Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Der Lohn für meine Arbeit

Wenn ich den Funken des Gebens – die Kraft, die in der Lage ist, meinem Egoismus entgegenzuwirken – in mir entwickeln möchte, versuche ich, mich mit Freunden zu verbinden, gemäß der Methode, die der Lehrer vermittelt, mit Hilfe des Lichts, das während unseres gemeinsamen Studiums angezogen wird.

Und dann beginne ich zu spüren, wie mein Verlangen, das Ziel zu erreichen, wächst, denn ich investiere so viel Kraft darein und versuche zu klären, was das wahre Geben im Vergleich zum Empfangen, die Einheit im Vergleich zur Trennung, die Gruppe im Vergleich zu einem einzelnen Menschen bedeutet.

Und wenn ich durch die Gruppe genau nach der Einheit, nach dem Geben, nach dem Schöpfer strebe, erziele ich dadurch, dass ich viel studiert und viel Kraft investiert habe, genau das ungekehrte Ergebnis – das Gefühl der Entfremdung.

Zuvor habe ich das nicht empfunden, ich habe lediglich den Punkt des Gebens wahrgenommen und gehofft, alles erreichen und dieses neue Verlangen befriedigen zu können. Doch nun, anstatt dieses punktuellen neuen Verlangens, empfange ich in diesem Punkt die Empfindung, wie entgegengesetzt und fern ich der Vereinigung, der Verbindung, der Gruppe, dem Lehrer, der kabbalistischen Methode und dem Geben bin. Mich stoßen alle diese Begriffe ab.

Und dann glaube ich, dass ich vollkommen verkehrte Ergebnisse erzielt habe, in Bezug auf das, wonach ich gestrebt habe. Und ich denke: Vielleicht bedeutet das, dass die Methode falsch ist? Ich fange an, an den Büchern, an der Gruppe und am Lehrer zu zweifeln, und begreife nicht, dass dies die richtige Form der Entwicklung ist und ich genau jetzt beginne, meinen wahren Zustand in Bezug auf den Schöpfer, die Eigenschaft des Gebens, zu enthüllen, indem ich erkenne, wie weit ich davon entfernt bin.

Wenn es mir gelingt, diese Empfindung irgendwie zu überwinden und mich dazu zu zwingen, meine Versuche, mich zu verbinden, zu studieren, das höhere Licht anzuziehen, zu einem einheitlichen Teil der Gruppe zu werden, wie es der Lehrer empfiehlt und die Gruppe gemäß ihren Statuten bestimmt hat, fortzusetzen, werde ich mich über dieses Gefühl der Abstoßung und der Entfremdung erheben und spüren können, dass ich tatsächlich ein wenig neue Erkenntnis, neue Kraft, Verbindung gewinnen konnte und vorangekommen bin!

Ich bekomme also ein gutes Gefühl und mache mich mit neuer Kraft an das Studium, an die Arbeit – bis ich von meinem starken Bestreben nach Geben und Verbindung wieder zum Gefühl der Entfremdung und der Kraftlosigkeit, zum Verlust des Interesses komme. Ich denke: „Und das ist der ganze Lohn für meine Arbeit?!“ Ich glaube nicht daran, dass das die Belohnung sein soll!

Wenn die Gruppe den Menschen nicht unterstützt, ist es sehr schwer an die Richtigkeit dieses Weges zu glauben, denn mein ganzes Wesen sagt das Gegenteil: das kann nicht sein! Doch auch dieses Hindernis ist letztendlich überwindbar, denn „was der Verstand nicht schafft, schafft die Zeit“, und letztendlich fange ich an, diesen Berg, auf dem der Königspalast steht, hochzuklettern (Baal HaSulam führt dieses Beispiel in der Einführung zu TES, im Punkt 33 an).

Das ist die richtige Entwicklung, doch wenn sie in unserem egoistischen Verlangen, in unserem Herzen und unserem Verstand, wahrgenommen wird, können wir sie nur schwer objektiv von außen betrachten und über uns selbst als ein unbefangener Richter, der unabhängig von den eigenen Empfindungen ist, urteilen. Hier treffen jedoch immer zwei Gegensätze aufeinander: wir streben nach Geben, nach Verbindung, nach Einheit, nach Spiritualität – und werden zurückgestoßen. Und wir streben trotzdem danach – und werden wieder zurückgestoßen. Auf diese Weise verläuft das Vorankommen.

Und hier hängt natürlich alles davon ab, wie schnell der Mensch diese Abstoßung überwindet und zur Vereinigung zurückkehrt. Einen sehr starken Einfluss darauf hat die Umgebung, die „Stützen auf dem Weg“, die wir für uns selbst durch das Studium und die Arbeit erschaffen, indem wir den Ablauf streng einhalten und uns möglichst eng an das Leben der Gruppe und die Verbreitung binden. Je mehr Kraft der Mensch darein investiert, desto mehr beschleunigt er seine Entwicklung.

Auszug aus dem Unterricht nach einem Shamati-Artikel, 11.05.2011


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