Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

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Nur ein Wunder kann helfen

Die Vertreibung kann man nur dann empfinden, wenn der Mensch das Geben erreichen will. Dann unternimmt er große Anstrengungen in allem, was möglich ist, und erkennt schließlich, dass er das Erwünschte aus eigener Kraft nicht erreichen kann.

Folglich kann man sagen, dass er sich entsprechend seinem Kummer und seinem Leid in der Vertreibung fühlt, als ob er an Händen und Beinen festgehalten würde und man ihn nicht zum Geben durchdringen lässt. So versucht er aus eigener Kraft, sich loszureißen, doch etwas hält ihn zurück und lässt nicht zu, dass er sein Ziel erreicht.

Es hat nur den Anschein, dass ihm etwas gelingt, aber am Ende wird deutlich, dass alle Anstrengungen einzig auf sich selbst zielten. Und indem er es von Neuem versucht, deckt er schließlich auf, dass er die Kraft und Energie aus der Selbstsucht gewonnen hatte. So war es nicht beabsichtigt, denn er glaubte, seine Handlungen seien uneigennützig, das reinste Geben, doch mit eine Mal wird offenbar, dass er sie alle nur aus dem einen Verlangen heraus unternommen hat, nämlich um zu genießen; und eben das hat ihn geblendet und betrogen. All dies führt zur Empfindung der Sklaverei, des Unterjocht-Seins in Ägypten.

Aus dem Artikel von Rabasch „Der Segen mit dem Vollzug des Wunders“: Wenn der Mensch sich unter der Macht des egoistischen Verlangens befindet, heißt das die ägyptische Vertreibung. Beim Eintritt in diese Arbeit öffnet sich ihm erst allmählich von oben das ganze Maß des über ihm herrschenden Übels.

Wie gesagt wird: „Und stöhnten die Söhne Israels wegen dieser Arbeit“, das heißt, sie haben gesehen, dass sie nicht fähig sind, die Handlungen des Gebens wegen der Macht der über sie herrschenden Ägypter auszuführen. Folglich mussten sie erkennen, dass sie keine Kraft haben, aus Ägypten auszuziehen und dass nur der Schöpfer sie würde retten können.

Es ist bereits eine große Entdeckung zu erkennen, erstens: Dass ich nicht frei bin. Und zweitens: Dass der böse Geist mich ausfüllt, der mich beherrscht und nur egoistisch, mich einzig für sich zu handeln zwingt. Er ist mir nicht einmal von Nutzen, und doch gibt es mich und den gewissen Geist, der in mir Gestalt angenommen hat und mich im Innern ausfüllt. Dieser böse Geist nagt an mir und fordert die ganze Zeit, ihm zu Diensten zu sein.

Ich trenne mich vom Geist, der in mir lebt und hasse ihn, aber ich kann ihm nichts anhaben. Das ist wie eine Krebsgeschwulst im Innern, von der träume, dass ich ihr entgehen könnte, doch das ist nicht möglich. Nachdem ich mich mit ganzer Kraft abgemüht habe, frei von ihm zu werden, eröffnet sich mir, dass nur die höchste Kraft, die höher ist als ich, dass nur ein Wunder mir helfen kann, diesen falschen Geist zu eliminieren, der mich in jedem Augenblick zwingt, für sich zu handeln, ständig ihn zu suchen und mich mit ihm zu füllen. Und eigentlich nicht mich, sondern ihn.

Das ist die Empfindung der Sklaverei und die Offenbarung der Erkenntnis, dass nur die höchste Kraft mich von ihm befreien kann. Ich bin ganz von dieser Macht gefangen, die mich vollkommen ausfüllt und in ihrem Würgegriff hält. In mir blieb nur ein einziger Punkt des Begreifens, aus dem heraus ich erkennen kann, dass diese fremde Kraft mich treibt und beherrscht. Sie allein regiert mein Herz und meine Vernunft.

Aber über diesen einzig in mir verbleibenden Punkt bin ich eben in der Lage, mich mit dem Schöpfer zu verbinden. Gegen diesen fremden Geist und seine Macht in mir kann ich nichts ausrichten. Und deswegen scheint sich das Verlangen in mir an den Schöpfer und gegen jene böse Macht in meinem Innern zu wenden.

Ich erkenne, dass es andere gute Mächte geben kann und will mich an sie wenden. Das heißt, ich stelle mir den Schöpfer vor. Aber meine anfängliche Vorstellung von der höchsten Kraft hatte doch nichts mit ihr zu tun, denn es war derselbe Pharao. [131532]

Auszug aus der Lektion nach dem Artikel von Rabasch 01/04/14

Josef wird dich nach Ägypten bringen, und Moses wird dich herausführen

Frage: Wo enden die sieben satten Jahre, und wo fangen die sieben Hungerjahre an?

Antwort: Die sieben satten Jahre beschreiben auch die Spiritualität und haben nichts mit dem Materiellen zu tun. Am Anfang des Studiums freut sich der Mensch, dass er die Freunde, das Studium, den Lehrer und das Ziel gefunden hat. Alles leuchtet ihm entgegen, weshalb er glücklich, kraftstrotzend und zu allen möglichen Heldentaten bereit ist.

Dann muss er aber erst einmal verinnerlichen, dass sein Aufstieg von der Vereinigung mit anderen abhängt. Sieben satte Jahre im Exil beschreiben nicht den einfachen Zustand. Der Mensch ist noch nicht in Ägypten eingetroffen. Die sieben satten Jahre fangen erst damit an, dass der Mensch versteht, er ist verpflichtet, voranzukommen, alle Bedingungen einhaltend, die von den Kabbalisten vorgegeben sind; aber auch damit, dass er ihnen zustimmt.

Er ist bereit, sich mit anderen zu verbinden, zu lernen, zu verbreiten, verstehend, dass er innerhalb der Einheit untereinander die spirituelle Welt findet. Das bedeutet, dass Josef alle Brüder, alle Söhne Jakobs nach Ägypten führt.

Es gibt keinen anderen Weg. Es existieren keine alternativen Wege, da es nur ein Gesetz der Übereinstimmung des Lichts und des Verlangens gibt: Alles klärt sich innerhalb der vier Stadien des direkten Lichts.

Frage: Wenn ich jetzt mit allem zufrieden bin und mich in der Periode der sieben satten Jahre befinde, was muss ich dann tun: Sollte ich danach streben, dass sie schneller zu Ende gehen und dann in die sieben Hungerjahre eintreten?

Antwort: Man muss nur zur Umsetzung des Geschrieben streben, und dass wir uns innerhalb unserer Einheit befinden, die vom Studium und der Verbreitung begleitet wird, sodass wir dem Schöpfer dadurch Freude bereiten.

Denke nur an die Vereinigung, und Josef wird dich nach Ägypten bringen. Josef ist ein Punkt unserer Vereinigung, Sefira Jessod. Wenn du nach allen deinen Versuchen, die Verbindung zu umgehen, schließlich doch einverstanden bist und beginnst, dich zu verbinden – das heißt: die Seele zu korrigieren -, dann wirst du dich in Ägypten wiederfinden.

Die Brüder Josefs kommen erst dann nach Ägypten, als auf dem Boden Khanaans auch der Hunger verspürt wird, das heißt, sie können nicht weiter vorankommen. Jeder von ihnen hat sich bis zu einem bestimmten Grad entwickelt, doch jedes weitere Wachstum ist nur durch die Vereinigung möglich.

Es gleicht unserer Welt, die sich lange in der Selbstbezogenheit entwickelte, was zu einem Zustand satten Überflusses geführt hat, in dem die Menschheit nun aber nicht mehr so recht begreift, wie weiter damit umzugehen ist. Rettung verspricht heutzutage einzig eine allumfassende, länderübergreifende Vereinigung, doch wir sehen, wie schwierig es ist, sie zu erreichen.

Wir werden gezwungen sein, den Zustand des Hungers in der Welt zu erleben: des physischen, materiellen und spirituellen; danach werden wir bereit sein, uns zu vereinigen. Der Abstieg nach Ägypten ist ein Abstieg zur Vereinigung. Dieser Zustand ist den inneren Eigenschaften des Menschen und den Menschen überhaupt unerwünscht. Die Brüder stimmen dem Vorschlag Josefs unter großen Zweifeln zu, denn sie haben jede Menge Befürchtungen.

Sie wollen nicht nach Ägypten, da sie danach verpflichtet sein werden, ein Volk, eine Gruppe, eine Familie zu werden, die einheitlich und verbunden ist, weil sie sich unter den Ägyptern befinden. Das heißt für uns, dass wir bereit sein sollen, so zu arbeiten, dass unsere Vereinigung aus dem Verlangen des Gebens stammt.

Jessod ist ein Punkt, der Malchut beeinflusst, und er kann nur dann geben, wenn sich alle vorhergehenden Eigenschaften – Sefirot – dem anschließen. Lasst uns also fragen, ob wir uns in solch einem Zustand befinden oder nicht? Ob wir uns verbinden wollen, um gebend zu werden – , damit zwischen uns dieser Boden Malchut offenbart wird?

Es handelt sich um die Gruppe, die „Söhne Jakobs“ heißt: Sie kommt beim Geben voran. Aber sie wollen nicht nach Ägypten, und deshalb sind sie gezwungen, in diese Zustände zu geraten. Doch das Ziel soll auch über den ganzen Weg hinweg ständig erhalten bleiben: das Geben, um die gegenseitige Vereinigung zu erreichen, innerhalb welcher wir den Schöpfer offenbaren und fühlen, wie wir Ihm Vergnügen bereiten und die Verschmelzungen mit Ihm erreichen.

Ich kann auf alle Fragen nur das Eine antworten: Strengt euch an, um aus eurem eigenen Ägypten auszuziehen, und ihr werdet sehen, dass alles verwirklicht wird. [132389]

Auszug aus dem Unterricht nach dem Artikel aus dem Buch „Shamati“, 09/04/14