Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Beiträge in der Kategorie '„Immer mit mir „'

Immer mit mir – Teil 67

                                        Exil

Wenn es keine äußeren Störungen und keine Notwendigkeit gab, „sich aufzuspielen“, konnte RABASH in einen solchen inneren Zustand eintreten, in dem er den Körper praktisch nicht spürte, es störte ihn nicht, er war in sich gekehrt. Er konnte kaum hören, was um ihn herum geschah, er lebte alles im Innern durch. Es war keine Meditation, es gibt so etwas in der Kabbala nicht, es war eine spirituelle Vertiefung. Diesen Zustand von ihm belauerte ich in Tiberias.

Es war eine halbe Stunde her, vielleicht mehr. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Einerseits verstanden wir, dass wir ohne seiner Erlaubnis nicht kommen durften, andererseits hatte ich das Gefühl, dass ich ihn in diesem Zustand nicht lassen konnte.

Und dann erschien Rebe. Er war schon anders, „lebendig“, seine Augen sahen uns neugierig an. Er fragte: „Na, was macht ihr da?“ Wir fingen an ihm zu erklären, dass wir ihn überhaupt nicht stören wollten, dass wir beabsichtigten, in Tiberias unsere Freunde Versammlung durchzuführen, und kamen zugleich ihn zu besuchen. Wir dachten, wie ist es denn, in Tiberias zu sein, ohne vorbeizukommen?

Wir alle sahen RABASH an. Er machte eine ordentliche Pause, sah uns wieder an… und sagte: „Lasst uns das Mahl vorbereiten“.  Uns allen taute das Herz auf, wir waren so glücklich, alle lachten. Aron Brisel, ein Spezialist für Mahlzeiten, schickte jemanden auf den Markt, einer kochte bereits Wasser, ein anderer schnitt Gemüse, und wir alle hatten das Gefühl eines Festes.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 66

Er war nicht mehr hier

 Eines Tages, als RABASH nach Tiberias aufbrach, beschloss unsere ganze Gruppe plötzlich, zu ihm zu gehen. Es war am Donnerstag, dem Tag der Freunde Versammlung. Er sollte am Freitag zurückkehren und wir haben beschlossen, den Tag mit dem Lehrer zu verbringen, ein Mahl zu bereiten. Wir dachten, dass wir ihn damit erfreuen würden.

Wir kamen an. Wir näherten uns dem Zaun des Hauses, in dem RABASH wohnte, und blieben plötzlich stehen. Wir realisierten, dass wir nicht wussten, wie wir reinkommen sollten, wir verstanden nicht, warum wir da waren, wie dieser Gedanke in uns geboren wurde. Schließlich lud uns niemand ein. Wir standen vor dem Zaun, waren still und wussten nicht, was wir tun sollten. Plötzlich sagte jemand: „Lasst Michael gehen.“ Und alle sahen mich an.

Ich erinnere mich, dass ich den zugewachsenen Garten betrat, den Weg zum Haus entlang ging, und die ganze Zeit hatte ich das Angst, dass es kein guter Zeitpunkt war, dass er uns nicht rief. Warum gehe ich, warum habe ich zugesagt? So ging ich bis zur Tür des Hauses, da gab es ein großes Moskitonetz, türhoch, ich erinnere mich an alles, bis ins kleinste Detail. Ich schaute durch es hindurch, zuerst sah ich nichts, und dann erkannte ich plötzlich einen Mann auf dem Bett sitzen. Ich wusste nicht sofort, dass es RABASH war.

Er saß da, bewegungslos, in seiner Hose und Unterhemd, und starrte vor sich hin. Ich wagte es nach langer Zeit, das Schweigen zu unterbrechen, aber ich war auch nicht glücklich über die Idee, dass ich ihn beobachtete. Also sagte ich leise: „Hallo, Rebe.“

Er reagierte nicht. Ich rief lauter: „Rebe?!“ Langsam drehte er seinen Kopf zu mir, und plötzlich verstand ich – er sieht mich doch nicht!

RABASH blickte durch mich hindurch, als wäre ich unsichtbar. Ich erinnere mich, dass mein Herz schlug, ich wusste nicht, was ich in solch einer Situation tun sollte. Plötzlich blickte er auf den Boden. Es dauerte ein oder zwei Minuten, nicht länger. Dann schaute er langsam zu mir auf und fragte: „Und wer hat dich hierher gerufen?“

Er sprach leise, als würde er mit einer völlig fremden, ungebetenen Person sprechen.Ich dachte wieder: Ich muss dringend weggehen. Und alle wegbringen…  Ich sagte: „Rebe, wir sind zusammen hierher gekommen. Die ganze Gruppe. Wir dachten…“

Er unterbrach mich: „Und wer hat euch gerufen? Er sprach und sah wieder weg. Er kehrte in denselben Zustand zurück, in welchem ich ihn auf fand. Ich sagte kein Wort mehr, ich hatte Angst seine Stille zu unterbrechen. Ich ging vorsichtig die Treppe runter, zündete eine Zigarette an. Die Jungs kamen auf mich zu, sie verstanden alles sofort, ich musste ihnen nichts erklären. Wir saßen da und rauchten, und wir wussten nicht, was wir tun sollten.

 

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Fortsetzung folgt…

 

Immer mit mir – Teil 65

RABASH zieht sich zurück

Er ging alleine nach Tiberias, ließ niemanden in seine Nähe, wollte allein sein. Einmal im Monat verließ er uns für zwei Tage. In Tiberias lebte er in einem kleinen Haus von Drori, seinem alten Schüler.

Es war die Zeit gekommen, in der er seinen ständigen Wohnsitz verlassen musste; seine Familie, seine Kinder, Frau, Schüler verließ und mit sich allein sein musste.

In der Vergangenheit wurde dies von den Kabbalisten praktiziert und als „Exil“ bezeichnet.

Der Mann hatte damals das Haus verlassen, hat nichts mitgenommen und ging für ein oder zwei Jahre. Er verdiente so gut er konnte, lebte, wo er ein Platz gefunden hat, hielt nur am Schöpfer fest, denn es gab niemanden, an dem er sich festhalten konnte.

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Ein oder zwei Jahre konnte sich RABASH nicht leisten, sondern nur ein paar Tage. Als er zurückkam, traf ich ihn, er stieg aus dem Bus. Ich trug seinen Koffer und es ist kein Geheimnis, dass ich davon träumte: eines Tages nimmt er mich mit.

Aber ich wagte es nicht, ihm das anzubieten, da ich wusste, wie wichtig es für einen Kabbalisten dieser Stufe war, sich zurückzuziehen. Und eines Tages wurde ich selbst davon überzeugt.

 

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 64

Plötzlich Sohar

1983, September. Ich erinnere mich, ich bin abends in Eile, gehe die Bnei-Brak-Straße entlang, und plötzlich sehe ich ein Schreiben an der Wand – „Ashlag ist gestorben“. Ich erstarrte, meine Beine zitterten – welcher Ashlag? Ich komme näher, ich lese – Shlomo. Und ich verstehe, dass RABASHs jüngerer Bruder, Shlomo Benjamin Ashlag, gestorben ist.

Ich habe es eilig, Rabash zu sehen. Er sitzt an seinem Schreibtisch zu Hause, und ich frage ihn noch vor der Tür: „Was machen wir?“ Ich dachte, er würde sagen: „Wir werden Shiva halten[1]„. Doch er sagt zu mir: „Wir gehen nirgendwo hin.  Du und ich sitzen hier. Wir werden studieren.“

So begannen diese einzigartigen sieben Tage, die definitiv „die Welt erschüttert haben“. Wir waren sieben Tage lang allein, niemand kam zu RABASH, und wir gingen nirgendwohin, aus. Er offenbarte mir etwas, was wir in der Gruppe nie gelernt haben – „das Vorwort zum Buch Sohar“, geschrieben von RASHBI. Es wird auch als Keter[2] des Buches Sohar bezeichnet.

RABASH sagte „Derjenigen, dem dieses Buch offenbart wird, öffnet sich der ganze Sohar.“ Er selbst entschied, dass wir dieses Vorwort durchgehen würden, öffnete sofort das Buch, begann zu lesen und zu erklären.

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Es war ein siebentägiger Höhenflug! Es war nicht so, dass RABASH mehr erklärt hätte, nein, er hat seine Methode nicht geändert, er betonte wie immer, dass man sich selber um die Absicht bemühen soll, vor allem weil Sohar eine „Sgula“[3]  ist….. Aber an diesen Tagen schuf er solch eine Atmosphäre, in der ich Angst hatte, ein Wort zu verpassen.

So etwas kann man nicht in einem Buch fassen. Die Art und Weise, wie ich dort mit offenem Mund saß und fühlte, wie ich reif wurde. Es gab eine grüne Frucht, die für nichts geeignet war, und plötzlich ist die Erde befruchtet, der Regen kommt, die Sonne rötet, und man merkt, dass man ausreift, etwas dringt in einen hinein, man kann nicht erkennen, was es ist, aber man ist bereit, nicht zu schlafen, nicht zu essen, sich diesem natürlichen Weg hinzugeben, auf welchen das Buch Sohar und RABASH einen geleitet hat…

„In diesem Saal sind Riesige Schätze verborgen, einer über dem anderen. In diesem Saal gibt es dicht geschlossene Tore, die den Zugang zu Licht versperren. Und es gibt 50 von ihnen…“

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RABASH erklärte: „Das Tor bedeutet ein Gefäß – das Verlangen, Licht zu bekommen.“

„Es gibt ein Schloss und eine Engstelle in diesem Tor, um einen Schlüssel hineinzustecken“. Das Schloss im Tor zu sehen bedeutet zu verstehen, dass man nur im Geben das Licht erhalten kann. Und wenn du versuchst, es zu tun, erkennst du, dass die Stelle eng ist, dass es nicht einfach ist, näher an dieses Schloss, an diesen Zugang zum Spirituellen heranzukommen, da es so klein wie ein Nadelöhr ist. Man muss sich ihm annähern, nicht verfehlen, nicht nachgeben, den Schlüssel hineinstecken… – unsere Absicht, und das Schloss öffnen, um das Gebot zu erfüllen – dem Schöpfer Genuss zu bereiten.

Früher schrieb RABASH, was Baal HaSulam sagte, auf und aus diesen Notizen wurde „Shamati“ geboren.

In diesen sieben Tagen versuchte ich mitzuschreiben, was RABASH sagte, und daraus entstand mein achtes Buch, „Sohar“. Mich gibt es dort nicht. Ich habe mich sehr bemüht, nichts von mir selbst hinzuzufügen. Dort gibt es nur RASHBI und RABASH.

So verbrachten wir diese sieben unvergesslichen Tage zusammen. Und als sie vorbei waren, sagte RABASH: „Jetzt muss ich mich zurückziehen.“

Und ging nach Tiberias.

[1] Shiva ist eine siebentägige Trauerzeremonie. Sie wird von den engsten Verwandten des Verstorbenen gehalten: Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Sohn, Tochter, Ehefrau, Mann.
[2] Kether (hebräisch: כתר „Die Krone“) ist die erste von 10 Sefirot in der Kabbala.
[3] Sgula ist ein besonderes Werkzeug, die Werke der Kabbalisten, dank derer es möglich ist, den Menschen, die Gruppe und den Schöpfer zu einem Ganzen zu vereinen. Ihre Einheit ist nur möglich, wenn das System, in dem sie sich befinden, richtig eingesetzt wird. (Aus dem Blog von Michael Laitman)

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Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 63

Fürsorge für die anderen

RABASH sagte mir oft: „Wenn du aus der Dunkelheit heraustreten willst, kümmere dich um die anderen.“ Das war sein Gebet. Ich habe es während des ersten libanesischen Krieges 1982 erlebt. RABASH beugte sich jede Stunde zum Empfänger. Er hörte die Nachrichten im Auto, zu Hause, sogar während des Unterrichts. Die Kommentare waren von keiner Bedeutung für ihn, er war nur daran interessiert, was genau los war. Aber während des Krieges in Libanon ließ er den Empfänger nicht aus den Händen. Damals kamen Fremde in unsere Klasse, und es sah für sie sehr seltsam aus. Wie kommt es, dass man aufhört, über das zu reden, was in der Tora geschrieben steht, dass man aufhört, solch erhabene Sachen zu lernen, um die Nachrichten zu hören?!

Ich erinnere mich an einen der Haredim (ultra-religiösen), der sogar empört war und fragte RABASH: „Wie kann das sein? Es ist bei uns überhaupt nicht üblich, Radio zu hören, und Sie unterbrechen sogar den Unterricht und hören zu!“

RABASH antwortete ihm: „Und wenn du dort Söhne hättest, würdest du dich darum kümmern, was dort passiert, oder nicht?! Ich bin mir sicher, dass dein Herz da sein würde! Natürlich! Und du würdest das Radio einschalten und hören, weil du das Gefühl hättest, dass dein Leben davon abhängt. Wir haben unsere ganze Armee dort, und alle von ihnen sind meine Söhne, ich leide mit ihnen und sorge mich um sie.“

Es war eine gute Schule für mich. Zu verstehen, wie der Kabbalist ein besonderes Gefühl für die Menschen entwickelt, wie er leidet und versucht, mit den Menschen in all den Leiden, Schwierigkeiten und Problemen, die dem Land zustehen, zusammen zu sein[1].

[1] Baal HaSulam schreibt in seinen Artikeln „Bürgschaft“ und „Die Gabe der Tora“, dass, je entwickelter ein Mensch ist, desto mehr beginnt er, sich nicht um sich selbst, sondern um seine Familie zu sorgen, dann – um seine Verwandten, dann – um die Gesellschaft, in der er lebt, für sein Land, für die ganze Welt. Es kommt aus dem inneren Bewusstsein, dass wir ein Organismus sind. (aus dem Michael Laitman Blog)

 

[# 245630]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 62

Eigene Seele kennen

Nach einer Weile begannen wir am Anfang der Lektion, diese Artikel in der Gruppe zu lesen. Wir lasen eine Stunde, anderthalb. RABASH hörte mit geschlossenen Augen und nach hinten gebeugtem Kopf zu. Für ihn war nicht nur die Meinung der Schüler wichtig, sondern auch die unserer Frauen. Am Ende des Artikels sagte er immer zu mir: „Vergiss nicht, es den Frauen zu geben. Es lag in meiner Verantwortung, die Artikel zu kopieren und durch meine Frau weiterzugeben. RABASHs nächste Frage war: „Nun, was haben sie gesagt? Wie ist der Artikel für sie?“ Er schätzte ihre Meinung, vielleicht sogar mehr als unsere. So erschienen einmal im Monat Artikel über Frauenfragen.

Heute, nach fast 40 Jahren, sehe ich, welche Veränderungen die Artikel von RABASH in mir, in seinen Schülern, in all denen, die ihn umgaben, bewirkt haben. Sie wirkten anfangs unschön und falsch geschrieben, es schien uns, dass ihre einzelnen Teile nicht miteinander verbunden waren, dass sie inkonsequent waren… Weil wir in ihnen die präzise Bewegung der Seele nicht erkannten, die sich auf diese Weise entwickelt. Wir kannten unsere Seele nicht. Doch RABASH kannte sie.       

Diese Artikel haben ihre Arbeit getan. Vor meinen Augen begannen Wunder zu geschehen. Ich erinnere mich, als wir einen Artikel lasen, und plötzlich öffnete sich die Tür, und jemand Unbekanntes kam herein, nahm Kaffee, setzte sich hin und schloss sich, als ob nichts geschehen wäre, der Lektion an. Weniger als zehn Minuten später öffnete sich die Tür wieder und ein neuer Unbekannter kam herein und machte dasselbe. RABASH sah meine Verwirrung, lehnte sich zu mir herüber und flüsterte: „Dieser hier ist vor 10 Jahren verschwunden, und der andere vor 15…“

So begannen wir, die Artikel zu lesen, und so fingen auf einmal die längst verschwundenen Studenten von RABASH an, zurückzukehren. Es war, als hätten sie den Ruf gehört und kamen zurück. Es ging ihnen so, als wären sie eine Zigarette rauchen gegangen oder hätten sich einen Tag frei genommen, und nicht 10 oder 15 Jahre. Das alles, weil diese Artikel „Manuskripte“ der menschlichen Seele waren. Und wonach strebt die Seele? Sich um die anderen zu kümmern. RABASH kümmerte sich um alle.

 

 [# 245610]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 61

Wir kaufen eine Schreibmaschine

Als ich sah, dass RABASH nicht mehr aufhören würde, überredete ich ihn, eine Schreibmaschine zu kaufen. Ich erklärte ihm, dass seine Handschrift unleserlich sei, und er stimmte sofort zu. Wir gingen nach Tel Aviv, in einen Laden, und RABASH probierte alle Maschinen selbst aus, war wie Kind leidenschaftlich daran interessiert. Wieder zu Hause angekommen, setzte er sich sofort hin und begann zu schreiben. Von nun an hat sich unser Zeitplan nie geändert. Gleich nach dem Spaziergang im Park zu Hause angekommen, machte ich ihm Kaffee. Er ging nach oben in seine Wohnung und setzte sich hin um zu schreiben. Ich blieb unten, hier war es dunkel und kühl, ich öffnete das Buch und wartete.                    

Ich hörte zu, bis das erste Klopfen der Schreibmaschine von oben zu hören war.

Auch jetzt höre ich es, während ich diese Zeilen schreibe, manchmal höre ich es, wenn ich Artikel lese, es ist besser für mich wie jede Musik – Kabbalistische „Musik“ von RABASH – „Tuk-tuk, Tuk-tuk…“.

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RABASH tippte mit einem Finger, die Fehler hat er mit „Tipp ex“[1] übermalt, es war ein Prozess, dem er seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Praktisch nach jedem Wort setzte er ein Komma, als ob er seinen Zustand vermitteln würde. Als ob er sagen wollte, dass jedes Wort von ihm nicht einfach so geschrieben wird, und es ist notwendig, es zu fühlen, zu reflektieren, nicht in Eile zu lesen. So ist ein Artikel von sieben oder acht Seiten in einer Woche entstanden.

Es verging einige Zeit und wir kauften eine elektrische Maschine…. RABASH ist auf den Geschmack gekommen. Er hat seinen Zeitplan nie geändert. Es hatte in sich in all den Jahren so viel angesammelt, dass er keine Pause machen konnte, er beeilte sich.

[1] Tipp ex ist eine spezielle weiße Tinte für die Textbearbeitung.

 

[# 245516]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 60

Er weis das!

Es war noch zu Beginn meiner Studienzeit als wir durch die Straße gingen und ich fragte ihn über das Böse, da ich von irgendwelchen Ungerechtigkeiten beeindruckt war.

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– Wie böse ist die Welt!

– Ist sie es wirklich?! – antwortete er.

– Immerhin, – sagte ich, – Morde, Raub, Gewalt, die Welt ist voll von all diesem Ekel.

 Und er läuft weiter und wirft nebenbei hin:

–  Ich habe das alles schon durchgemacht.

Ich erinnere mich als ich anhielt und fragte:

– Was haben Sie durchgemacht?

– Ich war ein Mörder, ein Dieb und noch schlimmer, –

sagt er.

Ich schaue ihn an und scanne unbewusst. Ein alter Mann steht vor mir, klein von Wuchs, der sein ganzes Leben mit einfachen Arbeiten verbrachte, in einer religiösen Umgebung lebte und mit seinem Vater Baal Sulam untrennbar verbunden war. Und plötzlich sagt er mir, dass er alles in seinem Leben durchgemacht hatte. Ich schaue ihn an und denke: was hatte er durchgemacht, was hatte er außer seiner Welt gesehen, indem er praktisch nirgendwo hingefahren ist und niemanden kennengelernt hat… Er verstand meinen Blick, erklärte aber nichts.

Erst dann wurde mir klar, wie primitiv alle meine Gedanken und Vergleiche waren, dass ich es war, der nirgendwo hingefahren war, obwohl ich in viele Länder gereist war, – ich hatte nichts gesehen, hatte mit meinem Hochschulabschluss, Biokybernetik und Tonnen von Literatur, die durch mich durchgegangen waren, nichts erfasst. Und er, RABASH, hatte alles erfasst.

Er offenbarte einen solchen Egoismus in sich selbst, in dem er sich als Mörder, Vergewaltiger und Dieb fühlte, alles in der Welt, gut, schlecht, schrecklich – all das war in ihm. Später erklärte er mir mehrmals, dass in einem Menschen, der sich ernsthaft mit der spirituellen Arbeit befasst, die ganze Menschheit auftaucht. Er akzeptiert alle Nachteile, Fehler und Verstöße der anderen als seine eigenen.

– Schließlich muss man die gemeinsame Seele vor sich sehen, – sagte er, – und wenn man die Fehler der Welt sieht, hat man kein Recht, aufzuhören. Du musst dich an der Korrektur beteiligen, dich wie ein Sünder, ein Dieb, ein Mörder zu fühlen. In dir selbst einen Richter „ausgraben“, egal was dein Vergehen ist. Und dadurch den Schöpfer rufen um sich selbst zu richten und zu korrigieren. Wenn du zu diesem Punkt kommst, dann hast du das Problem gelöst. Und so ist jedes Mal.

All diese Reflexionen, Gefühle, Entdeckungen hat RABASH in seine Artikel aufgenommen. Deshalb sind sie unschätzbar.    

[# 245451]

Fortsetzung folgt…

Immer mit mir – Teil 59

Und es begann!

Anfang der folgenden Woche bat ich ihn um einen Artikel für die kommende „Freundes Versammlung“. Diesmal war ich schlauer und versorgte mich mit einem Block Papier. Und er hatte nichts dagegen. Er wollte schreiben.

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Jede Woche gab er einen Artikel heraus.

Anfangs besprach er einiges mit mir, und später folgte er seinem inneren Gefühl. Es betrog ihn nie. Er war für alles empfänglich – für jeden Menschen, denn er hat alles durchgemacht, alle Unglücke der Menschheit aufgenommen, ihre Sorgen, Leiden, und ich höre ganz oft wie sie sagen, nachdem sie seine Artikel gelesen haben: „Es geht um mich! Woher weiß er das?“

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Fortsetzung folgt…

 

Immer mit mir – Teil 58

Der Ausbruch wurde allmählich vorbereitet

Die ersten Artikel von RABASH über die Gruppe wurden auf einem Stück Zigaretten Schutzpapier zur Welt gebracht…

Sie lebten in ihm und lauerten nur auf die Gelegenheit, sich auszuschütteln.

Lange Jahre unterrichtete RABASH in einem kleinen Zimmer am Rande von Bnei Brak und all die Zeit bewahrte er den Schatz in sich auf, bereitete diese Artikel in seinen Gedanken vor, aber brachte sie bislang nicht aufs Papier. Jetzt war es schließlich an der Zeit für sie aufzutauchen, das musste nun einmal so sein, das ich es unbewusst bezeugte und initiierte, aber was mich wirklich erstaunte, war, dass dies die Artikel über die Gruppe waren!

Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, wie konnte ein Mensch, der praktisch keine Gruppe hatte, solch eine zugespitzte Notwendigkeit dafür empfinden? Wie konnte man in „Der Lehre der 10 Sephirot“, hinter all den Schemen, Berechnungen, Welten solch eine Wichtigkeit der Gruppe, der Freunde erkennen? Nein, ich konnte es nicht fassen. RABASH setzte durch: „Wie kommt man sonst dazu, diese neue Eigenschaft – das Verlangen zu Geben – zu erhalten? Denn es widerspricht der menschlichen Natur… Es gibt nur einen Ausweg – wenn sich mehrere Menschen zu einer Gruppe sammeln, die eine kleine Chance hat, aus der Macht des Egoismus herauszutreten, unter der Bedingung, dass jeder von ihnen daran denkt, wie er sich über das eigene Ego erhebt[1]…“

Heute verstehe ich, dass dieser Ausbruch nicht nur durch sein ganzes Leben vorbereitet wurde, sondern auch während all unserer Wanderungen, Gespräche, Klärungen, Fragen, die er in mir erzeugte, Zustände, die ich durchlief und mit ihm teilte. Ich fragte ihn, was mit mir los war, wie ich vorgehen und mich darauf beziehen sollte? Und er antwortete.

Oftmals, wenn ich diese Artikel aufs Neue lese, selbst oder für meine Schüler, tauchen in mir plötzlich Situationen auf, die diesen Artikel angeregt haben, oder ich höre unser Gespräch im Park, als wir genau über dieses Thema diskutiert haben.

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Und jetzt teile ich mit RABASH, was ich im Unterricht empfand oder was in der Gruppe geschah.

„Was soll ich tun? Was soll ich tun?“ – frage ich.

Und er erklärt es mir. Und hier sind sie, seine Erklärungen, ich sehe sie im Artikel.

Manchmal sagen meine Schüler zu mir: „Gäbe es damals ein Video, wie viel reicher wären wir heute.“

Nein, RABASH würde nicht zustimmen. Video war nicht für ihn. Aber Artikel, Bücher – es war eine vertraute Welt, sehr vertraut.

Sein Vater schrieb sein ganzes Leben lang, große Kabbalisten aller Generationen hinterließen ihre Notizen, Bücher. RABASH spürte die hohen spirituellen Wurzeln des Geschriebenen.

Wer, wenn nicht er, wusste, was Buchstaben sind.  Eine Kombination von Vektoren und Kräften. Kombinationen von Lichtern. Darin klangen Buchstaben, verschmolzen zu Worten, und er gab uns in seinen Artikeln unschätzbare Informationen.

Es wurde gesagt: „Der Schöpfer hat die Welt mithilfe der Buchstaben geschaffen.“ RABASH erschuf die Welt auf die gleiche Weise wie der Schöpfer, indem er all seinem Geschriebenen sein großes Verlangen einhauchte, die Welt zum Geben, zum Schöpfer zu bringen.

 [1] RABASH „Liebe zu Freunden (2)“ 1984.

 

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Fortsetzung folgt…