Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Dem Angreifer verzeihen?

Kongress in Nowosibirsk, Lektion 3

Frage: Nehmen wir an, jemand hat mich beleidigt. Ich wende mich an den Schöpfer, bitte um Liebe und versuche, den Angreifer durch das Prisma der Liebe zu sehen: er ist groß, das sind meine unkorrigierten Eigenschaften, die in mir zum Vorschein kommen. Sollte ich mit meinem Angreifer darüber reden?

Meine Antwort: Der Angreifer hat nichts damit zu tun. Vor uns befindet sich der Schöpfer, der Sich auf diese Weise zeigt. Doch es geht nicht darum, alles zu verzeihen.

Wenn ihr euch dazu entschieden habt, auf eine solche Einwirkung des Schöpfers auf euch zu reagieren, ausgehend davon, dass ihr euch mit Ihm verbindet möchtet, dann könnt ihr euch verteidigen und dem Angreifer antworten.

Doch versucht in erster Linie, den Kontakt mit dem Schöpfer zu sehen, in dem Angreifer oder in jedem anderen Objekt bzw. jeder anderen Situation die Erscheinung des Schöpfers zu sehen. Es bedeutet jedoch nicht, dass ihr ihm verzeihen müsst. Nein! Letztendlich müsst ihr zu ihm die gleiche Beziehung aufbauen wie er zu euch – gegen den eigenen Egoismus und gegen ihn.

Auszug aus der 3. Lektion des Nowosibirsk-Kongresses, 07.12.2012

 

Durch die Gruppe zum Schöpfer

Kongress in Nowosibirsk, Lektion 3

Frage: Wenden wir uns während der Morgenunterrichte und Workshops an den Schöpfer durch die Gruppe?

Maine Antwort: Nur durch die Gruppe! Es kann keine persönliche Anrufung des Schöpfers geben. Alle Shamati-Artikel sind für einen Menschen geschrieben, der sich der spirituellen Arbeit in der Gruppe widmet. Übrigens steht dort nirgendwo, dass er sich an den Schöpfer durch die Gruppe wenden muss, weil es als natürlich, als selbstverständlich gilt.

Wenn ich sage, dass ich den Schöpfer ansehe, dann bedeutet es, dass sich die Gruppe vor mir befindet – anderenfalls sehe ich Ihn nicht.

Auszug aus der 3. Lektion des Nowosibirsk-Kongresses, 07.12.2012

Herzliche Beziehung zum Freund führt zum Schöpfer

Wenn ich mich zum Schöpfer ausrichten möchte, muss ich Herzlichkeit in Bezug auf den Freund empfinden, einen heißen „himbeerfarbenen Ball“, eine solche Haltung, durch die ich meine Beziehung fortsetze – bis hin zum Schöpfer. Denn ich liebe den Freund eben dafür, dass sich der Schöpfer in ihm befindet.

Der Schöpfer zeigt Sich mir in Form der Geschöpfe, dieser Welt – in Form Seiner Verhüllung. Wenn ich die Liebe zu dieser Welt erreichen kann, dann bedeutet das, dass ich die Liebe zum Schöpfer – zu demjenigen, der diese Welt erschuf und sich in ihr verbirgt – letztendlich auch erreichen werde.

Es fragt sich, warum der Schöpfer sich in der Welt und nicht in der Tora verbirgt. Weil die Welt seine Verhüllung ist, und wenn ich das Licht der Tora nutze, enthülle ich zuerst, dass der Schöpfer sich in der Welt verbirgt, und enthülle dann Ihn selbst.

Die Etappen der Annäherung an den Freund sind Etappen der Annäherung an den Schöpfer, etwas anderes gibt es nicht. Das alles nennt sich der Weg der Liebe entsprechend seinem Endziel und dem, was wir in seinem ganzen Verlauf erreichen. Selbst auf der allerersten kleinen Stufe enthüllt sich uns der Hass und danach, ihm gegenüber, die Liebe. Und so ist es jedes Mal, auf jeder Stufe: Hass und Liebe.

Auszug aus dem Unterricht nach der Einführung zu TES, 13.12.2012

Wenn die Wichtigkeit des Ziels fehlt

Kongress in Nowosibirsk, Lektion 4

Frage: Was sollen wir tun, wenn uns die Wichtigkeit des Ziels fehlt? Manchmal kommen Freunde zum Unterricht und schlafen sofort ein. Wie soll die Gruppe für die Größe des Schöpfers und die Wichtigkeit des Ziels sorgen?

Meine Antwort: Es ist unwichtig, wenn jemand einschläft, das kommt vor. Der Mensch kam mit letzter Kraft und schlief ein. Was kannst du tun? Wie kannst du ihn aufmuntern, wenn er „tot“ ist, im wahrsten Sinne des Wortes.

Er ist im Moment eine „Pflanze“, kein Mensch, du kannst ihn nicht aufwecken. Die Menschen brauchen Schlaf, Nahrung und haben andere natürliche Bedürfnisse. Du kannst nichts dagegen tun, du musst es akzeptieren. Ohne dass er sein Minimum an Schlaf gehabt hat, wenigstens 5-6 Stunden, und ordentlich gegessen hat, sagen wir mal, ein paar Mal am Tag, kannst du nichts von ihm verlangen.

Frage: Das ist klar. Unklar ist, wie die Gruppe für die Wichtigkeit des Ziels sorgen muss?

Meine Antwort: Für die Wichtigkeit des Ziels muss die Gruppe ständig sorgen, doch nicht so, dass es im lästigen Sprücheklopfen ausartet, was keiner hören will. Es muss dafür gesorgt werden, dass es dem Menschen „durch Mark und Bein“ geht.

Wie macht man das? Versuch es einfach! Denk die ganze Zeit daran. Wenn du daran denkst, dann wird es eine Wirkung auf die Freunde haben.

Das ist unsere Arbeit, und wir können nicht vor ihr weglaufen. Wir werden vom Egoismus getrieben. Darin ist er dem Schöpfer entgegengesetzt.

Wenn wir die nächste Stufe erreichen, werden ganz andere, sehr ernsthafte Bedingungen für die spirituelle Arbeit entstehen: Hass, Probleme, Intrigen.

Das geht alles vom Schöpfer aus! Und wir müssen das akzeptieren, vorausgesetzt der Mensch schadet wirklich nicht dem spirituellen Weg dadurch, dass er „ein Loch ins Boot bohrt“. In diesem Fall haben wir das Recht, ihn von diesem Boot zu entfernen – aus der Gruppe zu schmeißen.

Und wenn der Freund schläft, lege ihm ein Kissen darunter, wie du es für deinen Sohn machen würdest.

Auszug aus der 4. Lektion des Nowosibirsk-Kongresses, 07.12.2012

Fürsorge für die Welt

Kongress in Nowosibirsk, Lektion 5

Frage: Wie äußert sich die Ehrfurcht vor dem Schöpfer in unserer Arbeit mit der Welt?

Meine Antwort: Die Ehrfurcht vor dem Schöpfer äußert sich in der Ehrfurcht vor der Welt, ob wir sie korrigieren können.

Ich muss wirklich Angst davor haben, ob ich alles dafür tue, damit die Welt nicht nur nicht leidet (obwohl es das primäre Stadium der Ehrfurcht ist), sondern auf einem leichten Weg zum Schöpfer gelangt. Denn der Schöpfer ist absolut nicht daran interessiert, dass jemand auch nur einen Augenblick leidet, und die Leiden der Welt hängen nur davon ab, wie ich sie zum Schöpfer führe. Ich bin dafür verantwortlich.

Das wird sich uns allmählich als eine kolossale Mission mit großer Verantwortung zeigen.

Auszug aus der 5. Lektion des Nowosibirsk-Kongresses, 09.12.2012

Wiedergeburt der Familie

Frage: Im Familienleben passiert es manchmal, dass du versuchst, eine gemeinsame Sprache zu finden und zu helfen, aber danach das Ergebnis bedauerst. Wie kann ich ein solches Feingefühl entwickeln, welches mir erlaubt, vorher zu wissen, ob meine Versuche von Nutzen sind.

Meine Antwort: Versuche aus der Liebe heraus zu handeln, ganz gerade.

Übrigens lehrt uns die integrale Erziehung genau das, und zwar wie die Wechselbeziehungen geregelt werden. Denn nur das fehlt uns, um von der jetzigen erbärmlichen Stufe zum Leben in Harmonie und Vollkommenheit aufsteigen zu können. Der Mensch entwickelt sich, um im Endeffekt alle Menschen in der Welt spüren zu können.

Die Familie ist nur die erste, die nächstliegende Etappe auf diesem Weg. Und dann, wenn der Mensch sich weiter entwickelt hat, beginnt er alle Menschen in seiner Umgebung zu spüren: wie sie leben, woraus sie bestehen, was sie denken, wie sie sich zu ihm verhalten und wie er sich zu ihnen verhält. Er „liest sie ab“, er wird zu einer Art Röntgenapparat, er sieht durch sie hindurch. Die Welt ist jetzt durchsichtig für ihn. Dadurch weiß er, wie er die Verbindung mit den Menschen herstellen kann und welche Reaktionen er auslösen soll.

Genau deswegen sprechen wir so viel über die Regelung der Familienbeziehungen. Im Grunde genommen ist das ein Sprungbrett zur Einheit mit der gesamten Umgebung und dadurch mit der ganzen Wirklichkeit. Alles kommt dank „der Feinheit der Seele“, der Schärfe der Wahrnehmung, die der Mensch aus den integralen Übungen schöpft. Genau auf diese Weise kommen wir voran. Das Einzige, was von uns verlangt wird, ist, ein solches „Auflösungsvermögen“ zu erlangen, das uns ermöglichen würde, eine höhere Dimension zu erreichen. Dann entdecken wir um uns herum eine Welt, die viel farbenprächtiger und tiefer ist, als die, die wir hier und jetzt wahrnehmen.

Wir können das nur erreichen, indem wir  unsere Beziehungen mit den Nächsten üben. Zuerst erscheinen diese Übungen für mich als ein infantiles Spiel, aber das ist nicht so. Denn dadurch enthülle ich meine feinsten Gefühle und Eigenschaften, mache sie präziser und dringe durch die jetzige Welt in die höhere Dimension durch. Ich beginne Dinge zu unterscheiden, die sich über der Zeit befinden, nehme die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft als Parameter wahr, die in der Natur enthalten sind. Ich unterscheide eine Vielzahl an Erscheinungen – und das alles dank unserer „Wohnzimmerübungen“ mit dem Ehepartner, wenn wir unsere „Spiele“ bei einer Tasse Kaffee spielen.

In Wirklichkeit haben wir einfach nichts anderes mehr zu tun. Die Zeit der äußeren, mechanischen, groben Eroberung der Welt ist vorbei. Wir haben die Technologien, die Wissenschaft, die Technik und die Wirtschaft genug entwickelt. Damit ist Schluss. Der nächste Abschnitt kommt, und jetzt müssen wir die Verbindung mit der Natur und der Welt mit Hilfe der Selbstvervollkommnung herstellen.

Das Gleiche geschieht auch im Familienleben: Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir einander nicht mehr ertragen und nicht miteinander zurechtkommen können. Es geht gar nicht um gegenseitige Vorwürfe, im Grunde genommen leben wir nur wegen der Kinder zusammen. Ohne etwas Attraktives aneinander zu finden, gehen die Eheleute oft fremd, und ihr Zuhause wird zu einem „Hotelzimmer“ für sie. Einige hält das gemeinsame Geschäft zusammen. Dabei verstehen die Menschen alles sehr gut und führen oft ein sehr freies Leben, das man aber nicht als Zusammenleben bezeichnen kann.

Und so haben wir eine sehr ernste Krise in der Familie erreicht, und uns bleibt nichts anderes übrig, als uns selbst zu verbessern. Man kann ein Schloss für Eheleute bauen und es mit den besten Möbeln und modernsten Haushaltsgeräten ausstatten, nichts wird helfen. Heute wohnen „die Lebensgefährten“ ohnehin in getrennten Zimmern und haben kaum Kontakt miteinander. Jeder isst zu seiner eigenen Zeit, jeder hat seinen eigenen Schrank, seinen eigenen Computer usw.

Wir haben also keine weitere Möglichkeit, uns äußerlich zu verbessern, sowohl grundsätzlich in der Welt als auch im Familienleben. Auf dieser Ebene haben wir das ganze Potenzial erschöpft und sind nun einfach verpflichtet, eine neue Etappe einzuläuten. Es ist an der Zeit, den Menschen zu verändern, ihm neue Möglichkeiten beim Kontaktieren mit der Umgebung zu bieten, ihm beizubringen, wie gute Wechselbeziehungen über dem ganzen jetzigen „Müll“ aufgebaut werden können. Eben darin besteht das Wesen der neuen Ära, an deren Schwelle wir stehen.

Dank der Veränderungen in der Familie verändern wir auch alles andere: die Gesellschaft, die Technologien, die Wirtschaft, die Wissenschaft, die Kultur, die Bildung … Doch so oder so wird das alles durch innere Veränderungen in jedem hervorgerufen, deswegen gibt es genau hier das wichtigste Problem. Wir müssen die Aufmerksamkeit von äußerlichen Veränderungen, von den Banken und der Industrie, auf den Menschen verlegen.

Und wir beginnen mit dem Punkt der Vereinigung in der Familie. Als erstes müssen wir akzeptieren, dass die Pyramide unserer Beziehungen von dem Punkt der Vereinigung gekrönt wird. Dieser Punkt befindet sich über allem. So lasst uns doch diesen Punkt mit Herz und Verstand bewahren – und ausgehend davon werden wir sehen, wie unsere ganzen Probleme unten gelöst werden können.

Wir müssen einander nicht korrigieren, etwas voneinander fordern. Es steht geschrieben: „Der Mensch helfe seinem Freund“. Nur so müssen wir handeln – indem wir dem Partner gegenüber Zugeständnisse machen und uns selbst mit Hilfe von speziellen Übungen vor ihm annullieren.

In jedem Fall darf jeder Schritt nur mit dem Punkt der Vereinigung begonnen werden. Unser ganzer Plan besteht darin, die gemeinsame Verschmelzung zu erreichen. Ohne diesen finalen Orientierungspunkt werden wir nicht auskommen können, denn „das Ende der Handlung ist im ursprünglichen Gedanken enthalten“. Wir brauchen ein reales Programm, das zum Ziel führt.

Deswegen müssen wir die Spitze der Pyramide immer vor Augen haben. Auf diese Weise verschwinden mein Partner und ich als einzelne Personen und werden zu einem Ganzen –  zu einer wahren spirituellen Struktur. Dieses Ziel legen wir von Anfang an fest und klären und verstärken es dann ständig. Womit auch immer wir uns beschäftigen mögen, alles muss  letztendlich dazu berufen sein, diesen Punkt zu verstärken. Er ist für uns nicht nur das Endziel, sondern auch das Ziel jeder einzelnen Handlung. Denn anderenfalls wird diese Handlung nicht richtig sein und uns nicht dem Ziel näher bringen.

Und das Ziel ist die Einheit, die Vereinigung. Wir ergänzen einander bis zu dem Punkt, an dem die besten und sogar die schlechtesten Sachen, die wir in uns und in dem anderen sehen, nicht unrealisiert bleiben. Wir stellen plötzlich fest, dass alle unsere „Vorsprünge“ und „Vertiefungen“, alle Vorzüge und Mängel dermaßen übereinstimmen, dass jeder von uns ideal in den andere reinpasst und ihn vervollständigt. In der Kabbala-Sprache wird es so definiert: Der weibliche Teil (Nukwa)  und der männliche Teil (Seir Anpin) sind von Angesicht zu Angesicht in einem unentwegten Zusammenwirken in allen zehn Sefirot miteinander verschmolzen. Das heißt, dass alles Schlechte und Gute, das wir ständig enthüllen, nur zur Verstärkung dieses Punktes der Vereinigung dient. Dadurch wächst er ständig – angefangen mit einem einfachen Einvernehmen – immer mehr.

Und dann sehen wir, dass in diesem Punkt eine neue Eigenschaft geboren wird, eine neue Empfindung, die wir früher nicht hatten. Sie befindet sich dort, wo wir als Einzelne nicht mehr zu unterscheiden sind. Es wird als „Tropfen der Einheit“ bezeichnet – denn in einem Tropfen sind einzelne Teile, jene zwei Tropfen, die zu einem Tropfen geworden sind, nicht zu sehen. Genau diese Empfindung, dieser Tropfen der Lebensenergie ist die Liebe. Die Eigenschaft, das Gefühl, das wir in diesem Tropfen enthüllen, kommt nicht von dieser Welt. In ihm ertasten wir unsere Wurzel, ein gewisses höheres Schicksal, die Höhere Kraft, die uns zusammengebracht, vereinigt und zur Verschmelzung geführt hat. Das heißt: „Ein Mann und eine Frau und die Shechina zwischen ihnen“.

Das alles erfordert schwere Arbeit, und dafür ist eine breite öffentliche Unterstützung nötig. Allein können wir diese Aufgabe nicht bewältigen, wir können nicht immer wieder zu ihr zurückkehren, hartnäckig und unermüdlich. Hier brauchen wir Hilfe von der Umgebung, wir müssen sehen, dass andere es auch machen, wir müssen uns mit ihnen treffen und darüber reden.

Ja, wir sind nur Menschen, doch wir haben die Möglichkeit, den Punkt der höheren Vereinigung zu erreichen. Deswegen brauchen wir uns nicht zu schämen und uns vor den anderen zu verschließen. In der Küche und im Schlafzimmer passiert mit uns allen das Gleiche.

Anders gesagt, das „ideale“ Bild, das wir gemalt haben, krönt eine sehr schwere Arbeit, sehr komplizierte innere Schlachten. Das sind keine rosa Träume, sondern der Krieg des Menschen gegen sich selbst, das sind ständige Anstrengungen, die er unternimmt, um sich zu öffnen, dem Partner zu helfen – und das alles nur um der Vereinigung willen. Die innere Arbeit hat viele entgegengesetzte Gefühle und verschiedenartige Details. Stell dir vor, zum Beispiel, dass eine Fabrik unter deiner Leitung mit dem Herstellen eines neuen Produkts beginnt. Diese Innovation erfordert viel Kraft und Ressourcen, du musst dich mit Leib und Seele reinhängen, um alles zu analysieren, durchzudenken und richtig miteinander zu verbinden.

Kurzum, fangt an und ihr werdet sehen, dass es nicht einfach ist. Es werden sofort Fragen und Probleme entstehen: „Wie geht es weiter? Warum sind wir plötzlich stehengeblieben? Warum haben wir keine Kraft mehr?“ Hier ist wichtig, die Übungen jeden Tag fortzusetzen.

Frage: Wie wird das Leben der Eheleute, die ihr Ziel – die Vereinigung – bereits erreicht haben, aussehen?

Meine Antwort: In erster Linie sind sie ständig in Bewegung, im Prozess, bis die ganze Welt das Gleiche erreicht. Plötzlich stellen sie fest, dass sie sich in einer integralen Verbindung mit allen anderen Paaren der Welt befinden. Denn jedes Paar ist wie ein Dipol, in dem zwei Potenziale – positiv und negativ – zu einem System verbunden sind. Eine Kompassnadel  ist ebenfalls ein Dipol, der sich nach der Position der magnetischen Pole dreht. So ist jedes Paar wie diese Nadel mit zwei entgegengesetzten Ladungen. Doch gemeinsam bilden die Partner eine „Bedeckung“ und werden zu einem vollwertigen einheitlichen „Modul“.

So ist die Welt geschaffen: es gibt kein Plus ohne Minus, kein Licht ohne Dunkelheit, keine Erfüllung ohne Gefäß, keinen Schöpfer ohne Geschöpfe. Das bezieht sich genauso auf die Familie.

Und dann sehne ich mich plötzlich danach, das Leben nicht nur in meiner „Zelle“, sondern in dem ganzen Körper zu spüren. Dieses Gefühl, dieses Bedürfnis kommt zu mir durch den Punkt der Vereinigung. Selbst wenn ich die Einheit und die Vollkommenheit in der Familie erreicht habe, enthüllt sich in dieser Vollkommenheit ein Mangel – es stellt sich heraus, dass es Einheit von einer höherer Qualität, eine höhere Vollkommenheit gibt. Genau dann stellt sich heraus, dass ich von der ganzen Welt abhängig bin. Alle Zellen in der Welt sind Zellen eines einzigen Körpers. Alle Dipole sind verbunden und voneinander abhängig, was bedeutet, dass ich mich nicht korrigieren und ein wahres Leben führen kann, solange die anderen nicht korrigiert sind.

Somit, wenn wir die Familie korrigiert haben, kommen wir zu den weitreichenderen Korrekturen. Die ganze Menschheit wird sich allmählich an diesen Korrekturen beteiligen, angefangen mit den einzelnen „Familienzellen“ bis hin zu den komplizierteren Systemen, „den Organen“ des gemeinsamen Körpers, bis wir die vollständige Korrektur der ganzen „Konstruktion“ erreicht haben.

Auszug aus dem 35. Gespräch über ein neues Leben, 16.07.2012

 

Die richtige Absicht

Kongress in Nowosibirsk, Lektion 4

Frage: Wie kann ich die richtige Absicht in Bezug auf die Gruppe aufbauen? Wie äußert sie sich? Und woran kann ich erkennen, dass ich mich in der richtigen Absicht befinde?

Meine Antwort: Die Absicht in Bezug auf die Gruppe muss sehr einfach sein: Ich bin in die Gruppe gekommen, um meinen Egoismus loszuwerden, mich über ihn zu erheben, mit dem Schöpfer zu verschmelzen, meine nächste Stufe zu enthüllen, zu einem Menschen zu werden. Auf diese Weise muss ich die Gruppe betrachten und alles in ihr machen, was mich zu diesem Ziel führt.

Ich darf es nicht vergessen und muss mich genau an diese Ausrichtung halten. Dabei achte ich nicht auf die Gesichter, Charaktereigenschaften oder etwas anderes – das alles ist unwichtig für mich, sollen sie doch sagen, was sie wollen. In erster Linie möchte ich mein Ich ausschließen, ich möchte einfach zusammen mit ihnen treiben. Und später werden wir weiter gehen.

Ich kann mich aktiv an der Arbeit der Gruppe über meiner Selbstannullierung beteiligen, erst nachdem ich im Selbstverzicht erfolgreich war. Für gewöhnlich fangen die Menschen an, durch den eigenen Egoismus Druck auszuüben, alles mit Gewalt ändern zu wollen, wie es in unserer Welt üblich ist. In einer Gruppe hat es nichts zu suchen.

Auszug aus der 4. Lektion des Nowosibirsk-Kongresses, 07.12.2012