Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

„Kapital“: Rückkehr zum noch nicht Gesagten

Baal HaSulam, Zeitung „Das Volk“: Das Gesetz der schrittweisen Entwicklung … gilt für das gesamte Universum, und darauf sind alle natürlichen Systeme aufgebaut, sowohl anorganische und organische, bis zum Menschengeschlecht mit all seinen Eigenschaften, sowohl geistigen als auch materiellen.

Die Rede ist über das Fundament, auf dem sich die Lehre von Karl Marx stützt. In der Tat studierte er die wirkenden Kräfte in der Natur. Denn die Wirtschaft – es ist ein Abdruck unserer Selbstsucht.

Uns verbinden vielerlei an Beziehungen, und wir wollen diese abwägen, abschätzen und regeln. Es ist in der Tora geschrieben: „Geht und verdient von einander.“ Um sich zu versorgen, erschaffen wir zwischen uns verschiedene Verbindungsarten – und diese werden, von der Wissenschaft, Namens „Ökonomie“ gemessen. Ihr Kriterium: Wie viel gibst du mir, und ich dir.

Mit Geld kann man nicht alles kaufen“, sagen wir so abfällig. Doch einen anderen Maßstab haben wir nicht. Wie können wir überprüfen, bis zum welchen Grad wir uns gegenseitig lieben oder hassen? Wenn wir unsere Beziehung in Gold, Silber oder der nationalen Währung, in Ampere oder Kilogramm messen könnten, wäre es wunderbar. Dann würden wir wissen, wie eine Gesellschaft aufzubauen ist, so dass der richtige Charakter der persönlichen und globalen Beziehungen in der Gesellschaft gegeben wäre. Aber das Problem liegt darin, dass solche Berechnungen nicht möglich sind – und erst heute stellt man das fest.

Die Menschheit hat immer wieder nach Kriterien gesucht, nach denen Gefühle und Gedanken, Liebe und Hass, Beziehungen zu Kindern, Nachbarn, Fremden zu beurteilen sind … Wir befinden uns im Netz der Kräfte, und das ist das Verlangen, welches ständig zwischen uns in Tausende von Vektoren und Richtungen gebrochen wird . Damit beschäftigen sich verschiedene Studienfächer, zum Beispiel Psychologie, Soziologie, und obwohl sie auf etwas basieren, haben wir trotzdem keine klaren Kriterien. Und deswegen leiden wir im Leben.

In der Tat, nicht alles wird in Geld gemessen, aber wenn man etwas messen kann, ist es gut und nützlich, hilft die Stärke und die Fähigkeiten des Menschen zu beurteilen. Ungeachtet der egoistischen Verzerrungen liegt darin ein gesunder Kern. Zum Beispiel, die Amerikaner sagen so: „Dieser Mann ist drei Millionen Dollar wert.“ Das Geld soll ein Maßstab sein, aber es ist bereits die Messung, und missachten sollte man das nicht. In der menschlichen Gesellschaft ist es sehr wichtig, alles zu bewerten.

Und deswegen verbirgt sich hinter den Werken von Marx eine tiefe Philosophie. Er schrieb nicht einfach so über das „Kapital“. Als die industrielle Entwicklung die Menschen aus Dörfern in die Städte nach sich zog, als die Beziehungen intensiver wurden, als die Hersteller damit begannen, die industrielle Technologie zu entwickeln, als breites Handeln aufkam – war es irgendwie möglich, die neuen Beziehungen zu messen. Marx hat eine erste Arbeit in diese Richtung geleistet. Wo er falsch gelegen hat – ist ein anderes Thema, aber sein Ansatz ist sehr tiefgreifend und umfangreich.

Wie können wir die Beziehungen zwischen uns messen – dieser Ansatz ist das Fundament der Wirtschaftwissenschaften. Man muss verstehen, wie wir uns selbst und andere mit Mitteln für den Lebensunterhalt versorgen, wie wir uns verbinden, um uns gegenseitig im eigenen Interesse zu füllen, wie verflochten das Netz unserer Beziehungen ist.

Wenn die Beziehungen zu wachsen beginnen, bedeutet das, dass in ihnen bald ein großer egoistischer Defekt aufgezeigt wird, welchen wir korrigieren müssen.

Und so geschah alles. Tausende von Jahren hat sich jeder um sich selbst und seine unmittelbare Umgebung gekümmert, ohne besondere Verbindung mit anderen. Aber dann begann die gegenseitige Beziehung stärker zu werden, vor allem durch das jüdische Volk, das aus der Vertreibung kam. In verschiedenen Ecken der Erde verstreut, behielt es seine Sprache und hielt den Kontakt zwischen den verschiedenen Gemeinden, und spannte neue Pfade durch die ganze Welt. Und schließlich, vor drei Jahrhunderten, begann die industrielle Revolution, begleitet von einem großen Handelsaufkommen auf internationaler Ebene.

Dieser Prozess ist auf die Korrektur gerichtet – auf die Tatsache, damit wir zu einem Ganzen werden und die geistige Welt sich in der richtigen Wechselbeziehung zwischen uns enthüllt. Allerdings müssen wir zunächst seine Verdorbenheit in der derzeitigen Phase an den Tag bringen. Wir entdecken zwischen uns den barbarischen Zustand des zerbrochenen Parzufs Adam Rishon – globale verhängnisvolle Beziehung, welche uns zum Untergang führt.

Auch im Altertum hat Adam dies zuerst enthüllt, und zwanzig Generationen später in Babylon erkannte die Menschheit zum ersten Mal die schrecklichen Fesseln, welche sie umwickelten.

Und so wollte Marx uns das Ausmaß unserer Beziehung aufzeigen und sie bemessen. Er stand gerade am Ursprung der modernen Industrie und des Handels, zu Beginn des Prozesses der Globalisierung, der uns zu einem einzigen globalen „Dorf“ verwandelt hat. Es ist kein Zufall, dass „Kapital“ heutzutage wieder so beliebt ist – wir kehren zur Pointe zurück und bewerten die Rolle von Marx aufs Neue. Seine Berechnungen baute er in den Manufakturen des 19. Jahrhunderts auf, die für ihn eine Art „Labor“ gewesen waren, und dennoch hat er eine richtige Tendenz aufgefangen, welche heute sehr schlimme Formen annimmt.


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