Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Das Gebet der Gleichberechtigten im Kreis

Es ist unwichtig, dass ihr in Tischreihen und nicht euch umarmend im Kreis sitzt. Auf den Stühlen sitzen nur physische Körper, doch im Inneren muss ein Gefühl des Kreises – eine große weltweite Verbindung – herrschen. Und genauso, wie uns der Frauenring umgibt, steht noch weiter die ganze Welt hinter uns. Und wir müssen danach streben, alle zu einem einzigen Berührungspunkt zu bringen.

Die physische Anordnung spielt keine Rolle. Ich glaube nicht, dass die Schüler von Rabbi Schimon in einem solchen ebenen Kreis saßen. Wenn es so wäre, würden solche Regeln für das Studium der Tora bis heute bestehen bleiben. Der Kreis bedeutet einfach, dass alle gleichberechtigt sind – die Freunde verbinden sich und lassen ein gemeinsames Gebet entstehen.

Alles, was wir brauchen, ist um das Licht, das zur Quelle zurückführt, zu bitten. Ohne das haben wir keine Chance, auch nur um einen Millimeter aus unserem Egoismus auszusteigen – keiner von uns. Nur das Licht kann uns helfen.

Aus diesem Grund hat es keinen Sinn, danach zu fragen, wie du das machen könntest. Du machst gar nichts, lass das Licht arbeiten! Doch du musst ständig begreifen, dass alle deine Handlungen dazu nötig sind, das Licht anzuziehen, das alles macht.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 27.03.2012

Im untrennbaren Kreis der Umarmung

Diese besondere Atmosphäre, die während der Workshops auf dem Kongress in Litauen entstanden ist, muss ständig in den Unterrichten herrschen. Der Mensch muss sich immer in einer solchen Empfindung befinden. Es ist unwichtig, ob er physisch im Kreis sitzt und Freunde umarmt oder ob sie einfach zusammen sind und ihre Verbindung ohne jegliche materielle Umarmung oder sogar weit voneinander entfernt spüren.

Natürlich ist es schwieriger, doch ihr habt bereits gespürt, dass es möglich ist, ein wenig die Einschränkung des materiellen Raumes zu verlassen und nicht an die Zeit gebunden zu sein. Diese Verbindung bleibt quasi in der Luft bestehen.

Wir müssen diese Atmosphäre ständig behalten: in den Unterrichten, bei allen Aktivitäten, sogar auf der Arbeit. Es ist unwichtig, wo der Mensch arbeitet: in irgendeiner Fabrik, für einen fremden Arbeitgeber, doch durch alle Geschehnisse befindet er sich in Verbindung mit dem Schöpfer, sucht nach Ihm. In jedem Zustand muss er Anstrengungen unternehmen, um das höhere Licht zu enthüllen, als würde er sich physisch unter den Freunden befinden.

Später werden wir erkennen können, wie wir bei allen diesen Versuchen unsere Verbindung mit der großen Gruppe von Kabbalisten aller Generationen enthüllen, die zusammen mit uns arbeiten und diese Anstrengungen fortsetzen. Das alles befindet sich über den materiellen Einschränkungen.

Wir haben uns auf diese Workshops vorbereitet, uns auf eine bestimmte Weise hingesetzt, doch das sind alles formelle Vorbereitungen. Wir müssen versuchen, jenen Geist, den wir dort gespürt haben, auf die gesamte Studiumszeit auszudehnen. Die wichtigste Belohnung sind die Anstrengungen selbst und nicht das starke Gefühl, das ihr erwartet. Wir müssen nicht die Belohnung für die Arbeit, sondern die Arbeit selbst schätzen.

Deshalb sollten wir nicht darauf warten, wann diese ergreifenden und inspirierenden Zustände zurückkehren. Das Wichtigste ist, auf der Suche nach ihnen zu sein, und zwar nicht der angenehmen Empfindungen wegen, sondern um Ihm Genuss zu bereiten. Eben eine solche Möglichkeit ist auch unsere Belohnung. Das kommt bereits ein wenig näher an den Zustand des Gebens, „liShma“.

Versuchen wir, dies zu tun. Ich bitte um Verzeihung, aber die Kinder verlangen wie immer nach dem, was sie am liebsten mögen, und die Eltern geben ihnen das, was aus ihrer Erwachsenensicht das Beste für sie ist. Und das stimmt nicht immer überein. Lasst uns Anstrengungen unternehmen, um eine noch korrektere Form zu erreichen.

Wir müssen die Möglichkeit, Anstrengungen zu unternehmen, schätzen und wir müssen auch eine Einschränkung auf die Empfindungen machen – gerade dann wird die Empfindung des Gebens kommen.

Auszug aus der Vorbereitung auf den Unterricht, 27.03l.2012

Liebe zu Freunden (3)

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – das ist das Grundgesetz der integralen Natur der menschlichen Gesellschaft. Wenn wir darauf achten, beachten wir zugleich alle Gesetze der Natur, oder, mit anderen Worten, alle Gesetze der Natur sind in diesem Gesetz enthalten. Heißt das, dass wir nichts anderes zu tun haben?

Es ist Sinn und Zweck der Natur, alle ihre Teile zur vollständigen Harmonie, zum Gleichgewicht zu führen. Auf diese Weise erreicht der Mensch seinen komfortabelsten Zustand. Und alle Ereignisse, die wir noch durchleben müssen, sind nur dazu gedacht, damit der Mensch bewusst einen solchen Zustand erreicht.

Diesen Sinn und Zweck der Natur müssen wir ebenso erforschen wie ihren Weg zum Ziel, um ihr zu folgen. Das ist unsere Garantie für ein erfolgreiches Leben. Die ständige Unterstützung dieses Prinzips durch die Wissenschaft gibt uns Vertrauen auf diesem Weg, ein Vertrauen darauf, dass wir mit ihr sicher sein können, im Einklang mit den Gesetzen der Natur zu handeln. Die Anerkennung durch den Erfolg im Falle der Erfüllung der Naturgesetze, oder das Unglück im Falle des Scheiterns, müssen in uns wie die Ehrfurcht und Angst zu spüren sein. Dies gewährleistet unser Glück.

Dazu müssen wir die Naturgesetze für uns als eine sachliche und antreibende Kraft begreifen, die es bewusst umzusetzen gilt. Gerade in ihrer verantwortungsbewußten Erfüllung liegt die Besonderheit der Entwicklung der Stufe „Mensch“, die über die Stufe „Tier“ hinausgeht. Denn alle unsere früheren Entwicklungsstufen haben wir nur unbewusst empfunden, da sie von der Entwicklung des Egos in uns angetrieben wurden. Heute zwingt uns die Natur zu einer selbständigen und bewußten Weiterentwicklung, über den Egoismus hinaus, in Richtung hin zu der entgegengesetzten Eigenschaft des Gebens und der Liebe.

Wie kann der Mensch diese neue Eigenschaft erlangen – das Verlangen des Gebens – und zugleich verstehen, dass das Verlangen, eigennützig zu empfangen, für ihn schädlich ist? Denn das ist gegen die menschliche Natur – er kann doch nichts tun, wenn er dadurch keinen Vorteil für sich hat?

Es gibt dafür nur einen Ausweg, nämlich ein paar Leute, die das Verlangen haben, der Macht des Egos zu entkommen, und sich in einer Gruppe zusammenzuschließen. Jedes Mitglied dieser Gruppe muss sich bezüglich der Anderen annullieren. Da jedes einzelne Mitglied dieser Gruppe bereits das Verlangen hat, die Eigenschaft des Gebens und der Liebe zu erlangen, es ihm aber an der Kraft der Umsetzung mangelt, so werden sie gemeinsam eine neue Einheit erschaffen, indem sie sich in eine Gruppe verbinden, und ihr Ego in Bezug auf ihre Freunde unterdrücken. Wenn bspw. eine Gruppe zehn Mitglieder hat, dann wird durch diese Einheit ihre Kraft um 10 mal größer sein, als die Kraft jedes Einzelnen.

Aber das wird nur unter der Voraussetzung geschehen, dass sich die Gruppe gefunden hat und darüber nachdenkt, wie ihr Ego zu unterdrücken ist, und nicht wie man es erfüllen kann. Und aus der Liebe zu den Freunden heraus wird jeder das Verlangen haben, dieses Gesetz der Natur zu erfüllen, denn nur so führt er sie in ihrer Gesamtheit zu Balance und Harmonie.

(Nach dem Rabasch Artikel „Liebe zu Freunden (6,1)

So hilft der Mensch seinem Nächsten

Frage: Muss jedes Mitglied der Gruppe genau wissen, an was genau es jedem einzelnen Freund mangelt, und wie ihm zu helfen ist, oder reicht es aus, sich mit dem allgemeinen Begriff „Die Liebe zum Freund“ zu begnügen?

Meine Antwort: In unserer Gesellschaft kann ein Mensch dem anderen nur da helfen, wo es arme und reiche, kluge und dumme, starke oder schwache, etc. gibt. Aber wenn alle gleich sind, wie kann man sich dann noch gegenseitig helfen?

Es gibt aber eine Sache, die dem Ganzen fehlt – den Sinn für Humor. Wenn die Stimmung schlecht ist, werden weder Reichtum, noch Weisheit helfen. Nur ein anderer Mensch kann die Atmosphäre in der Gruppe verbessern, damit der Freund wieder einmal eine Woge der Vitalität fühlt und das Gefühl hat, dass der Sinn und Zweck der Verbindung in greifbarer Nähe ist.

Es stellt sich heraus, dass jedes Mitglied der Gruppe die Aufmerksamkeit auf die Laune seines Freundes lenken sollte, um sie, wenn nötig, zu heben. Denn gerade bei der Empfindung einer erhabenen Stimmung kann jeder dem anderen behilflich sein.

(Nach dem Rabash Artikel „So hilft der Mensch seinem Nächsten“)

Die Tür nicht zufallen lassen

Frage: Auf dem Kongress in Vilnius hat sich uns eine neue „Tür“ geöffnet. Wie können wir einen Fuß in diese Tür setzen und sie nicht zufallen lassen?

Meine Antwort: Vor allem sollten wir diesen Verlust fürchten, vor der Größe des erreichten Zustands beben, den Eindruck, der in uns entstanden ist, nach Möglichkeit verstärken.

Wir werden nicht in einem Zug durch diese Tür gehen. Wir werden Monate brauchen, um das zu verwirklichen. Denn wir treten in die Phase der Geburt ein, und eine Geburt kann unterschiedlich verlaufen: manchmal dauert sie ein paar Tage und manchmal ein paar Wochen. So oder so, wie lange wir auch brauchen mögen, es handelt sich um einen Prozess, der Geburtswehen einschließt, und nicht um ein augenblickliches Ereignis.

Wir sind auf dem Weg, und wenn du willst, dass der Prozess sich ununterbrochen weiterentwickelt, musst du ihn auf eine richtige Art und Weise annehmen. Du setzt den Weg fort, nicht weil er angenehm und wonnig aufregend ist. Für dich ist nicht der Zustand an sich wichtig – wichtig ist, dass du weißt, dass er dem Schöpfer den maximalen Genuss bereitet. Der Vektor muss vom Empfangen zum Geben umgestellt werden.

Wenn du diese Absicht hinzufügst, kommst du voran. Zwar wird sie sofort einen faden Beigeschnack bekommen, doch wird sie dir das Vorankommen garantieren. Später wirst du den wahren Geschmack spüren – jedoch bereits in Kontakt mit dem Schöpfer, im Geben. Und jetzt rufst du das Licht hervor, damit es das realisiert.

Wenn du aber von angenehmen Empfindungen begeistert bist, wenn du dich darüber freust, dass du endlich die Herrlichkeit der Verbindung mit den Freunden kosten durftest, dann schmeckt dieses Gefühl bitter nach Egoismus und wird deshalb nicht halten. Denn man will dich voranbringen und wird dir deshalb diesen Zustand wegnehmen. Du wirst eine Erschütterung bekommen, ihn vergessen und wirst wieder daran kommen, jedoch mit einer größeren Bereitschaft, nicht vom Gefühl, sondern von der Absicht durchdrungen zu werden.

Auszug aus dem Unterricht zum Thema „Fragen zum Kongress“, 26.03.2012