Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Über jüdische Einheit und Antisemitismus Artikel Nr. 5 – Aufbruch aus dem Exil und Neuanfang

Im vorigen Artikel haben wir den Aufstieg und Fall des Ersten Tempels aufgrund von Blutvergießen und Sünden unter den Königen Israels besprochen. Als Israel im Exil war, wurden sie nach Babylon, woher Abraham zuvor gekommen war, geschickt. Dort, in Babylon, zerstreuten und assimilierten sie sich, bis sich erneut ein großer Judenhasser erhob und versuchte, sie zu vernichten: der Erz-Antisemit, bekannt als böser Haman.

Haman sagte zu König Achashverosh, dass die Juden voneinander getrennt seien: „Es befindet sich ein gewisses Volk, verstreut und zerstreut unter den Völkern, in allen Provinzen deines Reiches“ (Esther 3,8). Ihre physische Zerstreuung war jedoch nicht das, was Hamans Hass hervorrief; es war ihre Zwietracht. Der Tora-Kommentar aus dem 17. Jahrhundert, Kli Yakar, sagt es sehr deutlich: „‚ein gewisses Volk verstreut und zerstreut‘ bedeutet, dass sie voneinander entfernt und getrennt waren.“ Ebenso nimmt die prominente Interpretation des jüdischen Gesetzes, Yalkut Yosef, „getrennt“, um zu verdeutlichen, dass „es eine Trennung der Herzen unter ihnen gab.“ So, wie es damals im Falle des Pharao und auch von Nebukadnezar geschah, führt die Trennung des Volkes Israel zum Auftauchen von Feinden, die es vernichten wollen. Haman war nur ein weiteres Glied in dieser Kette, wenn auch ein ziemlich bösartiges.

Um das zu erreichen, was er wollte, erzählte Haman König Achashverosh, dass die Juden „die Gesetze des Königs nicht beachten“ (Esther 3,8). Doch obwohl der König ihm erlaubte, die Juden auszulöschen, feiern wir jedes Jahr an Purim das Wunder unseres Überlebens, weil Mordechai in allerletzter Minute alle Juden vereinte. „‚Geht und versammelt alle Juden‘, das heißt, sagt ihnen Worte der Beschwörung“, schreibt Haim Yosef David Azulai (der CHIDA) im Buch Pnei David, „damit sie alle in einer Einheit sind. Geh und sammle die Herzen aller Juden zu einer Einheit.“ Diese vielsagende Schilderung aus dem 18. Jahrhundert zeigt die Verzweiflung von Esther und Mordechai angesichts der Aussicht, ihre gesamte Sippe ausgelöscht zu sehen, wie es Hamans Absicht war. Ihr letzter Ausweg war Einheit. Als sich die Juden vereinigten, retteten sie sich selbst und ermöglichten den Beginn der Rückkehr aus Babylon.

Im Gegensatz zu Ägypten jedoch, wo die Juden mitten in der Nacht fliehen mussten, gingen sie diesmal nicht nur mit dem Segen des Königs, sondern mit seiner vollen moralischen, finanziellen und geistlichen Unterstützung: Sobald Kyros an die Macht gekommen war, fühlte dieser, dass Gott ihm aufgetragen hatte, die Juden zurück in ihr Land zu schicken und den Tempel wieder aufzubauen. Außerdem fühlte er, dass ihm aufgetragen worden war, ihnen bei ihrer Aufgabe zu helfen. Er erließ die sogenannte Kyros-Erklärung, die besagte, dass: „Jeder [jüdische] Überlebende, an welchem Ort er auch immer leben mag, von der dortigen Bevölkerung mit Silber, Gold, mit Gütern und Vieh unterstützt werden soll, sowie mit einem freiwilligen Opfer für das Haus Gottes, das in Jerusalem steht“ (Esra 1,4). Nachdem sein Erlass vollzogen war, “ ließ König Kyrus die Utensilien des Tempels, die Nebukadnezar aus Jerusalem verschleppt [geplündert] und in das Haus seiner Götter gelegt hatte, herausbringen“ (Esra 1,7).

Die Kyros-Erklärung bezeichnete das offizielle Ende des Exils in Babylon und den Beginn der Ära des Zweiten Tempels, obwohl der Tempel selbst noch nicht gebaut worden war. Während dieser Periode erreichten die Juden große Höhen, erlitten aber schließlich in zwei Bürgerkriegen, von denen der letzte so blutig und brutal war, dass seine Wunden bis heute nicht verheilt sind, ihren Niedergang.

Der nächste Artikel dieser Serie wird die Geschichte des „goldenen Zeitalters“ in der Geschichte der Juden im Land Israel erzählen, als die Nationen der Welt von ihnen lernen wollten, wie sie ihr gesellschaftliches Leben führen sollten.


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