Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Öffne dein Herz

Frage: Unsere Aufgabe ist es, den Schöpfer zu bitten, in einem Herzen zusammen zu sein. Wir bitten ständig darum. Was ist mit der Enttäuschung, die wir manchmal empfinden, wenn wir meinen, der Schöpfer würde unser Gebet nicht erhören?

Antwort: Es ist ganz natürlich, dass der Schöpfer uns trennt, uns voneinander entfernt, Leere gibt, damit wir Ihn mehr bitten und sehen, wie abhängig wir von ihm sind. Deshalb müssen wir zu jeder Zeit darauf achten, dass wir uns nicht voneinander entfremden. Das ist sehr wichtig.

Hier sind nicht viele Worte nötig. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns so nahe zu kommen, dass der Schöpfer beginnt, sich unter uns zu manifestieren und wir Ihn in unserer Verbindung mehr spüren. So kommen wir der Korrektur näher.

Das ist die ganze Wissenschaft der Kabbala, obwohl wir aus der „Lehre der Zehn Sefirot“, aus dem Buch „Der Baum des Lebens“ und anderen Büchern verschiedene kluge Dinge lernen. Im Allgemeinen wird die Kabbala als eine sehr schwierige, verschlossene Wissenschaft, als ein Mysterium angesehen.

In Wirklichkeit ist das alles nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, dass ein Mensch versteht, dass er verpflichtet ist, sein Herz mit allen Mitteln zu öffnen und ständig auf diesem Weg zu sein. Es ist notwendig, sich ständig dazu anzuregen, sich mit anderen zu verbinden, denn nur in der Vereinigung kann man seinen Punkt im Herzen – seine Seele – offenbaren.

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Aus der Lektion „Vorbereitung auf die Öffnung des Herzens auf dem Kongress“, 28.09.2023

Die Wahrheit ist nicht schön, aber sie ist die Wahrheit

Es gibt eine Kurzgeschichte von Robert Tompkins mit dem Titel „Auf der Suche nach der Wahrheit“.

„Endlich, in diesem abgelegenen, einsamen Dorf, hatte seine Suche ein Ende.“ In einer baufälligen Hütte am Feuer saß die Wahrheit. Er hatte noch nie eine ältere und hässlichere Frau gesehen.

– Bist du die Wahrheit?

Die alte, runzelige Hexe nickte feierlich.

– Sag mir, was soll ich der Welt sagen? Welche Botschaft soll ich verkünden?

Die Alte spuckte ins Feuer und antwortete: „Sag, dass ich jung und schön bin“.

Die Frage ist folgende. Wir suchen nach der Wahrheit, und wenn wir sie finden, ist sie oft eine alte Hexe. Und wenn es eine Lüge ist, ist sie wunderschön. Ist es also überhaupt notwendig, in dieser Welt nach der Wahrheit zu suchen? 

Diese Allegorie besagt, dass, wenn wir nach der Wahrheit suchen, sie uns oft wie eine alte Frau erscheint, während die Lüge schön ist. Es stellt sich also die Frage: Ist es wirklich notwendig, in dieser Welt nach der Wahrheit zu suchen?

Ja, wir müssen die Wahrheit suchen und nach ihr streben. Die Wahrheit kann sehr hässlich sein, aber sie ist die einzige höhere Wahrheit, die über allem steht, und das macht sie einzigartig und wertvoll.

Kann die Wahrheit schön sein? Wenn wir sie so sehen, dann haben wir einen verzerrten Blick, wir können nicht mehr normal sehen und verkaufen uns an sie.

Wann also fühlen wir die Wahrheit? Um sie zu fühlen, müssen wir uns über unsere angeborenen egoistischen Eigenschaften erheben und uns von ihnen befreien, denn sie lassen uns auf Kosten anderer und der Natur zu unserem eigenen Vorteil genießen. Dann können wir uns der Wahrheit nähern, sie entdecken, und was wir finden, ist unsere einzige Wahrheit.

Sich über unsere angeborenen egoistischen Eigenschaften zu erheben, bedeutet, sich über unsere Vorstellungen von hässlich und schön zu erheben und das, was wir als angenehm oder nicht angenehm empfinden, nach ganz anderen Kriterien zu beurteilen.

Für unser egoistisches Begehren ist „angenehm“, was uns augenblicklich mit Lust erfüllt, und „unangenehm“ ist, wenn wir die Lust, die wir uns wünschen, nicht erlangen können. Die verschiedenen Werte, die wir über unseren egoistischen Wünschen erkennen können, sind umgekehrt: „Angenehm“ ist die Fähigkeit, anderen und der Natur Freude zu bereiten, und „unangenehm“ ist, wenn wir anderen und der Natur keine Freude bereiten oder bereiten können.

Wie können wir also die Wahrheit annehmen? Wir müssen uns über uns selbst erheben, um die Welt von einer höheren Ebene aus betrachten zu können. Dann müssen wir wissen, was wir suchen, wo wir stehen und wo die Wahrheit, die wir suchen, zu finden ist.

Wir brauchen auch viel Mut, um zu suchen und nicht vom Weg zur Wahrheit abzuweichen. Entsprechend unserer egoistischen Natur fliehen wir vor einer solchen Suche und müssen daher einen gewissen Zwang verspüren, um den Weg der Wahrheit zu gehen und auf ihm zu bleiben.

Und welche Wahrheit suchen wir? Es ist der Sinn des Lebens. Wir können den Sinn des Lebens entdecken, erreichen, offenbaren, verstehen, beurteilen und empfinden, wenn wir über uns selbst hinauswachsen.

Was bedeutet es, „über sich selbst hinauszuwachsen“? Es bedeutet zuallererst, dass wir aufhören, alles nach unserem individuellen Geschmack und Verständnis zu beurteilen, nach den unzähligen Bewertungssystemen, die wir in unserem egoistischen Intellekt und Empfinden haben.

Die Schwierigkeit, zur Wahrheit zu gelangen, besteht also darin, sich über das eigene Ich zu erheben. Wenn wir das nicht tun, werden wir immer unter der Kontrolle unserer egoistischen Wünsche stehen, die uns ständig mit Lügen füttern und uns unendlich weit von der Wahrheit entfernt halten.

Doch trotz der unglaublichen Schwierigkeit, die Wahrheit zu finden, fühlen sich immer mehr Menschen von ihr angezogen und sind bereit, sich auf die Suche nach ihr zu machen und verschiedene Anstrengungen zu unternehmen. Wir müssen uns jedoch darauf einstellen, dass es sich um eine alte und unheimliche Wahrheit handelt, wie die hässliche Hexe in der obigen Allegorie sagt. Wir werden ihr zustimmen, eben weil es die Wahrheit ist.

Basierend auf der Fernsehsendung „Nachrichten mit Dr. Michael Laitman“ vom 17. Juli 2023. Geschrieben/bearbeitet von Schülern des Kabbalisten Dr. Michael Laitman. [#315845]

Tue Gutes für die Welt

Frage: In dem Text Shamati, Artikel 117 “Du hast dich abgemüht und nicht gefunden- glaube nicht” von Baal HaSulam steht geschrieben:  „das Leiden, das “Anstrengung” genannt wird, erschafft das Kli, damit man die Belohnung erlangen kann.” Was hat das Leiden mit der Anstrengung zu tun?

Antwort: Leiden bedeutet, dass man nicht in der Lage ist, den Schöpfer zu erfüllen und deshalb leidet man.

Frage: Was das Leiden in der Gruppe angeht, habe ich für mich herausgefunden, aber die Menschen um mich herum leiden auch. Können Sie mir einen Rat geben, wie ich damit umgehen kann?

Antwort: Man kann sich überlegen, wie man mit seinem Handeln dem Schöpfer eine Freude machen kann. Durch diese Handlung tut man der ganzen Welt Gutes.

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Ein Happy End für die gesamte Menschheit

Unser ganzer Weg zur Endkorrektur (Gmar Tikkun) wird als „Weg der Korrektur“ bezeichnet. Wir korrigieren uns, so wie, sagen wir, ein Auto repariert wird das man in die Werkstatt gebracht hat. Es wird repariert und dann fährt man damit weiter. Wir wissen nicht, wohin wir als nächstes fahren werden.

Die erste Etappe unserer großen, langen Existenz ist es, den Schöpfer zu erfassen, Ihm gleich zu werden. Diese Erkenntnis ist endlos! Es ist nicht ersichtlich, wo und wie es weitergeht. Gibt es Begriffe für Zeit, für Ursache und Wirkung? Es ist ein vollkommen anderer Geist.

Selbst in der spirituellen Welt, von der wir sprechen, gibt es keine materiellen Begriffe. Wir können trotzdem darüber sprechen, denn unsere Welt und die höhere Welt sind miteinander verbunden. Diese spirituelle Welt von der wir sprechen, befindet sich noch höher, deshalb können wir sie uns nicht vorstellen.

Seid unbesorgt. Ob wir es wollen oder nicht, wir werden trotzdem dorthin kommen. Es ist das Ende der gesamten Menschheit, ein glückliches Ende.

Frage: Dann werden wir, da wir bereits Partner des Schöpfers sind, mit Ihm auf eine andere Stufe aufsteigen?

Antwort: Ja. Wir werden gemeinsam als gleichberechtigte Partner weitergehen. Der Schöpfer möchte, dass wir auf dem Weg zu dieser Stufe, Ihm absolut gleich werden. Er führt uns deshalb durch den Weg des Zerbrechens und der Korrektur. Es ist so wie man etwas zerbricht, um zu verstehen, wie es gemacht ist und es dann nach und nach wieder zusammensetzt. Dann weiß man alles: seine Bestimmung und seine Funktion. Das ist es, was wir jetzt tun.

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Aus dem Gespräch „Bei mir klingelte das Telefon. Was bedeutet es, sich außerhalb des Körpers zu befinden?“

Was ist der Unterschied zwischen den Begriffen „Gott“ und „Schöpfer“?

Die Worte „Gott“ und „Schöpfer“ lösen in mir unterschiedliche Gefühle aus.
Das Wort „Gott“ steht für mich für ein Wort, das Religionen, Glaubensrichtungen und Menschen im Allgemeinen eher mit einer Macht verbinden, die den Raum um den Menschen herum ausfüllt, also außerhalb des Menschen existiert.

„Schöpfer“ hingegen steht für mich für den Erschaffer der Welt, des Menschen und alles in ihm. Er ruft in jedem Augenblick im Menschen das Bedürfnis hervor, auf seinen Einfluss zu reagieren. Indem ein Mensch seine Reaktionen auf eine bestimmte Art und Weise kalibriert, kann er erkennen, dass die Menschen die Geschöpfe des „Schöpfers“ sind und dass der „Schöpfer“ eine einzige, ewige und vollkommene gebende Kraft ist, die die Menschen zu einem bestimmten Zweck erschaffen hat.

Im Hebräischen ist das Wort für „Schöpfer“ Bore, eine Verbindung aus den beiden Wörtern Bo, komm und Re, sieh. Das heißt, der „Schöpfer“ ist ein umfassender Name, der die dynamische Beteiligung des Menschen, bei der Offenbarung des „Schöpfers“, mit einschließt.

Daher ist der Begriff „Schöpfer“ für mich verbindlicher als der Begriff „Gott“. Der „Schöpfer“ erwartet etwas vom Menschen. Und was erwartet Er von ihm? Er erwartet, dass der Mensch seine völlige Abhängigkeit von Ihm erkennt. Er erwartet, dass der Mensch aus diesem Grund anfängt, Ihn zu bitten, dass Er ihm helfen möge, dass Er seine egoistische, empfangende Natur in Seine, gebende Natur korrigieren kann, weil er begriffen hat, dass er nur mit der Hilfe des „Schöpfers“ die Gleichheit der Form mit Ihm – was das Ziel der Schöpfung ist – erlangen kann.

Hilfe bei der Korrektur vom „Schöpfer“ fordern – das bedeutet, der Mensch kann den „Schöpfer“ bitten, etwas zu tun, und Er tut es. Das heißt, einerseits ist der Mensch machtlos wie eine Figur im vorgeschrieben Drehbuch des „Schöpfers“, aber andererseits hat der Mensch, in dem er bittet und Forderung an den „Schöpfer“ stellt, eine Wahl. Wenn er nicht bittet und fordert, wird er niemals die Offenbarung der Ewigkeit und Vollkommenheit, auch „Schöpfer“ genannt, erreichen.

Doch wie kann ein Mensch den „Schöpfer“ richtig bitten, etwas zu tun? Es ist so, wie wenn kleine Kinder etwas von ihren Eltern verlangen. Sie bleiben hartnäckig bei ihrer Forderung, egal wie oft die Eltern Nein sagen. Diese ständige Forderung an den „Schöpfer“ führt den Menschen zu einem Zustand, den die Kabbalisten „Meine Söhne haben mich besiegt“ nennen. Dann beginnt der Mensch zu spüren, dass er ein „Kinder des Schöpfers“ ist und der „Schöpfer“ ihn genau dafür geschaffen hat, diese Beziehung zu Ihm zu entwickeln.

Basierend auf KabTV’s „Nachrichten mit Dr. Michael Laitman“ mit dem Kabbalisten Dr. Michael Laitman am 28. April 2022 und am 22. Mai 2023. Geschrieben/bearbeitet von Studenten des Kabbalisten Dr. Michael Laitman.

Das Böse ist die Grundkraft der Natur

Frage: Heute ist es möglich, eine einzige genetische Zivilisation zu schaffen. Das heißt eine Verbesserung der Menschheit durchzuführen. Wäre es gut, wenn alle Menschen gleich perfekt würden? Ein idealer Dichter, Wissenschaftler, Politiker mit der angeborenen Fähigkeit, sich nicht bestechen zu lassen, nicht zu betrügen.

Wäre es möglich auf der Grundlage, einer solchen idealen Gesellschaft, im sozialen Sinne eine erhabene spirituelle Gesellschaft aufzubauen?

Antwort: Das wäre schrecklich. Wenn die Menschen ohne freien Willen sofort fähig wären, einander zu geben, zu erfüllen, zu lieben und zu respektieren, dann wäre es eine auf dem Kopf gestellte Welt. Es wäre eine absolut fürchterliche Welt. Sie wäre nicht anti-egoistisch.

Frage: Weil sie künstlichen geschaffen wurde?

Antwort: Ja. Dann werden sie auch in der Lage sein, die Kräfte, die eigentlich die Menschen verbinden sollten, so zu steuern, dass sie die Menschen spalten werden. Ich finde dafür keine passenden Worte und Formulierungen, aber das wäre die Möglichkeit für sehr grausame Ereignisse.

Frage: Wäre das im Fall einer künstlich erschaffenen, idealen Gesellschaft?

Antwort: Ja. Ich hoffe, dass die höheren Naturkräfte uns das nicht erlauben werden.

Frage: Wollen Sie damit sagen, dass das Böse in der Welt existieren soll?

Antwort: Ja! Das Böse muss mit dem Guten im Gleichgewicht sein, so dass wir ständig zwischen dem Bösen und dem Guten wählen müssen, damit sich das Böse langsam, schrittweise in das Gute verwandelt, damit wir vorankommen, uns bilden und neue Generationen erziehen können.

Frage: Sie sagen damit, dass der Mensch im Prinzip die Wahl zwischen Gut und Böse hat?

Antwort: Ja. Ohne diese Wahl, ohne den freien Willen zwischen Gut und Böse, kann der Mensch nicht existieren.

Kommentar: Der Mensch wird wahrscheinlich das Böse wählen. Das ist schließlich seine Natur.

Antwort: Nein, er muss die Möglichkeit dazu haben. Ich spreche davon, dass wir in einer Zeit leben werden, in der wir die Möglichkeit haben werden, frei zu wählen und zu entscheiden.

Frage: Werden wir das Gute wählen?

Antwort: Nicht unbedingt. Man kann nicht in einer Welt das absolut Gute leben. Man muss allmählich dazu kommen und verstehen, wie das Böse an der Schöpfung teilhaben soll und wie es uns helfen kann, gut zu werden.

Frage: Sie sagen also, dass das Böse nicht zerstört werden kann?

Antwort: Ja. Es muss neben dem Guten existieren und dem Guten ständig helfen, seine Besonderheit zu offenbaren.

Frage: Mit wessen Hilfe wird das Gute immer weiter wachsen?

Antwort: Mit Hilfe des Bösen.

Frage: Bedeutet das, dass, sobald das Böse wächst, auch das Gute wächst, werden wir auf diese Weise vorankommen?

Antwort: Ja.

Frage: Welche Höhen kann das Gute erreichen?

Antwort: Bis zum vollkommenen freien Willen.

Frage: Was ist das, was steckt dahinter?

Antwort: Es ist ein Zustand, in dem ein Mensch absolut gut, korrigiert, gebend wird und seine Entwicklung nicht beeinträchtigt wird.

Frage: Ist das alles auf das Böse zurückzuführen?

Antwort: Ja. Deshalb wurde das Böse als Grundkraft der Natur erschaffen.

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Aus der Fernsehsendung „Nachrichten mit Michael Laitman“, 20.04.2023.

Die letzte Münze

Kommentar: Je weiter wir fortschreiten, desto stärker tritt der böse Trieb, die Macht des Egoismus, hervor – am Ende wissen wir nicht mehr was wir tun sollen. Es ist, als ob eine Mauer vor uns auftaucht, die wir nicht überwinden können. Schließlich nähern wir uns dem Meer an- stürmische, wütende Wellen, die bereit sind, uns zu verschlingen und uns vom Leben abzuschneiden.

Wir beginnen, alle Kräfte der Natur zu spüren, wenn wir diese Zustände überwinden und sie in uns aufnehmen, werden wir stärker, darin liegt unser Fortschritt.

Es heißt jedoch, dass „die Kinder Israels, wenn sie an den treuen Hirten Moses glauben würden, seine Stimme hören und aus den Fängen von Pharao gerettet werden könnten“. Das bedeutet, dass es immer noch eine Chance gibt herauszukommen, aber die Frage ist, ob sie diese nutzen oder nicht.

Wie in der Mathematik in der Minus mal Minus ein Plus ergibt, so ist es auch bei der spirituellen Entwicklung, beim Auszug aus Ägypten. Wenn die meisten der Gruppe bereit sind, für den Schöpfer um des Gebens willen zu arbeiten, können sie Ihn verpflichten, ihnen zu helfen.  

Der Himmel gibt keine halben Sachen – das volle Maß des Bösen muss offenbart werden, dann kommt die Hilfe in ihrer ganzen Fülle von Oben. Wir können uns also beklagen und Forderungen stellen, aber solange wir nicht das volle Maß an Anstrengung aufbringen, das in unserem Zustand erforderlich ist, wird es keinen Durchbruch geben. Erst wenn wir die letzte Münze in den Korb der Anstrengung legen, wird der Schöpfer uns helfen, das Ziel zu erreichen.

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Aus dem Unterricht über Pessach.

Eine wunderschöne jüdische Parabel

Kommentar: Eine wunderschöne jüdische Parabel lautet wie folgt: Die wohlhabenden Einwohner einer Stadt stellten einen Wächter ein, dessen Aufgabe es war nachts ihre zahlreichen Besitztümer und Häuser zu bewachen. Einmal spät nachts begegnete ein Weiser dem Wächter und fragte ihn: „Für wen arbeitest du“? Der Wächter beantwortete seine Frage und fragte wiederum den Weisen: „Für wen arbeitest du“? Diese Worte erschütterten den Weisen zutiefst und er antwortete traurig: „Tatsächlich arbeite ich für niemanden“. Die beiden gingen zusammen weiter und sprachen lange miteinander. Schließlich wandte sich der Weise an den Wächter: „Wärst du bereit für mich zu arbeiten? Ich will dir bezahlen was immer du verlangst“. „Sehr gerne“! entgegnete der Wächter, „aber was werde ich tun müssen“? Der Weise erwiderte: „Du sollst mich stets erinnern“.

Meine Antwort: Ja, das ist wahr.

Frage: Also auch ein Weiser bedarf der Erinnerung, dass er für jemanden arbeitet?

Antwort: Natürlich. Darum wird er als Weiser bezeichnet; er scheint alles zu haben außer dem allerwichtigsten: Er hat keine guten Beziehungen zu seinen Mitmenschen.

Kommentar: Und dennoch fragt er: „Für wen arbeitest du“? Es ist also nicht etwas so, dass er es vergisst, sondern vielmehr, dass er sich stets daran erinnern muss, dass er für den Schöpfer arbeitet?

Antwort: Ja.

Frage: Der Weise sagte: „Ich will dir bezahlen was immer du verlangst“. Gibt es so etwas wirklich, dass jemand einen anderen dafür bezahlt von diesem erinnert zu werden“?

Antwort: Das ist sogar das allerwichtigste. Man könnte sagen, dass dies der einzige Weg ist, um zu wahrem Reichtum zu gelangen.

Frage: Das heißt, immer an der Verbindung festzuhalten?

Antwort: Ja. Indem du deine Verbindung zum Schöpfer ständig festigst, investierst du in sie.

Frage: Ist es denn möglich, diese Verbindung immer aufrecht zu erhalten, sie tatsächlich niemals zu verlieren? Oder sind die Ups und Downs, die Unterbrechungen der Verbindung, die Ein-und Austritte dennoch nötig?

Antwort: Ja sie sind unerlässlich. Ein- und Austritte müssen sich stets abwechseln. Die Unterbrechungen sind wichtig, da es sonst zu keiner Erneuerung des Kontakts zwischen Geschöpf und Schöpfer kommt. Dieser Prozess, in dem sich ein Mensch in Bezug auf den Schöpfer befindet, geschieht mittels des Kontakts zu den Mitmenschen. Deshalb befinden wir uns in einer von vielen Unterbrechungen gekennzeichneten Vorwärtsbewegung.

Frage: Steht deshalb geschrieben: „Und es ward Abend und Morgen, ein neuer Tag?“ Der Abend ist der Verlust meiner Verbindung mit der höheren Kraft?

Antwort: Ja. Und der Abend kommt von oben. Wir bezeichnen ihn als „ein Erwecken von oben“. Von unten, also von uns aus, sollte es ein Bestreben geben, ein Verlangen, welches in ein Gebet mündet, eine Hinwendung und Forderung.

Kommentar: Gemäß der Parabel kann ein Erwachen von unten sich nur dann ereignen, wenn es einen Kontakt zu einem Wächter, sprich, einem anderen Menschen gibt, der mich erinnert.

Meine Antwort: Ja. Deswegen heißt es in der Parabel, dass jener ihn erinnert.

Frage: Er kann das also nicht alleine tun?

Antwort: Nein. Keinesfalls.

Kommentar: Warum nicht? Er ist doch ein rechtschaffener Mann, ein Tzadik…

Meine Antwort: Deswegen wird er als rechtschaffen bezeichnet, als weise und als Tzadik. Er kennt sich selbst, weiß in welchem Zustand er sich befindet und was er tun muss, um nicht von seiner Stufe zu fallen.

Frage: Indem er sich erinnern lässt?

Antwort: Ja. Jemand anderes würde von sich vermutlich behaupten, dass alles in Ordnung und er gänzlich mit dem Schöpfer verbunden sei.

Frage: So können wir also jenen, der dies sagt als Sünder bezeichnen?

Antwort: Ja. Denn rechtschaffen ist der, welcher den Schöpfer rechtfertigt. Er rechtfertigt den Schöpfer dafür, dass er die Welt nicht vollkommen erschaffen hat, sondern dem Menschen Raum gelassen hat, sie zu verbessern. Der Sünder hingegen mag denken, dass die Welt sich in einem absolut perfekten Zustand befindet. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Menschheit versteht das nicht.

Frage: Als Sünder bezeichnen wir also denjenigen, der sagt: „Alles wurde vollkommen geschaffen, alles befindet sich in wunderbarer Verbindung“?

Antwort: Ja. Der Rechtschaffene hingegen sagt: „Alles wurde vollkommen erschaffen, weil noch Arbeit für mich bleibt. Dadurch habe ich die Möglichkeit die Welt zu erheben“.

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Aus der Sendung „Nachrichten mit Dr. Michael Laitman“, 15.12.2022

Pessach ist der Beginn des spirituellen Weges

Kommentar: Pessach ist für Kabbalisten der höchste Feiertag, da er eine Befreiung von unserem Egoismus, vom Verlangen zu empfangen, von einem Zustand der Trennung vom Schöpfer und der Entfremdung von Freunden darstellt.

Pessach ist der Beginn des spirituellen Weges bei dem wir uns von den Fesseln des Egoismus, der uns erstickt und uns am atmen hindert befreien.

Wir wollen uns davon erlösen, damit wir vorankommen, um uns untereinander zu verbinden und zu einem gemeinsamen Kli von Adam HaRishon, einer gemeinsamen Seele zurückzukehren, um die spirituelle Welt, das Licht, den Schöpfer und uns alle zusammen als Eins zu fühlen.

Aus diesem Grund ist dieser Feiertag so wichtig. Es gibt keinen wichtigeren Feiertag als Pessach. „Pessach“ bedeutet „überspringen“ (pasakh), indem wir von einem Zustand des egoistischen Empfangens zum altruistischen Geben übergehen.

Der Austritt aus unserem Egoismus, aus unserem Verlangen zu empfangen, aus dieser vom Schöpfer künstlich geschaffenen weltlichen Natur, ist in der Tat ein großes Fest. Damit beginnt eine faszinierende Reise ins Spirituelle.

Der Mensch muss spüren, dass er ein spirituelles Kli braucht, dass er alle Teile seiner Seele so unterbringen will, dass sein gesamtes inneres Verlangen erfüllt wird und alle seine Gedanken und Bestrebungen sich nur noch um den Punkt der Verbindung mit dem Schöpfer drehen. Wenn er diesen Zustand erreicht hat, bedeutet es, dass er sich bereits auf den Auszug aus Ägypten vorbereitet hat.

Ohne ein Gefühl des Exils ist es unmöglich, die Befreiung zu erlangen. Der Vorteil des Lichts wird nur aus der Dunkelheit heraus offenbart. Wenn der Schöpfer uns also zu einem Zustand führen will, der dem Schöpfer gleich ist, muss er uns durch das Exil führen.

Der Unterschied zwischen Exil (gulah) und Erlösung (geulah) ist nur der Buchstabe „alef – א „, der für den Schöpfer steht. Wenn der Schöpfer in unserem Leben zu erscheinen beginnt, wird das Exil zur Erlösung.

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Aus einer Lektion über Pessach, 06.03.2023

Das Exil von der Spiritualität

Bei der Diskussion um das Thema Pessach geht es nicht um die Einzelheiten des Festes wie es sich nach dem Kalender richtet, sondern um den spirituellen Weg, den Weg bis zum Ende der Korrektur. Dieser Weg ist lang, er umfasst viele Etappen. Die allererste Etappe besteht darin sich mit seinem Verlangen zu Empfangen, sich mit seiner Natur auseinanderzusetzen und zu verstehen, warum dieser Zustand als Exil oder auch Ägypten bezeichnet wird.

Jeder, der das Land Israel betreten will, um zu den höheren spirituellen Stufen aufzusteigen, muss zuerst durch das Exil in Ägypten gehen. Man erlernt die Spiritualität in dem Zustand des Exils, das heißt in einer Entfernung von der Spiritualität.

Das Exil lehrt, erzieht und formt uns auf die richtige Weise um. Wenn man erkennt, dass dies absolut notwendig ist, dann kann man aus dem Exil in die Befreiung gehen. Eine Befreiung ist ohne das vorherige Exil nicht möglich.

Was ist dieses Exil? Es ist kein materielles Elend, kein Leiden an Hunger, Durst oder harter Arbeit. Das Exil muss man sich als ein Exil aus dem Spirituellen vorstellen. Man weiß noch nicht, was Spiritualität ist! Wenn man sich im Exil befindet, dann spürt man, was Spiritualität sein sollte, wo sie existiert, warum man weit von ihr entfernt ist und was einem fehlt.

So fängt man nach und nach an, Kelim, das Verlangen nach Spiritualität zu bekommen. Wenn diese Wünsche ihr volles Ausmaß erreichen, entkommt man dem Zustand des Exils. Es wird wirklich unerträglich und man kann nicht länger darin bleiben.

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Aus einer Lektion über Pessach, 05.03.2023