Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Zwischen den Meeresengen

Wir sind in einer sehr besonderen Zeit angekommen, die sogenannte „Zwischen den Meeresengen“ Periode, vom 17. Tammuz, als die Gesetzestafeln zerschlagen wurden, bis zum 9. Av, als der Tempel zerstört wurde. Im Rückblick können wir sehr vieles aus dieser Zeit lernen. Wir können sehen wie schwierig die Vereinigungsmethode zu akzeptieren und auszuführen ist. Dies bezeugen die Tage „Zwischen den Meeresengen“.

Wir erhielten die Tora, die Methode der Korrektur, symbolisiert durch Moses, der für vierzig Tage auf den Berg stieg und uns die Vereinigungsmethode von der Stufe „Bina“ (Schenken) brachte. Aber das Volk war unfähig dies zu akzeptieren. Obwohl alles von oben vorbereitet und gegeben wurde, sind wir unfähig, es zu empfangen.

In Wahrheit ist dies nicht unsere Schuld. Der Grund ist einfach der, dass unsere Wünsche noch nicht ausreichend das Gute und Böse integriert haben, um uns zu ermöglichen, das Eine durch das Andere zu korrigieren. Die Integration erfolgt mit dem Bruch. Nur eine Explosion kann die Grenzen zwischen zwei Gegensätzen, die sich gegenseitig ablehnen, brechen und diese zur Integration zwingen.

Die Integration muss komplett ungeordnet, chaotisch und unter dem Druck einer explosiven Kraft stattfinden, denn es kann bei der Integration von Gut und Böse keine Ordnung geben. Nur nachdem sie integriert wurden, kann Ordnung geschaffen werden. Innerhalb dieser Integration, mit Hilfe des Oberen Lichtes, kann alles eingeordnet und aussortiert werden. Und dann kann die richtige Verbindung und Konstruktion erreicht werden.

Ein komplexer Prozess erlaubt zwei Gegensätzen, sich in Harmonie und gegenseitiger Ergänzung zu verbinden. Genau dies passiert bei dem Prozess des Erhalts der Tora.

Die Neigung des egoistischen Verlangens, korrigiert zu werden, ist kurz nach der Flucht aus Ägypten sehr schwach. Und aufgrund dessen ist eine schnellere Korrektur unmöglich. Dieses Verlangen versteht, dass es korrigiert werden muss, erkennt jedoch nicht, inwiefern es dem korrigierten Zustand entgegengesetzt ist, weil noch keine gegenseitige Integration besteht.

Solange wir unter der Macht des Pharaos, des Egoismus sind, fühlen wir nicht, dass wir seine Sklaven sind. Unser Exodus geschieht durch eine äußere Kraft, die uns von dort herauszieht und uns zeigt, dass sich dies lohnt. Allerdings wird das Verlangen nicht von dieser Kraft korrigiert.

Wir sehen, was uns passiert: Jeden Tag entscheiden wir, endlich aus unserem Egoismus auszubrechen und an die Gruppe zu denken, sodass unsere Sorge nicht für uns selber auf einer persönlichen Ebene bleibt, sondern sich an alle richtet. Doch es gelingt uns nicht.

Wir bemühen uns immer mehr, und trotzdem finden immer wieder kleine Brüche statt. Dies geschieht als Folge mehrerer Zerstörungen und Korrekturen, die bereits in unseren Wurzeln stattfanden.

Die Tora erzählt uns von der Vorbereitung auf die Korrektur. Der Weg von sechstausend Jahren, den die Menschen durchliefen, war nur Vorbereitung. Die Korrektur wird erst am Ende erreicht, am Tag des absoluten Lichts. All diese Vorbereitungszustände wurden ebenfalls als Materie realisiert: Die Zerstörung des Ersten und Zweiten Tempels, sowie die Kriege innerhalb der israelischen Nation. Dies sind die Verkörperungen spiritueller Stufen.

Nach der vollständigen Integration, die auf Kosten vieler Kriege erreicht wurde, werden die Scherben des Willens zu genießen und des Willens zu geben vollständig ineinander integriert, und fallen sogar noch tiefer, bis zum tiefsten Grund. Nach vier notwendigen Exilen und drei Erlösungen erreichen wir das Ende des letzten Exils und den Beginn der endgültigen Erlösung.

Wenn man diesen Prozess betrachtet, ist es offensichtlich, dass die Tora nicht auf einmal empfangen werden kann. Und dies wird durch den Tag des 17. von Tammuz, dem Zerbrechen der ersten Tafeln angezeigt. Erst nach dem Bruch und der gegenseitigen Integration von spirituellen und materiellen Wünschen ist es möglich aufzusteigen, um eine andere Form zu erreichen.

Die erste Tora war „unkorrekt“. Das war notwendig, nur damit die Tafeln zerbrochen und korrigiert werden konnten. Die zweite Tora war korrigiert und in der Lage, die Integration der Wünsche zu geben und zu empfangen, zu regeln. Dies ist ein einzigartiger Prozess, der bezeugt, wie entgegengesetzt unsere Qualitäten von denen der oberen Kraft sind.

Wir sollten eine ausgewogene Haltung zu diesen Tagen haben und sie nicht nur als Tage der Trauer und des Bruchs sehen, sondern als etwas Unvermeidliches, was wir durchmachen müssen. Die ganze Welt wird diese Zerstörung in der einen oder anderen Form durchmachen müssen. Wenn wir aber wissen, weshalb und für welchen Zweck wir dies tun, werden wir durch den Weg von Achishena (Beschleunigung) als Menschen alles durchmachen können.

 

Aus dem 1. Teil des täglichen Kabbala Unterrichts 7/11/17

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