit dem Höheren, um zu empfinden, dass wir uns in Ihm befinden, wie ein Samentropfen, der sich zu entwickeln beginnt.

So sollte unsere Absicht während des Lesens des Buches Sohar sein.

Auszug aus dem Unterricht nach dem Buch Sohar, 06.02.2012

Die Alternative zum Leiden

Baal HaSulam, „Frieden in der Welt“:

Vier Eigenschaften sind für diesen Zweck geboten: Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Frieden. Diese Attribute wurden bislang von allen Weltverbesserern verwendet. Korrekter gesagt sind es diese vier, die bislang zur Entwicklung des Menschen beigetragen haben…..

Und nur durch diese vier Eigenschaften sind wir in der Lage, uns zum Ende der Korrektur zu bringen. Wie unterscheiden wir diese? Viele können stundenlang über Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Frieden philosophieren, doch können wir tatsächlich Einigkeit über ihre Bedeutung erzielen?

Es ist nicht einfach, doch Baal HaSulam schrieb im Verständnis der spirituellen Natur, dass wir genau das im Hinblick auf unsere Führung und die der Welt zu klären haben. Wir wissen nicht, was eine korrigierte Welt ist. Wir sind alle korrupt, und so erscheint uns jedwede selbstsüchtige Verbesserung schon als Korrektur.

Für Baal HaSulam ist eine korrigierte Welt allerdings jene, in der alle möglichen Mängel zur Gänze gefüllt sind. Wie ist das möglich? Das müssen wir noch herausfinden.

Zuallererst müssen wir verstehen, dass wir niemals dazu fähig sein werden, uns egoistisch zu füllen, sondern nur im Geben, weil es darin keine Einschränkung gibt, sehr wohl aber im Empfangen. Wie können wir also verlangen so zu empfangen, dass das Empfangen selbst uns verstehen lässt, dass es erstrebenswert ist zu geben?

Wir können uns in diese Richtung durch Schläge entwickeln: Ich möchte die ganze Zeit etwas empfangen und bekomme mehr und mehr Schläge, bis ich schlussendlich zur Feststellung komme, dass es besser ist, nicht auf egoistische Weise empfangen zu wollen. Dann beginne ich, mein Verlangen zu empfangen zu hassen und weiß nicht mehr, was ich damit tun soll. „Vielleicht finde ich möglicherweise im Geben Gefallen?“

Und so bringen mich die verschiedensten Störungen zu einem Punkt, an dem ich um das Verlagen zu geben bitte, die Kraft zu geben, die Kraft, mich mit anderen zu verbinden. Das ist der Weg des Leidens und der Entsagung, über den gesagt wird: „Iss Brot und trinke Wasser sparsam und schlafe am Boden“. In der Vergangenheit haben die Menschen dies gewöhnlich auf sich genommen und kamen auf diese Weise zum Geben.

Auch heute ist es so. Wenn die Menschen die Weisheit der Kabbala und die Darlegung der Entwicklung der Welt nicht akzeptieren, werden auch sie auf demselben Weg voranschreiten. Sie werden immer mehr wollen, aber immer weniger bekommen, und als Ergebnis dieser Leiden werden die Menschen zu fühlen beginnen, dass es sich lohnt zusammen zu sein, einander zu geben, sich zu verbinden, unser Ego zu drosseln – es sogar total zu auszulöschen.

Wir sehen das in Kriegszeiten, wenn jedermann von Problemen heimgesucht wird, beginnen die Menschen, sich zu verbinden. Sogar Tiere haben voreinander keine Angst, wenn beispielsweise ein Feuer im Wald ausbricht oder ein Erdbeben, entkommen sie gemeinsam der Gefahr. Das gemeinsame Problem verbindet sie, da die Angst vor dem Tod größer ist als die Furcht gefressen zu werden. Sie werden offensichtlich nicht „rechtschaffen“ aber das Verlangen, ihren Hunger zu stillen, wird durch das größere Verlangen, zu überleben, beiseitegeschoben.

Auch wir sind so. Wir können uns natürlich in Richtung Korrektur durch Leiden weiterentwickeln. Es wird uns dazu zwingen, nach dem Geben zu streben und unser Ego, die Quelle allen Übels in unserer Welt, zur Strecke zu bringen. Dies ist jedoch ein langer und qualvoller Weg.

Deshalb wurde uns eine Alternative – der Weg der Tora – gegeben. Warum? Wozu brauchen wir diesen anderen Weg? Wir brauchen ihn deshalb, weil wir keinen freien Willen durch Leiden erlangen. Wir laufen nur davor davon, wie Tiere.

Aus Verzweiflung sind wir sogar bereit zu geben, aber nur deshalb, weil wir uns schlecht fühlen, wenn wir empfangen. Wir wählen das Geben nicht durch unseren freien Willen, sondern als Ergebnis unseres Leidens, weil wir keine andere Wahl haben.

Das entspricht der tierischen Stufe, nicht de menschlichen.

Um uns zur menschlichen Stufe zu bringen, brauchen wir zwei Kräfte: Die Kraft des Gebens und die Kraft des Empfangens gemeinsam mit freiem Willen zwischen den beiden. Das ist der Weg jener Menschen, die den Punkt im Herzen haben.

Menschen, die den Punkt im Herzen nicht haben, werden auch freie Wahl haben: Sie können wählen, sich jenen anzuschließen, die sie vorwärts führen können.

Aus dem 5. Teil des tägl. Kabbala-Unterricht vom 10. April 2011, „Frieden in der Welt“

Ist der Mensch der Herr der Welt?

Ich sehe die gegenwärtige Krise nicht als eine Strafe für uns, sondern als eine einmalige Gelegenheit, eine ewige und vollkommene Existenz zu erreichen, einen vollkommen anderen Bezugsrahmen. Wir haben viele Entdeckungen in dieser Welt gemacht, in der Entwicklung vom Affen zum Menschen, aber jetzt, zum ersten Mal, wird uns die Führung von Oben enthüllt. Wir fangen an wahrzunehmen, dass es tatsächlich eine Kraft jenseits von uns gibt.

Wir haben verstanden, dass die Kräfte der Natur existierten: die Kraft von Wirbelstürmen oder die Schwerkraft, aber all diese Kräfte waren geringer als wir. Es waren die Kräfte der blinden Natur: unbelebt, pflanzlich und tierisch.

Ich jedoch, ein menschliches Wesen, war darüber erhaben. Wer sonst könnte mit mir konkurrieren? Lass ein Tier mich angreifen. Ich kann es töten, beherrschen, oder bändigen und zähmen, damit es mir dient. Ich war der Stärkste unter ihnen.

Natürlich gibt es da einige Phänomene, denen wir machtlos gegenüber standen. Plötzlich brach ein Vulkan aus oder es gab eine andere Naturkatastrophe, doch wir verstanden, dass dies die Gesetze der blinden Natur ohne Verstand sind. Wir konnten diese Katastrophen anhand von verschiedenen Anzeichen voraussehen oder sie mithilfe von Formeln kalkulieren. Plötzlich jedoch, zum ersten Mal in der Geschichte wird eine neue Kraft zwischen uns, den menschlichen Wesen, enthüllt.

Versuche die ungewöhnlichen Dinge zu fühlen, über die wir sprechen. Dies schafft eine Situation, als ob wir in einem Raum zu einem Treffen versammelt wären: Dort sind viele Menschen, und es herrscht eine vertraute Atmosphäre zwischen uns, weil wir uns alle seit Langem kennen. Nehmen wir an, es ist der Geburtstag von jemandem, und jeder mischt sich mit einem Glas in der Hand unter die Leute. Alle wissen, was vor sich geht.

Dann, ganz plötzlich, bricht eine neue Meinung, eine neue Kraft durch, und keiner kann sich mit dem andern vertragen. So erscheint uns jetzt unsere Welt. Die Menschen fangen an zu fühlen, dass diese neue Kraft von außerhalb kommt, und sie verstehen nicht, was sie damit anfangen sollen.

Alles verändert sich auf der Stufe des Menschen selbst. Die Tatsache, dass sich ein paar Wirbelstürme ereignen, ist noch in Ordnung. Das ist die unbelebte Natur oder die pflanzliche oder die tierische, aber sie ist kleiner als die menschliche Natur. Diese Dinge sind stärker als ich, allerdings unterhalb von mir, weil sie ohne Sinn und Verstand sind.

Jedoch finden unerwartet Veränderungen statt, die anscheinend Sinn und Verstand haben. Ich kann den Verstand dabei noch nicht klar unterscheiden, aber ich verstehe schon, dass diese Veränderungen auf meiner eigenen Stufe stattfinden. Eine neue Kraft enthüllt sich, wo ich, indem ich meinen Sinn und Verstand benutze, die Systeme der Verbindung zwischen uns, den Menschen, aufgebaut habe. Ich weiß nichts darüber, aber ich sehe, dass ich da nicht selber handeln kann. Ich kann nicht erreichen, was ich wollte.

Dies wird mir langsam und aus einiger Entfernung enthüllt, aber ich sehe auch, dass ich nicht der Herr in dieser Welt bin. Ich schreibe das nicht einer Kraft außerhalb von mir, die Sinn und Verstand hat, zu, sondern ich sehe dieses Hemmnis bei mir. Deshalb wissen wir heute nicht, was wir tun sollen.

Gehen wir mit dem Licht!

Der Zweck der Schöpfung, das Ziel einer alles einschließenden, allumfassenden Natur, dient dazu, uns auf allen Stufen in Harmonie zu bringen: der unbelebten, pflanzlichen, tierischen und menschlichen. Wir, auf unserer menschlichen (sprechenden) Stufe, korrumpieren die Natur, und diese Korruption dehnt sich von uns bis zu allen niedereren Stufen aus. Wir selbst fühlen das bereits.

Da wir der tierischen Stufe angehören, erleben wir alle Schmerzen auf der unbelebten, pflanzlichen und tierischen Stufe. Bezüglich der menschlichen Stufe müssen wir erreichen, in unseren Eigenschaften dem Schöpfer ähnlich zu werden. Der Weg, das zu erreichen, liegt in unserer Vereinigung.

Das ist der Grund, warum wir in jüngster Zeit, sobald wir die Entwicklung der menschlichen Stufe in der Menschheit erreicht haben, auch anfangen, das Leiden darin zu erfahren. Nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen und all ihre Systeme genauso, befinden sich in einer tiefen, allgemeinen Krise, deren Zeuge wir heute sind.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Natur, diese allmächtige Kraft, die auch uns mit einschließt, gewinnen wird und uns zu unserer endgültigen Bestimmung bringen wird. Aber uns ist eine Möglichkeit gegeben, das Ziel bewusst zu erreichen, indem wir das Menschliche in uns kultivieren. Wir können das Ziel nicht erreichen, wenn eine Kraft uns immerzu nach vorne zieht oder uns von hinten stößt. Das wird nicht funktionieren. Auf die eine oder andere Art wird der Schmerz so intensiv werden, dass er uns nicht erlaubt, in Apathie und Trägheit zu verweilen.

Wir werden handeln und erkennen müssen, dass jede Handlung die Absicht des Schöpfers trägt, Sein Ziel, und wir werden es bereitwillig akzeptieren müssen, nicht dadurch, dass wir dazu gezwungen werden. Alle Kräfte der Natur werden Druck auf uns ausüben und uns zwingen, uns zu entwickeln.

Folglich haben wir zwei Wege zum Ziel:

Leid oder Genuss, „Beito“ ( in seiner Zeit) oder „Achishena“ (vorzeitig). Aber das bedeutet nicht, dass wir den Weg von „Beito“ gehen können und irgendwann, zur rechten Zeit das Ziel erreichen werden. Nein, das funktioniert nicht, da den Weg von „Beito“ zu gehen bedeutet, dass mir jeder Augenblick enormes Leiden bringt, damit ich daraus lernen möge. Offen gesagt, bis heute haben wir uns genauso entwickelt.

Wenn wir uns nach dieser Methode entwickeln würden, wäre uns die Weisheit der Kabbala nicht enthüllt worden. Aber das Programm der Schöpfung schreibt vor, dass wir mit dieser Weisheit vom Weg des Leidens zum Weg des Lichtes übergehen können, indem wir den Weg der Korrektur wählen und nicht weiter auf die Schläge warten, die bei jedem kleinen Schritt, den wir machen, auf uns treffen.

Natürlich ist es kein leichter Weg. Dennoch, wenn wir einen nicht egoistischen Schutzschirm erwerben und mit seiner Hilfe unsere Natur kontrollieren, dann wird der Weg leicht, angenehm und kurz.