Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Der Reset Knopf um die Natur wiederherzustellen

Zum ersten Mal in der Geschichte ist die Welt in den letzten Monaten in einen Zustand eingetreten, den Wissenschaftler als „Anthropause“ bezeichnen. Dieser Begriff stammt vom Wort „anthro“ (Mensch) und meint den völligen Stillstand menschlicher Aktivitäten. Länder weltweit haben, fast ausnahmslos, Lockdowns erlebt, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Was haben wir aus dieser Zeit über die Natur gelernt? Ist die Natur jetzt von den Misshandlungen und Wunden, die Menschen ihr über Jahrhunderte hinweg zugefügt haben, geheilt? Mittlerweile ist jede Pause, lang oder kurz, hilfreich, bis wir die menschliche Natur verändert haben. 

Das Erscheinen von Wildtieren in Stadtnähe durch die Beruhigung des Verkehrs, verlieh unseren Erlebnissen innerhalb dieser Zeit eine schillernde Faszination. In der Innenstadt von Santiago, Chile auftauchende Pumas und Kojoten, die die Straßen von San Francisco entlangliefen, erweckten angesichts der weltweiten Reduzierung der Umweltbelastung den Eindruck, als könne die Natur ihre ursprüngliche Balance wiederherstellen. Doch diese veränderte Situation bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Internationale Organisationen sprechen von frei wildernden Raubtieren, Zunahme illegaler Jagd und des Tierhandels und mangelnden Besucherzahlen in den Naturreservaten und -parks als Ausdruck der Wirtschaftskrise.

Mehrere internationale Forschungsinitiativen untersuchen aktuell die umfassenden Auswirkungen der Pandemie auf die Natur. Sicher wird keine der Forschungen Früchte tragen, solange die menschliche Ebene bei den Berechnungen außer Acht gelassen wird. Die Grundursache aller Ungleichgewichte in der Natur geht letztlich allein auf den Menschen zurück. Für das nicht differenzierende Auge scheint es, als ob die belebte Ebene im ökologischen Netz und die menschliche Ebene der Interaktionen zwei getrennte Dinge seien. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein, da beide Ebenen völlig miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.

Wir Menschen sind von Natur aus Egoisten. Das bedeutet, unsere sämtlichen Gedanken und Handlungen beruhen auf dem einzigen Wunsch, uns selbst zu erfüllen und zu genießen um jeden Preis egal ob auf Kosten von allem und jedem. Als Egoisten nehmen wir notwendigerweise nur den Bruchteil der Wirklichkeit wahr, von dem wir glauben, dass er uns nützen könnte. Wir fühlen uns weitgehend getrennt von anderen Menschen, die sich auch in erster Linie um sich selbst kümmern, jeder ständig auf Jagd nach vergänglichen Genüssen.

Im Gegensatz zur eigennützigen Perspektive des Menschen ist die Natur bestrebt, alle ihre Elemente zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Innerhalb dieses Ganzen erhält jeder Teil, was er für seinen Fortbestand braucht und jedes Wesen trägt entsprechend seinen Möglichkeiten zum Wohle des Gesamtsystems bei. Dies ähnelt dem gesunden Funktionieren der Zellen und Organe im menschlichen Körper.

Solange die egoistische Haltung des Menschen immer mehr mit der altruistischen Haltung der Natur kollidiert, werden wir zunehmend Schläge erleben. Schläge aus der Natur können als globale Pandemien auftreten, wie wir sie jetzt mit dem Coronavirus erleben, aber auch in unzähligen anderen Formen wie z.B. Umweltkatastrophen.

Innerhalb dieses integralen Systems verkörpert der Mensch die komplexeste und qualitativ höchste Ebene des Lebens. Menschliche Gedanken, Einstellungen und Beziehungen haben den stärksten Einfluss auf alle übrigen Ebenen der Natur. Jedoch ist es offensichtlich für uns extrem schwer, das Ausmaß der Belastung, die wir der Natur zufügen, zu realisieren. Wenn die Natur uns also einen Schlag versetzt, trifft uns dieser völlig unvorbereitet. Wir stehen da – ratlos, hilflos und unfähig zu reagieren.

Was ist aber die Botschaft, die die Natur uns durch all die Schmerzen und Probleme, die sie uns schickt, lehren will? Wir bräuchten nur einen Augenblick innezuhalten und anfangen nachzudenken. Würden wir uns Fragen stellen über das Leben und seinen Sinn, würden wir schnell verstehen, warum wir leiden. Die Natur sendet uns einen warnenden Alarm, einen Weckruf, damit wir die Richtung, in die wir uns bewegen, neu überdenken. Sie zwingt uns in die Einsicht, dass wir Teile eines einzigen miteinander verbundenen und voneinander abhängigen Systems sind. Sie lenkt uns zu der Erkenntnis, dass wir eine höhere Ebene der Verbindung schaffen müssen, um das Gleichgewicht in der Natur wiederherzustellen und ihre grenzenlose Vollkommenheit zu entdecken.

Indem die Natur uns Schläge versetzt, lehrt sie uns letztlich, dass wir unsere Lebensweise verändern müssen, den Bankrott erkennen, wenn wir weiterhin so egoistisch leben, wie wir es bis heute tun. Anstatt ständig zu versuchen, dem Selbst zu nützen, sollten wir handeln, um anderen zu nützen. Wenn wir unsere egoistische Einstellung gegenüber anderen in eine altruistische ändern, werden wir mit der Natur ins Gleichgewicht kommen und uns einer harmonischen, ganzheitlichen und ewigen Existenz erfreuen.


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