Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Der Geschmack des Genusses

Alles, was wir brauchen, ist die Entwicklung des Verlangens. Ich erinnere mich daran, wie eine der Arbeiterinnen meiner Poliklinik einst das hausgemachte Essen der jemenitischen Küche mitbrachte.

Am Anfang konnte ich nichts probieren, ich verstand einfach nicht, was das Essen soll – weil dieser Geschmack weit von dem entfernt war, den ich gewohnt war. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und probierte das Essen – so dass ich allmählich den Geschmack dieser Küche mochte.

Ebenso wird das Kleinkind in diese Welt geboren, und hat noch keine Empfindung für Geschmäcker. Später beginnt es,sich je nach den Bräuchen und den Vorlieben der Gesellschaft, daran zu gewöhnen und Geschmack an diesem Essen zu finden. Denn ohne Geschmack, ohne Verlangen danach, gerade dieses Gericht zu kosten, kann man es niemals genießen.

Man könnte natürlich essen, um nicht zu verhungern, aber wir sprechen über die Genüsse. Als ein lebensnotwendiges Minimum kannst du die Genüsse dieser Welt empfangen, aber alles, was darüber hinaus läuft, ist nur dann zugänglich, wenn du das Geben genießen möchtest.

Frage: Baal HaSulam schreibt, dass hierfür nur die psychologische Umstellung benötigt wird. Was stellt sie als solche dar?

Meine Antwort: Wir verstehen nicht, wie man die Liebe und das Geben genießen kann. Dabei ist ein „Geliebter“ nicht einfach mein Kind, um das ich mich „definitiv“ gerne sorge. Nein, es handelt sich eher um die fremden, fernen und verhassten Menschen.

Es gleicht dem Essen einer fremden Küche, die ich nicht mag. Und ich beginne absichtlich, in mir die Geschmäcke zu entwickeln, das Herangehen, die Nähe, das Verständnis zu suchen. Allmählich kommen in mir die entsprechenden Wünsche auf – dann fühle ich plötzlich, dass ich diesen Menschen mag.

Hier entsteht schon folgende Frage: wenn ich ihn mag – dann wird mein Geben doch wieder egoistisch? Denn ich genieße es doch?

Das ist richtig, aber während ich liebe, hebe ich den vorigen Hass nicht auf. Er ist ständig in mir, er wächst mit, wie bei Rabbi Schimons Schülern, die im Buch Sohar schrieben, wie sie zunächst einander hassten , und später zur Liebe gelangten. Jedes Mal kommen wir in zwei Linien voran, erheben wir die Liebe über den Hass, wie gesagt wird: „die Liebe wird alle Verbrechen verhüllen“.

Gerade zusammen ergeben der Hass und die Liebe den Geschmack, „den Saft“, die Stärke des Genusses. Sie sind wie zwei Zügel. Wenn du den Hass annullierst , dann bleibt von der ganzen Stärke des Genusses nur der kleine materielle Bruchteil übrig. Wenn du dagegen über den Hass hinaufsteigst, ihn mit dem Schirm der Liebe abdeckst, dann bekommst du ein großes Gefäß mit dem riesigen Genuss.

Auszug aus dem Unterricht über die „Einführung in die Wissenschaft der Kabbala“ (Pticha), 23.05.2011

Die Ampelsignale meiner Seele

Frage: Zeigt Leiden direkt den Bereich der notwendigen Korrektur an oder nur indirekt?

Meine Antwort: Wir müssen versuchen, genau herauszufinden, was das Leiden verursacht, das heißt, was der Schöpfer von uns erwartet. Wenn Gedanken, Verlangen oder Absichten zu uns kommen und keine Verbindung zur Liebe zum Nächsten haben, sollte ich sofort spüren, wie das rote Ampelsignal in mir aufleuchtet!

Es gibt Gedanken, Verlangen und Absichten, wo es dieses Alarmsignal gibt, zuerst ist es gelb, dann orange und zuletzt rot, als ein echtes Zeichen von Unheil. Es kommt auf den Fall an. Doch ich sollte dies mit einem Verlangen betrachten, das alles mit Liebe anschaut und wenn es weniger als das ist, will ich, dass das rote Signal aufleuchtet. Dann werde ich vor mir ein Feld mit roten Lichtern erkennen. Das lässt mich meinen wahren Zustand verstehen und ihn mir bewusst werden, sodass ich innehalten kann und alle diese Lichter auf grün schalten möchte. Ich suche danach, wie ich das machen kann und dadurch beginne ich mit dem Schöpfer zu arbeiten.

Er schaltet in mir das rote Signal ein und ich schalte es auf grün um. Während ich das versuche, will ich herausfinden, warum es auf rot steht und wie ich es umschalten kann. Darum geht es in unserer Arbeit, dem Prozess, dem wir uns unterziehen müssen.

Aus dem 1. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, 9.05.2011, Shamati 113

Es ist besser gewissenhaft, anstatt klug zu sein

Frage: Warum findet der größte Fortschritt statt, während wir das Buch Sohar lesen, ohne irgendetwas zu verstehen, nur, indem wir die Absicht halten?

Meine Antwort: Für das Kabbala-Studium sind keine besonderen geistigen Fähigkeiten erforderlich, weil es nicht mit dem Verstand gelernt wird. Im Gegenteil, Menschen, die sich selbst für klug halten, die gut studieren und Dinge schnell erfassen können, die einen scharfen Verstand haben, machen normalerweise keine guten Fortschritte in der Kabbala. Das ist so, weil der Verstand und die Wahrnehmung ihrer geistigen Fähigkeiten sie davon abhält und sie wegführt, diese Wissenschaft durch rationales Studium zu lernen, anstatt sie durch Loyalität zur Gruppe zu erlangen. Das ist ein Problem.

Ich würde sagen, es sind genau die normalen, „durchschnittlichen“ Menschen, die größere spirituelle Fortschritte machen. Die brillianten Besserwisser, die kommen, um die Kabbala zu studieren, stolpern normalerweise gleich wieder davon. Das ist, als ob sie mit einem Kopfsprung in einen tiefen Ozean springen und von dort viele Jahre später „wiederauftauchen“, sobald das Wasser ihren ganzen Stolz, ihr Gefühl der Überlegenheit und Macht weggewaschen hat.

Lasst uns hoffen, dass wir zu jenen gehören, die erfolgreich im Erlangen sind, anstatt zu denen, die einen brillianten Verstand haben.

Aus dem 2. Teil des Täglichen Kabbala Unterrichtes, 11.05.2011, Der Sohar

Jede Stufe beginnt bei Null

Frage: Wenn wir spirituelle Fortschritte erlangen, so dass wir von einer allgemeinen Wahrnehmung dieser Welt zu einer mehr inneren und detaillierten Wahrnehmung übergehen, warum wird dann über eine imaginäre, illusorische Welt gesprochen? Es ergibt sich doch, dass wir einfach unsere Durchlassungskapazität (Zoom) erweitern?

Meine Antwort: Aber diese neue Details, die wir offenbaren, haben andere qualitative Eigenschaften und werden deshalb, anders wahrgenommen. Denn wir enthüllen Elemente des Gebens, die Kraft, die in unserem Material verborgen ist. Es erfolgt auch keine Aufteilung des existierenden Materials, in noch kleinere Teile, Moleküle, Atome und Milliarden von Verbindungen, welche sie untereinander verbinden. Wir enthüllen die Kraft, die sich im Inneren des Materials befindet – die Kraft des Gebens.

Wir kommen aus dem Allgemeinen zum Detail voran, wobei der Unterschied nicht in der Quantität der Details, sondern in ihrer Qualität sichtbar wird .

Bislang ist uns eine vorübergehende besondere Wahrnehmung der Existenz gegeben worden – denn wir befinden uns „in Ohnmacht“. Aber wenn wir anfangen, das Spirituelle zu enthüllen, dann werden uns eigene Wurzeln offenbart, die ganz auf der Kraft des Gebens basieren.

Unsere Welt des Empfangens agiert auf der Basis des Egoismus. Und sie ist illusorisch, weil das Nehmen/Empfangen allein gar nicht existieren kann. Das ist lediglich deshalb erschaffen worden, um aus dieser uns eigenen Illusion, die Wahrnehmung der Realität zu erlangen, welche die wahre Fähigkeit zu einer Existenz besitzt. Nur aus diesem Grund leben wir in der Realität dieser Welt, wenn man dies überhaupt als Leben bezeichnen kann.

Das heißt, unsere Welt ist wirklich illusorisch und existiert nur als unsere Halluzination, die einer Ohnmacht entspringt. In dem Moment, wenn wir zu uns kommen, werden wir verstehen, was es für eine Einbildungskraft ist, die uns das Bild dieser Welt zeichnet, und mit welchem Zweck sie es tut. Sie gibt uns die Möglichkeit, alle 125 spirituellen Stufen absolut selbständig und aus freiem Willen, sowie bis zu der höchsten Stufe hinaufzusteigen – wobei wir jedes Mal mit einer Illusion beginnen.

Jede Stufe beginnt mit der Empfindung des Mangels an Erkenntnis jener neuen Stufe, und mit der Erkenntnis des Bösen. Und dann korrigieren wir das Böse und erreichen somit die Eigenschaft des Gebens dieser neuen Stufe. Wir handeln absolut selbständig, da wir uns noch nicht in der Spiritualität befinden, und sie uns zu nichts verpflichtet. Deshalb können wir uns davon vollständig loslösen, um aus dem unbewussten Zustand zu starten. Und so können wir durch eigene freie Wahl, von einer Stufe zu der nächsten aufsteigen.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Artikel von Rabash, 29.04.2011

Prüfe, ob du deine Bemühungen nicht ohne Nutzen vergeudest

Frage: Wie sich erweist, kann es passieren, dass der Mensch sich um etwas bemüht, ohne davon jeglichen Nutzen zu haben. Wie kann ich dann prüfen, ob meine Bemühungen richtig sind?

Meine Antwort: Das heißt, du bist bereit dich zu bemühen, und verstehst, dass ohne dieser Bemühungen nichts erreicht werden kann, und willst deshalb die Richtigkeit ihrer Ausrichtung prüfen.

Die Bemühungen sollen auf den Aufbau des spirituellen Verlangens, des Gefäßes für die Enthüllung des Lichtes gerichtet sein. Das Licht hat die Eigenschaft des Gebens, weshalb ich an meinem Egoismus zu arbeiten habe, um ihn zu überwinden und mich an die Handlung des Gebens, an die gebende Eigenschaft auszurichten – sich ihr anzunähern.

Nachdem ich versuche, dem Geben näher zu kommen, offenbare ich einen Widerstand, der sowohl von mir selbst, als auch von den anderen kommt. Ich sehe, wie schnell ich vergesse, daran zu denken, und diesen Zustand anzustreben – das Geben stellt somit nicht meinen ungezwungenen natürlichen Wunsch dar.

Folglich bekommen meine Bemühungen eine gewisse Absicht, damit das spirituelle Ziel nicht aus den Augen verlorengeht und ich mich ständig unter dem Einfluss der richtigen Umgebung befinde. Dabei versuche ich meine Freunde von außen zu beeinflussen, möchte mich innerhalb des gemeinsamen Verlangens befinden, die anderen mithilfe eigenes Wunsches und Gedankens, sowohl von innen als auch von außen zu beeinflussen.

Und wenn ich solche Bemühungen unternehme und schließlich doch sehe, dass mir die Kraft fehlt und nichts hilft, dann beginne ich notgedrungen über den Schöpfer nachdenken. Diese Gedanken treten niemals von alleine in meinen Kopf. Wenn ich mich dagegen genügend bemüht habe, dann werde ich mich letzten Endes daran erinnern, dass ich Hilfe von oben brauche. Und ich bin bereit darum zu bitten: Er solle mir helfen und mit mir zusammen vorankommen.

Das wird „Lass uns zum Pharao gehen!“ genannt. Ich bin einverstanden, dass Er sich mir anschließt, oder ich mich an Ihn. Und dann gehen wir zusammen, um mein Ego zu zerschlagen, welches mich daran hindert, mich mit anderen zu verbinden.

So beginnt der Mensch zu arbeiten, und offenbart im Laufe der Arbeit, was als Nächstes zu tun ist. Aber die Richtigkeit der Bemühungen wird anhand dessen geprüft, ob sie nach innen, in die Gruppe gerichtet sind.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Brief von Baal HaSulam, 18.05.2011

Ich will groß werden!

Frage: Gibt es eine Verbindung zwischen dem Netz der Beziehungen zwischen uns und dem Netz der Verbindung zwischen den großen Kabbalisten, deren Werke wir studieren?

Meine Antwort: Wir sollen uns jenem Netz der Verbindung angleichen, welches die großen Kabbalisten untereinander verbindet. Denn ein Kleinkind wird groß, indem er dem Großen gleich sein möchte.

Und dieser „Großer“ ist das Netz der Verbindung, das die Kabbalisten untereinander erschaffen haben. Und dieses „Kleinkind“, das sind wir, die sich wünschen, in dieses Netz eingegliedert zu sein, darin zu sein, und ihm gleich zu werden.

Auszug aus dem Sohar – Unterricht vom 17.05.2011,

Das Verlangen, sich zu vereinigen

Heute versucht sich die Menschheit zu vereinigen.

Instinktiv verstehen die Menschen, dass gemeinsam besser als alleine ist. Die unterschiedlichsten Länder versuchen immer und immer wieder Vereinbarungen zu treffen, um einer Vereinigung, die sie stärker und erfolgreicher macht, beizutreten.

Haben sie darin tatsächlich Erfolg? Letztendlich sehen wir, dass dies lediglich zu Konflikten und sogar zu Kriegen führt. Das Problem bleibt erhalten: Wir wissen nicht, wie wir uns verbinden können.

Allerdings hat die Menschheit naturgemäß schon seit vielen Jahren den Drang, sich zu konsolidieren. Dies ist die Partnerschaft, die den Nationen und Menschen innewohnt: Ich wache über mich , doch ich sehe immer noch, dass es sich lohnt, sich mit anderen zu vereinigen. Gemeinsam werden wir eine Monopolstellung erschaffen und stärker als jeder andere werden.

Dieser Antrieb, der noch nicht schwächer geworden ist, wird uns wahrscheinlich zu derartigen Schwierigkeiten führen, dass die Natur selbst uns die Notwendigkeit, uns zu verbinden, zeigen wird. Sie wird uns enthüllen, dass wir zu einem integralen Ganzen verschmelzen müssen, um uns komplett zu ergänzen, und zu einem kompletten Ganzen mit der gesamten Welt, wo alle Teile miteinander verbunden sind, zu werden.

Wenn uns die Natur vor solche Herausforderungen stellt, wie sollen wir also dann die menschliche Gesellschaft aufbauen? Letztendlich konzentriert sich das Problem des Egoismus nur auf die menschliche Gesellschaft. Dies ist der einzige Ort, an dem der Egoismus gegen die Einheit arbeitet. Dadurch entdecken wir, dass wir unfähig sind, uns zu vereinigen. Warum hat der Schöpfer vor uns ein Hindernis geschaffen, indem er uns gegensätzlich und verschieden erschaffen hat? Wenn wir alle gleich wären, wäre alles klar: Jede Person gibt einen bestimmten Betrag und erhält einen bestimmten Betrag, und die Angelegenheit ist erledigt.

Noch sind wir verschieden, und deshalb müssen wir über den Egoismus aufsteigen und die Absicht des Gebens aktivieren, ohne jedweden Bezug zu persönlichem Gewinn.
Nur unter dieser Bedingung wird der Mensch zur Gänze fähig sein, sich mit anderen zu verbinden. Dann wird er ‘Geben um des Gebens willen‘ erreichen und dann – ‘Empfang um des Gebens willen‘. Nur wenn alle Menschen diesen Weg gehen werden, wird sich vollkommene Einheit unter uns entwickeln.

Deshalb sind wir nicht gleich erschaffen: weil wir ansonsten das Problem über das Material lösen würden, die Stufe beleben, und gleichbedeutend mit Ameisen in einem Ameisenhaufen werden würden.

Aus dem 4. Teil der tägl. Kabbala Lektion vom 12.5.2011 „Der Frieden“

Die materielle Welt hat ihre Gesetze

Frage: Welche Einstellung sollte man zu weltlichen Problemen haben?

Antwort: Die weltlichen und spirituellen Probleme kommen aus einer Quelle zu uns – denn „Es gibt nichts, außer Ihm“. Alles soll als Teil eines Ganzen betrachtet werden.

Aber in der materiellen Welt existieren noch eigene zusätzliche Gesetze. Und wenn wir noch das Materielle sehen, dann müssen wir diese Probleme bewältigen und nach Gesetzen kämpfen, die in dieser Welt und der menschlichen Gesellschaft gelten. Denn diese Gesetze sind ebenfalls eine Folge unseres Defekts, und so haben wir sie zu befolgen.

Wenn ich in einer menschlichen Gesellschaft lebe, dann sei es unwichtig, was ich für ein großer Kabbalist bin – ich muss mich in dieser Gesellschaft so verhalten, wie es die gesellschaftlich aufgestellten Normen von mir verlangen. Wir alle haben sie zu befolgen, und obwohl sie keinen Bezug zu Spiritualität haben, dürfen wir sie nicht missachten. Zum Beispiel, wenn jemand vorhat, mich zu töten, dann muss ich mich verteidigen und den anderen überwältigen.

Angst führt zum Gebet, und Liebe zur Dankbarkeit

Frage: Welches Gebet ist notwendig, um von den Schattenseiten des Egoismus zu den „Heiligen Schattenseiten“ überzugehen?

Antwort: Es wäre richtiger zu fragen: Wovor sollen wir uns fürchten? Denn noch wissen wir es nicht, was ein „Gebet“ heißt. Momentan haben wir mehr Ahnung von Furcht, Vorsicht, Zittern, Unruhe, d.h. von all dem, wovor ich mich hüten muss.

Ein Gebet ist ein Empfinden des Herzens. Und das Herz empfindet entweder Angst – das erste Gebot, oder das Herz empfindet Liebe, nachdem es die Furcht richtig wahrnehmen lernt.

Es gibt immer zwei Hauptgebote: die Furcht und die Liebe. Die Furcht führt uns zum Gebot, zu einer Bitte, und die Liebe zur Dankbarkeit.

Darum ist es erforderlich festzustellen, in welchem Zustand du dich befindest. Wenn du fühlst, dass es dir an Füllung fehlt, dann befindest du dich in Furcht. Aber wovor solltest du dich fürchten, was hütest du dich, zu verlieren oder welchen Zustand und welches Unheil solltest du vermeiden. Stelle diese Fragen!

Wenn du Angst hast, es könne dir etwas Schlechtes passieren, dann muss man sich klar machen: „Es gibt nichts, außer Ihm“. Und wenn du dich fürchtest, etwas zu verlieren, was aktuell in deinem Besitz ist, dann finde es heraus, wie es nach dem Prinzip zu arbeiten gilt: „Wenn ich mir nicht selbst helfe – wer sonst?“. Und diese Klärungen sind das Gebet.

Man darf sie nicht bei Seite liegen lassen, sondern man muss sich mit ihnen so oft wie möglich beschäftigen. Wichtig dabei ist, jeden Zustand zu klären. Und es ist nicht schlimm, wenn du dich im nächsten Augenblick erneut verirrst, und dich selbst sowie die auf dich Einfluss nehmende Faktoren – ich, Umgebung, Studium – nicht findest. Kehre immer wieder zurück und kläre es aufs Neue. So lernst du immer mehr Details, bis du das Ziel der Schöpfung erreicht hast. Und darin liegt unsere Arbeit.

Im Maße dieser Klärungen, wirst du dich auf jeder neuen Stufe immer in vier Stadien der HaWaJaH entwickeln. Wichtig ist, nicht aus diesen inneren Klärungen hinauszugehen.

– wer bin ich, wer lenkt mich,

– wie habe ich mich gegenüber der lenkenden Kraft zu verhalten,

– wie sollen und können wir uns vereinigen und einander suchen,

– wie werden wir Partner, trotz aller Verhüllungen und Probleme nicht verlassen,

– wie kann ich mich über sie erheben, sie rechtfertigen und gerade dank ihrer zu Einsicht und Liebe kommen.
Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 16.05.2011

Der Schüler wie der Lehrer

Baal HaSulam, 10. Brief: „Wenn ein Schüler ins Exil geht, wird sein Lehrer mit ihm verbannt.“ Aber wie können die egoistischen Ansprüche, die den Studenten bei seinem Studium überwältigen und so stark an ihm arbeiten, dass er vom spirituellen Weg abkommt – trotz seiner Verbindung mit dem authentischen Kabbalalehrer?

Das passiert alles aufgrund der Tatsache, dass der Schüler während es Abstiegs denkt, dass sich sein Lehrer auch im Abstieg befindet. Und es ist wirklich so, da er vom Lehrer nur in dem Maße Hilfe empfangen kann, wie er die Größe seines Lehrers bemisst.

Deswegen ist sein Lehrer in diesem Moment erniedrigt und schwach, so wie der Schüler ihn sieht – und das bedeutet, dass der Lehrer zusammen mit dem Schüler fällt. Das Ägyptische Exil beginnt mit „ein neuer König erhebt sich über Ägypten, der Josef nicht kennt“ – eine neue Kraft im Verstand von jedem, der von seiner vorherigen Stufe fällt (und sein Lehrer tut das mit ihm).

Deswegen, „kennen“ sie „Josef (den Gerechten)“ nicht und stellen ihn sich genauso wie sich selbst vor. Und das ist der Anfang des Bundes; denn der gerechte Mann würde sie ansonsten vor Sklaverei und Exil beschützen.

Dieser Abschnitt beschreibt keine historischen Vorgänge, sondern vielmehr einen Menschen, der seine „spirituelle Geschichte“ genau jetzt lebt. Seit dem Moment, in dem sein Herz beginnt, nach dem Sinn des Lebens zu suchen, wird er an einen Ort geführt, an dem er spirituell wachsen kann und den Sinn seines Lebens versteht, sein Geheimnis enthüllt, d.h. dass er eine kabbalistische Gruppe und einen Lehrer findet.

Und dann hängt alles davon ab, wie sehr er schätzt, was er empfängt: die Gruppe, kabbalistische Texte und den Lehrer. Und sein „Ägyptischer Bund“, das Exil, durch sein Ego enthüllt, beginnt mit der Ablehnung seines Lehrers.

Am Ende weist der Lehrer ihm den Weg. Wäre es nicht so, würde ein Mensch dieser Welt nie zur Wahrheit gelangen, die vor uns verborgen liegt; es gibt keine Möglichkeit, sie alleine herauszufinden. Alle Seelen werden entsprechend der Kette angeordnet: AHAP des Höheren steigt in GE des Unteren hinab, und nur durch das Anheften an die Ehemaligen können wir fortschreiten.

Deswegen beginnt das ägyptische Exil, wenn der Schüler seinen Lehrer abweist, was eine natürliche Entwicklung ist, die er durchleben muss. Zuerst merkt er gar nicht, was überhaupt passiert und dass er vom Weg abkommt. Er denkt, dass er alles richtig macht: Er entwickelt sich, versteht und fühlt immer mehr und kann seine eigenen Entscheidungen treffen und beurteilen, weiß, welche Schritte er tut.

Mit anderen Worten: Er hat eine Meinung über alles, was auf dem „einfachen Verstand“ basiert und „Logik“, während er vergisst, dass alles gut ist und gut nur in Bezug auf seinen persönlichen Egoismus und nicht in Bezug auf den „Lehrer, die Bücher und die Gruppe“ ist, wo man immer auf den Weg „Glaube über Verstand“ voranschreiten sollte.

Es heißt, dass sie Josef nicht länger fühlten (den inneren Gerechten), d.h. dass ein Mensch nicht länger den Punkt in seinem Herzen wahrnimmt, welcher vorher in ihm mit Entwicklung verknüpft war, dem spirituellen Weg und dem Geben in einem bestimmten Grad. Und er durchtrennt die Seile mit spirituellem Voranschreiten vollständig, da er nichts zum Anlehnen hat, wenn der Lehrer, der seinen Weg bestimmte, weg ist.

Ein Mensch denkt, dass er sich weiter entwickelt, während ihn diese Entwicklung nur tiefer in den Bund treibt, den er noch entdecken wird. Es gibt nichts, was wir tun können; es sind alles notwendige Stufen, die man durchleben muss.

Aus dem ersten Teil der täglichen Kabbala Lektion vom 20.04.2011, Baal HaSulams Brief 10