Kabbala und der Sinn des Lebens - Michael Laitmans persönlicher Blog

Wie man den Schöpfer bittet

S. Vinokur: Aus einem Brief: „Wie können wir den Schöpfer bitten, barmherzig zu sein? Es ist genug Blut geflossen, was will Er von uns?“

M. Laitman: Der Schöpfer möchte, dass du so bist wie Er. Das heißt vor allem, sich bewusst zu machen, dass Er der Einzige ist, der über alles richtet, dass alles nur von Ihm, vom Schöpfer, abhängt. Man sollte sich nur an Ihn, den Schöpfer, richten.

Und wenn ihr euch Ihm zuwenden wollt, müsst ihr zusammen sein. Gemeinsam! Mit den meistgehassten Gegnern, wer oder was auch immer sie sein mögen. Wenn du nicht auf einen Fremden zugehen kannst, auf einen anderen Menschen, und ihn umarmen und dich an den Schöpfer wenden kannst…

S. Vinokur: Den Menschen, den ich hasse?

M. Laitman: Ja, man muss aus der Ferne damit anfangen, aber Schritt für Schritt mit der Absicht, sich dem Schöpfer zu nähern, ihn zu umarmen und sich ihm zuzuwenden.

S. Vinokur: Also ist meine Aufgabe, demjenigen näher kommen, den ich am meisten auf der Welt hasse…

M. Laitman: Unbedingt! Ansonsten wird der Schöpfer dich nicht hören.

S. Vinokur: Ihn umarmen und sich an den Schöpfer wenden?

M. Laitman: Ja, der Schöpfer steht hinter deinem Hasser, deinem Feind – hinter ihm. Wenn du dich dem Schöpfer zuwenden willst, mußt du deinen Feind auf irgendeine Weise durchdringen – mit deiner Einstellung.

S. Vinokur: Ihm das Herz brechen, meinen Sie?

M. Laitman: Ja.

S. Vinokur: Um sich dem Feind zu nähern, muss er sich erst das Herz brechen, wie es scheint?

M. Laitman: Ja, natürlich.

S. Vinokur: Nun, das ist ein unerträglicher Zustand, seien wir ehrlich.

M. Laitman: Wenn das ein unerträglicher Zustand ist- na ja, dann sterben wir eben. Von Jahrhundert zu Jahrhundert.

S. Vinokur: Aber Sie halten das für eine Grundvoraussetzung, nicht wahr?

M. Laitman: Ja, es muss so sein, dass ich in allen Menschen meinen geliebten Menschen sehen muss. Mehr als das – Teilchen des Schöpfers, seine Boten, seine Vertreter. Wenn ich alles um mich herum auf diese Weise behandle, werde ich plötzlich sehen, dass der Schöpfer in sie gekleidet ist. Er ist in ihnen, er füllt sie aus, und im Allgemeinen ist Er alles. Alles!

S. Vinokur: Unser Zuschauer hört Sie und in ihm steht alles Kopf. Er sagt: „Es ist nicht nur unmöglich, es ist einfach… Nun, das ist unmöglich!“ Was soll unser Zuschauer denn tun?

M. Laitman: Sich umwenden – das ist es, was er tun muss. Umwenden!

S. Vinokur: Und auch hier, wenn Sie sagen „umwenden“, muss ich den Schöpfer fragen: „Gib mir bitte eine Chance mich umzuwenden?“

M. Laitman: Ja, natürlich! Und was bin ich schon? Ein kleines, egoistisches Teilchen, das zu nichts fähig ist.

S. Vinokur: Ich bin also nur fähig, mich an den Schöpfer zu wenden, dass ich mich umwenden möchte und mich meinem Feind nähern möchte, ihn umarme und ein Gebet mit ihm spreche?

M. Laitman: Ich bitte den Schöpfer, es mir zu erlauben, es mir zu zeigen, mich zu lehren, mich voranzutreiben, und dass auch mein Feind das Gleiche will, dass er mit mir einverstanden ist. Denn ich sehe sowohl mich als auch meinen Gegner als eine Handlung des Schöpfers. Dass der Schöpfer uns aufeinander richtet und unsere Hörner aneinander stößt.

Und so bitte ich den Schöpfer, uns einander näher zu bringen, unsere Arme zu öffnen, anstatt unsere Fäuste, und dass wir uns nach und nach unsere Liebe zeigen. Bis hin zur Liebe.

S. Vinokur: Nun, wenn die Welt Sie hören würde, dann…

M. Laitman: Wenn die Leute das wollen – das ist das Problem. Der Schöpfer ist bereit, es zu tun, wenn die Menschen es wollen. Und ob sie es tun werden – das hängt von dem Leid ab, das sie empfinden.

Der Kelch ist natürlich übervoll. Wir haben keine Ahnung, wie sehr der egoistische Kelch nicht überläuft.
Und was es braucht, um dorthin zu gelangen!

S. Vinokur: Was ist der Ausweg?

M. Laitman: Weiter machen! Ja, der Egoismus ist unendlich, ebenso wie der Altruismus. Wir zerstören nicht das eine auf Kosten des anderen, wir müssen beide nur richtig verbinden.

S. Vinokur: Hass mit Liebe, Egoismus mit Altruismus?

M. Laitman: Ja, aber nur, um den einen über den anderen zu erheben. Nicht Hass über Liebe, sondern Liebe über Hass. Es heißt: „Alles Leid wird von der Liebe bedeckt sein“. Und ohne Hass wird das Leiden nicht spürbar sein. Wir müssen ihn also hegen und pflegen.

S. Vinokur: Den Hass?

M. Laitman: Den Hass, ja. Ein bisschen mehr hier und ein bisschen mehr hier. Das ist die Art von Hass, die wir hier brauchen, das ist alles. Oh, das ist gut! Jetzt verstehe ich, wie viel mehr ich lieben kann, denn es ist noch etwas mehr Hass herausgekommen.

S. Vinokur: Und ich habe die Chance, mehr zu lieben, nicht wahr?

M. Laitman: Ja, es ist ein Spiel.

S. Vinokur: Aber es ist ein Spiel auf Leben und Tod. Ehrlich.

M. Laitman: Nun, ich sage dir, letztlich kann man dazu nichts sagen, solange wir nicht ernsthaft mit der Umsetzung beginnen. Aber wenn wir fertig sind, werden wir erkennen, dass es richtig war und dass der Schöpfer Recht hatte, dass er die Welt so geschaffen hat. Die vollständige Rechtfertigung kann erst am Ende erfolgen. Dann werden wir absolut rechtschaffen sein.

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Aus der TV-Sendung „Nachrichten mit Dr. Michael Laitman“ 


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