Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Was schätze ich an dem Freund?

Kongress in Georgien. Lektion 2

Die Liebe zu den Freunden besteht darin, dass ich niemanden von ihnen liebe. Ich wünsche mir naturgemäß, jeden von ihnen mir unterwürfig zu machen – sie sollen mir dienen und das tun, was ich will. Oder überhaupt: wozu brauche ich sie? Sie sollen ganz verschwinden.

Das ist eine „normale“ Haltung des Menschen allen anderen gegenüber.

Die Liebe zu den Freunden besteht darin, dass mir ihre Eigenschaften, ihre mentalen oder physischen Probleme oder im Gegenteil Erfolge, egal sind – für mich sind nur die Punkte im Herzen wichtig. Sie sind das, was ich liebe. Alles andere muss ich nicht lieben.

Im Grunde genommen ist noch nicht einmal das Geschlecht wichtig. Wir müssen Abstand  von den äußeren Erscheinungen gewinnen, uns möglichst weit von ihnen entfernen. Dann beginnen alle andern Faktoren einander plötzlich zu ergänzen.

Denn mit den Punkten im Herzen ergänzen wir einander nicht – wir verbinden sie einfach, in ihnen herrscht Einvernehmen zwischen uns. Und sobald wir die Punkte im Herzen verbunden haben, beginnen sich alle unsere vollkommen unterschiedlichen Charaktere und Eigenschaften plötzlich wie Zahnräder untereinander zu verbinden. Genauso sind zwei Kupplungsscheiben miteinander verbunden – und der ganze Mechanismus beginnt sich fehlerlos zu drehen. Wenn wir die Punkte im Herzen miteinander verbinden und uns über alle anderen Eigenschaften erheben, ohne sie zu beachten, erreichen wir die ideale Verbindung zwischen uns.

Wie machen wir das? Ich liebe und schätze an dem Freund sein Bestreben nach der Einheit, nach dem Schöpfer. Ich finde, dass er mir darin überlegen ist, darin ist er höher als ich, danach strebt er mehr als ich. Auf diese Weise sehe ich die Freunde als „die Größten der Generation“ sozusagen. Wenn ich den Freund in dem Wichtigsten erhebe, ohne seine anderen irdischen Eigenschaften auch nur im Geringsten zu beachten, komme ich ihm auf diese Weise näher, stelle mich unter ihn. Und so verbinden wir uns.

Als „Freundesliebe“ wird eine eben solche Verbindung unserer Punkte im Herzen zu einem Ganzen bezeichnet, ausgenommen alles andere. Und dabei müssen wir einander helfen. Ich kann meinen Freunden in der Gruppe alle möglichen Gefälligkeiten erweisen, ihnen bei irgendwelchen irdischen Problemen helfen, aber nur wenn wir wirklich Teile einer Gruppe darstellen und versuchen, unsere Punkte zu vereinen.

Kabbala verhält sich sehr hart einer gewöhnlichen Hilfeleistung gegenüber. Warum? Weil sie die Absicht von dem Menschen verlangt! Und hier muss ich mich einer sehr genauen Analyse unterziehen: wozu mache ich das? Nicht einfach, weil mir jemand leid tut, weil mir das peinlich ist, weil ich nicht als kaltherzig dastehen will usw. Nein, ich stelle mir eine andere Bedingung – ich möchte es tun, weil wir dadurch Einheit erreichen. Und nur deshalb!

Auszug aus der 2. Kongresslektion in Georgien, 06.11.2012

 

Was bedeutet „Gruppe“?

Kongress in Georgien. Lektion 2

Frage: Unter welchen Bedingungen können wir sagen, dass die Gruppe Erfolg hat, dass sie sich dem Ziel entgegenbewegt?

Meine Antwort: Die Gruppe, die sich dem Ziel entgegen bewegt, ist eine Versammlung von Menschen, die ein gemeinsames Ziel haben, welches sie kennen, welches sie untereinander erkennen, wahrnehmen. Sie studieren gemeinsam kabbalistische Quellen, prüfen sich anhand dieser Quellen, arbeiten daran, ihre Punkte im Herzen zu vereinen. Das heißt, das Wichtigste für sie ist, sich zu verbinden, ohne auf andere Eigenschaften zu achten.

Wenn der Mensch der Einheit entgegenstrebt, um den Schöpfer zu enthüllen, genügt das, damit er zu meinem Freund wird, selbst wenn er in allem anderen ein sehr unangenehmer Mensch zu sein scheint – es ist unwichtig. Allmählich werden wir alle erkennen, wie wir uns aneinander anpassen, einander näher kommen können.

Die Gruppe ist eine Versammlung von Menschen, die verstehen, dass sie, um den Schöpfer zu erreichen, an sich arbeiten, studieren und ein bestimmtes Leben führen müssen. Sie müssen regelmäßig zusammenkommen und in Kontakt miteinander sein, der sie ständig zur Verbindung anregen sollte.

Einfach nur einen Raum zu mieten und sich dort zu treffen bedeutet noch lange nicht, dass die Gruppe es zu etwas gebracht hat. Wir treffen uns physisch, lesen zusammen, gehen wieder auseinander und schon sind wir eine Gruppe? In der Kabbala wird alles nicht durch physische Körper, sondern durch innere Erweckung bestimmt.

Als Gruppe wird das Streben der Punkte im Herzen, zu einem Ganzen zu werden, verstanden. Nur dann wird das als „Gruppe“ bezeichnet. Darum müssen wir noch viel daran arbeiten.

Wenn aber die Menschen alle zusammen nach einem Ziel streben, weil sie begreifen, dass sie nur durch Verbindung über alle Gegensätzlichkeiten in dieser Eigenschaft den Schöpfer herausheben und dabei das Zerbrechen überwinden können, dann werden sie zu einer Gruppe.

Daraus folgt, dass alle unsere gegensätzlichen Eigenschaften ein einziges egoistisches Verlangen sind. Alle unsere egoistischen Verlangen, die im Widerspruch zueinander stehen, befinden sich jetzt quasi in einem Sack. Und über diesen Eigenschaften vollziehen wir eine Einschränkung (Zimzum) und bauen einen Schirm (Massach) auf und richten unsere Punkte zum Schöpfer, zur Ähnlichkeit, zum Geben aus.

Also bleiben unsere vereinten egoistischen Verlangen unten, und unsere Absichten zur Vereinigung, zum Bestreben nach dem Schöpfer, zur Ähnlichkeit mit Ihm befinden sich oben, über ihnen. Auf diese Weise beginnt sich bei uns bereits die Seele, sprich ein gemeinsamer Parzuf, zu bilden.

Es existiert eine einzige Seele. Es gibt keine Vielzahl von Seelen. Alle und jeder hat nur ein einziges Kli (Gefäß). Wenn wir es quasi erschaffen, stellen wir auf diese Weise plötzlich fest, dass es dieses bereits gibt! Wir haben nur versucht, es zu erkennen und haben durch unsere Versuche plötzlich entdeckt, dass wir darin bereits existieren, weil diese einzige ganzheitliche Schöpfung bereits existiert und das Zerbrechen nur in Bezug auf unser Bewusstsein stattgefunden hat. Und wenn wir nach vorne streben, erheben wir uns über unsere heutige Wahrnehmung.

Auszug aus der 2. Kongresslektion in Georgien, 06.11.2012