Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Ich lüge, aber ehrlich

Frage: Eine Sache ist es, mit jemandem oder mit etwas zu spielen, und eine andere, in meinem Inneren, künstlich zu spielen. Wie geht das?

Meine Antwort: Du bist dir darüber im Klaren, dass du von einem Zustand in den anderen übergehen musst. Der eine Zustand kommt jetzt in dir zum Vorschein, und der, den du erreichen willst, bleibt erst einmal in deiner Einbildung. Du malst ihn dir, stellst ihn dir so vor, wie er sein soll.

– Was genau stellst du dir vor? Was willst du erreichen?

– Das Geben und die Liebe.

– Du lügst es vor.

– Natürlich lüge ich es vor. Doch mir wird gesagt, dass ich geben soll, und ich stimme dem scheinbar zu.

– Sehr gut. Du hast deine Freunde – fang an, diese Beziehung der Liebe und des Gebens zwischen ihnen aufzubauen. Bitte. Was, du willst nicht?

– Natürlich nicht.

– Du musst es auch nicht wollen. Führe nur einfache mechanische Handlungen durch. Setz dich zusammen mit ihnen hin, denke wenigstens ein bisschen daran, soviel du kannst. Und was das Wichtigste ist: während du studierst, kommt das Licht – und plötzlich spürst du, wie du dieser Bestrebung, dieser Entwicklung zustimmst.

Nun ist es für dich wichtig, dich in diese Richtung zu bewegen. In deinem Inneren willst du es noch nicht besonders, verstehst jedoch bereits, dass es wichtig ist. Die Zustände ändern sich weiterhin – auf diese Weise kommst du voran. Du kommst unter Einwirkung des Lichts voran, kannst aber selbst das tun, was in deiner Hand liegt.

Genau dafür hat das Zerbrechen von Kelim stattgefunden – um die nötige Bedingung für uns zu schaffen: selbst ohne es zu wollen, allein durch physische Handlungen können wir anfangen, das Licht, das zur Quelle zurückführt, anzuziehen.

Ich bin von allen umgeben und hasse alle, ich bin nicht darauf bedacht, ja kann noch nicht einmal an die Liebe und das Geben denken. Die Freunde interessieren mich nicht, ich will allein auf der ganzen Welt sein, allein mit dem Schöpfer… Und dennoch führe ich äußerlich nach und nach irgendwelche Handlungen durch, selbst wenn sie mir unangenehm sind und mir diktiert werden – doch damit fangen wir an.

Und anschließend kommt der Hass noch mehr zum Vorschein. Doch zusammen mit dem Hass kommt auch die Wichtigkeit des Ziels. Ich sehe, wie wichtig es ist, das Geben zu erreichen, und wie weit ich davon entfernt bin.

Letztendlich steigert sich die Wichtigkeit ins Unermessliche, du willst nur geben, hasst es jedoch andererseits, bist dazu nicht in der Lage und vollkommen davon getrennt. Wenn diese beiden Pole eine endgültige Form in deiner Wahrnehmung angenommen und finale Stärke erreicht haben, dann schreist du.

Genau das bedeuten die „Tore der Tränen für die Armen im Geiste“. Du fühlst, dass du nichts hast und kannst dich nicht mehr damit abfinden.

Auszug aus dem Unterricht über einen Artikel von Rabash, 15.02.2011


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