Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Die Unwissenheit über den Holocaust sollte uns eine Lehre sein

Eine Umfrage, die kürzlich im USA Today veröffentlicht wurde, ergab, dass fast „zwei Drittel der Bevölkerung, Generation X, nicht wissen, dass 6 Millionen Juden im Holocaust getötet wurden“. Schlimmer noch, in der Umfrage stellte sich  heraus, dass „in New York … fast 20% der Zeitzeugen und der Generation X fälschlicherweise glauben, dass Juden den Holocaust verursacht haben“. 

Ganz egal, welche Geschichten wir der Welt erzählen. Und sogar, wenn diese Fakten stimmen, und das tun sie in diesem Fall wirklich, will sie die Welt augenscheinlich nicht hören. Wenn Einrichtungen, die sich angeblich dem Gedenken an den Holocaust verschrieben haben, dies so unzulänglich tun, warum gibt es sie dann überhaupt?

Die aufschlussreichste Information dieser Umfrage ist, dass in New York fast 20% der Befragten glauben, dass die Juden selbst für den Holocaust verantwortlich sind. Das weist darauf hin, dass die Bildungsarbeit im Hinblick auf Juden in der „jüdischsten“ Stadt Amerikas völlig daneben liegt.

Wir müssen die Wahrheit sagen. Wenn wir die Wahrheit über das Judentum verbergen, wird dies den Antisemitismus nur noch verstärken, Juden für die falschen Dinge verantwortlich machen, und das Ende wird dasselbe wie in Deutschland sein.

Dabei ist die Wahrheit ganz einfach: Juden sind anders als alle anderen Nationen. Sie haben eine enorme moralische Verpflichtung gegenüber der Welt. Sie schulden ihr, ein Vorbild für die Vereinigung über dem Hass zu sein. Juden verabscheuen einander mehr, als ihre Feinde. Tatsächlich hasst die Mehrzahl nicht ihre Feinde, sehr wohl aber einander.

Dies ist jedoch nicht unbegründet: Juden hassen einander, weil ihre Aufgabe in einer beispielhaften Vorbildfunktion für Einheit über dem Hass besteht. Genau dies ist auch die Bedeutung von „ein Licht für die Nationen“ zu sein. Am Fuße des Berges Sinai haben wir unsere Nation begründet, als wir gelobten, uns „wie ein Mann mit einem Herzen“ zu vereinen. Kurz darauf wurde uns auferlegt, mit dem Licht dieser Einheit die anderen Völker zu erleuchten. Und in den letzten Augenblicken unserer Einheit, als der Tempel bereits zerstört war, hinterließ uns Rabbi Akiba das ultimative Motto des Altruismus: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Dies hätte unser Vermächtnis sein sollen. Doch wo stehen wir jetzt?

Als wir einst zur Nation wurden, sahen wir uns sofort mit Streitigkeiten konfrontiert. 

Je mehr wir uns vereinigten, desto mehr wuchs der Hass. Doch genau darum ging es, oder wie das Buch Sohar (BeShalach) es beschreibt: „Alle Kriege in der Thora dienen Frieden und Liebe“.

Schlussendlich formulierte König Salomon die Art und Weise, wie Israel mit Hass umgehen muss: „Zu hassen wird Zwietracht schüren, und Liebe wird alle Vergehen bedecken“ (Sprüche 10,12). Dabei ging es jedoch nicht um unseren eigenen, sondern um den Nutzen für die Welt. Das Buch Zohar artikulierte die Wirkung der Anstrengungen Israels, sich mit der Welt zu verbinden. Im Zohar, Abschnitt Acharei Mot, heißt es: „Seht, wie gut und wie angenehm es für Brüder ist, auch zusammen zu sitzen“. Dies sind die Freunde, die zusammen sitzen und nicht voneinander getrennt sind. Zu Beginn erscheinen sie wie Menschen im Kriegszustand, die einander töten wollen … dann jedoch kehren sie wieder in brüderlicher Liebe zueinander. … Und … so wie ihr vorher in Zuneigung und Liebe wart, werdet ihr auch fortan nicht voneinander getrennt sein … und durch euren Verdienst wird es Frieden in der Welt geben.“

Wenn sich unsere Bemühungen einzig auf die Erinnerung an die Vergangenheit beschränken, wird uns die Zukunft noch weit mehr Katastrophen zum Gedenken bescheren. Die Menschen kümmert es nicht, was mit uns geschehen ist. Sie sagen bereits „Hitler hatte Recht“ und „Wir werden Hitlers Werk vollenden“. Und das sind Menschen, die wissen, was dort geschehen ist.

Die Vergangenheit sollten wir nur in Erinnerung behalten, um zu wissen, was wir in der Gegenwart tun müssen: uns vereinen und der Welt ein Vorbild für Einheit sein. Unser offensichtlicher Hass aufeinander ist der Grund, warum Antisemiten uns beschuldigen, Kriege zu verursachen. Sie haben ein Gespür dafür, dass es unsere Schuld ist, obwohl sie dies nicht rational erklären können. Im Grunde genommen haben sie Recht, denn wenn wir den Weg zur Einheit nicht zeigen, hat die Welt niemanden sonst, der den Weg zum Frieden ebnet, und deshalb geben sie uns die Schuld an den Kriegen.

Hier ein Zitat aus einem Buch von Wassily Shulgin, der zu seiner Zeit sicherlich einer der berüchtigsten Antisemiten in Russland war. Er war ein hochrangiges Mitglied der Duma, dem Russischen Parlament, vor der bolschewistischen Revolution im Jahr 1917. In seinem Buch „Was uns an ihnen missfällt“ analysiert Shulgin seine Wahrnehmung der Juden und was sie seiner Meinung nach falsch machen. Er beklagt darin, dass „die Juden im 20. Jahrhundert sehr schlau, erfolgreich und tatkräftig im Ausbeuten der Ideen anderer Menschen geworden sind“. Aber plötzlich wendet er sich scharf von der banalen Entlarvung ab und erklärt: „[Aber] dies ist weder die Aufgabe von Lehrern und Propheten, noch die Rolle von Blindenführern, oder Krankenträgern „.

Der einzige Weg, wie wir Lehrer sein können, ist durch Vorbild, und das einzige Beispiel, das wir geben können, ist Einheit. Solange wir einander hassen, wird die Welt uns hassen. Wenn wir uns darüber  erheben, wird sie uns auf ihre Schultern heben. Tun wir es nicht, wird sie uns vernichten.


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