Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Nach der Pandemie

Die Welt scheint gerade auf einer schmalen Brücke zu stehen. Wir brauchen uns nicht vor der Verabschiedung von der Vergangenheit zu fürchten. Wir sollten uns lieber darum sorgen wie wir uns der unausweichlichen Zukunft kompetent stellen können.

Die Menschen behaupten, wir könnten eines Tages alles wieder aufbauen, wenn nicht komplett alles zusammenbricht. Und ich sage: “Es wird sich nicht wieder erholen.” Aber ein Zusammenbruch ist auch gar nicht nötig. Wir haben jetzt nur die Aufgabe diese Krise mit minimalen Verlust zu überleben. Wir müssen unsere Nerven, Ressourcen sparen, andere unterstützen und uns einfach entspannen. Auf keinen Fall dürfen wir uns “trennen”. Außerdem müssen wir uns der aktuellen Lage stellen, um von den Folgen nicht überrascht zu werden.

Vor Allem, sollten wir uns zuerst kurz setzen und durchatmen. Wir wurden nicht erschaffen, um uns aufzuregen. Wir wurden erschaffen, um zu denken und zu handeln. Also denken wir darüber nach worin jetzt der eigentliche Verlust besteht. Wofür haben wir gelebt? Was hat uns bisher angetrieben? Welche unserer Taten waren wirklich sinnvoll und nützlich? Und vor allem: Wie gut ist die Zukunft unserer Kinder vorbereitet?

Unsere Weisen formulierten vor tausenden von Jahren das Prinzip, “geht und profitiert voneinander”. Wir gingen davon aus, dass wir uns selbst dienen würden. 

In Wahrheit bedienten wir einander nur für Geld. Aber welchen Dienst haben wir uns damit wirklich erwiesen? In Wahrheit bedienten wir einander nur für Geld. Wir erschöpften uns selbst im Hamsterrad des Konsums, ohne an etwas anderes denken zu können.

Stellen wir uns für einen Moment vor, wir würden von einem anderen Planeten kommen. Wir betrachten die Welt, wie sie vor einigen Monaten war. Der technologische Aspekt mag sinnvoll sein, aber was ist mit der Unruhe, Hektik und dem Smog, den wir daraus empfingen? Dann kam das Virus und sagte uns: “Stopp jetzt. Seht, was ihr dem Planeten und euch antut. Fangt jetzt an weiter zu schauen, und nicht nur bis morgen.” 

Wenn wir uns damit auseinandersetzen, werden wir sehen, dass wir uns jetzt nur auf den ökologischen Kollaps zubewegen. Doch vorher standen wir kurz vor einem Krieg. Wir riefen ihn sogar herbei. Wir verdrängten es aus unserem Bewusstsein und nahmen es einfach in Kauf. Der Zustand hoffnungsloser Globalisierung trieb uns in die Sackgasse voller Widersprüche und direkt in die Arme eines Krieges.

Zwar erreichten wir das Stadium nicht, aber die Lawine unseres unstillbaren Konsums zog die Menschheit in den Abgrund. Und paradoxerweise rettet uns jetzt der Virus. Er rettet uns vor einem Egoismus, welcher einer “Absolution”, durch die Neuordnung der Konsummärkte, bedarf.

Lohnt es sich wirklich zurückzukehren? Was haben wir dort noch zu suchen?

Gibt es ein Leben nach dem Virus?

Wir lernen unsere Familie, unsere Welt und uns selbst erst wieder kennen.

Früher schliefen wir nur zu Hause, jetzt leben wir dort. Früher surften wir zum Spaß im Internet, jetzt sind wir miteinander verbunden.

Natürlich wollen wir in dieses Hamsterrad zurückkehren. Dort konnten wir uns an immer neuen und anderen Vergnügen erfreuen. Wir sind sogar bereit, die Schmerzen zu ertragen, die uns ständig von hinten anschieben. Wir sollten uns jedoch an den drohenden Zusammenbruch, die wachsende Kriminalität, die Verdrängung der Unruhen, die Unterbrechungen der Versorgung und an die ständige Suche des Schuldigen, erinnern. Und nun können wir unsere Zeit zum Nachdenken nutzen.

Es verläuft auch nicht alles reibungslos. Nicht jeder von uns kann diesen Schlag aushalten. Aber die Erfahrung und die Verlangsamung des Tempos bringt uns jetzt eine Verschnaufpause. 

An den freien Wochentagen, in einer ungewohnten Nachmittagsruhe, hören wir den Hall von etwas Neuem. Wir sitzen zu Hause, um wie Kinder zu lernen, dass dieses „Zerbrechen“ nicht umsonst war.

Der Ausstieg aus der Krise wird auch nicht so schnell gehen, wie sie kam. Was jetzt geschieht ist keine Pause, kein Urlaub und auch kein Herunterfahren. Es ist ein Erwachen. Dieser Virus streckte uns nicht nieder. Er schüttelte uns, um in die Realität zurückzukehren. Er gab uns jetzt die Möglichkeit langsam das Ruder zu übernehmen.

Zum Betreten dieser neuen Ära sind wir verpflichtet, unsere Werte neu zu definieren. Wir brauchen eine andere Einstellung zueinander und die Suche nach einem Sinn. Der Wind der Veränderung wehte die Illusionen weg und zeigt nun das wahre Bild. Wollen wir wirklich zulassen, dass unser Verstand wieder mit Täuschungen getrübt wird? Wollen wir uns wirklich mit der Vergangenheit, mit ewiger Eitelkeit, mit Überfluss von außen und mit Zerstörung von innen, wieder versöhnen?

Wie schon erwähnt, scheint die Welt auf einer schmalen Brücke zu stehen. Wir dürfen uns nicht vor der Verabschiedung von der Vergangenheit fürchten. Wir müssen uns der unausweichlichen Zukunft kompetent stellen.

Wir veranstalteten selbst dieses Wettrennen und bekommen jetzt die Möglichkeit ohne übermäßig großen Schaden davonzukommen. Das Wichtigste steckt in uns selbst. Es sind unsere Verbindungen, unsere Beziehungen, unsere Beteiligung und unsere Gegenseitigkeit. Wenn wir das nur erkennen, werden sich, alle sozialen, finanziellen und kommerziellen Mechanismen, hin zum neuen Paradigma ausrichten. 

Lasst uns jetzt nachdenken warum wir leben und wie wir unser Leben auf anderen Prinzipien aufbauen können. Der Weg aus dem unbegrenzten Egoismus ist jetzt geöffnet. Wir können die Zeit jetzt nutzen solange es noch geschockt und eingedämmt ist.

Die Flugzeuge befinden sich am Boden, die Schiffe liegen in den Häfen. Wir sollten jetzt die Schulbank drücken. Das ist nicht böse gemeint, im Gegenteil. Wir haben jetzt die Möglichkeit wirklich etwas für uns selbst zu tun.

Unser ganzes Leben lang liefen wir davon. Und jetzt rechtfertigen wir uns selbst, aus der Todesangst heraus. Aber der Virus weist auf etwas anderes hin. Wir können dem Tod nicht auf diese Weise entfliehen. Um seine Schwelle zu überwinden ist es wichtig, sich über den Egoismus zu erheben. Er ist es der uns tötet. Unser Ego schränkt uns ein. Die Forderungen unseres Körpers lassen uns die Welt schlecht und elend fühlen. Lasst uns die Welt, durch unsere innere gemeinsame Ausrichtung, durch die Seele, spüren. Dann werden wir sie ganz anders sehen, nämlich endlos, ewig und vollkommen.

Das hat auch absolut nichts mit Religion zu tun. Die Wissenschaft der Kabbala befürwortet keine Glaubensrichtung. Sie entwickelt lediglich die Seele eines Menschen und das macht ihn glücklich. Und wenn wir uns alle wie in einem gemeinsamen Boot fühlen und unsere Ruder im Gleichklang schlagen, werden wir auf eine Welt, ohne Grenzen zwischen den Herzen, zusteuern. Dann schmelzen auch die restlichen Barrieren, die uns trennen und werden verschwinden. Die Welt von morgen entsteht jetzt.

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Bild von Lor Sk auf Pixabay


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