Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Die Stärke von Chafez Chesed

ravFrage: Wie findet die Veränderung statt, in der sich die Eigenschaft des Gebens in das Verlangen zu empfangen kleidet?

Antwort: Zuvor vermied ich es, das Verlangen zu empfangen zu nutzen und erbaute ständig das Verlangen zu geben darüber. Doch heute beginne ich zu empfangen um zu geben. Das ist tatsächlich eine besondere Veränderung, wenn man mit den Gefäßen des Empfangens arbeitet.

Es ist ein wenig schwer, ähnliche Beispiele aus dieser Welt zu finden. Es ist, als würde ich um der Öffentlichkeit Willen stehlen oder um des Lebens Willen töten. Wie wenn ich beginne, einen bösartigen Tumor zu behandeln, der den Körper aufzehrt und ihn beinahe tötet. Diese Behandlung bewirkt, dass sich der kranke Körper 620 mal gesünder fühlt, da er sich zuvor nahe am Tod befand…

So erfolgt der Übergang vom Zustand der Kleinheit (Katnut) zum Zustand der Größe (Gadlut), im Zuge dessen der Engel des Todes zum heiligen Engel wird.

Der Zustand der Kleinheit hat nichts mit Barmherzigkeit (Chassadim) zu tun, sondern eher mit Schwäche. Ein weiterer Punkt ist, dass, sobald sich das gesamte grausame Verlangen zu empfangen in mir offenbart und das ganze große Licht vor mir erscheint, ich sage: „Ich will es nicht; ich möchte im Zustand der Barmherzigkeit (Chafez Chesed) bleiben. Ich will nur Chassadim und kann auf die Gefäße und Lichter gerne verzichten.“

Das wird wahre Barmherzigkeit (Chafez Chesed) genannt und ist ein sehr hoher und erhabener Zustand. Ohne ihn kann ich das Licht Chochma nicht fassen und nicht empfangen, um zu geben.

In diesem Zustand muss ich allen Gefäßen des Empfangens die Absicht des Gebens hinzufügen. Ich erfülle all meine Verlangen mit dem Licht Chassadim und entscheide mich dafür, in Chassadim bzw. aus Chassadim heraus zu arbeiten. Um Genüsse zu erlangen, entwickle ich dafür ein neues Verlangen, das 620 mal größer ist, und ich empfange die Erfüllung ausschließlich um des Schöpfers Willen – um Ihm meine Liebe zu zeigen.

All dies basiert auf einer neuen Einstellung, welche dadurch entsteht, dass ich innerlich noch immer in Chafez Chesed bin. Selbst wenn ich das Licht von Yechida am Ende der Korrektur erreiche, tue ich es nicht für mich. Persönlich brauche ich nichts und alles ist für den Schöpfer. Das ist aber nun keine Schwäche mehr, sondern die Basis des gesamten Gebens bis zum vollen Umfang der größten Lichter, Chaja und Yechida. [117920]

Aus dem 4. Teil des täglichen Kabbalaunterrichts, 07.10.2013, Schriften des Baal HaSulam.

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Unter Druck

Frage: Von wem bekomme ich das größere Verlangen, von der Gruppe oder von den Menschen dort draußen?

Antwort: Es sind zwei verschiedene Arten von Verlangen. Ich bekomme das Verlangen nach Einheit und Anhaftung von der Gruppe und von draußen das Verlangen nach dem Schöpfer.

Ja ganz präzise, nach dem Schöpfer.

Ich habe kein Verlangen nach Ihm und auch nicht meine Freunde. Der Punkt im Herzen zieht uns nur in seine Richtung, gibt uns aber keine wirkliche Kraft; es vergrößert nicht das „Fleisch“ unseres Verlangens, noch formt es ein leeres, hungriges Gefäß.

In Einheit mit Freunden schreien wir nicht nach dem Schöpfer. Nichts drückt oder zwingt uns. Wie weit können uns unsere Verlangen antreiben? Ein bisschen mehr und noch ein wenig mehr, aber das ist künstlicher Druck. Jeder ist ein toller Kerl, jeder liegt richtig; es gibt zwischen uns keine Verlangen, die uns zum Handeln ohne Ausweg zwingen.

Wann werden wir uns erheben? Wenn Menschen von uns verlangen, auf ihre Bedürfnisse zu reagieren, was auch immer das sein möge. Wir werden uns unter Druck fühlen; die Notwendigkeit zu helfen wird aufkommen, uns um sie zu kümmern und genau an diesem Punkt brauchen wir den Schöpfer. Ein unausweichliches, unwiderstehliches Verlangen kann zu den Geschöpfen nur durch äußeren Druck gelangen.

Deshalb haben wir keine Möglichkeit, uns zum Schöpfer zu entwickeln, wenn wir nicht in die Welt hinausgehen und uns um die breite Masse kümmern.

Selbst das Bedürfnis nach Einheit innerhalb der Gruppe kann nicht aufrechterhalten werden ohne den Druck von draußen. Außerdem, warum müssen wir uns vereinigen? Derjenige, der nichts für sich selbst empfangen will, fühlt sich auch wohl in einer Hütte im Wald jenseits der Zivilisation, ohne Annehmlichkeiten. Die Gefäße des Gebens haben kein Bedürfnis nach Vereinigung. Die Punkte in den Herzen von sich aus auch nicht.

Aber was werden sie dem Schöpfer bringen? Welche Empfangsgefäße sind in der Lage, uns zur Korrektur zu bringen? Es stellt sich heraus, dass wir gar nichts besitzen.

Auf der anderen Seite hat die Einheit der Massen enormes Potential innerhalb der noch nicht manifestierten Gefäße; in beiderlei Hinsicht: Materiell und vor allem Spirituell.

Deshalb ist die Verbindung innerhalb der Gruppe wie auch die Sorge um die Massen nur unter äußerem Druck möglich. Pharao hilft den Söhnen Israels aus Ägypten zu fliehen. Seine Heerscharen verfolgen sie. Ihr ständig drohendes „heran Nahen“ zwingt die Israeliten, das Rote Meer zu durchqueren, um am Fuße des Bergs Sinai zu stehen. Sie wehren sich zu Anfang, dennoch erhalten sie die Tora, durch die der Prozess weiter geht.

Wir können nichts organisieren ohne den Druck von außen. Der Druck ist notwendig für uns. Ja, in der Einheit zwischen uns können wir den Druck etwas neutralisieren, aber nicht vollständig.

Frage: Muss jeder Freund sich mit den äußeren Verlangen verbinden oder reicht es, wenn die Welt Gruppe als Ganzes darin involviert ist?

Antwort: Beides. Innere und äußere Arbeit sind in diversen Variationen notwendig. Zuerst müssen wir uns innerlich zusammenfinden, um zu verstehen, wie wir uns nach draußen wenden können, um das Äußere in uns zu integrieren und damit wieder in die Verinnerlichung zu gelangen.

Dann verlangen wir nach der Enthüllung des Schöpfers unter uns, um Ihn zu erfreuen, indem wir die Erfüllung in das externe Kli transferieren.

Wir werden die Aufgabe des Dirigenten übernehmen, den „Übertragungskanal“, eine Art Übergangslink und darüber werden wir unsere Bestimmung verstehen. [117795]

Aus dem Unterricht nach dem Artikel “Erbe das Land”, 4/10/13

Ratschläge, wie man es schafft, den Morgenunterricht richtig aufzunehmen

Frage: Was kann ich dagegen unternehmen, dass mich während des Unterrichts nebensächliche Gedanken und Emotionen überwältigen, die meine Aufmerksamkeit vom Unterricht ablenken?

Antwort: Der Mensch durchläuft viele verschiedene Zustände. Manchmal sitzt er im Unterricht und denkt an etwas anderes oder schläft. Mir passierte so was außerordentlich selten, aber wenn ich dennoch plötzlich einschlief, dann stieß mich Rabash unmerklich unter dem Tisch oder zupfte an meinem Ärmel. Meine Stimmung und nicht die Müdigkeit waren daran Schuld. Manchmal kann man wenig schlafen und sich dennoch munter fühlen, und manchmal ist man nach 7-8 Stunden immer noch müde. Das hat mit dem physischen Zustand nicht viel zu tun.

Was kann man machen, wenn man einschläft? Man muss degegen mit allen Kräften ankämpfen, aber zugleich anerkennen, dass es Zustände gibt, die uns von Oben gegeben werden, gegen die wir nichts tun können. Dann kommst du zum Unterricht und schläfst ein. Ich spottete und schimpfte drüber niemals. Vielleicht konnte der Schüler diesmal nicht anders, aber ist doch gekommen.

Wenn dich während des Unterrichts fremde Gedanken ablenken, dann hängt alles von deiner Vorbereitung ab. Es ist wichtig „mit welchem Bein“ du aufgestanden bist: Mit dem „rechten“ oder „linken“ – das heißt, wo dein erster Gedanke war. Und dieser hängt davon ab, mit welchem Gedanken du eingeschlafen bist, was du vor dem Einschlafen gelesen hast. Du hast am Abend vielleicht Fußball geguckt, aber 5 Minuten vor dem Schlafen bist du dennoch verpflichtet, etwas zu lesen, das dein Inneres ein wenig „schaukelt“ und in die richtige Richtung anstoßt. Und mit diesem Gedanken sollst du einschlafen, als würdest du beten.

Dann wirst du mit guten Gedanken aufwachen und mit ihnen zum Unterricht kommen. Selbst wenn du danach einschlafen wirst, hast du dich gut vorbereitet. Wenn du dann dem Unterricht zuhörst, dann wirst du bessere Gedanken und Absichten erlangen. Nebensächliche Gedanken und Absichten werden dich nur für kurze Augenblicke stören. Du wirst sie sofort erkennen und vertreiben.

Dies ist eben unsere Arbeit. Aber das Wichtigste ist die Handlung: Zu kommen, sich hinzusetzen, sich auf den Unterricht vorzubereiten, Notizen zu machen – das heißt mechanische Handlungen zu begehen, welche dir helfen, dich auf den Unterricht zu konzentrieren. Außerdem muss man gedanklich einen Kreis zeichnen, das heißt, man soll sich sich selbst innerhalb der Gruppe vorstellen. Du kannst sogar einen Kreis auf dem Papier zeichnen, damit er vor dir liegt und dich ständig daran erinnert, dass du dich im Kreis mit allen Freunden befindest.

Die Form des Kreises soll in deine Gedanken eingeprägt werden, damit du die Welt nur mehr auf diese Weise anschaust. Als würde man in dein Gehirn ein spezielles Objektiv einpflanzen, mit welchem du nur Welt immer als „rund“ wahrnimmst. Denn die Welt hat in Wirklichkeit eine solche Form und du willst später alles durch das Zentrum der Gruppe betrachten. [117941]

Auszug aus dem Unterricht nach dem Vorwort zum Buch Sohar, 7/10/13

Tägliches Wunder

Frage: Wie ist das Interesse für den Morgenunterricht zu erwecken, wenn er nach so vielen Jahren des Studiums zur Gewohnheit wurde und an Geschmack verloren hat?

Antwort: Der Morgenunterricht ist ein Ort der Konzentration des Höheren Lichtes. Als würdest du zur Tankstelle kommen und mit dem Brennstoff vollgetankt werden. Im Laufe des Tages musst du alle Verlangen, das ganze Bedürfnis nach dem Licht, das zur Quelle zurückführt, nach der spirituellen Kraft, nach der Annäherung zum Schöpfer sammeln und die Selbstanalyse, die Klärung der wahrhaften Welt, deiner Beziehung zu ihr und ihrer Einwirkung auf dich durchführen.

Du musst den ganzen Tag lang beobachten, wie diese Form der Realität, innerhalb welcher du existierst, unklar und unkorrigiert ist. Und wenn du zum Morgenunterricht kommst, dann soll diese Form mittels des Lichtes, das zur Quelle in deinen Gedanken und Empfindungen zurückführt, in mit allen Mitteln geklärt werden.

Aber wenn du dich auf den Morgenunterricht nicht vorbereitet hast, dann verwandelt er sich für dich in eine formale Schulfach: Sohar, TES usw.. Dann hörst du dem Unterricht vergebens zu, ohne jeden Nutzen zu erlangen. Wenn du ohne richtiges Verlangen gekommen bist, dann wirst du vom Unterricht keine wahre Füllung empfangen. Du wirst Wissen anstelle der Tora studieren.

Tora ist das Licht, das zur Quelle zurückführt. Entweder studierst du Tora oder aber die abstrakte Theorie. Du sollst das entsprechend deinen Absichten, die du für den Unterricht vorbereitet hast und entsprechend dem Bedürfnis nach Korrektur bestimmen. [117913]

Auszug aus dem Unterricht nach dem Vorwort zum Buch Sohar,  7/10/13